Oboe

Oboe - Blasinstrument

Inhaltsverzeichnis

Die Oboe ist ein Holzblasinstrument mit charakteristischem Klang und gehört zur Gruppe der Aerophone. Sie besteht aus einem langen, schmalen Rohr, das sich zu einem Trichter öffnet und über ein Doppelrohrblatt gespielt wird. Die Oboe wird oft als „Königin der Holzblasinstrumente“ bezeichnet und hat einen warmen, klaren und ausdrucksstarken Klang. Sie wird sowohl in der klassischen Musik als auch in anderen Genres wie Kammermusik, Orchester und sogar im Jazz eingesetzt. Die Oboe spielt eine vielseitige Rolle in der Musikwelt und ist bekannt für ihren melodischen Gesang und ihre Fähigkeit, eine breite Palette von Emotionen auszudrücken.

Geschichte einer Oboe

Die älteste Darstellung eines Vorläufers der Oboe stammt aus der Zeit um 3000 v. Chr. Bereits in der Antike gab es oboenähnliche Instrumente wie den griechischen Aulos oder die römische Tibia. In der Bibel wird ein oboenähnliches Instrument namens Chalil erwähnt. Es wurde im Tempel verwendet und war der Überlieferung nach in ganz Jerusalem zu hören. In den Psalmen wird dazu aufgefordert, Gott mit dem Chalil zu loben.

Im Mittelalter gab es verschiedene Formen von konischen Doppelrohrblattinstrumenten wie die Pommer oder die Schalmei. Aus der Schalmei wurde im 17. Jahrhundert durch den Instrumentenbauer Jean de Hotteterre (im Auftrag von Jean-Baptiste Lully) die (Barock-)Oboe entwickelt. Die Barockoboe hatte zunächst sieben Grifflöcher und (bis 1780[10]) zwei Klappen. Eine dritte Klappe wurde von Jakob Friedrich Grundmann hinzugefügt. Im Laufe der Zeit wurde sie von den Holzblasinstrumentenbauern weiterentwickelt, enger mensuriert (französische Bohrung) und mit einer ausgefeilten Mechanik versehen. Im 18. Jahrhundert gab es zwei Hauptformen: die Oboe piccola (die heute gebräuchliche Form) und die Oboe bassa (Grand Hautbois), die etwas größer und eine Terz tiefer (in A) war.

Die ersten Oboen wurden um 1660 von Jean-Baptiste Lully und Jean de Hotteterre gebaut. Die erste dokumentierte Verwendung findet sich in der Oper Pomone (1671) von Robert Cambert. Diese Oboen wurden vor allem im 19. Jahrhundert von französischen Instrumentenbauern zu den heutigen Modellen umgebaut.

Aufbau

Teile der Oboe

Das etwa 65 Zentimeter lange Instrument hat wie das Saxophon einen konischen Klangkörper und überbläst in die Oktave. Der Korpus der Oboe ist dreiteilig und besteht aus Ober-, Mittel- und Unterstück. Ober- und Mittelstück haben am unteren Ende einen korkummantelten Zapfen, der in eine entsprechende Metallhülse am oberen Ende des Mittelstücks bzw. des Bechers gesteckt wird. Schließlich wird das Mundstück, von Oboisten meist einfach Rohr genannt, oben in das Oberstück gesteckt. Sowohl für den Korpus als auch für die Rohre gibt es eigene Etuis, in denen sie aufbewahrt und transportiert werden.

Korpus

Oboen werden aus Grenadill-, Buchsbaum- oder Ebenholz gebaut, seltener auch aus Palisander, Cocobolo oder anderen exotischen Harthölzern. Am oberen Ende des Mittelstücks befindet sich auf der Rückseite der Daumenhalter, mit dem das Instrument gehalten wird. Durch die Klappenmechanik, die im Laufe ihrer Geschichte (um den steigenden Anforderungen an Klang und Intonation gerecht zu werden) immer komplizierter wurde und immer mehr Bohrungen und Metalleinsätze auf immer engerem Raum – vor allem im Oberstück – erforderte, war das Holz immer größeren Belastungen ausgesetzt. Dies führte dazu, dass nach und nach immer härtere Holzarten verwendet wurden, die diesen Belastungen standhalten konnten.

