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Reinhard Mey

Reinhard Mey

Inhaltsverzeichnis

Reinhard Mey, geboren am 21. Dezember 1942 in Berlin als Reinhard Friedrich Michael Mey, ist ein deutscher Musiker und Liedermacher. Seit Ende der 1960er Jahre gilt er als einer der populärsten Vertreter der deutschen Liedermacher-Szene. Besonders erfolgreich war er in den 1970er Jahren mit Titeln wie „Der Mörder ist immer der Gärtner“, „Gute Nacht, Freunde“, „Wie vor Jahr und Tag“ und „Über den Wolken“.

Karriere von Reinhard Mey

Frühe Jahre und Anfänge

Reinhard Meys musikalischer Werdegang begann 1955 im Alter von zwölf Jahren mit dem ersten Klavierunterricht. Zwei Jahre später bekam er von seiner Tante die erste Gitarre geliehen, die er kurz darauf für 40 Mark kaufte. Außerdem brachte er sich selbst das Trompetespielen bei.

Bereits während seiner Schulzeit sammelte er mit Freunden Bühnenerfahrung in der 1957 gegründeten Skiffle-Band „Rotten Radish Skiffle Guys“. Diese Gruppe verewigte er später auf seinem 2010 erschienenen Album Mairegen mit dem gleichnamigen Song. 1961 gründete er mit Wolfgang „Schobert“ Schulz und Christian Pechner das Trio „Les Trois Affamés“. Sein erstes Chanson „Ich wollte wie Orpheus singen“ erschien 1964. Im selben Jahr trat er beim Festival Chanson Folklore International auf der Burg Waldeck auf, wo er Hannes Wader kennenlernte.

Erste Plattenverträge und der Durchbruch

1967 nahm Mey für Deutschland am Knokke-Festival in Belgien teil, was zu seinem ersten französischen Plattenvertrag führte. Im selben Jahr ging er mit Hannes Wader auf Deutschlandtournee. Da ihr Repertoire noch begrenzt war, traten sie mit einem gemeinsamen Programm auf. Nach einem erfolgreichen Auftritt im Audimax der Universität Hamburg beschlossen sie jedoch, getrennte Wege zu gehen. Ebenfalls 1967 unterschrieb Mey einen Plattenvertrag bei Intercord in Deutschland. Seine Karriere war zunächst von geringen kommerziellen Erfolgen geprägt, da er hauptsächlich in Studentenkneipen und Turnhallen auftrat. Doch 1971 gelang ihm mit der Doppel-LP „Reinhard Mey live“ und dem Lied „Der Mörder ist immer der Gärtner“ der Durchbruch.

Seinen größten Erfolg feierte er 1972 mit der LP Mein achtel Lorbeerblatt, die den Evergreen „Gute Nacht, Freunde“ enthält. Ein weiterer großer Erfolg war 1974 „Über den Wolken“, das später bei der ZDF-Wahl der 100 besten Lieder des Jahrhunderts den vierten Platz belegte. Bemerkenswert war auch das Konzert zu Hannes Waders Geburtstag im Juni 2002, bei dem Mey gemeinsam mit Konstantin Wecker und Wader auftrat. Das daraus entstandene Doppelalbum Mey, Wader, Wecker – das Konzert erschien 2003.

Reinhard Mey – Über den Wolken

Fernsehaktivitäten

Reinhard Mey moderierte und wirkte in zahlreichen Fernsehsendungen und -filmen mit. Er moderierte 1972 die „Reinhard-Mey-Show“ und spielte 2002 unter der Regie von Jan Josef Liefers in der Liebeskomödie „Die Frauenversteher – Männer unter sich“ mit. 1979 gestaltete er mit Salvatore Adamo eine gemeinsame Musiksendung und moderierte von 1987 bis 1996 das Musikfestival „Songs an einem Sommerabend“. Wegen eines umstrittenen Liedtextes beendete er seine Moderationstätigkeit.

Tourneen

Reinhard Mey gab über 1300 Konzerte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Seine Tourneen, die nach seinen Studioalben benannt sind, hat er oft mit Live-Alben dokumentiert. Die Organisation der Tourneen lag von 1970 bis 2005 in den Händen von Peter Graumann. Nach seinem Tod übernahm Gazale Aydin die Tourneeleitung.

Auftritt in der DDR

Ein einschneidendes Erlebnis war sein erster Auftritt in der DDR 1989, kurz vor dem Fall der Mauer. Eingeladen zu Gunther Emmerlichs Showkolade durfte Mey aufgrund der politischen Veränderungen seine bekannten Lieder „Über den Wolken“ und „Gute Nacht, Freunde“ singen, die zuvor verboten waren.

