Posaune

Posaune

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Bei der Posaune handelt es sich um ein tiefes Blechblasinstrument, das aufgrund seines weitgehend zylindrischen Rohres (enge Mensur) zu den Trompeteninstrumenten gezählt wird. Es besteht aus einem langen, gebogenen Rohr mit einem breiten Mundstück an einem Ende und einem Schallstück am anderen Ende.

Der Musiker kann die Tonhöhe ändern, indem er die Ventile drückt oder den Schieber zieht. Der Ton wird durch Lippenschwingungen (siehe Polsterpfeife) des Bläsers an einem Kesselmundstück erzeugt, indem die natürlichen Resonanzen der Luftsäule im Instrument angeregt werden.

Posaunen kommen in vielen verschiedenen Musikgenres zum Einsatz, wie zum Beispiel in der Klassik, im Jazz, Rock und Pop. Sie kommen häufig in Blasorchestern, Symphonieorchestern, Big Bands und anderen Ensembles zum Einsatz und können auch als Soloinstrument gespielt werden.

Geschichte

Der Name des Instruments in Italienisch, Französisch und Englisch, Trombone, bedeutet wörtlich übersetzt nichts anderes als „große Trompete“. Der deutsche Name stammt von der altfranzösischen Bezeichnung buisine ab. Diese geht auf das lateinische bucina zurück, was Signalhorn, Jagdhorn oder Trompete bedeutet. Schreibungen mit B am Anfang wie Busaun, Busaune, Bosaune, Busane und Buson waren bis ins 16. Jahrhundert im deutschen Schrifttum noch häufig anzutreffen. Letztendlich wurden sie jedoch durch die Form Posaune verdrängt, die Martin Luther in seiner Bibelübersetzung verwendete. Luther wählte dabei die Übersetzung des altgriechischen Wortes σάλπιγξ (salpinx).

Im antiken Griechenland wurden die Vorläufer der Posaune als ‚Salpinx‘ bezeichnet. Es handelte sich dabei um gerade Trompeten mit einem konischen Mundstück, die hauptsächlich für militärische Zwecke verwendet wurden.

Renaissance und Barock

Es gibt nur wenige Daten zur Entstehung der Posaune. Die ältesten Existenzbelege des Instruments sind ein englisches Dokument von 1495 und ein Gemälde von Matteo di Giovanni, der 1495 verstorben ist. Sie ist eines der ältesten voll chromatisch spielbaren Orchesterinstrumente, neben der Violine.

Die Naturtrompete (Tromba) hat aufgrund ihres Grundtons b eine unhandliche Länge von etwa 2,80 Metern (9 Fuß). Aus diesem Grund wurden die Instrumente in S-Form gebogen, gerollt oder in „Brezelform“ hergestellt.

Als gut intonierbares Blasinstrument wurde die Posaune häufig im Ensemble mit Sängern und Streichern, aber auch solistisch bis etwa 1700 eingesetzt. In Bläserensembles der Renaissance („Alta capella“, Stadtpfeifer) wurden neben anderen damals gebräuchlichen Instrumenten wie Zinken, Schalmeien und Zugtrompeten auch Posaunen gespielt. Die Ensembles traten in der Regel bei gesellschaftlichen und manchmal auch kirchlichen Anlässen auf, jedoch weniger bei höfischen Veranstaltungen. Da es keine speziellen Kompositionen für Bläserensembles gab, griffen sie häufig auf Vokalmusik zurück, auch zur Tanzbegleitung.

Traditionell bevorzugte der europäische Adel Saiten- und Streichinstrumente zur Unterhaltungsmusik. Diese Präferenz wurde mit steigendem Wohlstand auch von bürgerlichen Schichten zunehmend imitiert. Im 17. Jahrhundert kam es zu einem Rückgang der Bläsermusik, da die Posaune in weiten Teilen Europas aus der Mode geriet. Obwohl zu dieser Zeit das Posaunen-Stimmwerk als Trio aus Altposaune, Tenorposaune und Bassposaune entstand.

In italienischen Kanzonen und Sonaten ab 1630 wurde sie kaum mehr besetzt. Heute ist über die Musik und die Komponisten dieser Zeit jedoch weniger bekannt als über andere Epochen. Johann Sebastian Bach sah nur in 15 seiner zahlreichen Kantaten Posaunen vor und setzte sie lediglich zur Verdoppelung der Chorstimmen ein.

18. und 19. Jahrhundert

Das Oratorium La Resurrezione von Georg Friedrich Händel aus seiner Zeit in Italien ist eine bemerkenswerte Ausnahme von dieser Tendenz. Auch in seinen späteren Oratorien Saul und Israel in Egypt (1739) griff Händel wieder auf die Posaune zurück. Dies mag Christoph Willibald Gluck inspiriert haben, das Instrument in seinen Balletten Don Juan (1761) und Orfeo ed Euridice (1762) sowie in seinen späteren Opern einzusetzen. Gluck wiederum war eine Inspiration für Mozart.

