Musikgeschichte

Musikgeschichte und Entwicklung

Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte der Musik oder auch Musikgeschichte bezeichnet die historische Entwicklung von Musik und musikalischen Phänomenen im Laufe der Zeit. Sie umfasst verschiedene Aspekte wie die Entwicklung des Gesangs und der Melodie, des Rhythmus, der Musikinstrumente, des Zusammenklangs und der Mehrstimmigkeit, der Harmonik sowie der Schriftlichkeit und Vervielfältigung.

Sie reicht bis in die Antike zurück. Schon in der griechischen und römischen Antike gab es Musiktheoretiker wie Pythagoras und Aristoxenos, die sich mit der Musik beschäftigten. In der mittelalterlichen Musik spielte die Kirchenmusik eine bedeutende Rolle. Die Gregorianik, eine einstimmige Musik, wurde im 9. Jahrhundert eingeführt und prägte die Musik des Mittelalters. Im Laufe der Zeit entwickelten sich jedoch weitere Musikstile und -formen wie die mehrstimmige Musik, die Oper und das Oratorium.

Die Renaissance war eine Zeit des Umbruchs und der Erneuerung in vielen Bereichen, auch in der Musik. Es entstanden neue Musikformen wie die Madrigale, die Motetten und die Fugen. In der Barockzeit wurden die Musikinstrumente weiterentwickelt und neue Kompositionsformen wie die Suite und die Sonate entstanden. Die Musik der Wiener Klassik zeichnete sich durch ihre klaren Strukturen und ihre Ausgewogenheit aus. Die Werke von Mozart, Beethoven und Haydn zählen zu den bekanntesten dieser Zeit.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Musik eine Revolution. Die Romantik, eine Epoche der Kunst und Kultur, hatte großen Einfluss auf die Musik. Sie brachte neue Themen und Emotionen in die Musik und setzte sich von den klassischen Regeln und Strukturen ab. Auch die Musik des 20. Jahrhunderts wurde von zahlreichen Strömungen geprägt wie dem Expressionismus, dem Futurismus oder dem Jazz.

Die Musikgeschichte ist eng mit der Technologie verbunden. Die Erfindung der Schriftlichkeit und Vervielfältigung, die Entstehung der Tonaufnahme und die Entwicklung elektronischer Musikinstrumente haben die Musik nachhaltig verändert und neue Möglichkeiten eröffnet.

Die Musik hat sich im Laufe der Geschichte immer weiterentwickelt und es gibt eine Vielzahl von Stilen und Ästhetiken, die Teil der Musikgeschichte sind. Jeder Stil hat seine eigene Geschichte und seine eigene Bedeutung. Die Musikgeschichte ist daher ein wichtiger Gegenstand der historischen Musikwissenschaft.

Frühe Entwicklung

Vor etwa zwei Millionen Jahren entwickelten sich die anatomischen Voraussetzungen für differenzierten Gesang. Zu dieser Zeit setzte sich mit Homo ergaster der aufrechte Gang durch, was dazu führte, dass der Kehlkopf tiefer in den Körper sank. Gleichzeitig bildete sich durch die Umstellung der Ernährung auf mehr fleischliche Kost der Kauapparat zurück. Dadurch wurde die Mundhöhle größer und konnte ein breiteres Spektrum an Lauten produzieren. Einige Wissenschaftler sehen die Ursprünge der Musik als eine kommunikative Anpassung an das Leben in größeren sozialen Gruppen. Andere, wie Geoffrey F. Miller, vermuten dagegen, dass die Musikalität des Menschen hauptsächlich durch sexuelle Selektion entwickelt wurde. Neuere Ansätze gehen davon aus, dass beide Faktoren eine Rolle gespielt haben. Die weltweit ältesten bekannten Musikinstrumente sind 40.000 Jahre alte Flöten. Wenn man die menschliche Stimme als Musikinstrument betrachtet, wurde sie sicherlich schon viel früher zur Produktion von Musik eingesetzt.

In der Jungsteinzeit wurden die ersten irdenen Instrumente hergestellt, darunter Gestaltrasseln in Menschen- und Tierform. In der Bronzezeit entstanden die ersten metallurgischen Arbeiten, als bereits Hochkulturen im vorderasiatischen Raum entstanden. Reste von Metallschmuck an vergangenen Tierhörnern gehören dazu, ebenso bronzene Hörner in Tierhornform, wie die im nordischen Kreis gefundenen Luren. Diese waren stets paarweise und in gleicher, manchmal sogar fester Stimmung, was sowohl der Klangverstärkung als auch dem Akkordspiel gedient haben kann. Andere Metallarbeiten waren Klapperbleche und Klangplatten.

Der Musikhistoriker John Frederick Rowbotham unterschied in seiner „History of Music“ (1885-1887) die Entwicklungsstufen der archaischen Musik nach dem verwendeten Tonumfang, ähnlich zur Bildung von Tonleitern. Vor Terpandros, dem Schöpfer der griechischen Lyrik im 7. Jahrhundert v. Chr., war nur der Tonumfang eines Tetrachords, d.h. einer Quarte, zu finden, was Plutarch in seinem Dialog über Musik als Anzeichen für ältere Kulturepochen bestätigte. Diese Einteilung ist jedoch nicht als allgemein gültig anzusehen, da in der Musik anderer Ethnien, z.B. bei indigenen Völkern Nordamerikas, in Australien und Ozeanien auch Akkordzerlegungen über einen großen Tonraum hinweg vorkommen.

Ursprungsmythen

Die Ursprünge der Musik werden von vielen Völkern auf übernatürliche oder historisch nicht greifbare Personen wie Götter und Geister zurückgeführt. Es gibt zahlreiche Ursprungsmythen, die sich je nach Kultur und Glauben unterscheiden.

Im Hinduismus wird Brahma, der Gott der Sprache, auch als Schöpfer der Musik angesehen, während sein Sohn Narada über sie herrscht. Shiva wird die Erfindung des Musikbogens zugeschrieben, während Sarasvati die Tonleiter erfunden haben soll. Hindu-Legenden erklären die Vielzahl der Ragas damit, dass viele Hirtinnen (Gopis) versucht haben, den Flöte spielenden Krishna mit ihren eigenen Melodien zu verzaubern.

