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Lauteninstrumente

Lauteninstrumente

Inhaltsverzeichnis

Was sind Lauteninstrumente?

Die Kategorie der Lauteninstrumente leitet sich von der Laute ab und umfasst verschiedene Arten von Saiteninstrumenten. Sie bestehen in der Regel aus einem Resonanzkörper und einem Saitenhalter, wobei die Saiten parallel zur Decke verlaufen. Stiellauten haben einen Hals, der über den Korpus hinausragt, während Jochlauten Saiten haben, die zu einem Querbalken führen. Eine dritte Gruppe bilden die afrikanischen Bogenlauten oder Pluriarc. Diese Definition gilt sowohl für Zupf- als auch für Streichinstrumente und wird durch die Systematik von Hornbostel-Sachs bestätigt.

Klassifikationen von Lauteninstrumente

  • (321.1) Bogenlauten, auch Pluriarc genannt, weisen eine einzigartige Konstruktion auf, bei der mehrere gebogene Saitenhalter jeweils eine Saite am Ende fixieren. Ihre Vielfalt erschwert oft eine eindeutige Klassifizierung.
  • (321.2) Jochlauten, auch Leiern genannt, weisen eine andere Konstruktion auf, bei der die Saiten an einem Resonanzkasten und einem zwischen zwei Armen aufgehängten Joch befestigt sind. Dazu gehören antike Leiern wie die Kithara und die Lyra sowie ostafrikanische Varianten wie die Krar und die Beganna.
    • (321.21) Schalenleiern mit schalenförmigem Resonanzkörper: Lyra, Tanbura.
    • (321.22) Kastenleiern mit kastenförmigem Resonanzkörper: Kithara, Beganna, Crwth.
  • (321.3) Stiellauten, bei denen ein Spieß oder Hals als Saitenhalter an einem Korpus befestigt ist. Die Stiellauten sind die größte und vielfältigste Gruppe und werden nach dieser Systematik weiter unterteilt in:
    • (321.31) Spießlauten, bei denen ein Spieß oder Stiel durch den Korpus gesteckt oder an dessen Oberseite entlanggeführt wird. Der Korpus kann schalenförmig (bootsförmig oder rund, Ravanahattha), röhrenförmig oder zylindrisch (Banjo, Endingidi, Sanxian, Tschuniri) oder kastenförmig (Masenqo, mongolische Pferdekopfgeige) sein. Die Spießlaute werden gezupft oder mit einem Bogen gestrichen. Eine Unterscheidung nach der Spielweise wird instrumentenkundlich nicht vorgenommen.
    • Gestrichene Spießlauten bilden die Gruppe der Spießgeigen, auch Stachelfideln, Stachelgeigen, seltener Dornfideln (Rabāb, Rebab, Kamantsche). Orientalische Spießgeigen werden meist in aufrechter Haltung gespielt und mit dem Stachel auf den Boden gestellt. Afrikanische Spießgeigen sind meist einsaitig und werden meist quer vor dem Oberkörper gehalten (Goge, Imzad, Ribab, Endingidi). Ost- und südostasiatische Röhrenspießgeigen werden senkrecht auf dem Boden oder auf dem Oberschenkel gehalten (Erhu, Sor U, Rebab).
    • (321.32) Halslauten, bei denen der Hals nicht durch den Korpus geht, sondern am Korpus befestigt (oder eingeschnitzt) ist. Die Halslauten können ihrerseits nach der Form des Korpus unterteilt werden in:
      • (321.321) Schalenhalslauten sind Lauten, deren Korpus schalenförmig aus einem Holzblock ausgehöhlt oder aus Spänen zusammengesetzt ist (Korpus aus Spänen: z.B. Tanbur, Oud, (europäische) Laute, Knickhalslaute, Theorbe, Colascione, Angelica, Neapolitanische Mandoline, Mandola, Mandora, Balalaika, Bouzouki, Biwa, Gitarrenlaute, Tschonguri. Korpus massiv: traditionelle Charango, Gambus, Panduri).
      • (321.322) Kastenhalslauten sind Zargeninstrumente, bei denen der Korpus kastenförmig mit Boden, Decke und Zargen aufgebaut ist (z.B. Gitarre, Cavaquinho, Cister, Geige, Fidel, Viola da gamba, Vihuela, Bandola, Tarawangsa, Flachmandoline, Ukulele, Yueqin und Viola (Portugal)).
    • (321.33) Binnenspießlauten in Westafrika, bei denen der Spieß innerhalb des Korpus endet. Die Saiten werden hinter dem Steg durch ein Schallloch geführt und an der Innenseite des Spießes befestigt. Sie werden ausschließlich gezupft (Ngoni, Xalam, Tidinit, Tahardent, Keleli).
      • (321.331) Binnenspießlauten mit schalenförmigem Korpus. Hierher gehören fast alle Binnenspießlaute.
      • (321.332) Binnenspießlaute mit kastenförmigem Korpus. Die Ausnahme ist das marokkanische Gimbri.

