Klavier

Tasteninstrumente - Klavier - MUSIKNERD

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Klavier?

Das Klavier, auch Hammerklavier oder Saitenklavier genannt, hat seinen Namen von den lateinischen Wörtern „clavis“ (Schlüssel) und „taste“ (Taste). Dieser Name bezieht sich auf die entscheidende Rolle der Tasten bei diesem Instrument. Drückt man eine Taste, setzt eine komplizierte Mechanik kleine Hämmerchen in Bewegung, die auf die Saiten schlagen und so den unverwechselbaren Klang des Klaviers erzeugen.

Die Entwicklung des Klaviers ermöglichte erstmals eine stufenlose Veränderung der Lautstärke. Dies führte zur Entstehung des Begriffs „Pianoforte“ (abgekürzt „Piano“). Diese Bezeichnung verdeutlichte die Fähigkeit, zwischen leise (piano) und laut (forte) spielen zu können, und trug zur Popularität dieses einzigartigen Instruments bei. Das heutige Klavier ist ein Tasteninstrument in der Bedienung, ein Schlaginstrument in der Art der Erregung und ein Saiteninstrument in der Art des schwingenden Mediums.

Geschichte des Klaviers

Besaitete Tasteninstrumente gehen historisch auf das Monochord zurück. Mehrere Monochorde entwickelten sich zu beidhändig gespielten Floß- oder Röhren-Zither. Daraus entstanden in der Antike einerseits die Tastenorgeln, andererseits verschiedene gezupfte, geschlagene oder gestrichene Saiteninstrumente, darunter das Psalterium.

Das Organistrum aus dem 12. Jahrhundert – eine Drehleier, deren Saitenlänge durch Tangententasten verändert werden konnte – gilt als Zwischenglied in der Entwicklung der besaiteten Tasteninstrumente. 1397 erwähnt ein Jurist in Padua erstmals ein Psalterium, das mit Tasten bedient wurde. 1404 werden in den Minneregeln des Eberhard von Cersne erstmals ein Clavicordium und ein Clavicymbolum erwähnt. 1425 erschien ein solches Instrument auf einem Altarbild in Minden, 1440 beschrieb Arnaut Henri de Zwolle in einem Traktat diese neue Instrumentengattung, darunter auch ein dem Hackbrett verwandtes Dulce melos mit Hammermechanik.

Aus dem Monochord und dem Psalterium entwickelten sich im Spätmittelalter durch Hinzufügen einer Klaviatur das Clavichord (fest mit der Taste verbundene Tangenten schlagen die Saiten an) und in der Renaissance das Virginal und das Cembalo sowie deren Varianten Clavicytherium und Spinett, bei denen der Ton durch Anreißen der Saiten mit einem Kiel erzeugt wird. Die Flügelform des Cembalos wurde schließlich zum Vorbild für die ersten Klaviere.

Geschichte von Bartolomeo Cristofori und dem ersten Hammerklavier

Die Welt des Klaviers hat eine faszinierende Geschichte, die bis ins 17. und 18. Der italienische Instrumentenbauer Bartolomeo Cristofori schuf das erste Hammerklavier, bei dem Hämmerchen auf Tastendruck auf Saiten schlugen und ein dynamisches Spiel ermöglichten. Seine Neuerungen und Verbesserungen führten zur Entstehung des Begriffs „Pianoforte“, bei dem die Lautstärke stufenlos zwischen leise und laut variiert werden konnte. Während das Klavier in Italien zunächst wenig Beachtung fand, wurde es in anderen Teilen Europas schnell populär.

In Deutschland prägte Gottfried Silbermann das moderne Klavier entscheidend. Er verbesserte die Mechanik Cristoforis und erntete Anerkennung von Komponisten wie Johann Sebastian Bach. Johann Andreas Stein schuf die Wiener Mechanik, die von zahlreichen Klavierbauern in Wien und Deutschland adaptiert wurde. In England hingegen entwickelte sich das Tafelklavier als billigere Alternative zum Hammerklavier und wurde ein großer Verkaufserfolg. Die englische Mechanik von Robert Stodart und John Broadwood brachte weitere Verbesserungen und verhalf dem Klavier zu immer größerer Beliebtheit.

Die Entwicklungen und Innovationen in der Klavierwelt trugen dazu bei, dass das Klavier zu einem der beliebtesten und am weitesten verbreiteten Musikinstrumente für Musiker und das europäische Bürgertum wurde. Mit seiner einzigartigen Fähigkeit, ein breites Spektrum von Emotionen auszudrücken und virtuose Klangwelten zu schaffen, ist das Klavier auch heute noch ein unverzichtbares Instrument in der Musikszene.