Nach chinesischer Mythologie wurde die Tonleiter von einem Wundervogel geschenkt, während im alten Ägypten Thot, der Gott der Schreibkunst, die Musik aus dem Klang von Wörtern erschaffen haben soll. Hathor war die Göttin von Tanz, Gesang und Kunst. Bei den Griechen galt Orpheus, der Musensohn, als Schöpfer von Musik und Tanz, der angeblich sogar Steine zum Weinen gebracht haben soll.

In der arabischen Welt besagt eine Legende, dass der Kameltreiber Maudar ibn Nizar nach einem Sturz von seinem Reittier die Hand gebrochen hat. In seinem Schmerz rief er die Kamele und brachte sie damit zum Laufen, woraus der Gesang entstanden sein soll. Westafrikanische Völker am Niger glauben, dass die Menschen die Musik von Waldgeistern gelernt haben, während eine Riesin alle Musik der Welt in ihrem Bauch trägt und die Dämonen sie den Menschen in einzelnen Liedern offenbart haben.

Die Verbindung von Musik und Schmiedekunst ist in vielen Kulturen ein beliebtes Konzept. Laut biblischer Überlieferung ist Jubal der Stammvater der Musiker, während sein Halbbruder Tubal-Kain als Ahnherr der Schmiede gilt. Im Mittelalter wurden beide Bereiche oft zusammen genannt. In Anlehnung an einen Traktat des antiken Mathematikers Nikomachos von Gerasa behauptete Guido von Arezzo, dass Pythagoras die Musik erfunden habe, als er den Klang eines Schmiedes bei der Arbeit hörte (siehe auch Pythagoras in der Schmiede).

Laut aztekischen Mythen holte ein Mensch auf göttlichen Befehl die Musik von der Sonne. Bei Völkern mit animistischen Vorstellungen, wie den Eskimos, glaubt man, dass Melodien den Menschen am Anfang der Zeit durch Geisterbeschwörung vermittelt wurden. Andere indigene Völker, wie die Seneca, verknüpfen die Entstehung der Musik entweder mit dem Besuch eines Gottes in menschlicher Gestalt oder mit der Gabe des ersten heiligen Instruments.

Kulturelle Entwicklung

Mit der Entstehung unterschiedlicher sozialer Gruppen entwickelten sich die Rollen des Schamanen oder Medizinmannes, später entstand eine Klasse von Priesterkönigen. In frühen Kulturen wurden Gesänge, Klänge und Rhythmen auch zur (magischen) Vertreibung von Dämonen[6] und zur Erzeugung von Wohlbefinden verwendet. Mit der zunehmenden Vielfalt und der technischen Verbesserung der Instrumentenherstellung löste sich die Musik allmählich aus ihrer kultischen Bindung. Die Strukturen der Musik wurden geordneter, Skalen begannen sich zu formen, Zentraltöne und Intervalle als erste Anzeichen von harmonischen Beziehungen kristallisierten sich heraus, und Konsonanz- und Dissonanzprinzipien mit Quinte und Quarte als Leitintervallen regelten den Zusammenklang.

Die Auswahl und Ordnung der Tonvorräte führte zur Entwicklung von Tri-, Hepta- und Pentatonik. Letztere sind bis heute die dominanten Skalenmodelle: siebenstufig im Vorderen Orient und in Europa sowie fünfstufig in Ostasien. Die musikalischen Strukturen waren überwiegend heterophon oder zeigten erste Ansätze zur Parallelführung, Kanon- und Imitationsformen, insbesondere durchklingende Borduntöne, die eine feste Stimmung und ein harmonisches Grundgerüst erzeugten und gleichzeitig erforderten. Die rhythmische Gliederung folgte fast ausschließlich dem Urprinzip von Hebung und Senkung, das sich aus der Körperbewegung des Schreitens ergibt. Taktschläge, -zahl und -gruppierung folgten wiederum der Zweiteiligkeit, die zu vier, acht, sechzehn usw. Elementen ausgeweitet wurde, wie es bis heute im Periodenbau der Fall ist. Als grundlegende Elemente der musikalischen Gestaltung bestimmten Wiederholung, Kontrast, Variation und Kontinuität den melodisch-rhythmischen Aufbau.

Altorientalische Kulturen

Die Sumerer praktizierten eine rituelle Musik, die von staatlichen Priestermusikern und -musikerinnen ausgeführt wurde und niemals rein instrumental war, sondern teilweise von Instrumentalbegleitung begleitet wurde. Entsprechend den Funktionen, wie Klageliedern oder Götterhymnen, bildeten sich Genres heraus, für die einzelne Musikergruppen zuständig waren. Die Trommeln, die in Ritualen verwendet wurden, waren mannshohe Rahmentrommeln und Kesseltrommeln wie die große Bronzetrommel Lilissu, die ab dem Anfang des 2. Jahrtausends gespielt wurde.

Die Babylonier und Assyrer übernahmen um 1800 v. Chr. das Erbe der Sumerer und verkleinerten die Standharfe zur Tragharfe. Sie führten das Plektron ein, das ein rhythmisch genaueres Spiel erlaubte, und entwickelten Langhalslauten weiter. Neue Blasinstrumente waren der Doppelaulos, Flöten und Trompeten mit gebogener Röhre. Aus den Grifflöchern dieser Instrumente schließt man auf fünf- bis siebenstufige Tonleitern. Gleichzeitig vergrößerten die Assyrer die Ensembles, und ein Relief im Palast Assurbanipals zeigte schließlich eine Prozession aus elf Instrumentalisten und 15 Sängern. Sie begannen auch, eine weltliche Kunstmusik zu entwickeln.

China

Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. etablierte China eine Hochkultur mit einer vollständig entwickelten Musik. Der Westen, insbesondere Mesopotamien, lieferte wichtige Impulse. China erfand ein Skalensystem, das auf Zahlenverhältnissen basierte, pentatonische Gebrauchstonleitern und eine feste Tonhöhenstimmung. Schon in der Xia-Dynastie (ca. 2200–1800 v. Chr.) erschienen Vorläufer der fünfsaitigen Wölbbrettzither namens Qin. Die Kompositionen waren einklangig und homophon und änderten sich im Laufe der Geschichte nur unwesentlich.