Inzwischen gibt es auch recht erfolgreiche Versuche mit Kunststoffen bzw. Verbundwerkstoffen (Holzabfälle und kohlefaserverstärkter Kunststoff). Es werden auch Oboen aus durchsichtigem Acrylglas hergestellt. Die Oboen aus Hartgummi und Acrylglas sind vor allem für den Einsatz unter extremen klimatischen Bedingungen gefragt, wo Holz leicht zu reißen droht.

Mechanik

Die Oboe ist ein komplexes Blasinstrument mit einer komplizierten Mechanik. Sie besteht aus Klappen und Böcken, die aus leicht schwingenden Materialien wie Neusilber gefertigt und mit Silber- oder Goldlegierungen überzogen sind. Die Anzahl der Klappen variiert je nach Modell. Die Tonlöcher werden durch Klappen verschlossen, die mit Klappenpolstern versehen sind. Diese Polster bestehen entweder aus Fischhaut oder aus Kork und müssen sorgfältig angepasst werden, um eine luftdichte Abdichtung zu gewährleisten.

Jede Klappe ist mit einer Stahlfeder ausgestattet, die sie automatisch in die richtige Position zurückbringt. Die Klappen werden entweder direkt mit den Fingern oder über einen komplizierten Hebelmechanismus bedient. Einige Klappen ermöglichen ein teilweises Öffnen der Tonlöcher. Oboen mit Ringklappen ermöglichen ein einfacheres Spiel von Glissandi und Mikrotönen. Die Klappen- und Hebelmechanik ist sehr kompliziert und erfordert eine genaue Einstellung der Querverbindungen zwischen den Klappen.

Bauformen

Französische Oboe:

Die französische Oboe ist weltweit verbreitet und wird in verschiedenen Ausführungen wie voll- und halbautomatische Oboen angeboten. Die halbautomatische Oboe hat getrennte Hebel für die erste und zweite Oktavklappe, während die vollautomatische Oboe beide Oktavklappen mit einem Hebel bedient und automatisch zwischen den Tönen gis“ und a“ wechselt. Zusätzlich bietet die Oboe im oberen Bereich mehrere alternative Griffmöglichkeiten. Dadurch entstehen unterschiedliche Klangfarben und eine differenziertere Spielweise. Bei beiden Bauarten werden die Oktavklappen jedoch nicht unabhängig voneinander bedient. Die vollautomatische Oboe ist einfacher zu spielen, aber auch reparaturanfälliger und für moderne experimentelle Werke nicht unbedingt geeignet.

Wiener Oboe:

Die Wiener Oboe wird hauptsächlich in Wien gespielt, z.B. bei den Wiener Philharmonikern. Sie unterscheidet sich in Mensur, Klang und Spieltechnik von der französischen Oboe. In der Standardform reicht ihr Tonumfang bis zum kleinen h, mit einem speziellen Fußstück ist aber auch das kleine h spielbar. Die Wiener Oboe ähnelt eher den barocken und klassischen Oboen, da sie weniger verändert wurde. Das Oktavieren wird durch eine Oktavklappe erleichtert. Die Klangfarbe der Wiener Oboe variiert weniger zwischen piano und forte. Die Wiener Schule der Oboenausbildung zeichnet sich durch einen spezifischen Interpretationsstil aus, der weniger Vibrato, klarere Phrasierung, kürzere Töne und eine weniger gesangliche Spielweise beinhaltet.

Ton bzw. Klangerzeugung

Die Oboe erzeugt den Ton durch ein Doppelrohrblatt, das mit hohem Druck zwischen die Lippen geführt und angeblasen wird. Im Rohr des Instruments bildet sich eine schwingende Luftsäule, deren Länge und Wellenlänge durch Öffnen und Schließen der Klappen verändert werden kann, um den Ton höher oder tiefer zu machen. Die Oboe ähnelt einem an beiden Enden offenen Rohr und besitzt eine komplexe Physik, die die Klangqualität beeinflusst.