Die Entwicklung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erlebte das Klavier eine bemerkenswerte Entwicklung. Zwei Flügelmechaniken dominierten: die Wiener Mechanik von Johann Andreas Stein und die englische Mechanik von Americus Backers, Robert Stodart und John Broadwood. Während die Wiener Mechanik für zierliche Instrumente mit weichem Klang stand, verlangten die Musiker und Komponisten der aufkommenden Romantik nach mehr Kraft und Ausdrucksmöglichkeiten. Die englische Mechanik setzte sich immer mehr durch, da sie größere Hämmer und mehr Klangvolumen ermöglichte.

Zwischen 1750 und 1850 vergrößerte sich der Tonumfang der Klaviatur von etwa fünf auf siebeneinhalb Oktaven, was zusätzliche Verstrebungen und einen gusseisernen Rahmen erforderlich machte. Die Klaviersaiten wurden aus stärkerem Gussstahl hergestellt, und die kreuzsaitige Besaitung ermöglichte längere Saiten in kürzeren Instrumenten. Johann Heinrich Papes Neuerung, den Hammerkopf mit Filz statt mit Leder zu umwickeln, veränderte den Klang des Klaviers grundlegend und ermöglichte reichere und farbigere Töne.

Eine wichtige Erfindung dieser Zeit war die Repetitionsmechanik von Sébastien Érard, die ein schnelles und virtuoses Spiel ermöglichte. Die Dämpfung wurde über Pedale gesteuert, und das Klavier wurde zu einem festen Bestandteil des Konzertbetriebs in den großen Städten. Mit der wachsenden Popularität des Klaviers hielt es auch Einzug in die bürgerlichen Haushalte.

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war geprägt von bahnbrechenden Entwicklungen im Klavierbau, die das Instrument zu einem kraftvollen und ausdrucksstarken Begleiter für Musiker und Komponisten machten. Der Klavierklang wurde vielfältiger und raffinierter, und das Klavier etablierte sich als eines der wichtigsten und beliebtesten Musikinstrumente seiner Zeit.

Die Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren die meisten Elemente des modernen Klaviers, sowohl des Flügels als auch des Pianinos, entwickelt. Es folgten einige Neuerungen, vor allem die Kreuzbesaitung des Flügels, vor allem aber ständige Verfeinerungen und Verbesserungen der Mechanik, der Konstruktion und der Herstellungsverfahren. Charakteristisch für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist eine bis dahin nicht gekannte Intensivierung der Produktion. Wurden 1850 in Europa rund 33.000 Klaviere hergestellt, waren es 1910 bereits 215.000.

Dieser starke Anstieg dürfte zum einen mit der zunehmenden Beliebtheit des Klaviers in der bürgerlichen Mittelschicht zusammenhängen, für die der Besitz eines Pianinos zum Statussymbol wurde, zum anderen aber auch mit dem allgemeinen Bevölkerungswachstum im 19. Jahrhunderts. Das einst so beliebte Tafelklavier wurde vom Pianino verdrängt und wurde gewissermaßen Opfer seines eigenen Erfolgs. Es entwickelte sich von einem einfachen, kleinen Instrument zu einem großen, schweren Koloss in exklusiver Ausführung. Die Lücke füllte das neue, kleinere und preiswertere Pianino, das international zum mit Abstand beliebtesten Hausinstrument des Bürgertums wurde. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatten die meisten Instrumentenbauer die Produktion von Tafelklavieren eingestellt.

Auf der Londoner Industrieausstellung (Great Exhibition) von 1851, einer der ersten großen internationalen Weltausstellungen, trafen sich erstmals Klavierbauer aus ganz Europa und der Neuen Welt. Die Ausstellung war ein großer Erfolg und sollte fortan regelmäßig stattfinden. Solche Anlässe ermöglichten technologische Vergleiche, spornten den Wettbewerb an und trugen wesentlich zu Innovationen bei. Eine zentrale Rolle für die weitere Entwicklung des Klaviers spielten Heinrich Steinweg und sein Sohn Henry Steinway.