In der Shang-Dynastie wurden Trommeln, Gefäß- und Rohrflöten sowie bronzene Glocken hinzugefügt. Der Konfuzianismus ordnete sowohl das Tonartensystem mit der Yin-Yang-Unterscheidung „weiblicher“ und „männlicher“ Skalen als auch die kosmologisch orientierte Musiktheorie. Stile, Genres und Instrumentenverwendung wurden genau festgelegt. Während der Zhou-Dynastie wurde die Musik in ihrer ethisch-erzieherischen Wirkung auf den Menschen in den Mittelpunkt der Staats- und Gesellschaftsphilosophie gerückt. Die Musik wurde staatlich reguliert und die offizielle ästhetische Anschauung folgte den Ansichten des jeweiligen Kaisers. Um 300 v. Chr. wurden siebenstufige Skalen entwickelt. Wichtige musiktheoretische Quellen des Konfuzianismus sind das Buch der Lieder und das Buch der Riten. Das Ritenbuch überliefert die Systematisierung der Musikinstrumente nach Materialkategorien (bāyīn): Metall, Stein, Fell, Kürbis, Bambus, Holz, Seide und Erde. Zu den wichtigsten Neuerungen gehörten die Lithophone, Querflöten und Mundorgeln mit bis zu 17 Pfeifen.

Die restaurative Han-Dynastie um die Zeitenwende öffnete die chinesische Musik weiterhin für westliche Einflüsse. Der Aulos und die Laute als Pipa gelangten nach China. Die erste systematische Notenschrift wurde entwickelt. Das kaiserliche Musikbüro sammelte und archivierte Dokumente der alten Musik, pflegte Kult-, Hof-, Militär- und Volksmusik und unterhielt eigene Auslandsabteilungen.

Indien

Es gibt nur Spekulationen über die Musik der Indus-Kultur im dritten vorchristlichen Jahrtausend. Möglicherweise hat sie Anregungen aus der mesopotamischen und ägyptischen Kultur aufgenommen. Durch die Einwanderung der Arier, die mit den Griechen verwandt waren, um 1500 v. Chr. kamen westliche Einflüsse nach Indien. Aus der Verschmelzung beider Kulturen entstand der vedische Kult, der zunächst den Brahmanen vorbehalten war und erst um 200 v. Chr. für die niederen Kasten zugänglich wurde. Die Nātyaveda, die letzte vedische Schrift, enthält die ersten Aufzeichnungen zur Musik Indiens. Die Musikanschauung ähnelte der griechischen Einheit von Tonkunst, Sprache, Tanz und Gestik und wurde als Form des Theaters angesehen. Die Kultmusik wurde nach vedischen Vorstellungen streng von Kunst-, Volks- und Unterhaltungsmusik getrennt. Die Erstere unterstand dem Gott Brahma, während die Letztere Shiva zugeordnet war.

Das Tonsystem der indischen Musik basiert auf einer Einteilung der Oktave in 22 mikrotonale Shrutis, die nicht nach einer mathematischen Teilung, sondern nach dem Gehöreindruck unterschieden werden. In diesem Punkt unterscheidet sich die indische Musik von ihren griechischen Vorbildern. Aus diesem Tonvorrat werden siebenstufige Skalenmodelle gebildet, die analog zu den europäischen Tongeschlechtern Dur und Moll sind. Es gibt eine sehr differenzierte Abstufung zwischen konsonanten und dissonanten Intervallen. Die Ragas bilden das Grundgerüst der Melodik, ähnlich wie die griechischen Modi. Ragas haben nicht nur einen Klangcharakter, sondern sind auch Tages- und Jahreszeiten, Spielanlässen, Affekten und ethischen Prinzipien zugeordnet, die bei der Auswahl der „richtigen“ Tonleiter beachtet werden müssen.

Die Rhythmik der indischen Musik ist ebenfalls modal. Sie besteht aus ein-, zwei- und dreifachen Tondauern, die zu Talas geformt werden, festen Rhythmusabläufen mit jeweils geregelter Betonung der Tondauern. Der Grundpuls der Musik trifft sich in der ersten Schlagzeit wieder, während durch Überlagerungen verschiedener Betonungen innerhalb eines Taktes Polyrhythmik entstehen kann. Zu den ältesten Instrumenten der indischen Musik gehörten Flöten und Trommeln. Vinas, eine Sammelbezeichnung für eine Gruppe von Saiteninstrumenten, sind bereits in den ältesten Veden beschrieben. Persische Lauten wie die Tar gelangten aus dem Westen in den indischen Kulturraum, aus der die Langhalslaute Tanpura und im 18. Jahrhundert über die Zwischenstufe Rubab die Kurzhalslaute Sarod wurde. Während der Mogulzeit ersetzte die aus Persien stammende Shehnai ältere indische Schalmeienarten. Auf indischem Boden entwickelte sich ein reiches Inventar an Blas-, Saiten- und Schlaginstrumenten.

Altes Ägypten

Die Musik im alten Ägypten wurde in Hieroglypheninschriften, Grabdekorationen und Musikinstrumenten als Grabbeigaben dokumentiert. In der vordynastischen Zeit gab es Klappern, Rasseln, mundstücklose Längsflöten und einfache Trompeten, und die Musik hatte hauptsächlich religiösen Charakter, wobei der magische Tanz Masken- oder Waffentanz war.

Mit dem Beginn des Alten Reiches um 2700 v. Chr. wurde das Instrumentarium erweitert um die Bogenharfe, die in ihrer gestreckten Form noch deutlich an den Musikbogen erinnerte und lediglich einen kleinen Resonanzkörper aufwies. In dieser Zeit entwickelte sich auch die weltliche Musik, die im Rahmen von Festen erklang. Es gab vokale und gemischte Ensembles sowie erstmals reine Instrumentalmusik in unterschiedlichen Besetzungen. Auch Frauen der höheren Gesellschaftsschichten durften nun tanzen und Musik auf Harfe und Flöte spielen. Reliefs in den Grabkammern lassen auf mehrstimmige Musik schließen, ähnlich wie bei den assyrischen Blasinstrumenten weisen die Grifflöcher auf fünf- und siebenstufige Skalen hin. Als erste Kultur entwickelte das Alte Reich in Ergänzung einer ansatzweise vorhandenen Notenschrift die Chironomie: einem Dirigenten gleich vermittelte der Leiter einem Ensemble Tonschritte und Rhythmus durch genau festgelegte Handbewegungen und Armstellungen.