Im Barock hatte die Oboe einen begrenzten Tonumfang, während die moderne Oboe über einen erweiterten Tonumfang verfügt. Der Klang der Oboe variiert je nach Spielweise von nasal-hell bis dunkel-samtig. Der Oboist ist oft der Begleiter der anderen Musiker, da der Obertonreichtum des Oboentons gut hörbar ist. Die Stimmung der Oboe liegt in Deutschland und Österreich meist zwischen a‘ = 442 Hz und 444 Hz. In anderen Ländern sind andere Stimmtonhöhen üblich.

Anwendung

Solo: Die Oboe im Rampenlicht

Der warme und ausdrucksstarke Klang der Oboe macht sie zu einem beliebten Soloinstrument. In solistischen Stücken kann die Oboe ihr volles Potenzial entfalten und das Publikum mit ihrer lyrischen und melancholischen Note verzaubern. Solisten wie Albrecht Mayer oder Heinz Holliger haben mit ihren virtuosen Oboeninterpretationen das Repertoire erweitert und das Ansehen der Oboe als Soloinstrument gestärkt.

Kammermusik: Harmonisches Zusammenspiel

In der Kammermusik ist die Oboe ein wertvolles Ensemblemitglied. Sie kann sich sowohl mit anderen Blasinstrumenten wie Flöte, Klarinette und Fagott als auch mit Streichern harmonisch verbinden. Durch ihre flexible Klangfarbe und ihre Fähigkeit, sich in verschiedene Stimmungen einzufügen, trägt die Oboe zur klanglichen Vielfalt und Ausdruckskraft der Kammermusik bei.

Orchester: Der Klangreichtum der Oboenfamilie

Im Orchester ist die Oboe ein unentbehrliches Instrument. Sie gehört zur Familie der Holzbläser und verleiht dem Orchesterklang eine besondere Brillanz und Fülle. Als eines der führenden Instrumente in der Holzbläsergruppe übernimmt die Oboe oft wichtige melodische Passagen und spielt eine zentrale Rolle in Orchesterwerken verschiedener Epochen und Stilrichtungen.

Jazz, Rock und Pop: Die Oboe als Klangfarbenzauberer

Obwohl die Oboe nicht typischerweise mit Jazz-, Rock- und Popmusik in Verbindung gebracht wird, findet sie auch in diesen Genres ihren Platz. Mit ihrem einzigartigen Klang kann die Oboe in jazzigen Improvisationen neue Klangfarben einbringen und unkonventionelle Akzente setzen. In der Rock- und Popmusik wird die Oboe gelegentlich zur Bereicherung von Balladen oder Orchesterarrangements eingesetzt, um eine besondere Atmosphäre zu schaffen.

Instrument des Jahres 2017

Die Oboe wurde 2017 von den Landesmusikräten Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg und Bremen zum Instrument des Jahres gewählt. Diese besondere Auszeichnung würdigt die Bedeutung und Vielseitigkeit der Oboe sowie ihre herausragende Rolle in der Musik.

Liste von berühmten Oboisten

  • Albrecht Mayer
  • Antonio Pasculli
  • Burkhard Glaetzner
  • Cyril Scott
  • Emanuel Abbühl
  • Eugène Goossens
  • François Leleux
  • Giuseppe Ferlendis
  • Giuseppe Sammartini
  • Günther Passin
  • Hansjörg Schellenberger
  • Heinz Holliger
  • Ingo Goritzki
  • Jan Dismas Zelenka
  • Johann Gottlieb Graun
  • Lajos Lencses
  • Léon Goossens
  • Ludwig August Lebrun
  • Luciano Berio
  • Nicolas Chédeville
  • Pierre Pierlot
  • Ralph Vaughan Williams
  • Thomas Indermühle
  • Wolfgang Amadeus Mozart
  • Isang Yun