Mozart verwendete noch die Renaissanceposaune (auch „Sackbutt“ genannt) in einigen seiner Opern, wie zum Beispiel in der Zauberflöte, sowie in seinem Requiem. Eines der bekanntesten solistisch geprägten Orchesterpassagen für die Tenorposaune ist das Tuba mirum. Erst nach Mozarts Tod wurden die ersten „modernen“ Posaunen gebaut, die auch eine metallische Forcierung des Klanges ermöglichten. Zusammen mit Trompeten wird die Posaune erst seit kurzem eingesetzt.

Das klassische Sinfonieorchester entstand aus dem Opernorchester. Einige wenige bedeutende Komponisten hatten bereits im 18. Jahrhundert die Posaune einbezogen. Beethoven etablierte sie schließlich im vierten Satz seiner 5. Sinfonie. Die übliche Besetzung eines Sinfonieorchesters seit der romantischen Epoche bis heute beinhaltet zwei bis drei Tenorposaunen und eine Bassposaune. Im modernen Blasorchester sind normalerweise vier Posaunenstimmen üblich.

Die wichtigsten Solokonzerte für Posaune wurden Mitte des 19. Jahrhunderts von Ferdinand David, Ernst Sachse und Friedrich August Belcke geschrieben. Die meisten Solostücke für die Posaune stammen aus dem 20. Jahrhundert. Ein Beispiel hierfür ist die Sonate für Posaune und Klavier von Paul Hindemith.

20. und 21. Jahrhundert

Die Posaune behielt im Sinfonieorchester der klassischen Musik des 20. Jahrhunderts ihre bedeutende Stellung und erhielt markante Passagen in Werken praktisch aller bedeutenden Komponisten dieser Epoche.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Instrument von Komponisten nach und nach auch wieder als Solo-Instrument und für die Kammermusik entdeckt. Stücke wie Edgar Varèses Octandre, Paul Hindemiths Sonate und Luciano Berios Sequenza V haben dazu beigetragen, dass weniger bekannte Komponisten ein breiteres Repertoire schaffen konnten. Der bekannteste Posaunist der Neuen Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist Vinko Globokar, der auch als Komponist bekannt ist.

Heutzutage gehören zu den beliebtesten Vortragsstücken Vox Gabrieli von Stjepan Sulek, die Sonatinen von Jacques Castérède und Bertold Hummel sowie die Deux Danses von Jean-Michel Defaye. Zu den bekanntesten Posaunenkonzerten der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zählen Werke von Launy Grøndahl, Lars-Erik Larsson, Gordon Jacob und Derek Bourgeois.

In den letzten 20 Jahren haben mehrere Komponisten Konzerte für Christian Lindberg geschrieben. Unter anderem Kalevi Aho (Sinfonie Nr. 9 für Posaune und Orchester – Sinfonia concertante Nr. 2 / 1994), Anders Eliasson und Jan Sandström. Lindberg tritt auch als Komponist in Erscheinung und hat eine Reihe von Werken für Posaune in verschiedenen Besetzungen geschrieben. Am 2. März 2012 wurde ein neues Konzert für Posaune und Orchester von Kalevi Aho in Den Haag uraufgeführt. Klaus Miehling schrieb 2015 ein Konzert in Es für Tenorposaune und Streichorchester (op. 234).

Im 20. Jahrhundert gab es zahlreiche konstruktive Weiterentwicklungen, wie beispielsweise bei den verwendeten Werkstoffen. Die Mundstück-, Bohrungs- und Schalltrichterdurchmesser wurden erhöht, innovative Ventilkonstruktionen sowie verschiedene Dämpfertypen wurden entwickelt.

Die Posaune wird heute in allen Arten von Blasmusik, Sinfonieorchestern, Marsch- und Militärkapellen, Brass Bands, Posaunenchören und anderen Genres gespielt. Auch in kleineren Besetzungen wie Blechbläserquintetten, -quartetten, -trios und reinen Posaunentrios (Altposaune, Tenorposaune und Bassposaune oder zwei Tenorposaunen und eine Bassposaune, seltener drei Tenorposaunen).

Aufbau

Die Posaune besteht aus einem S-förmig gebogenen zylindrischen Rohr aus Messing. An einem Ende wird ein Mundstück eingesetzt, am anderen öffnet es sich zum Schalltrichter, auch Stürze oder Schallbecher genannt. Der Zug wird verwendet, um die physikalisch bedingten Naturtöne zu modifizieren und das Instrument chromatisch spielbar zu machen.

Alle Posaunenbauformen werden mit einem Kesselmundstück gespielt.

Die Töne der Posaune klingen aufgrund ihrer relativ engen Mensur härter als die der Instrumente der Bügelhornfamilie, die ein sanfteres Klangvolumen aufweisen. Die Mensur beeinflusst auch die Schallenergie. Der Schall wird bei einer Posaune stärker gebündelt als beispielsweise bei einem Tenorhorn.