Nach dem Ende des Mittleren Reiches und in der Zweiten Zwischenzeit nahm Ägypten Anregungen der vorderasiatischen Hyksos auf. Sie führten die aus der Beduinenkultur stammende Leier ein, das Sistrum in der Gestalt, die noch gegenwärtig als Kultinstrument der Koptischen Kirche dient, schließlich Doppelfelltrommeln. Letztere begleiteten die wilden Springtänze, die die Hyksos aus dem Osten mitbrachten; sie lösten die gemessenen Schreit- und Figurentänze des Alten Reiches ab. Eine letzte Innovation der Hyksos war der im Neuen Reich übliche schalmeienartige Doppelaulos, der schließlich zum griechischen Instrument wurde.

Die Musikkultur gedieh im Neuen Reich zu einer allgemeinen Blüte, einzelne Genres nach ihren Funktionen etablierten sich als Tanz-, Militär- und Kultmusik. Die Instrumente erlaubten virtuoses Spiel, vor allem auf der sich technisch weiter entwickelnden Harfe, die als Schulter-, Winkel-, Bogen- und Standharfe gespielt wurde. Dank eines größeren Resonanzkastens, bis zu zwölf Saiten und kunstvoller Verzierungen war sie das wichtigste Instrument der ägyptischen Tonkunst dieser Epoche. Eine mit Bünden versehene Langhalslaute ergänzte das Instrumentarium. In der Zeit des Neuen Reiches entwickelten sich kleinstufige Skalen, die später die klassische arabische Musik übernahm. Ebenso wurden Borduntöne auf den Doppelinstrumenten geblasen.

Während der Spätzeit und der griechisch-römischen Zeit wurden auch westliche Instrumente wie die Lyra und die Laute in Ägypten eingeführt und beeinflussten die einheimische Musik. Die Musik des Alten Ägypten hatte einen starken Einfluss auf die Musik des antiken Griechenlands und später auf die europäische Musikgeschichte.

Heutzutage wird die traditionelle ägyptische Musik immer noch praktiziert und hat sich weiterentwickelt. Einige der alten Instrumente wie die Oud und die Nay werden immer noch verwendet, und es gibt auch moderne Versionen dieser Instrumente sowie neue Instrumente, die im Laufe der Zeit entwickelt wurden. Die ägyptische Musik ist ein wichtiger Teil der Kultur des Landes und wird bei vielen Anlässen, einschließlich Hochzeiten und Festivals, gespielt.

Palästina und Syrien

Palästina pflegte über einen längeren Zeitraum hinweg einen ständigen Kulturaustausch mit den Nachbarregionen. Die Phönizier und Hebräer waren die führenden Völker des Landes.

Die Phönizier gelten als eigentliche Erfinder des Doppelaulos im 2. Jahrtausend, es ist jedoch unsicher, ob sie auch das Psalterium als erstes gebaut haben. Ihr Instrumentenrepertoire beinhaltete Doppelblasinstrumente, Leier und Rahmentrommeln, die aus dem Zweistromland stammten. In der Stadt Ugarit wurden Tontafeln mit hurritischen Hymnen gefunden, die die ältesten Musiknotationen der Welt darstellen.

Die Musik der Hebräer, die hauptsächlich durch alttestamentliche Quellen belegt ist, begann bereits in der Frühzeit der Geschichte Israels bis etwa 1000 v. Chr. Sie entsprach im Wesentlichen der ägyptischen Kultur, wie sie die Israeliten vor dem Exodus kennengelernt hatten. Die ersten Instrumente waren der Kinnor, eine Tragleier mit fünf bis neun Saiten, und der bis heute tradierte Schofar, die beide für den kultischen Gebrauch im Tempel bestimmt waren. Dazu kamen Längsflöten und zahlreiche Schlaginstrumente nach mesopotamischen Vorbildern.

In der Königszeit (ab etwa 1000) übernahmen die Juden einige Instrumente ausländischer Herkunft wie die Doppelschalmei, die Winkelharfe und zitherartige Zupfinstrumente aus Phönizien. Unter den Leviten bildete sich ein Berufsmusikerstand heraus, der in großer Chor- und Orchesterbesetzung die Tempelmusik ausführte. Die Musiker waren in Zünften organisiert und unterhielten Tempelschulen zur Ausbildung des Nachwuchses. Zur Zeit der Reichsteilung nach Salomo (926-587) entwickelte sich die synagogale Musik, deren Vorbild die Psalmen Davids waren. Sie wurden schließlich zum Ausgangspunkt für die frühchristliche Musik.

Antike

Die Ursprünge der Musikphilosophie liegen bei Pythagoras, der die Entdeckung der Intervallproportionen in der Schmiede gemacht haben soll. Platon und Aristoteles gelten aufgrund ihrer Beschäftigung mit der ästhetischen Wirkung als Begründer der Musikphilosophie. Aristoxenos Unterscheidung zwischen theoretischer Lehre und praktischer Musikausübung führte zu einer Differenzierung von Wissenschaft und Kunst, Vernunfterkenntnis und Sinneswahrnehmung, die in den verschiedenen Epochen der abendländischen Musikgeschichte jeweils unterschiedlich bewertet wurde, wobei eine Seite stets im Vordergrund stand.

Die Musikliteratur der Antike hat zahlreiche Definitionsversuche hervorgebracht, von denen besonders zwei wichtig sind. Claudius Ptolemäus nahm in der Harmonica im 2. Jahrhundert eine Mittlerstellung zwischen Aristoxenos und Euklid ein und bezeichnete Musik als „Fähigkeit, die zwischen hohen und tiefen Tönen bestehenden Unterschiede zu erkennen“. Aristeides Quintilianus hingegen definierte sie als „Wissenschaft vom Melos und von dem, was zum Melos gehört“. Beide Definitionen betonten das musikalische Material, die Tonleiter und ihre mathematischen Grundlagen als die Natur des Tongefüges.

