Doo Wop

Doo Wop

Inhaltsverzeichnis

Was ist Doo Wop?

Doo Wop ist ein Musikstil, der in den afroamerikanischen Gemeinden der USA entwickelt wurde. Sie entstand in den 1940er Jahren. In den 1950er und frühen 1960er Jahren wurde Doo Wop zum Mainstream. Doo Wop basierte auf Vokalharmonien und war einer der populärsten R&B-Stile seiner Zeit. Der Sänger Bill Kenny (1914-1978) wird oft als „Pate des Doo-Wop“ bezeichnet. Er führte das „Top and Bottom“-Format ein, bei dem ein hoher Tenor die Hauptstimme sang und ein Basssänger in der Mitte des Liedes den Text vortrug. Charakteristisch für den Doo Wop sind Vokalgruppenharmonien, bedeutungslose Silben, ein einfacher Rhythmus, manchmal wenig oder gar keine Instrumentierung sowie einfache Musik und Texte.

Bedeutung und Merkmale des Doo Wop

Doo Wop ist ein Musikstil, der sich durch markante Vokalarbeit und harmonische Strukturen auszeichnet und in den 1940er und 1950er Jahren in den USA entstand. Der Name leitet sich von den typischen Nonsens-Silben wie Diddle-De-Dum, Du-Wah oder eben Doo-Wop ab. Vor allem in den afroamerikanischen Communities fand dieser Stil großen Anklang. Zu den Hauptmerkmalen des Doo Wop gehören vor allem die mehrstimmigen Gesänge, bei denen die Stimmen oft wie Instrumente eingesetzt werden. Die Harmonien sind meist einfach, aber eingängig und wiederholen sich in rhythmischen Mustern. Ein weiteres typisches Merkmal des Doo Wop ist die Verwendung von Nonsense-Silben wie „doo-wop“, „sh-boom“ oder „ramalama“, die dem Stil seinen Namen gegeben haben. Diese Silben dienen nicht nur als rhythmisches Element, sondern tragen auch zur Melodie bei und verleihen den Liedern ihren unverwechselbaren Klang.

Die Instrumentierung im Doo Wop ist oft minimalistisch und konzentriert sich auf Klavier, Bass, Gitarre und leichte Perkussion. Diese Zurückhaltung in der instrumentalen Begleitung rückt die Gesangsharmonien in den Vordergrund. Inhaltlich beschäftigen sich die Doo Wop-Texte häufig mit Themen wie Liebe, Herzschmerz, Jugendromantik und den Herausforderungen des Alltags. Die Texte sind oft emotional und direkt, was sie für ein breites Publikum besonders zugänglich macht.

Die musikhistorische Bedeutung des Doo Wop ist enorm. Er spielte eine zentrale Rolle in der Entwicklung der populären Musik und war einer der ersten Musikstile, dem es gelang, die Kluft zwischen schwarzem und weißem Publikum zu überbrücken. Dies trug wesentlich zur Überwindung der Rassentrennung in der Musikindustrie bei. Darüber hinaus legte Doo Wop den Grundstein für spätere Musikrichtungen wie Soul und R&B und beeinflusste viele Künstler, darunter auch spätere Soul-Größen. Doo Wop steht für eine Epoche, in der die Jugendkultur und ihre musikalischen Ausdrucksformen an Bedeutung gewannen und eine neue Ära in der Popkultur einläuteten.

Doo Wop: Wie ein Musikstil die 1950er Jahre prägte

Das goldene Zeitalter des Doo Wop

Die Wurzeln des Doo Wop liegen in den USA der 1920er Jahre, als die ersten Vokalgruppen wie das Norfolk Jazz & Jubilee Quartet und die Revelers auftraten, die später sogar die Comedian Harmonists inspirierten. In den 1930er und 1940er Jahren setzten afroamerikanische Gruppen wie die Ink Spots, Mills Brothers, Delta Rhythm Boys und Cats & the Fiddle mit Tiny Grimes die Tradition fort und prägten den Stil, der schließlich zum Doo Wop führen sollte. Als offizielles Geburtsjahr des Doo Wop gilt 1948, als die Orioles mit „It’s Too Soon to Know“ einen Song aufnahmen, der alle wesentlichen Merkmale des neuen Musikstils in sich vereinte. Ab 1951 erlebte der Doo Wop seinen ersten großen Aufschwung mit Gruppen wie The Clovers, The Dominoes und The Five Keys, die die R’n’B-Charts dominierten. Allerdings blieb diese Musik zunächst ein Phänomen innerhalb der afroamerikanischen Community.