Eine weitere Einteilung berücksichtigt bei den Stiellauten das Verhältnis von Korpuslänge zu Halslänge:

Kurzhalslauten: Dazu gehören die chinesische Pipa, die Yueqin und die arabische Oud. Bei den verbreiteten Knickhalslauten (europäische Laute, Koboz, Oud, Pipa) ist der Wirbelkasten nach hinten gebogen.

Langhalslauten: Tanbur, Theorbe, Colascione, griechische Bouzouki, zentralasiatische Dombra, russische Domra und Balalaika, türkische Saz, persische und kaukasische Tar, persische Setar, indische Sitar, nordamerikanisches Banjo, albanische Çiftelia, chinesische Sanxian. Frühe Vorläufer dieser Gruppe sind die im 2. Jahrtausend v. Chr. dargestellten sumerischen und altägyptischen Halslaute.

Auch bei den Halslauten unterscheidet man zwischen Sattelknopfinstrumenten (wie Geige, Drehleier, Mandoline und Langhalslaute) und Quersaiteninstrumenten (wie Kurzhalslaute und Gitarre). Bei den Sattelknopfinstrumenten, die eine stärkere Saitenspannung erfordern, werden die Saiten über einen Steg zu einem Befestigungspunkt an der unteren Zarge geführt. Bei den Quersaiteninstrumenten, die eine geringere Saitenspannung benötigen, enden die Saiten an einem Querstab auf der Decke, ein separater Steg ist hier nicht vorhanden.

Die Entwicklung und Geschichte der Lautenmusik

Die Geschichte der Lauteninstrumente ist reich an kulturellen Wendepunkten und musikalischen Neuerungen. Bis zum 15. Jahrhundert diente die Laute vor allem der Begleitung von Vokalstücken im Stil der Mehrstimmigkeit. Abbildungen aus dem Mittelalter zeigen sie häufig neben Streichinstrumenten und Harfen.

Der Aufschwung der schriftlichen Überlieferung von Lautenmusik begann im 16. Jahrhundert, geprägt durch Werke wie Francesco Spinacinos „Intabulatura de Lauto“ von 1507, in denen neben vokalen und instrumentalen Tanzsätzen erstmals auch eigenständig komponierte Solostücke wie das Ricercar auftauchen. Diese Entwicklung ermöglichte eine Emanzipation der Instrumentalmusik und die Entstehung neuer Formen wie Toccata, Fantasie und Präludium.

Das elisabethanische Zeitalter um 1600 brachte eine Blütezeit für das Lautenlied, insbesondere durch Komponisten wie John Dowland. In Frankreich folgte eine Blütezeit der Air de court, in der die Laute zunächst die Rolle der instrumentalen Begleitung des Gesangs übernahm. Diese Funktion wurde jedoch im Laufe des 17. Jahrhunderts zunehmend von der Theorbe übernommen.

Der Einfluss der französischen Lautenisten dominierte die europäische Musiklandschaft ab dem 17. Komponisten wie René Mézangeau, Ennemond Gaultier und François Dufault prägten den lautenistischen Stil der gebrochenen Melodie, der auch von den Clavecinisten adaptiert wurde.