Zwei weiteren spätantiken Definitionen kommt eine weiter reichende Bedeutung zu. Augustinus von Hippo definierte Musik in seinem Werk „De musica“ als „scientia bene modulandi“ („Kunst, den Takt zu halten“). In Boëthius‘ Werk „De institutione musica“ knüpft der Autor an Ptolemaios an und definiert Musik als „facultas differentias acutorum et gravium sonorum sensu ac ratione perpendens“ („Fähigkeit, die Unterschiede zwischen hohen und tiefen Tönen mit Sinn und Geist genau zu bemessen“). Diese Definitionen beschreiben Musik erstmals als akustisches Phänomen, das sowohl von der Vernunft durchdrungen als auch sinnlich wahrgenommen werden kann. Pietro Cerone und Athanasius Kircher übernahmen die Definition des Augustinus wortgetreu, Hieronymus von Prag, Franchinus Gaffurius, Gregor Reisch und Glarean übernahmen die Definition des Boëthius ebenso wortgetreu.

Mittelalter

Im Jahr 500 nach Christus beginnt unsere Zeitreise durch die europäische Musikgeschichte. Mittelalterliche Musik ist keineswegs so veraltet, wie man vielleicht denkt. Sie findet sich sogar wieder in der heutigen populären Musik. Bands wie „Subway to Sally“, „In Extremo“ oder „Schandmaul“ nutzen alte Instrumente und mittelalterliche Texte, wobei sich der Mittelalter-Rock inzwischen als eigenständige Stilrichtung der Rockmusik etabliert hat.

Obwohl das Mittelalter oft mit Burgen, Klöstern, Raubrittern, Kreuzzügen, der Pestepidemie und der Inquisition assoziiert wird, trifft das Gewaltsame nicht auf die Musik der Zeit zu. Musik wurde vor allem in Kirchen und Klöstern gepflegt, wobei die meditative, religiöse Vortragsweise des gesungenen Gebets in lateinischer Sprache als gregorianischer Choral bezeichnet wird. Dieser Gesang ist einstimmig, einfach und ohne Begleitung. Die Sammlung von Kirchengesängen geht auf Papst Gregor I. zurück. Auch außerhalb der Kirchenmauern gab es musikalische Darbietungen. Die Musiker waren Spielleute, Minnesänger und später die Meistersinger.

Spielleute waren die mittelalterlichen Volksmusiker. Sie zogen umher, sangen, führten Kunst- und Theaterstücke auf und überbrachten oft singend Botschaften und Nachrichten. Minnesänger traf man vor allem auf den Burgen an. Diese Musiker gehörten schon zur gehobenen Gesellschaftsschicht. Sie dichteten und komponierten ihre Lieder selbst. Der bekannteste unter ihnen war Walther von der Vogelweide. Mit dem Untergang des Rittertums und der Entstehung des Bürgertums organisierten sich Sänger nun in Zünften und es entstanden die sogenannten „Singeschulen“. Die Liedermacher wurden nun „Meistersinger“ genannt, wenn ihnen eine Kommission gestandener Meistersinger diesen Titel zuerkannte. Einer von ihnen war Hans Sachs.

Schon im Mittelalter gab es ein abwechslungsreiches Instrumentarium. Die bekanntesten Instrumente waren die Flöte, die Fidel, die Schalmei und die Sackpfeife (Dudelsack). Daneben erfreute sich die Harfe großer Beliebtheit. Sie hatte zunächst ganze 25 Saiten. Heute besitzt eine ausgewachsene Harfe sogar 47 Saiten. Nachdem das Verbot des Spielens von Instrumenten in der Kirche aufgehoben wurde, wurde etwa im 9. Jahrhundert die Orgel eingeführt. Etwa zur selben Zeit entwickelte sich auch die Mehrstimmigkeit und die Notenschrift, was als eine der wichtigsten musikalischen Entwicklungen des Mittelalters anzusehen ist. Die Statue oben zeigt übrigens Guido von Arezzo. Er lebte von 992 bis 1050 und war Benediktinermönch, Musiktheoretiker und Lehrer. Er verbesserte die bis dahin gängige Notation, indem er ein erweitertes Liniensystem mit vier Notenlinien einführte. Die heutige Notenschrift geht auf diese Entwicklung zurück.

Die Renaissance (15. und 16. Jahrhundert) wird oft als eine Zeit des Umbruchs bezeichnet, in der sich Kunst und Kultur stark veränderten. Auch in der Musik gab es viele Neuerungen und Entwicklungen. Im Gegensatz zur einstimmigen Musik des Mittelalters entstand nun die Polyphonie, also die Mehrstimmigkeit. Dies eröffnete den Komponisten viele neue Möglichkeiten, um musikalische Ideen umzusetzen.

In der Renaissance war die Kirchenmusik nach wie vor sehr wichtig, aber auch weltliche Musik gewann an Bedeutung. Es wurden mehrstimmige Madrigale komponiert, die oft von Liebe, Natur und Gesellschaft handelten. Die Entdeckung neuer Kontinente und Kulturen trug auch zur Entstehung einer neuen Musik bei, die sich durch den Einfluss fremder Rhythmen und Melodien auszeichnete.

Ein berühmter Komponist der Renaissance war Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594). Er war ein italienischer Komponist, der vor allem für seine geistlichen Werke bekannt ist. Seine Musik zeichnet sich durch eine klare, ausgewogene Mehrstimmigkeit aus, die bis heute als Vorbild für die Kirchenmusik gilt.

Neben der Entwicklung der Musik gab es in der Renaissance auch viele Erfindungen und Entdeckungen, die die Musikproduktion und -Reproduktion erleichterten. So wurde beispielsweise die Notenschrift weiter verbessert und es entstanden neue Instrumente wie das Cembalo und die Violine.