In den 1950er Jahren wurde der Doo Wop auch bei weißen Jugendlichen immer beliebter. Dies führte dazu, dass die ersten Doo Wop-Songs in die US-amerikanischen Billboard Rhythm & Blues-Charts und schließlich auch in die Pop-Charts gelangten. Zu den größten Erfolgen dieser Zeit zählen Klassiker wie „Sh-Boom“ von den Chords (1954), „Earth Angel“ von den Penguins (1954) und „In the Still of the Night“ von den Five Satins (1956). Diese Titel wurden zu beachtlichen Crossover-Erfolgen, „Earth Angel“ verkaufte sich sogar millionenfach. In dieser Zeit entstanden auch gemischte Gruppen mit schwarzen und weißen Mitgliedern wie The Del-Vikings und The Crests, die ein frühes Zeichen für das Ende der Rassentrennung in den USA waren. Die erste Schallplatte, auf der die Silben „Doo-Wop“ verwendet wurden, war der Hit „When You Dance“ von den Turbans aus dem Jahr 1955. Der Begriff „Doo-Wop“ tauchte erstmals 1961 in gedruckter Form auf.

Ab 1957 traten die ersten Doo Wop-Gruppen auf, die ausschließlich aus Weißen bestanden, wie Dion and the Belmonts, die Elegants und die Academics. Diese Gruppen, die oft von Italo-Amerikanern gegründet wurden, brachten den Belcanto-Stil der italienischen Oper in die Musik ein und sprachen vor allem weiße Teenager an, waren aber auch in den R’n’B-Charts erfolgreich. Einen neuen Höhepunkt erreichte der Doo Wop 1960, als ältere Aufnahmen wie „There’s a Moon out Tonight“ von den Capris oder „Rama Lama Ding Dong“ von den Edsels unerwartet zu Hits wurden. In dieser Phase gewann die Instrumentierung an Bedeutung, und die Verwendung von Nonsense-Silben wurde auffälliger, was sich in Novelty-Hits wie „Mr. Bass Man“ von Johnny Cymbal oder „Who Put the Bomp“ von Barry Mann widerspiegelte.

Ab 1960 begannen schwarze Doo-Wop-Gruppen zunehmend Elemente des aufkommenden Soul in ihre Musik zu integrieren. Dies führte zur Entwicklung eines Übergangsstils zwischen Doo Wop und Soul. Viele spätere Soul-Legenden wie Curtis Mayfield von den Impressions, Barry White von den Upfronts und Wilson Pickett von den Falcons begannen ihre Karriere in Doo Wop-Gruppen. Zwischen 1955 und 1963 machten Doo-Wop-Songs rund 15 Prozent aller Nummer-eins-Hits in den US-Billboard-Charts aus. Doch mit der British Invasion ab 1964 verlor der Doo Wop – ähnlich wie der klassische Rock’n’Roll – seine dominante Präsenz in den Charts.

Das Ende des Doo Wop und seine Spuren in der Musikgeschichte

Nach dem abrupten Ende des Doo Wop als dominierendes Massenphänomen bewahrten afroamerikanische Musiker wichtige Elemente dieses Stils und integrierten sie in den aufkommenden Soul. Gruppen wie The Dells und The Manhattans waren in den 1970er Jahren sogar mit einem Sound erfolgreich, der stark an den ursprünglichen Doo Wop erinnerte. Auch in der Surfmusik, insbesondere im Vocal Surf, lebte der Einfluss des Doo Wop weiter. So verwendeten die Beach Boys einen mehrstimmigen Gesang, der sich zwar an Pop-Vokalgruppen der 1940er und 1950er Jahre wie den Four Freshmen orientierte, aber auch deutliche Doo Wop-Einflüsse aufwies. Selbst Frank Zappa huldigte diesem Stil mit dem Doo-Wop-Album „Cruising with Ruben & the Jets“.