Wie bei allen Blechblasinstrumenten entsteht der Ton durch die Vibration der Lippen des Spielers am Mundstück. Dadurch werden in der Luftsäule des Instruments stehende Wellen erzeugt.

Die dynamische Spannbreite beträgt etwa 37 dB. Die Schallpegel steigen in allen Dynamikstufen mit der Höhe an. In einer Entfernung von 16 m erreichen die Werte im Pianissimo (pp) in der Tiefe einen Wert von 40 dB und in der Höhe einen Wert von 70 dB. Die Werte im Fortissimo (ff) betragen 85 dB und 100 dB. Das Instrument erreicht Spitzenwerte von über 115 dB am Ohr des Spielers.

Ton bzw. Klangerzeugung

Die Posaune hat einen Zugmechanismus, der die Tonhöhe ändert, indem die Luftsäule durch Herausziehen verlängert wird. Der Zug besteht aus zwei Innenzügen, die über einen Quersteg miteinander verbunden sind, sowie dem U-förmigen Außenzug, der normalerweise eine Wasserklappe hat. Um eine reibungslose Funktion zu gewährleisten, ist eine regelmäßige Schmierung des Zuges entscheidend. Dazu wird Posaunenfett auf den Innenzug aufgetragen, wodurch sich kleine wasserperlenähnliche Gebilde bilden. Dies reduziert die Reibung zwischen den Teleskoprohren. Dadurch bleibt der Zug leichtgängig. Während des Spielens ist es üblich, den Zug mit Kondenswasser oder einer Pump-Wasserflasche zu befeuchten.Eine Alternative zum Fett/Wasser-Ansatz ist die Verwendung eines Gemisches aus verschiedenen Konsistenzen von Siliconöl.

Die Posaune hat typischerweise sieben Zugpositionen oder Lagen. Jede Position weist einen Halbton Unterschied auf. Der Zug kann stufenlos verschoben werden, wodurch die Posaune als einziges Blechblasinstrument in der Lage ist, von einer Tonhöhe zur anderen zu gleiten. Dies wird als echtes Glissando bezeichnet.

Wie bei anderen Blechblasinstrumenten kann die Stimmung der Posaune über einen Stimmzug kalibriert werden. Der Bogen befindet sich normalerweise hinter dem Schallstück. Diese Anordnung ist jedoch nicht unproblematisch, da sie einen konischen Bereich des Instruments mit zylindrischen Passagen unterbricht. Eine alternative Möglichkeit besteht darin, die Stimmvorrichtung in den Zug zu integrieren.

Historisch gesehen wurde die Posaune in allen Stimmlagen von Piccolo bis Kontrabass gebaut, vergleichbar mit anderen Renaissanceinstrumenten wie der Blockflöte. Obwohl heute hauptsächlich Tenor- und Bassposaunen verwendet werden, spiegelt diese Vielfalt die reiche Entwicklungsgeschichte dieses einzigartigen Blechblasinstruments wider.

Spieltechnik

Die Spieltechnik der Posaune erfordert präzise Kontrolle und Geschicklichkeit, wobei verschiedene Aspekte zur Beherrschung dieses einzigartigen Blechblasinstruments beitragen.

Die Mundstücktechnik spielt eine entscheidende Rolle, da die richtige Platzierung und Entspannung des Mundstücks auf den Lippen für eine klare und stabile Tonerzeugung unerlässlich ist. Ein gleichmäßiger Luftstrom durch das Mundstück trägt dazu bei, den Ton stabil zu halten.

Die Schieber- oder Ventiltechnik ist für die Variation der Tonhöhe von entscheidender Bedeutung. Der Musiker muss in der Lage sein, den Schieber oder die Ventile präzise und schnell zu bewegen. Nur so kann er die gewünschten Töne erzeugen.

Die Kontrolle der Intonation ist ein grundlegender Aspekt, der sicherstellt, dass der erzeugte Ton die richtige Tonhöhe hat und harmonisch mit anderen Instrumenten und Stimmen klingt, wie es bei allen Blechblasinstrumenten der Fall ist.

Der dynamische Bereich der Posaune reicht von sehr leisen bis zu sehr lauten Tönen. Der Musiker muss lernen, die Lautstärke zu kontrollieren, um eine Vielfalt an musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten zu erreichen.

Die Artikulation, d.h. der Beginn und das Ende von Tönen, kann auf vielfältige Weise gestaltet werden. Die Posaune ermöglicht verschiedene Arten der Artikulation, von prägnanten Staccato-Noten bis hin zu geschmeidigen Legato-Linien, was eine weitere Facette der anspruchsvollen Spieltechnik darstellt.

Instrument des Jahres 2011

Die Posaune ist von den Landesmusikräten der Bundesrepublik Deutschland zum Instrument des Jahres 2011 gewählt worden. Die Bedeutung und Vielseitigkeit der Posaune sowie ihre herausragende Rolle in der Musik sind Anlass für diese besondere Auszeichnung.