Renaissance

„Die Musik ist eine Gabe und Geschenk Gottes“

Martin Luther, ein fortschrittlicher und mutiger Augustinermönch, soll 1517 seine bedeutenden 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt haben. Diese Zeit markierte den Beginn der Reformation und damit eine Veränderung der bis dahin geltenden Grundsätze der kirchlichen Ordnung. Aber auch andere entschlossene und tapfere Männer wurden im 15. und 16. Jahrhundert geboren. Christoph Kolumbus entdeckte 1492 Amerika und Fernando Magellan umsegelte von 1519 bis 1522 zum ersten Mal die Welt. Nikolaus Kopernikus (1473-1543) rüttelte an den Grundideen über die Erschaffung der Welt, indem er zu der Erkenntnis gelangte, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt.

Die Zeit von 1500-1600 wird in der Kunst als Epoche der Renaissance bezeichnet, was „Wiedergeburt“ bedeutet. Gemeint ist das „Comeback“ der Ideale und des Menschenbildes der Antike. In dieser Epoche suchten Künstler nach Harmonie, Schlichtheit und Verständlichkeit, die auch in der Musik zum Ausdruck kamen. Die Schaffung einer Ordnung im Tonsystem, wie die Dur- und Molltonarten und die Funktion des Dreiklanges sowie der Akkorde, wurde eingeführt. Die Mehrstimmigkeit mit den vier Stimmen Sopran, Alt, Tenor und Bass wurde zur gängigen Form der Vokal- und Instrumentalmusik.

Typische Musikformen der Renaissance sind die Messe, die Motette und das Madrigal. Die Messe ist die musikalische Untermalung der einzelnen Abschnitte des katholischen Gottesdienstes, während Motette und Madrigal mehrstimmige Chorlieder sind. Während eine Motette ein durchkomponierter geistlicher Text ist, liegt dem Madrigal ein weltlicher Text zugrunde.

Die bekanntesten Komponisten der Renaissance lebten oder wirkten in Italien, darunter Giovanni Palestrina (1515-1594), Orlando di Lasso (1532-1594) und Claudio Monteverdi (1567-1643). Die Oper als musikalische Form trat jedoch erst in der Epoche des Barocks auf. Monteverdi schrieb jedoch die erste Oper der Musikgeschichte namens „L’Orfeo“ im Jahr 1607, die von der tragischen Liebe Orfeos zu Euridice handelt.

Zu den typischen Musikinstrumenten, die in der Epoche der Renaissance ihre Blütezeit erlebten, gehörten die Gambe, die Laute, der Zink, die Rebec und das Krummhorn. Die Wirbelkästen der Gamben wurden durch Schnitzereien kunstvoll verschönert.

Abschließend möchte ich ein Zitat von Luther hervorheben: „Musika ist eine halbe Disziplin und Zuchtmeisterin, so die Leute gelinder und sanftmütiger, sittsamer und vernünftiger macht.“

Barock

Für all jene, die Schwierigkeiten mit der Grammatik haben, gibt es eine gute Nachricht: Man kann sowohl „der“ als auch „das“ Barock sagen! Nun die schlechte Nachricht: Obwohl viele Komponisten aus dieser Zeit bis heute sehr populär sind, hat das Wort „Barock“ nichts mit „Rock“ zu tun. Es stammt vom portugiesischen Wort „barocco“ ab, welches ungleichmäßig geformte Edelsteine und Perlen beschreibt.

Die Epoche des Barocks, die zwischen 1600 und dem Todesjahr von Johann Sebastian Bach im Jahr 1750 liegt, wird auch als das „Generalbasszeitalter“ bezeichnet. Der Generalbass war eine verkürzte Notenschrift zur Begleitung, die Ziffern an die Noten im Bassschlüssel schrieb. Ähnlich der heute verwendeten Akkordbezeichnungen ermöglichte dies eine gewisse Freiheit zur Improvisation.

Der Einfluss des weltlichen Adels und der kirchlichen Würdenträger spiegelte sich in prächtigen Schlössern und Kirchen, reich verzierten Gegenständen des täglichen Bedarfs sowie einem aufwändigen Kleidungsstil wider. Die Musik dieser Zeit ist als mächtig, prächtig und feierlich bekannt und wird noch heute bei festlichen Anlässen gespielt, wie z.B. das „Weihnachtsoratorium“ von J.S. Bach oder die Melodie der Eurovisionshymne.

Die Instrumentalmusik gewann im Barock immer mehr an Bedeutung. Der Begriff „Concerto Grosso“ bezeichnet eine frühe Form des Konzertes, bei dem Soloinstrumente und Orchester im Wechsel spielen. Die Oper entstand um 1600 in Italien und verbindet erstmals Musik und Dichtung. Die Kantate und das Oratorium sind mehrteilige Musikstücke, bei denen ein geistlicher Text musikalisch untermalt wird. Sie bestehen aus Arien, Rezitativen und Chorsätzen und sind ein wichtiger Bestandteil der Vokalmusik.

Charakteristisch für die Kompositionen dieser Zeit sind musikalische Kontraste, die durch den Wechsel der Klangfarbe, der Melodik oder der Dynamik hervorgerufen werden. Verzierungszeichen wie der Vorschlag, Doppelschlag, Praller und Triller werden verwendet, um eine Melodie auszuschmücken und dem Musiker eine besondere Spielweise anzuzeigen. Der Barock ist bekannt für seine Verzierungen und kunstvollen, verschnörkelten Ornamente, die sich in der Architektur, Malerei und Musik finden lassen.

Wiener Klassik

Stellen Sie sich vor, Sie sind in einer faszinierenden Musikstunde mit einem spannenden Thema und der Klassenclown macht mal wieder eine unangebrachte Bemerkung. Das ist dann „klassisch“ im Sinne von „typisch“. Wenn Sie 100 Personen nach einem berühmten Komponisten befragen, geben die meisten Mozart oder Beethoven an. Warum ist das so? Nun, sie sind eben typische „Klassiker“! Da Wien in dieser Zeit das Zentrum des musikalischen Schaffens war, wird die Periode zwischen 1750 und 1830 als „Wiener Klassik“ bezeichnet. Die Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) und Ludwig van Beethoven (1770-1827) gehören zusammen mit Joseph Haydn (1732-1809) zu den bedeutendsten Vertretern dieser Epoche.