Sie patentierten 1859 die vollständige Verbindung von Gussrahmen und Kreuzbesaitung bei Flügeln und 1866 den Einbau von Gussrahmen und Kreuzbesaitung bei Pianinos. 1878 ließ sich Steinway die Biegung des Flügelgehäuses aus laminierten Ahornschichten patentieren. Mit diesen Neuerungen war die Form und Grundkonstruktion des modernen Klaviers entstanden, die sich seither, seit über 140 Jahren, kaum verändert hat. Die Neuerungen wurden bald auch von anderen Herstellern übernommen.

Der Konzertflügel kann mit der Entwicklung des Steinway & Sons Centennial D vom Dezember 1875 als weitgehend ausgereift angesehen werden. Er besitzt die Kreuzbesaitung von 1859, die einteilige Gussplatte, den Mechanikrahmen von 1871, das Sostenuto-Pedal und die Pilotenschrauben von 1875, zunächst noch die Bass-Spannschrauben am Resonanzboden, die 1878 entfernt wurden. Die kleineren Änderungen, die noch folgten, dienten weniger der Klangverbesserung als der Vereinfachung und Verbilligung der Produktion und der Verbesserung der Handhabung – unter Beibehaltung des erreichten Klangergebnisses. Sein Nachfolger, der 1884 vorgestellte und noch heute produzierte D-Flügel, ist fast 200 Kilogramm leichter.

Während seiner Produktionszeit zeigte der Centennial D einige experimentelle Weiterentwicklungen. Ab 1880 wurde die endgültige Form mit dem Einbau des „Rims“, des aus dicken Brettern verleimten Außengehäuses, beim Modell D gefunden. In diesen Jahren des technischen Fortschritts fiel zunächst kaum auf, dass die Flügel klanglich verarmten.

Sie wurden mit Hämmern aus gebogenen Filzstreifen nach Dolge-Patenten und Saiten aus dem 1856 erfundenen Bessemer-Stahl ausgestattet. Diese Entwicklungen waren den Anforderungen an die Beschallung sehr großer Konzertsäle mit 2500 bis 7000 Zuhörern geschuldet. Eine Leistung, die Flügel 30 Jahre zuvor keinesfalls hätten erbringen können. Dieser Flügeltyp wurde auf der Weltausstellung 1876 prämiert und gilt auch heute noch als technisch aktuell. Seitdem wurde er kaum entscheidend verbessert.

Die französischen Flügel der 1830er und 1840er Jahre von Hertz, Boisselot, Erard und vor allem Pleyel waren jedoch klangvoller, feuriger, aber leiser und nicht für ein Publikum von mehr als 1000 Personen geeignet, und ihr Klangreichtum wurde mit einem nach heutigen Maßstäben unvorstellbar hohen Wartungsaufwand der schnell verschleißenden, aufwendig handgefertigten Hämmer erkauft.

Während in den Kriegen und politischen Umwälzungen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts viele Klavierbauer aus Deutschland und Frankreich nach England und Amerika flohen, kehrten in der zweiten Hälfte des 19. Deutschland wurde vor England, Frankreich und den USA zum weltweit führenden Klavierbauland. Deutsche Klavierbauer lieferten in alle Welt.

Entwicklung im 20. und 21. Jahrhunderts

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte das Klavier auch in den USA einen Boom, der die europäische Produktion bald überflügelte. Im Jahr 1910 wurden in den USA 370.000 Klaviere hergestellt, in Europa waren es 215.000. In der Blütezeit des Klavierbaus wurden allein in Deutschland 300.000 Klaviere pro Jahr verkauft; das Klavier war zu dieser Zeit „Statussymbol, Kommunikationsmittel und liebste Freizeitbeschäftigung zugleich“ und ermöglichte es Töchtern „aus gutem Hause“, sich beim Vorspiel den Männern vorteilhaft zu präsentieren.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde in den USA das Pianola (Markenname des amerikanischen Herstellers Aeolian) erfunden und auch in Europa kamen die pedalbetriebenen Selbstspielklaviere vor allem durch Hupfeld sehr in Mode, so dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeitweise mehr Pianolaklaviere und -flügel als reine Handspielklaviere ausgeliefert wurden und die Klavierproduktion ihren Höhepunkt erreichte. Die beiden Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise, aber auch ein veränderter Zeitgeschmack setzten der Blütezeit in Deutschland ein jähes Ende.