Pseudonyme

Reinhard Mey verwendete im Laufe seiner Karriere verschiedene Pseudonyme. In Frankreich trat er unter dem Namen „Frédérik Mey“ auf, um phonetische Missverständnisse zu vermeiden. Ein weiteres Pseudonym, „Alfons Yondraschek“, verwendete er für das Duo Inga & Wolf, das 1972 am Eurovision Song Contest teilnahm. Eines seiner ersten Pseudonyme war „Rainer May“, unter dem er 1965 das Lied „Geh und fang den Wind“ veröffentlichte.

Das Leben von Reinhard Mey

Reinhard Mey wurde als zweites Kind des Rechtsanwalts Gerhard Mey und der Lehrerin Hertha Mey, geb. Koch, im Berliner Bezirk Wilmersdorf geboren. Sein Vater weckte früh sein Interesse an fremden Kulturen und Sprachen. Er besuchte das Französische Gymnasium in Berlin, wo er 1963 sowohl das französische Baccalauréat als auch das deutsche Abitur ablegte. Wegen schlechter Noten in Deutsch, Mathematik und Physik musste er die 12. Klasse wiederholen. Zu seinen Mitschülern gehörten der spätere Liedermacher Ulrich Roski und die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan. Als Austauschschüler verbrachte Mey mehrere Aufenthalte bei einem befreundeten französischen Ehepaar und vertiefte so seine sprachlichen und kulturellen Kenntnisse.

Nach dem Abitur absolvierte Mey eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Schering AG in Berlin. Anschließend begann er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität Berlin, das er jedoch nach sechs Semestern abbrach, um sich ganz seiner Karriere als Liedermacher zu widmen.

Reinhard Mey heiratete 1967 die Französin Christine, von der er sich 1976 scheiden ließ. Seit 1977 ist er mit Hella Mey verheiratet und lebt mit ihr in Berlin-Frohnau. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: der Sohn Frederik (* 1976), der ebenfalls Pilot ist, der 2014 verstorbene Sohn Maximilian (1982-2014) und die Tochter Victoria-Luise (* 1985). Victoria-Luise hat auf mehreren Alben ihres Vaters im Duett gesungen und war auf der Tournee 2017/2018 als Fotografin tätig. Auf dem Album „Lieder von Freunden“ findet sich eine Aufnahme des englischen Volksliedes „Die zwölf Weihnachtstage“, das Mey mit all seinen Kindern singt.

Im Mai 2014 starb Meys Sohn Maximilian im Alter von nur 32 Jahren nach einem rund fünfjährigen Wachkoma, verursacht durch eine verschleppte Lungenentzündung und Herzrhythmusstörungen.

Die Veröffentlichung eines biografischen Buches mit dem Titel „Über den Wolken“ ließ Reinhard Mey gerichtlich verbieten. Kurz darauf, im August 2005, veröffentlichte er sein eigenes Buch mit dem Titel „Was ich noch zu sagen hätte“, geschrieben von Bernd Schroeder.

Erfolge von Reinhard Mey

International bekannt

Große Erfolge feierte Reinhard Mey in Frankreich und den Niederlanden. In Frankreich veröffentlichte er unter dem Namen Frédérik Mey sieben Alben in französischer Sprache sowie zwei Live-LPs. Nach 23 Jahren Pause erschien 2005 die CD „Frédérik Mey, Vol. 7 – douce france“. Meys Texte fanden auch Eingang in französische Schulbücher, was seine kulturelle Bedeutung unterstreicht.

In den Niederlanden erlangte Mey mit den Alben „Als de dag van toen“ (1975) und „Er zijn dagen …“ (1976). „Als de dag van toen“ erhielt Doppelplatin, seine einzige Auszeichnung dieser Art. Weniger erfolgreich war dagegen sein Versuch, 1970 mit der LP „One Vote for Tomorrow“ in Großbritannien Fuß zu fassen.

Deutsche Studio-Alben

Von 1967 bis 2024 veröffentlichte Reinhard Mey 29 deutsche Studioalben. Sein Debütalbum „Ich wollte wie Orpheus singen“ erschien 1967, das bislang letzte Album „Das Haus an der Ampel“ wurde 2020 veröffentlicht. Von 1986 bis 2004 veröffentlichte Mey seine Alben in einem festen Zwei-Jahres-Rhythmus, seitdem erscheinen die Alben in größeren Abständen jeweils im Mai.