In den USA existierte bis weit in die 1960er Jahre eine lebendige Doo-Wop-Subkultur, die vor allem in Städten wie New York, New Jersey und Philadelphia aktiv war. Diese Szene bestand vor allem aus Acappella-Gruppen wie den Zirkons, Apparitions und Count Five, die ihre Musik auf kleinen Labels wie CatTime, Snowflake, Times Square und Relic veröffentlichten. Diese Labels dokumentierten die Vielfalt des Doo Wop und hielten das Genre mit zahlreichen LPs und Singles am Leben.

Ende der 1960er Jahre erlebten die USA ein Rock’n’Roll-Revival, das jedoch eher einem Doo Wop-Revival ähnelte, da vor allem Doo Wop-Hits von den aufkommenden Oldie-Radiosendern wiederentdeckt wurden. WCBS mit Moderator Gus Gossert war Anfang der 1970er Jahre der meistgehörte Radiosender in den USA. Zahlreiche Gruppen wie The Nutmegs, The Channels und The Belmonts reformierten sich, traten mit Begeisterung vor neuem Publikum auf und produzierten neue Alben. Die Revue-Band Sha Na Na erlangte Berühmtheit, als sie auf dem Woodstock-Festival „At The Hop“ aufführte. Broadway-Hits wie das Musical *Grease* und Filme wie *American Graffiti* und *The Wanderers* trugen ebenfalls zur Wiederbelebung des Doo Wop bei. Die Fernsehserie *Happy Days* erregte mit ihrem Doo Wop-inspirierten Titelsong große Aufmerksamkeit.

In dieser Zeit entstanden auch Plattenlabels, die von leidenschaftlichen Fans gegründet wurden. Diese Labels widmeten sich mit großer Sorgfalt der Sammlung und Veröffentlichung von Doo-Wop-Aufnahmen und machten die Musik so einem breiteren Publikum zugänglich. In den USA waren Relic Records, Crystal Ball Records und Collectables Records führend, in Deutschland trugen später Bear Family Records, DJ Records und Little Maria Records dazu bei, den Doo Wop am Leben zu erhalten.

Etwas später erreichte das Rock’n’Roll-Revival auch Europa, wo britische Bands wie Mud, The Rubettes, Rocky Sharpe & the Replays, Showaddywaddy und The Darts den Doo Wop wiederentdeckten. Der Erfolg dieser Gruppen zeigte, dass Doo Wop auch außerhalb der USA eine anhaltende Faszination ausübte. Der Hit „Caravan Of Love“ der britischen Popgruppe Housemartins aus dem Jahr 1986 ist ein weiteres Beispiel für die starke Anlehnung an den klassischen Doo Wop-Stil.

Die späte Entdeckung des Doo Wop in Deutschland

In den 1950er und 1960er Jahren spielte Doo Wop in Deutschland kaum eine Rolle. Nur wenige amerikanische Doo Wop-Hits erreichten die deutschen Charts, und es gab keine deutsche Doo Wop-Gruppe, die überregional bekannt wurde. Zwar versuchten einige deutsche Künstler, Doo-Wop-Songs zu covern, doch unterschieden sich diese Versionen stilistisch oft stark von den Originalen. Beispiele hierfür sind Ted Herold mit „Wunderland“ (eine Adaption von „Trouble in Paradise“ der Crests), Ralf Bendix mit „At The Hop“ (im Original von Danny & the Juniors) und Chris Howland mit „Blonder Stern“ (basierend auf „Little Star“ der Elegants). Doch keiner dieser Versuche war kommerziell erfolgreich.

Erst Mitte der 1970er Jahre, im Zuge des dritten Rock’n’Roll-Revivals, erlangte Doo Wop in Deutschland eine gewisse Bekanntheit. Radiosendungen wie Werner Voss’ „Rock and Roll Museum“, Gerd Alzens „Memory Hits“ und „See you later, Alligator“ mit Barry Graves als Moderator brachten das deutsche Publikum erstmals intensiver mit Doo Wop-Musik in Kontakt. Diese Sendungen legten den Grundstein für die Entstehung deutscher Doo-Wop-Gruppen.

