Was ist ein Musikproduzent?

Unter einem Musikproduzenten versteht man in der Musikindustrie eine Person, die mit der Leitung und Durchführung einer Musikproduktion betraut ist. Die Aufgaben eines Musikproduzenten können sehr unterschiedlich sein. Er koordiniert beispielsweise die Musikaufnahmen im Tonstudio, das Engagement der Musiker und kümmert sich um die Vermarktung.

Den Musikproduzenten gibt es in dieser Form meist nur in der Popmusik, der Countrymusik, im Hip-Hop, im Jazz sowie in der elektronischen Musik. In der klassischen Musik hat in der Regel der künstlerische Aufnahmeleiter – meist ein Tonmeister – mehr Einfluss auf das künstlerische Ergebnis. Die Arbeit des Musikproduzenten bei der Klanggestaltung ist teilweise mit der des Regisseurs eines Kinofilms vergleichbar. Da sie sowohl künstlerische als auch technische Aufgaben wahrnehmen, rekrutieren sich Musikproduzenten nicht selten aus dem Bereich der Tonstudios (Studioinhaber oder Toningenieure) oder sind Komponisten/Liedtexter, die die Umsetzung ihrer Kompositionen im Studio selbst betreuen.

Im Bereich der elektronischen Musik oder auch des Hip-Hop ist der Musikproduzent der musikschaffende Künstler, der im Schaffensprozess die getrennten Arbeitsbereiche Interpretation, Komposition, Tontechnik und Musikproduktion im klassischen Sinne miteinander verschmilzt.

Die Rolle des Musikproduzenten: Ein umfassender Überblick

Die Musikproduktion ist ein wichtiger Teil der Musikindustrie, der oft im Hintergrund bleibt. Musikproduzenten spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Musik, indem sie den kreativen und technischen Prozess der Aufnahme, Bearbeitung und Veröffentlichung von Musikstücken steuern. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Aufgaben eines Musikproduzenten und gibt einen ganzheitlichen Einblick in seine Bedeutung und Arbeitsweise.

Aufgaben eines Musikproduzenten

Musikproduzenten spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Musikaufnahmen, indem sie technische, künstlerische und wirtschaftliche Aspekte miteinander verbinden. Sein Aufgabenbereich variiert je nach Arbeitsteilung zwischen Musiklabel, Tonstudio und Produzent, lässt sich aber in die Phasen vor, während und nach der Aufnahme unterteilen.

Vor der Aufnahme

Im Vorfeld einer Aufnahme sucht der Musikproduzent Talente, bildet sie aus und entscheidet zusammen mit dem Artists- und Repertoire-Manager über deren Repertoire. Er trifft auch die endgültigen Entscheidungen über das Arrangement und den Einsatz von Session-Musikern. Als Mittler zwischen Plattenfirma und Künstler trägt er auch die kommerzielle Verantwortung und entscheidet über das Aufnahmebudget. Aus urheberrechtlicher Sicht muss der Musikproduzent die Rechte an den geplanten Musikwerken einholen, um eine spätere Verbreitung durch Tonträger zu ermöglichen. Dies geschieht in Form von Künstlerexklusivverträgen. Häufig übernimmt der Produzent auch die Ausarbeitung des Arrangements, die Auswahl der einzelnen Instrumental- und Gesangsstimmen und die Aufnahmeregie.

Während der Aufnahme

Während der Aufnahme überwacht der Musikproduzent die Arbeit im Studio. Sie erstellen Aufnahmepläne, organisieren die Aufnahmesession im Tonstudio und entscheiden über neue Takes. Sie arbeiten eng mit Technikern und Künstlern zusammen, um sicherzustellen, dass jede Aufnahme technisch einwandfrei und künstlerisch überzeugend ist. Dieser Prozess kann mehrere Durchgänge und Anpassungen umfassen, um den gewünschten Klang zu erzielen. Er entscheidet, welche Takes zum Mischen und Mastern freigegeben werden, und bezahlt die Toningenieure und Studiomusiker. Der Produzent kümmert sich um die Platzierung von Mikrofonen, Mikrofonverstärkern, Notenständern und die Isolierung von Instrumenten oder überwacht diese.

Er arbeitet eng mit den Künstlern zusammen, um die Aufnahme zu optimieren, und kooperiert mit dem Studioteam vor, während und nach der Aufnahme. Während und nach der Aufnahmesession steht dem Produzenten und Toningenieur eine breite Palette von Klangeffekten zur Verfügung, wie Overdub, Kompression, Equalizer, Delay, Flanger, Phaser, Chorus, Filter, Pitch Shifter oder Distortion. Der Produzent ist in alle Phasen der Tonaufnahme, des Mixing (das Mischen aller Takes) und des Mastering (das Zusammenfügen des endgültigen Sounds) involviert.