Die Hausmusik wich der Schallplatte und dem Radio, das Erlernen des Klavierspiels gehörte nicht mehr automatisch zur Ausbildung. Viele Hersteller mussten ihre Fabriken schließen, verloren sie durch Kriegszerstörungen oder mussten auf die Produktion von Kriegsmaterial umstellen. Zusätzlich geriet der Klavierbau in die Kritik und in Materialschwierigkeiten, da die bis dahin massenhafte Verwendung von Elfenbein für die Klaviertastaturen fast zur Ausrottung der Elefantenpopulationen in Afrika führte. Nach dem Zweiten Weltkrieg erholte sich die Branche nur zögerlich, erst in den 1960er Jahren setzte ein allmählicher Aufschwung ein. Auch die deutsche Wiedervereinigung wirkte sich positiv auf den Klavierbau aus, da sich traditionsreiche Firmen in Ostdeutschland (z.B. Blüthner) bis 1990 nicht voll entfalten konnten.

Der Rückgang der europäischen Klavierproduktion wurde durch die amerikanische und die aufstrebende asiatische Klavierproduktion kompensiert. Insbesondere die letzten Jahrzehnte sind durch den Aufschwung des Klavierbaus in Japan, Südkorea und China gekennzeichnet. Die japanische Yamaha Corporation stellt heute Flügel auf höchstem Niveau her, die immer häufiger in Konzertsälen (z.B. in der Berliner Philharmonie) zu finden sind. Die koreanische Young Chang und die chinesische Pearl River Group gehören heute zu den zahlenmäßig größten Klavierherstellern der Welt.

Entstehung des Pianos

Von Anfang an wurden auch stehende Klaviere gebaut, so bereits von dem Cristofori-Schüler Domenico del Mela und dem Silbermann-Schüler Christian Ernst Friederici (1745). Diese Instrumente hatten oft beeindruckende Formen, die durch Namen wie Giraffenklavier, Harfenklavier, Lyraflügel, Pyramidenklavier oder Schrankklavier belegt sind; sie waren meist sehr hoch, sehr exklusiv und hatten mit den heutigen Pianinos nicht viel gemein.

Die ersten kleinen Pianinos entstanden unabhängig voneinander um 1800 durch Matthias Müller in Wien und John Isaac Hawkins in Philadelphia. Technisch und kommerziell erfolgreich wurde Robert Wornum, der um 1811 ein Cottage Piano baute, das sich bis 1826 zum Piccolo Piano weiterentwickelte und zum Vorbild für alle späteren Pianinos wurde.

Seine Mechanik ist eine Stößelmechanik mit Auslösung, die auf den Prinzipien der englischen Flügelmechanik beruht und diese durch das Hammer-Drehgelenk, die sogenannte Hammermuschel, modifiziert. Er entwickelte sie in den 1830er Jahren weiter. Diese Mechanik wurde in Paris von Pleyel und Pape weiterentwickelt und kommerziell erfolgreich gemacht, weshalb sie auch als französische Mechanik bekannt wurde. Sie entspricht im Wesentlichen bereits der heutigen Klaviermechanik.

Die Bauweise der Pianinos verdrängte bereits um 1850 in Europa und um 1900 in den USA die material- und platzintensiveren und klanglich nachteiligeren Tafelklaviere. Die Klavierbauer versuchten ihre Baukunst nicht nur durch technische Aspekte zu behaupten, sondern auch durch eine besonders kunstvolle Gestaltung der Gehäuse, die sie vor allem für die zahlreichen Messen und Ausstellungen eigens anfertigten.

Die zumeist sehr wohlhabende Kundschaft bestellte Klaviere und Flügel oft nach Entwürfen bedeutender Architekten und Künstler, so dass viele äußerst prachtvolle Instrumente entstanden. In Deutschland hatte z.B. der Klavierhersteller Ibach eine eigene Fabrik in Köln mit bis zu 2.000 Mitarbeitern, die diese kunstvollen Gehäuse herstellte. Auch die Firma C. Bechstein in Berlin fertigte eine große Anzahl solcher Art-Case-Instrumente.

Aufbau eines Klaviers

Das Gehäuse bildet den Korpus des Klaviers und besteht aus einer stabilen Balkenkonstruktion, Verstrebungen und Rasten aus Holz. Auf diesen Korpus ist der Resonanzboden aufgeleimt, der ebenfalls aus Holz besteht und für die Klangentwicklung von entscheidender Bedeutung ist.

Der Stimmstock, ebenfalls aus Holz, ist ein wichtiges Bauteil, auf dem die Gussplatte befestigt ist. Diese Platte ist mit Metallwirbeln verschraubt, auf die die Saitenenden aufgewickelt werden. Die Saiten bestehen aus gegossenem Stahldraht und sind je nach Tonhöhe unterschiedlich dick. Für die tiefsten Töne werden dickere Saiten mit Kupferdraht umsponnen, während für die übrigen Töne drei Blanksaiten verwendet werden.