Inspiriert von den britischen Gruppen bildeten sich vor allem in Norddeutschland Gruppen wie Kool Cad’ & The Tailfins, Jay Bee and his Jupitors, die Five Voices/Fi Tunes, die Pendletones, Belangels, Chotalls und die Crystalairs. Besonders hervorzuheben sind die (heute nicht mehr existierenden) Belangels, die unter dem Namen Chordliners auch einige Veröffentlichungen in den USA hatten und damit als erste deutsche Doo-Wop-Gruppe mit überwiegend eigenem Material international Fuß fassten. Zur Verbreitung des Doo Wop in Deutschland trug auch die Münchner Rock’n’Roll-Band Spider Murphy Gang bei, die 1985 den Song „Sh-Boom“ der Chords unter dem Titel „Sch-Bum (’s Leben is wiar a Traum)“ adaptierte und als Single herausbrachte.

Die Wiederbelebung des Doo Wop in den USA

Trotz kontroverser Meinungen über die Langlebigkeit des Doo Wop erlebte das Genre zwischen den 1970er und 1990er Jahren mehrere Revivals, vor allem in urbanen Zentren wie New York, Chicago und Los Angeles. Fernsehsendungen und CD-Sammlungen wie die „Doo Wop Box“ weckten das Interesse an dieser Musikrichtung und ihren Künstlern. Insbesondere Frank Zappas Album „Cruising with Ruben & the Jets“ von 1968, das als Hommage an den Doo Wop entstand, und die Auftritte von Sha Na Na beim Woodstock-Festival sind frühe Beispiele für die Wiederbelebung dieses Stils.

Im Laufe der Jahre produzierten auch andere Künstler vom Doo Wop inspirierte Hits. Robert Johns Version von „The Lion Sleeps Tonight“ (1972) und Billy Joels „The Longest Time“ (1984) wurden zu großen Erfolgen. Huey Lewis and the News gelang 1993 mit „It’s Alright“ ein weiterer Doo-Wop-Hit, der die Top Ten der US-Pop-Charts erreichte. Auch in den 2000er Jahren blieb Doo Wop präsent, unter anderem durch Wiederveröffentlichungen alter Klassiker und PBS-Konzertprogramme, die Gruppen aus der goldenen Ära des Doo Wop zurück auf die Bühne brachten.

Das Genre erlebte 2018 mit der Veröffentlichung des Albums „Love in the Wind“ der Gruppe Sha La Das ein weiteres Revival. Heutige Künstler wie Bruno Mars und Meghan Trainor integrieren Elemente des Doo Wop in ihre Musik und halten so den Geist dieses einzigartigen Stils lebendig. Dies zeigt die Ähnlichkeit zwischen der Doo Wop-Szene der 1950er Jahre und der aufkommenden Hip-Hop-Bewegung der 1970er Jahre, die beide Ausdrucksformen urbaner Jugendkulturen waren.

Bekannte Doo Wop-Songs

  • The Crests – 16 Candles
  • The Crows – Gee
  • The Five Satins – In the Still of the Night
  • The Flamingos – I Only Have Eyes For You
  • The Penguins – Earth Angel
  • The Platters – Only You
  • The Skyliners – Since I Don’t Have You
  • The Spaniels – Goodnight Sweetheart
  • The Teenagers – Why
  • The Tokens – The Lion Sleeps Tonight

Liste der Doo Wop-Musiker

  • Dion & The Belmonts
  • Frankie Lymon and the Teenagers
  • The Chantels
  • The Chords
  • The Clovers
  • The Crests
  • The Crows
  • The Del-Vikings
  • The Dominoes
  • The Drifters
  • The Duprees
  • The Excellents
  • The Five Keys
  • The Five Satins
  • The Flamingos
  • The Four Lads
  • The Four Tops
  • The Harptones
  • The Lords
  • The Monotones
  • The Moonglows
  • The Orioles
  • The Penguins
  • The Platters
  • The Rattles
  • The Skyliners
  • The Spaniels
  • The Teenagers
  • The Tokens
  • The Turbans