Nach der Aufnahme

Nach der Aufnahme folgt das Mixing, bei dem die einzelnen Spuren eines Songs ausbalanciert und harmonisch zusammengefügt werden. Das Mastering schließlich sorgt dafür, dass das Endprodukt auf allen Abspielgeräten optimal klingt, indem es ihm den letzten Schliff gibt. Der Musikproduzent erhält vom Künstler im Plattenvertrag das Recht, die Musik aufzunehmen und zu verwerten. Dies kann ihm das Recht einräumen, die im Produktionsvertrag genannten Musiktitel noch Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung zu verwerten.

Der Produzent kann, muss aber nicht, die Produktions- und Vermarktungskosten vorläufig übernehmen. Er sucht sich – sofern noch nicht geschehen – Plattenfirmen, die die fertige Aufnahme auf Tonträger pressen lassen und anschließend vermarkten. Interpreten und Plattenfirmen verlassen sich auf den Produzenten als objektiven Hörer, um den richtigen Sound zu finden.

Geschichte des Musikproduzenten

Der Beruf des Musikproduzenten ist eng mit der Entwicklung des Tonstudios verbunden. Das erste Aufnahmestudio eröffnete der Pianist Frederick William „Fred“ Gaisberg (*1873, †1951) Anfang 1897 in Philadelphia, Pennsylvania. Gaisberg war Mitarbeiter des deutsch-jüdischen Emigranten Emil Berliner. Während sich Berliner auf Wiedergabetechniken wie Grammophon und Schallplatte konzentrierte, gab es parallel Bestrebungen, die industrielle Aufnahmetechnik zu verbessern. Gaisberg, der als Pianist die Perspektive des Interpreten kannte, setzte sich intensiv mit der Aufnahmetechnik auseinander. Die Arbeitsteilung im Tonstudio war damals noch gering, die Aufgaben des Toningenieurs, des Musikproduzenten und des Künstler- und Repertoiremanagers waren oft in einer Person vereint.

Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Musikproduzentenberufs war die Ernennung von Harry O. Sooy zum Leiter des Aufnahmeteams bei RCA Victor am 1. Januar 1909, mit der die Funktion des Musikproduzenten offiziell geschaffen wurde. Die Bedeutung und die Aufgaben des Musikproduzenten wuchsen mit der rasanten technischen Entwicklung. Als John Hammond am 9. Dezember 1932 mit der Band von Fletcher Henderson drei Jazzaufnahmen einspielte, begann de facto die Karriere des Musikproduzenten. Hammonds Aufgabe bestand zunächst darin, die Musiker zu kontaktieren, die Anzahl der Aufnahmen zu koordinieren und die Musik so natürlich wie möglich auf Band zu bannen.

Mit der Einführung des Tonbandgerätes 1948 änderten sich die Möglichkeiten der Musikproduktion grundlegend. Fehlerhafte Aufnahmen konnten nun ganz oder teilweise gelöscht und neu produziert werden. Die Mehrspurtechnik ermöglichte es, einzelne Spuren getrennt aufzunehmen und später zusammenzufügen, was das Tätigkeitsfeld des Produzenten erheblich erweiterte.

In den 1950er Jahren beschritten die erfolgreichen Rock & Roll-Autoren Jerry Leiber und Mike Stoller neue Wege in der Studiopraxis der Popmusik. Sie griffen wie nie zuvor in den Aufnahmeprozess ein und setzten ihre eigenen Kompositionen im Studio um. Die technischen Möglichkeiten waren 1955 zwar noch bescheiden, denn es konnten lediglich verschiedene Takes zusammengefügt und Halleffekte erzeugt werden.

Dennoch schufen sie eine neue Rolle, die über das bloße Aufnehmen hinausging. Für ihre Arbeit gab es noch nicht den Begriff des Musikproduzenten („record producer“) und sie wurden auf den ersten Drifter-LPs noch als „supervisors“ bezeichnet. Leiber und Stoller prägten den Status des Musikproduzenten entscheidend, indem sie die Musikproduktion als Teil des Komponierens und als eigenständigen Beruf etablierten.

Unabhängige vs. angestellte Musikproduzenten

In der Musikindustrie gibt es zwei Haupttypen von Musikproduzenten: unabhängige Produzenten und angestellte Produzenten. Diese Unterscheidung beruht auf dem Beschäftigungsverhältnis und den damit verbundenen wirtschaftlichen Aspekten.