Die Mechanik des Klaviers ist ein kompliziertes Spielwerk, das aus Tasten, Federn, Zungen, Stößeln, Dämpfern und Hämmern besteht. Beim Anschlagen der Tasten schlagen die Hämmer auf die Saiten und erzeugen so den charakteristischen Klang. Die Klaviatur hat in der Regel 88 Tasten, die dem Pianisten eine große Klangvielfalt ermöglichen.

Ein Klavier ist außerdem mit zwei oder drei Pedalen ausgestattet, die weitere Ausdrucksmöglichkeiten bieten. Diese Komponenten wurden um 1880 perfektioniert und haben sich seitdem kaum verändert. Lediglich die Mechanisierung und Automatisierung der Herstellung der Kleinteile hat Fortschritte gemacht.

Der Bau eines Klaviers ist eine harmonische Verbindung von traditioneller Handwerkskunst und moderner Technologie, die dieses faszinierende Instrument zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Musikwelt macht.

Klangvielfalt und Ausdrucksmöglichkeiten

Das Klavier fasziniert durch seine beeindruckende dynamische Bandbreite, die es dem Pianisten ermöglicht, von zarten, leisen Tönen bis hin zu kraftvollen, lauten Klängen eine große Bandbreite an Emotionen auszudrücken. Zu den spezifischen Merkmalen des Klavierklangs gehören die festen Tonhöhen, die mit der Anschlagsgeschwindigkeit und damit der Lautstärke verbundene Klangfärbung und das unwiderrufliche Ausklingen des Tons, das nach dem Anschlag nur durch das rechte Pedal verlängert und durch allmähliches oder abruptes Dämpfen allmählich oder abrupt beendet werden kann.

Ein charakteristisches Merkmal des Klavierklangs ist die Mehrchörigkeit der Töne, bei der zwei oder drei gleich gestimmte Saiten einen Saitenchor bilden. Diese „Mehrchörigkeit“ sollte ursprünglich die Lautstärke des Instruments erhöhen, führte aber vor allem zu einem komplexeren Klangverlauf aus Vor- und Nachklängen. Die Saiten eines Streichchores werden gemeinsam angeschlagen und schwingen in derselben Phase, jedoch mit leicht unterschiedlichen Amplituden, da die Form des Hammers nie ganz gleichmäßig ist. Die am schwächsten angeschlagene Saite schwingt nach dem Abklingen ihrer eigenen Anregung allmählich mit den anderen Saiten mit, so dass die Saiten des Saitenchors wie gekoppelte Pendel wirken, die einen großen Teil ihrer Energie untereinander austauschen.

Die Kombination von Vor- und Nachklang verleiht dem Klavier seinen einzigartigen und vielschichtigen Klang. Der Einsatz des linken Pedals schwächt einerseits den Einschwingklang, da nur zwei der drei Saiten des Saitenchors angeschlagen werden, und verstärkt andererseits den Nachklang, da der Saitenchor als System gekoppelter Pendel seine Energie vergleichsweise langsam abgibt. Das linke Pedal erzeugt also nicht nur einen zunächst leiseren, sondern auch einen relativ länger anhaltenden Ton. Die Pedale des Klaviers – Sustain-, Una-Corda- und Sostenuto-Pedal – eröffnen dem Musiker zusätzliche Ausdrucksmöglichkeiten und verleihen der Musik Tiefe und Nuancen.

Die Variationsmöglichkeiten mit den Pedalen und die Anschlagsgeschwindigkeit eröffnen dem Pianisten eine reiche Klangpalette, die es ihm ermöglicht, die musikalische Interpretation individuell und einfühlsam zu gestalten. Die klangliche Vielfalt des Klaviers macht es zu einem der vielseitigsten und ausdrucksstärksten Musikinstrumente und zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Musikwelt.

Was beeinflusst das Klavier?