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts hat sich eine gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Entwicklung von weltgeschichtlicher Bedeutung vollzogen. Eine Errungenschaft im Zuge der ab ca. 1750 einsetzenden Industrialisierung war zum Beispiel die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt (1768). Ein bedeutender historischer Einschnitt war die Französische Revolution (1789-1799), die das Ende der ständischen Gesellschaft markierte und den Aufstieg des Bürgertums einleitete.

Im Zusammenhang mit diesen gesellschaftlichen Ereignissen war Musik nicht mehr nur bei Hofe oder in der Kirche zu hören, sondern fand an öffentlichen Plätzen und in Konzertsälen vor einem breiteren, bürgerlichen Publikum statt. Im Gegensatz zur festlichen und reich verzierten Musik des Barock steht die Musik der Wiener Klassik für Klarheit und Einfachheit im Sinne von „verständlich“ und „eindeutig“. Typische musikalische Formen, die in der Zeit der Wiener Klassik ihren Höhepunkt erreichten, sind durch diese Klarheit gekennzeichnet. So haben die Sonate und die Sinfonie einen übersichtlichen Aufbau. Die Sonate ist ein Instrumentalstück für Soloinstrumente oder Instrumentengruppen und besteht aus drei oder vier Sätzen, die sich in ihrer Ausdrucksform meist stark voneinander unterscheiden. Die Sinfonie ist der Sonate in ihrer Form ähnlich, ist jedoch ein Instrumentalwerk für das gesamte Orchester. Der erste Satz einer Sonate folgt einer festen Form, die als Sonatenhauptsatzform bezeichnet wird. Joseph Haydn gilt als „Erfinder“ der Sonate.

Zu den am häufigsten verwendeten Instrumenten in der Epoche der Wiener Klassik gehören die Violine, die Klarinette und das Hammerklavier. Das Hammerklavier unterscheidet sich von einem modernen Klavier durch seine Holzrahmenkonstruktion und seine Saiten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass „Wiener Klassik“ eine bestimmte Musik-Epoche bezeichnet, während der Begriff „klassische Musik“ für Musik aus allen Epochen verwendet wird, die sich von „Unterhaltungsmusik“ unterscheidet.

Romantik

Der Begriff Romantik bezeichnet einerseits die kunstgeschichtliche Epoche zwischen 1830 und 1900 und andererseits ein Lebensgefühl, das als träumerisch und auch etwas realitätsfern empfunden wird. Es handelt sich um eine Wirklichkeit, die nicht existiert und nach der man sich sehnt. Romantiker distanzieren sich von der Realität, indem sie sich der Natur, tiefen Gefühlen oder der Familie zuwenden. Daher finden sich in der romantischen Kunst immer wiederkehrende Motive wie Wandern, Aufbruch, Sehnsucht oder Fernweh. Dies steht in Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, insbesondere nach dem Sturz Napoleons I. und der Neuordnung der europäischen Mächte durch den Wiener Kongress (1814/15). Die Zeit bis zur Revolution in Deutschland (1848/49) wird als „Restauration“ bezeichnet. Die Künstler der Zeit besannen sich trotz dieser angespannten Zeit auf ein romantisches Lebensgefühl.

In der Musik drückt sich die Betonung von Empfindungen und Gefühlen durch Vielfalt und Ausdrucksstärke aus. Dies geschieht in den Musikstücken durch einen verstärkten Wechsel von Lautstärke und Tempo. Detaillierte musikalische Zeichen sind daher wichtig, um Veränderungen der Lautstärke oder des Tempos genau anzuzeigen. Zudem wird das Sinfonieorchester durch den Einsatz von Blechblasinstrumenten ergänzt, um die Klangvielfalt vollständig auszuschöpfen. In der Romantik entwickelt sich die Programmmusik, die den Zuhörer musikalisch durch ein Programm führt. Dies kann eine Geschichte oder ein Märchen sein wie im Falle der „Peer-Gynt-Suite“ von Edvard Grieg (1843-1907). Leitmotive werden eingesetzt, um dem Zuhörer den Inhalt des Programms musikalisch nahezubringen. Eine Form der Programmmusik ist die Sinfonische Dichtung, die anspruchsvolle literarische Vorlagen zum Inhalt hat.

Das Klavier erfährt in der Romantik seine Blütezeit und damit das Klavierbegleitete Lied, das auch als Kunstlied bezeichnet wird. Im Gegensatz zum mündlich überlieferten Volkslied braucht das Kunstlied einen Komponisten. Franz Schubert (1797-1828) gilt als einer der bekanntesten Komponisten von Kunstliedern, da er in seinem kurzen Leben über 600 solcher Lieder komponiert hat. Oft hat er Texte oder Gedichte von J.W.v. Goethe und F.Schiller vertont.

In der Epoche der Romantik erreichte die Kunst ein bisher noch nicht dagewesenes technisches und stilistisches Niveau. Dieses hohe Niveau versuchten einige Künstler in der folgenden Zeit mit modernen Mitteln noch zu überbieten.

Neuzeit

Im ersten Teil des 20. Jahrhunderts wurde Europa und die Welt von zwei Weltkriegen erschüttert, die Zerstörung und Leid mit sich brachten. Die Lebensweise der Menschen veränderte sich auch durch die Folgen der Industrialisierung erheblich. Wie ihr wisst, dauert es eine Weile, sich an neue äußere Bedingungen anzupassen, wenn das Leben aus den Fugen gerät. Dies gilt auch für die Kunst.

In dieser turbulenten Zeit suchten Künstler nach neuen Ausdrucksformen oder besannen sich auf Stilmittel aus früheren Epochen. Viele Künstler wurden während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und mussten fliehen, was dazu führte, dass künstlerische Ideen weltweit verbreitet und teilweise mit Einflüssen anderer Kulturen vermischt wurden.

Daher umfasst die Epoche der Moderne ganz unterschiedliche Kunstrichtungen, die sich manchmal schwer voneinander abgrenzen lassen und oft von unkonventionellen Formen geprägt sind. Deshalb kann moderne Kunst manchmal unverständlich oder befremdlich wirken.