Um 1700 verband sich der französische Stil mit kantablen Elementen aus Schlesien, Böhmen und Österreich, erreichte aber erst mit Silvius Leopold Weiss seinen Höhepunkt. Dieser führte die Lautenmusik im italienischen Stil zu einem letzten künstlerischen Höhepunkt. Ab der Vorklassik zwischen 1720 und 1780 ließ das Interesse an der Laute jedoch stark nach.

Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert wurde Lautenmusik hauptsächlich in Tabulatur notiert. Spätere Notenausgaben zeigen die Laute als transponierendes Instrument, indem sie eine Oktave höher notiert wird.

Trotz der abnehmenden Popularität der europäischen Laute entstanden bis in die jüngste Zeit immer wieder Kompositionen für dieses Instrument. Bedeutende Komponisten und Herausgeber von Lautenmusik zwischen 1500 und 1754 waren Pierre Attaingnant und François Campion in Frankreich, Fabritio Caroso und Cesare Negri in Italien sowie Alonso Mudarra und Luis de Narváez in Spanien. Jahrhundert in England Komponisten wie Henry Purcell Senior und im 18. Jahrhundert in Deutschland Johann Friedrich Fasch.

Der Bau der Laute: Merkmale und Materialien

Die Einzigartigkeit des Lautenbaus

Die Lauteninstrumente zeichnen sich durch ihren charakteristischen Klangkörper aus, der aus mehreren Holzspänen zu einer tränenförmigen „Muschel“ zusammengesetzt ist. Neben Obsthölzern wie Pflaume, Birne und Kirsche wurde vor allem Ahornholz verwendet. Im 16. bis 18. Jahrhundert wurden in Europa auch exotischere Hölzer wie Blumenesche, Eibenholz, Palisander, Ebenholz, Schlangenholz und Elfenbein für die Späne verwendet. Die Decke der Laute besteht meist aus Fichtenholz und ist innen durch mehrere Balken unterteilt.

Der Hals ist mit dem Korpus und einem Holzklotz unter der Decke verleimt, so dass Griffbrett und Decke in einer Ebene liegen. In die Decke ist eine Rosette, auch „Stern“ genannt, eingeschnitzt. Der Saitenhalter, auch „Steg“ oder „Riegel“ genannt, ist zwischen Rosette und Deckenunterkante eingeleimt. Am oberen Ende des Halses befindet sich der Wirbelkasten, der nach hinten abgewinkelt ist und die Laute zu den Knickhalslauten zählt. Die Erbauer von Lauten werden als Lautenbauer, früher auch als Lautenmacher bezeichnet.

Die Entwicklung der Laute ab dem 17. Jahrhundert

Ab etwa 1600 entstanden neue Lautenformen mit mehr Saiten, einem verlängerten Hals und einem zweiten Wirbelkasten mit zusätzlichen Basssaiten. Diese neuen Instrumente wurden als „theorbierte Lauten“ bezeichnet, zu denen das Arciliuto, der Liuto attiorbato, die Theorbe, die Angelica und die deutsche Barocklaute mit Schwanenhals gehörten. Einige dieser Lauten wurden speziell für den Generalbass entwickelt, wie z.B. das Arciliuto und die Theorbe.

Ton bzw. Klangerzeugung

Das Prinzip der Tonerzeugung ist bei allen Streichinstrumenten gleich: Eine gespannte Saite wird durch Streichen oder Zupfen zum Schwingen gebracht. Durch Herunterdrücken der Saite auf das Griffbrett wird ihre Länge verändert, wodurch unterschiedliche Tonhöhen entstehen. Als Klangverstärker dient der Korpus.

Spieltechnik von Lauten

Bis ins 15. Jahrhundert wurde die Laute mit einem Plektrum angeschlagen, das aus einem kräftigen Vogelfederkiel bestand.

Um 1500 entwickelten die Lautenisten die Spieltechnik mit den Fingern. Damit konnten sie mehrstimmig spielen. Bei dieser Technik, die in Lehrwerken von Hans Judenkönig ab 1511 und in Lautenbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts beschrieben ist, werden die Läufe mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand gespielt. Die Akkorde werden mit Daumen, Zeigefinger, Mittel- und Ringfinger angeschlagen. Die Finger der rechten Hand liegen parallel zu den Saiten, während der kleine Finger auf der Decke aufliegt. Diese Technik wird heute oft als „Daumentechnik“ bezeichnet, da der Daumen in Richtung des Handinneren schlägt.