Der Klang und die Lautstärke eines Tones auf dem Klavier hängen ausschließlich von der Geschwindigkeit und damit von der kinetischen Energie des Hammers ab, der auf die Saiten schlägt, und nicht von der Art und Weise, wie der Pianist den Hammer auf diese Geschwindigkeit beschleunigt, also auch nicht von einer bestimmten Anschlagstechnik. Sieht man einmal von den Pedalen ab und von einigen Phänomenen, die zusätzlich eine Rolle spielen, wie z.B. der „Oberton“ und der „Unterton“, die je nach Spielweise beim Aufeinandertreffen von Finger und Taste bzw. von Tastenholz und Tastenboden entstehen, so verlaufen Klangfarbe und Lautstärke beim Klavier immer parallel.

Allerdings hängt der Zeitpunkt des Saitenanschlags nach Beginn des Anschlags einer Klaviertaste vom zeitlichen Kraftverlauf und damit von der Beschleunigung des Hammers während des Anschlags ab, so dass ein geübter Pianist einen bestimmten Ton trotz gleicher Lautstärke in gewissen Grenzen gezielt etwas früher oder später erklingen lassen („Mikro-Agogik“) und unabhängig von der Lautstärke Akzente setzen kann. Insofern hat die Anschlagstechnik des Pianisten durch den tatsächlich erreichten Zeitpunkt des Einsetzens des Klaviertones einen entscheidenden Einfluss auf den Klaviervortrag.

Wie klingt ein Klavier, wenn es nicht gut klimatisiert ist?

Das Raumklima hat einen erheblichen Einfluss auf den Klang und die Gesamtqualität des Klaviers. Vor allem die Luftfeuchtigkeit spielt eine entscheidende Rolle. Empfehlenswert ist eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 70 %, ideal zwischen 50 und 60 %. Eine Luftfeuchtigkeit unter 40 % kann das Holz austrocknen, während eine Luftfeuchtigkeit über 70 % die Rostbildung an Metallteilen wie den Saiten begünstigt. Deshalb sollte das Klavier nicht an schlecht isolierten Außenwänden, in der Nähe von Heizkörpern oder auf einem beheizten Fußboden aufgestellt werden, ebenso wenig Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung.

Besonders bei Klavieren, die lange Reisen unter verschiedenen klimatischen Bedingungen hinter sich haben, können ernsthafte Probleme auftreten. So kann z.B. ein Instrument, das für das feuchte Klima Ostasiens konzipiert wurde und in Mittel- oder Nordeuropa landet, den ersten kalten und trockenen Winter nicht gut überstehen. Um diesem Problem vorzubeugen, produzieren große und renommierte Klavierhersteller wie Yamaha ihre für den Export bestimmten Instrumente in speziell klimatisierten Räumen.

Sinkt die Luftfeuchtigkeit über einen längeren Zeitraum stark ab, trocknet das Holz aus und zieht sich zusammen. Dies kann dazu führen, dass sich Stimmwirbel und Schrauben lockern, sich die Balken der Klaviatur und der Mechanik verziehen und der Resonanzboden seine Wölbung verliert, was sich negativ auf die Stimmung und den Klang auswirkt. Umgekehrt führt eine hohe Luftfeuchtigkeit zu einer stärkeren Wölbung des Resonanzbodens, zu einer höheren Stimmung, zum Klemmen von Achsen und Tasten und zu einem dumpferen Klang, da der Hammerfilz Feuchtigkeit aufnimmt.

Einige Klavierhersteller verwenden inzwischen Materialien wie Plexiglas oder Kohlefaserverbundwerkstoffe (CFK), die wenig empfindlich auf Klimaschwankungen reagieren. Diese werden bei einigen Serienmodellen für den Klavierkörper oder den Resonanzboden eingesetzt, um den negativen Auswirkungen des Raumklimas entgegenzuwirken und die Klangqualität des Klaviers langfristig zu sichern.

Spieltechnik eines Klaviers

Die Spieltechniken am Klavier erfordern eine genaue Beachtung der Physik, da schon kleine Bewegungen einen großen Einfluss auf den Klang haben. Die Sitzposition spielt dabei eine wesentliche Rolle, denn eine falsche Haltung kann die Leichtigkeit des Spiels beeinträchtigen.

Die Grundregeln für die Sitzhaltung sind einfach, aber von großer Bedeutung: Aufrechte Haltung, Schultern und Ellbogen entspannt im 90-Grad-Winkel, der gleichzeitig den richtigen Abstand zur Klaviatur bestimmt. Das Handgelenk sollte entspannt sein, während die Finger rund und nah an den Tasten liegen. Diese einmal erlernte Grundhaltung sollte regelmäßig überprüft werden, da Unbehagen oder Schwierigkeiten beim Spielen oft auf eine falsche Haltung zurückzuführen sind.