Besonderes Album: „Lieder von Freunden“

2015 veröffentlichte Mey das Album „Lieder von Freunden“, das sich von seinen bisherigen Studioalben unterschied. Es enthielt Titel von verschiedenen Künstlern wie Ulrich Roski, Pete Seeger, Rio Reiser, Franz Josef Degenhardt und anderen. Diese Aufnahmen entstanden über mehrere Jahre hinweg, im Gegensatz zu den sonst relativ komprimierten Produktionszeiträumen seiner Studioalben.

Live-Alben und andere Veröffentlichungen

Neben den Studioalben veröffentlichte Mey 18 deutschsprachige Live-Alben, das erste 1971 unter dem Titel „Reinhard Mey live“, aufgenommen in Berlin im Dezember 1970. Von den 25 Liedern auf diesem Doppelalbum stammen bis auf zwei alle aus seiner Feder. Seit Anfang der 1990er Jahre zeichnen sich seine Live-Alben durch umfangreiche einleitende Wortbeiträge aus.

Hinzu kommen zahlreiche Sampler, Singles und zwei DVDs. Eine dieser DVDs enthält hauptsächlich Filmmaterial, das anlässlich seines 60. Geburtstags im Jahr 2002 produziert wurde.

Chartplatzierungen und Preise

Reinhard Mey erreichte viermal Platz eins der deutschen Albumcharts: 1972 mit „Mein achtel Lorbeerblatt“, 2007 mit „Bunter Hund“, 2013 mit „Dann mach’s gut“ und 2024 mit „Nach Haus“. Seine erste Goldene Schallplatte erhielt er 1971 für das Album „Ich bin aus jenem Holze“.

Inhalt seiner Texte

Reinhard Meys Lieder zeichnen sich durch gehaltvolle Texte und eingängige Melodien aus. Sie sind stark vom französischen Chanson beeinflusst, wobei einige Lieder auch den Einfluss der Countrymusik in Melodiebau und Instrumentierung zeigen. Während Meys Lieder anfangs, insbesondere im Vergleich zum französischen Chanson, selten politische Themen behandelten, änderte sich dies seit den 1990er Jahren. Auf seinen Alben finden sich zunehmend politisch positionierte, gesellschafts- und zeitkritische Stücke, die oft eine pazifistische Grundhaltung widerspiegeln. Beispiele dafür sind Lieder wie „Die Waffen nieder“, „Sei wachsam“, „Heimatlos“, „Das Narrenschiff“, „Frieden“, „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“, „Kai“ und „Verschollen“.

Mit dem Lied „Die Kinder von Izieu“, dass die Deportation von 44 jüdischen Kindern aus Frankreich beschreibt, setzt Mey ein starkes Zeichen gegen das Vergessen der nationalsozialistischen Verbrechen. Dabei vertritt Mey eine gemäßigt linke politische Position. In seinen Liedern setzt er sich besonders für die Werte Freiheit, Gewaltlosigkeit und Frieden ein. Dies zeigt sich auch in seinem persönlichen Engagement, etwa im Bundestagswahlkampf 2002 für den „Omnibus für direkte Demokratie“ oder bei einer Großdemonstration Anfang 2003 in Berlin gegen den bevorstehenden Irak-Krieg.

Reinhard Mey & Freunde – Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht

Studioalben

  • 1967 Ich wollte wie Orpheus singen
  • 1969 Ankomme Freitag, den 13.
  • 1970 Aus meinem Tagebuch
  • 1971 Ich bin aus jenem Holze
  • 1972 Mein achtel Lorbeerblatt
  • 1974 Wie vor Jahr und Tag
  • 1975 Ikarus
  • 1977 Menschenjunges
  • 1979 Keine ruhige Minute
  • 1980 Jahreszeiten
  • 1981 Freundliche Gesichter
  • 1983 Die Zwölfte
  • 1985 Hergestellt in Berlin
  • 1986 Alleingang
  • 1988 Balladen
  • 1990 Farben
  • 1992 Alles geht!
  • 1994 Immer weiter
  • 1996 Leuchtfeuer
  • 1998 Flaschenpost
  • 2000 Einhandsegler
  • 2002 Rüm Hart
  • 2004 Nanga Parbat
  • 2007 Bunter Hund
  • 2010 Mairegen
  • 2013 dann mach’s gut
  • 2016 Mr. Lee
  • 2020 Das Haus an der Ampel
  • 2024 Nach Haus
Reinhard Mey – Gute Nacht Freunde

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