Die Lautenisten entwickelten um 1600 für die rechte Hand die sogenannte „Daumen-außen-Technik“, weil die Bassführung in der Musik der Spätrenaissance und des Barock lebhafter war. Der kleine Finger stützt die Hand, aber die Finger berühren die Saiten fast im rechten Winkel. Der ausgestreckte Daumen bedient jetzt hauptsächlich die Basssaiten. Das Handgelenk bleibt dabei ruhig.

Liste bekannte Lautenisten

  • Albert Reyerman (1944–2020)
  • Amandine Affagard (* um 1987)
  • Andrea Damiani (* 1955)
  • Andreas Martin (* 1963)
  • André Burguete (* 1951)
  • Antony Bailes (* 1947)
  • Anthony Rooley (* 1944)
  • Bernd Hofstötter (* 1975)
  • Bernd Romahn (* 1944)
  • Björn Colell (* 1964)
  • Christina Pluhar (* 1965)
  • Crawford Young (* 1952)
  • Dániel Benkő (1947–2019)
  • Daniel Kurz (* um 1975)
  • David van Ooijen (* um 1970)
  • Dieter Kirsch (* 1940)
  • Diana Poulton (1903–1995)
  • Dohyo Sol (* 1979)
  • Edin Karamazov (* 1965)
  • Eugen M. Dombois (1931–2014)
  • Evangelina Mascardi (* 1977)
  • Frank Pschichholz (* 1966)
  • Fritz Seidemann (1913–2003)
  • Gerhard Tucholski (1903–1983)
  • Gusta Goldschmidt (1913–2005)
  • Hans Brüderl (* 1959)
  • Hans Dagobert Bruger (1894–1932)
  • Hans Neemann (1901–1943)
  • Hans-Werner Apel (* 1959)
  • Hartmut Dentler (1947–2016)
  • Heiko Schmiedel (* 1962)
  • Heinz Bischoff (1898–1963)
  • Heinz Teuchert (1914–1998)
  • Hopkinson Smith (* 1946)
  • Jakob Lindberg (* 1952)
  • Jadran Duncumb (* 1991)
  • James Tyler (1940–2010)
  • Jean-Marie Poirier (* 1950)
  • Joachim Held (* 1963)
  • Joseph Iadone (1914–2004)
  • Jozef van Wissem (* 1962)
  • Julian Behr (* 1972)
  • Julian Bream (1933–2020)
  • Jürgen Hübscher (* 1948)
  • Karl-Ernst Schröder (1958–2003)
  • Konrad Junghänel (* 1953)
  • Konrad Ragossnig (1932–2018)
  • Luca Pianca (* 1958)
  • Lutz Kirchhof (* 1953)
  • Magnus Andersson (* 1981)
  • Marc Lewon (* 1972)
  • Michael Schäffer (1937–1978)
  • Michiel Niessen (* 1963)
  • Miguel Yisrael (* 1973)
  • Mijndert Jape (* 1932)
  • Nigel North (* 1954)
  • Nives Poli (1915–1999)
  • Paul O’Dette (* 1954)
  • Pascal Monteilhet (1955–2022)
  • Patrick O’Brien (1947–2014)
  • Peter Croton (* 1957)
  • Philippe Meunier (* 1942)
  • Rolf Lislevand (* 1961)
  • Rolf Rapp (um 1910–1971)
  • Robert Barto (* 1954)
  • Robert Spencer (1932–1997)
  • Stefan Lundgren (* 1949)
  • Stefan Maass (* 1960)
  • Stephen Stubbs (* 1951)
  • Suzanne Bloch (1907–2002)
  • Takashi Tsunoda (* 1946)
  • Thomas Binkley (1931–1995)
  • Thomas Dunford (* 1988)
  • Thomas Höhne (* um 1970)
  • Toyohiko Satoh (* 1943)
  • Walter Gerwig (1899–1966)
  • Wolfgang Katschner (* 1961)
  • Wolfgang Praxmarer (* 1949)

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