Besondere Aufmerksamkeit sollte dem Handgelenk geschenkt werden, da es einen großen Einfluss auf den Klang und die Geschmeidigkeit der Bewegungen hat. Ein unbewegliches Handgelenk kann zu einem hölzernen Klang und einer unnötigen Belastung der Finger führen. Daher ist es wichtig, während des Spiels auf eine dynamische und flexible Bewegung des Handgelenks zu achten, um einen ausdrucksstarken und kontrollierten Klang zu erzeugen.

Liste bekannter Pianisten

  • Alfred Brendel
  • Art Tatum
  • Arthur Rubinstein
  • Arturo Benedetti Michelangeli
  • Claude Debussy
  • Elton John
  • Erik Satie
  • Franz Liszt
  • Franz Schubert
  • Frédéric Chopin
  • Glenn Gould
  • Hélène Grimaud
  • Johann Sebastian Bach
  • Keith Jarret
  • Khatia Buniatishvili
  • Lang Lang
  • Ludwig Van Beethoven
  • Martha Argerich
  • Oscar Peterson
  • Peter Bence
  • Radu Lupu
  • Robert Schumann
  • Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow
  • Sonya Belousova
  • Vladimir Horowitz
  • Wolfgang Amadeus Mozart
  • Yann Tiersen
  • Yiruma
  • Yuja Wang

Liste von Klavierherstellern

Alverpen

Die Alverpen Klaviere sind baugleich mit den May Berlin Instrumenten und wurden bis 1990 von Schimmel Pianos, Braunschweig, hergestellt. Sie sind mit Renner-Mechaniken ausgestattet.

Bösendorfer

Bösendorfer Flügel gelten seit ihrer Gründung in Österreich als einer der besten Premium-Hersteller. Sie erhielten Weltruhm für ihren bekannt gestaltbaren und obertonreichen Klang.

Boston by Steinway

Boston Klaviere sind von Steinway entworfen. Steinway & Sons lässt die Instrumente von der erfahrenen Klavier- und Flügelfabrik KAWAI Pianos herstellen.

C. Bechstein

Die Carl Bechstein Pianofabrik wurde 1853 in Berlin gegründet. Bis heute werden unter dem Namen Bechstein Klaviere und Flügel in verschiedenen Preisklassen und Kategorien hergestellt.

Carl Mand

Die Carl Mand Klavierfabrik wurde 1835 in Koblenz gegründet und bestand bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Während dieser Zeit erhielt die Marke viele Auszeichnungen und Preise.

Ed. Seiler

Die ED. SEILER Klavierfabrik in Kitzingen, Bayern, wurde 1849 gegründet. Der Gründungsort war Liegnitz (Schlesien). Im Jahr 2008 hat die koreanische Firma Samick die Fabrik übernommen.

Feurich

Die ehemalige Premium-Klaviermarke aus Leipzig wurde später in Gunzenhausen bei Nürnberg hergestellt. Seit der Veränderung 2012 werden heute Instrumente mit dem Namen Feurich in Ningbo, China, hergestellt.

Fazioli

Fazioli ist ein Premium-Hersteller für Flügel und Konzertflügel aus dem handwerklich geprägten Sacile in Italien, in der Nähe von Venedig.

Gewa Keys

1925 von Georg Walther im Vogtland gegründet, werden bei GEWA KEYS zunächst in Handarbeit gebaute Instrumente hergestellt und verkauft. Heute ist das Unternehmen zur internationalen Gewa music group angewachsen.

Gebr. Schütze

Die Pianofortefabrik Gebr. Schütze wurde 1919 in Berlin von den Brüdern Wilhelm und Georg Schütze gegründet. Im Jahr 1958 wurde die Firma samt Fabrik von F. Manthey übernommen.

Hupfeld

Hupfeld war ein deutscher Premium-Klavierhersteller von 1892 bis 2009. Ludwig Hupfeld schuf im Jahr 1892 die Grundlage für eine der größten Betriebsstätten für mechanische Instrumente weltweit.

Ibach

Die Fabrik Ibach war bis 2007 der älteste produzierende Klavierhersteller weltweit. Von 1794 an bis 2007 gehörte das familiengeführte Unternehmen zu den führenden Klavier- und Flügelherstellern.

J. C. Neupert

Johann Christoph Neupert gründete seine Klavierfabrik und Restaurationswerkstatt für historische Tasteninstrumente im Jahr 1868 und ist bis heute der führende Hersteller für Cembali.