Angestellte Musikproduzenten

Angestellte Musikproduzenten arbeiten in der Regel für Plattenfirmen und erhalten von ihrem Arbeitgeber ein festes Gehalt. Zusätzlich zu ihrem Gehalt erhalten sie erfolgsabhängige Tantiemen, die sich nach den Verkaufszahlen und der Popularität der von ihnen produzierten Musik richten. Dieses Modell bietet ihnen finanzielle Sicherheit und ein stabiles Einkommen, da sie keinem direkten unternehmerischen Risiko ausgesetzt sind. Ihre Aufgaben umfassen sowohl die kreative Gestaltung der Musik als auch die technische Betreuung des Aufnahmeprozesses. Durch ihre Anstellung bei einem Label profitieren sie häufig von umfangreichen Ressourcen und Netzwerken, die ihnen den Zugang zu einer Vielzahl von Künstlern und modernster Technik ermöglichen.

Unabhängige Musikproduzenten

Unabhängige Musikproduzenten arbeiten auf eigene Rechnung und tragen daher ein erhebliches unternehmerisches Risiko. Sie finanzieren ihre Projekte häufig durch Vorauszahlungen, die sie mit künftigen Tantiemen verrechnen. Diese Vorauszahlungen dienen als Investition in die Produktion, wobei der Erfolg des Projekts über den finanziellen Ertrag entscheidet. Ein unabhängiger Produzent stellt das fertige Master her und bietet es interessierten Plattenfirmen an. Diese übernehmen dann die Vermarktung und den Vertrieb der fertigen Songs. Der Produktionsvertrag mit der Plattenfirma sichert dem Produzenten seine Einnahmen aus den Tonträgerverkäufen. Es besteht jedoch das Risiko, dass bei geringen Verkaufszahlen die Einnahmen die Produktionskosten nicht decken, was zu finanziellen Verlusten führen kann.

Unterschiedliche Spezialisierungen von Musikproduzenten

Unabhängig davon, ob sie angestellt oder selbständig sind, können Musikproduzenten verschiedene Spezialisierungen haben, die sich in ihren Aufgaben und Herangehensweisen unterscheiden:

Die Rolle des Musikproduzenten ist also äußerst vielseitig und erfordert sowohl technisches Wissen als auch kreative Fähigkeiten. Diese Vielfalt ermöglicht es den Produzenten, ihre individuellen Stärken und Spezialisierungen in den Produktionsprozess einzubringen und so den einzigartigen Sound eines jeden Musikstücks zu formen.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Während angestellte Produzenten aufgrund ihrer festen Anstellung weniger finanziellen Risiken ausgesetzt sind, müssen selbständige Produzenten über unternehmerische Fähigkeiten verfügen und bereit sein, finanzielle Risiken einzugehen. Beide Produzententypen teilen sich jedoch die Verantwortung für den kreativen und technischen Prozess der Musikproduktion. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist der Zugang zu Ressourcen: Angestellte Produzenten haben oft besseren Zugang zu modernster Technologie und einem breiten Netzwerk von Künstlern und Fachleuten, während unabhängige Produzenten oft flexibler und kreativer agieren können, da sie nicht den Beschränkungen eines Labels unterliegen.

Der kreative Prozess eines Musikproduzenten

Der kreative Prozess eines Musikproduzenten umfasst mehrere Schritte, beginnend mit der Konzeption und dem Songwriting bis hin zur finalen Produktion. Die enge Zusammenarbeit mit den Künstlern ist entscheidend für die Umsetzung der künstlerischen Vision. Wie diese Prozesse in der Praxis ablaufen, soll hier am Beispiel eines bekannten Albums veranschaulicht werden.

Technische Fähigkeiten eines Musikproduzenten

Moderne Musikproduzenten müssen mit verschiedenen Software- und Hardware-Tools vertraut sein. Dazu gehören Digital Audio Workstations (DAWs), Synthesizer und Effektgeräte. Der Einsatz dieser Technologien ermöglicht es den Produzenten, innovative Sounds zu kreieren und die Klangqualität zu optimieren.

Wie wird man Musikproduzent?

Der Weg zum Musikproduzenten kann über eine formale Ausbildung oder autodidaktisches Lernen führen. Wichtige Fähigkeiten sind musikalisches Verständnis, technisches Wissen und kreative Problemlösung. Netzwerke und praktische Erfahrungen sind ebenfalls entscheidend für den Einstieg in die Branche.

Herausforderungen und Belohnungen des Berufs

Die Arbeit als Musikproduzent ist anspruchsvoll und erfordert sowohl technische als auch kreative Fähigkeiten. Zu den Herausforderungen gehören lange Arbeitszeiten und die Notwendigkeit, mit den technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. Der Beruf bietet aber auch viele Belohnungen, wie die Möglichkeit, kreative Projekte zu realisieren und erfolgreiche Musikkarrieren zu unterstützen.

Liste bekannter Musikproduzenten