In der Musik wird dies durch neuartige Kompositionstechniken deutlich. Arnold Schönberg (1874–1951) gilt als Erfinder der Zwölftontechnik, während Claude Debussy (1862–1918) unter anderem mit der Ganztontechnik experimentierte. Bei der Komposition werden hier entweder alle zwölf Halbtöne oder nur die sechs Ganztöne einer Oktave berücksichtigt, entgegen des bestehenden Tonartenprinzips.

Beim Musizieren wurde viel ausprobiert und experimentiert. John Cage (1912–1992) präparierte sein Klavier, um außergewöhnliche Klänge zu erzeugen. Carl Orff (1885–1982) schuf mit seiner „Carmina Burana“ ein Werk, in dem er mittelalterliche Elemente verarbeitete. Einer der einflussreichsten Komponisten der Moderne ist Karlheinz Stockhausen (1928–2007), der sich schon sehr früh mit elektronischer Musik beschäftigte.

Die musikalischen Instrumente wurden um elektronische Musikinstrumente wie Synthesizer, Keyboard oder Drumcomputer sowie elektromechanische Instrumente wie E-Gitarre oder Hammond-Orgel erweitert. Eine bedeutende Errungenschaft der Technisierung war die Erfindung des Grammofons im Jahr 1887, welche einen immensen Einfluss auf die Verbreitung und Vermarktung von Musik hatte.

Unterhaltungsmusik

Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts rückt die Unterhaltungsmusik parallel zur klassischen Musik immer mehr in den Vordergrund. Schon in der Romantik wurde der Begriff „Unterhaltungsmusik“ für tanzbare Musik verwendet.

Die Musiktraditionen und das Empfinden afrikanischer Sklaven in Amerika beeinflussten die Entwicklung der Musik nachhaltig. Aus den Worksongs und Spirituals entstand Ende des 19. Jahrhunderts im Süden der USA der Blues. Zeitgleich entstand der Ragtime, ein Klaviermusikstil.

Blues und Ragtime waren Vorläufer des Jazz, der sich um 1900 als eigene Musikrichtung etablierte. Louis Armstrong (1901-1971) zählt zu den bekanntesten Jazzmusikern. Das Saxophon wurde mit der Entwicklung des Jazz sehr populär. Das Saxophon erzeugt wie die Klarinette den Ton durch ein Rohrblatt. Es wurde 1840 vom belgischen Instrumentenbauer Adolphe Sax erfunden.

Aus dem Rock’n’Roll entstand in den 1960er Jahren die Rockmusik, die sich von England aus weltweit etablierte. Die Rockmusik hat sich bis heute in verschiedenen Stilen entwickelt, die sich durch Gesang, Melodie, Rhythmus und Tempo unterscheiden und oft eine Gruppenzugehörigkeit widerspiegeln. Gemeinsam ist ihnen, dass sie als populäre Musik erfolgreich vermarktet werden und den Geschmack eines breiten Publikums treffen. Eine Rockband besteht in der Regel aus Gesang, Schlagzeug, E-Gitarre, Bassgitarre und häufig dem Keyboard.

Von der Romantik zur Neuen Musik

In der Musikgeschichte wird die Epoche der Moderne auch unter verschiedenen Namen wie „Neue Musik“, „Zeitgenössische Musik“ oder „Musik der Gegenwart“ bekannt. Der Begriff „Neue Musik“ hat sich jedoch als allgemein gültiger Begriff für die verschiedenen musikalischen Stilrichtungen von 1950 bis heute etabliert. Der Übergang von der Romantik zur Neuen Musik wurde durch den Einfluss der Kunst- und Literaturströmungen des Impressionismus (Ende des 19. Jahrhunderts) und des Expressionismus (1910-1925) geprägt. Während die Impressionisten die sinnliche Wahrnehmung der Realität vermitteln wollten, konfrontierten die Expressionisten ihr Publikum mit einer ausdrucksstarken und leidenschaftlichen Betrachtung der Realität. Der französische Komponist Claude Debussy (1862-1918) gilt als bedeutendster Vertreter des Impressionismus in der Musik, während Kurt Weill (1900-1950) einer der Hauptvertreter des musikalischen Expressionismus ist.

Arnold Schönberg (1874-1951) entwickelte um 1920 eine neue Kompositionstechnik, die zur Entstehung der Zwölftonmusik führte. Hierbei werden alle zwölf Halbtöne einer Tonleiter gleichberechtigt behandelt und zu einer Reihe arrangiert, wobei kein Ton wiederholt werden darf. Die Zwölftonmusik ist keine Musikrichtung, sondern eine Kompositionsmethode, die aufgrund des Fehlens von Tonleitern und Tonarten als „atonal“ bezeichnet wird. Die musikalischen Entwicklungen um Arnold Schönberg in Wien werden als „Neue Wiener Schule“ bezeichnet und haben die Entwicklungen der „Neuen Musik“ ab 1950 beeinflusst. Eine Weiterentwicklung der Zwölftonreihentechnik ist die Serielle Musik, bei der nicht nur die Tonhöhen, sondern auch die Tonlänge, Lautstärke und Klangfarbe nach strengen mathematischen Regeln und in Zahlenreihen festgelegt werden. Ein Komponist dieser Musikrichtung ist Pierre Boulez (*1925).

Gegen Ende der 1950er-Jahre gewann die Aleatorik als Stilrichtung der Neuen Musik vor allem durch das Schaffen des amerikanischen Komponisten John Cage (1912-1992) an Bedeutung. Die aleatorische Musik (lat. alea = Würfel) entsteht zufällig und setzt somit der musikalischen Experimentierfreude die Krone auf. Als Gegenstück zur atonalen Musik entstand in den 1960er-Jahren in den USA die Minimal Music. Die Grundlage dieser Kompositionen sind einfache musikalische Motive (Patterns), die sich über eine längere Zeit ständig wiederholen und im Verlauf nur minimal variiert werden. Der amerikanische Komponist Philip Glass (*1937) gehört zu den bekanntesten Vertretern des musikalischen Minimalismus.