Kawai

Der Name Kawai steht seit 1927 für Innovationen. Mit neuen Materialien und Technologien hat Kawai im Klavierbau Standards im Klangvolumen und Spielgefühl gesetzt und diese ständig verbessert.

Kemble Pianos

Michael Kemble gründete 1911 Kemble Pianos in der Nähe von London. Er siedelte später mit der Klavierfabrik nach Milton Keynes um. Ab 1968 arbeiteten Kemble Pianos und Yamaha Pianos eng zusammen.

Krauss

Die Pianofabrik Krauss wurde 1870 in Stuttgart gegründet. Den Flügelbau nahmen sie ab 1921 mit in ihr Sortiment auf. Im Jahr 1958 übernahm die SAUTER Pianofortefabrik die Firma Krauss.

May Berlin

Die Mey Berlin Klaviere wurden in der Zeit von 1971 bis 1990 von Schimmel Pianos, Braunschweig, gebaut. In München wurden sie auch unter dem Hausmarkennamen Carl Hirsch München und Alverpen verkauft.

Petrof

Der böhmische Klavierhersteller Anton Petrof gründete das Unternehmen im Jahr 1864. Bis zur Jahrhundertwende 1800/1900 stieg er schnell zu einem der führenden und wichtigsten Fabrikanten in Europa auf.

Ritmüller

Die RITMÜLLER-Klaviere stammen aus der größten Pianofabrik (Pearl River) der Welt. Hier werden sehr große Stückzahlen mit wirklich eindrucksvollen Fertigungsstandards hergestellt.

Samick Pianos

1960 begann Samick mit dem Klavierbau als erster in Korea. 2004 bis 2009 beteiligte sich Samick an der Klavierfabrik Bechstein, Berlin. Heute ist Samick einer der größten Hersteller für Klaviere.

Sauter

Carl Sauter erbte die Klavierbauerwerkstatt von seinem Adoptivvater Johann Grimm im Jahr 1946 und führte diese in Spaichingen, Deutschland, fort. Die Firma stellt bis heute Klaviere und Flügel her.

Schimmel

Schimmel Klaviere & Flügel stehen für Attribute wie Ingenieurskunst, Innovation, Design und Zuverlässigkeit – Made in Germany. Qualitätsprodukte, auf die Menschen in aller Welt vertrauen.

Shigeru Kawai

Seit 1927 steht Kawai für exzellente Qualität bei Flügeln und Klavieren. 2001 wurde die Shigeru Kawai Flügel Serie vorgestellt, die heute auf der ganzen Welt höchste Beliebtheit und Anerkennung genießt.

Steinway & Sons

Die Steinway Flügel stammen aus New York von Henry Steinway und seinen Söhnen. Sie haben über 125 Patente angemeldet und wurden zur erfolgreichsten Marke. 1880 wurde die Hamburger Fabrik gegründet.

Wagner

Die Klavierfabrik Wagner wurde in der Elbestadt Lenzen, Deutschland, im Kreis Prignitz gegründet.

Yamaha

Yamaha begann im Jahr 1900 mit der Produktion von Klavieren und kann seitdem auf eine lange Tradition in der Herstellung hochwertiger akustischer und digitaler Klaviere zurückblicken. Perfekter Klang, zeitlose Eleganz, unvergleichliche Leistung.

Was kostet ein Klavier?

Der Preis eines Klaviers hängt von verschiedenen Faktoren wie Marke, Qualität, Größe, Material, Konstruktion und Ausstattung des Instruments ab. Im Allgemeinen gibt es für jeden Geldbeutel, von preiswerten Einsteigermodellen bis hin zu hochwertigen Konzertflügeln, die mehrere hunderttausend Euro kosten können. Ein akustisches Klavier (Upright-Piano) für Anfänger kann zwischen 2.000 und 5.000 Euro kosten. Diese Modelle sind oft ideal für Anfänger und Hobbyspieler, die kein professionelles Instrument benötigen.

Hochwertigere und besser verarbeitete Klaviere können zwischen 5.000 und 20.000 Euro kosten. Diese Instrumente eignen sich sowohl für fortgeschrittene Pianisten als auch für kleinere Konzerte oder den professionellen Einsatz in Studios. Flügel sind in der Regel teurer als Klaviere. Kleinere Flügel können zwischen 10.000 und 30.000 Euro kosten, während Konzertflügel renommierter Marken leicht mehrere hunderttausend Euro kosten können.

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