Veronika Fischer

Veronika Fischer

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Veronika Fischer – Eine Stimme zwischen Welten

Veronika Fischer zählt zu den eindrucksvollsten Künstlerinnen der deutschsprachigen Schlager und Popmusik. Mit einer Stimme, die zwischen warmer Melancholie und schneidender Klarheit changiert, prägte sie nicht nur das musikalische Selbstverständnis der DDR, sondern überdauerte auch Systemwechsel, Stilbrüche und Generationswandel. Ihre Karriere ist ein Panorama künstlerischer Wandlungsfähigkeit zwischen Jazzrock, Chanson, Pop und musikalischem Erzählen.

Frühe Jahre und musikalische Prägung

Veronika Fischer wurde 1951 in Wölfis bei Gotha geboren und wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf. 1968 begann sie ein Gesangsstudium an der Dresdner Hochschule „Carl Maria von Weber” bei Hanns-Herbert Schulz. Schon während ihrer Ausbildung trat sie mit Bands wie der Fred-Herfter-Combo und der Stern-Combo Meißen auf. 1973 veröffentlichte sie mit der Jazzrock-Formation Panta Rhei – u. a. mit Herbert Dreilich und Ed Swillms (später Karat) – ihr erstes Album. Titel wie „Blues” und „Nachts” landeten in Hitparaden wie der „Beatkiste” und zeigten ihr frühes stilistisches Spektrum zwischen Soul, Rock und Lyrik.

Aufstieg zur Ikone der DDR-Musik

1973 schloss sie ihr Studium mit dem Staatsexamen als Solistin für Chanson und Musical ab. Kurz darauf gründete sie ihre eigene Band: „Veronika Fischer & Band”. Gemeinsam mit dem Komponisten Franz Bartzsch entwickelte sie eine eingängige Klangsprache, ohne sich dem Schlager-Duktus zu unterwerfen. Mit Songs wie „Blues von der letzten Gelegenheit“ (1974) und „In jener Nacht“ (1975) verankerte sie sich als Star der DDR-Unterhaltungsmusik. Mit über 1,5 Millionen verkauften Platten avancierte sie zur meistverkauften Sängerin des Landes. Nach dem Ausstieg ihrer Band (später als 4 PS) formierte sie mit Thomas Natschinski eine neue Besetzung. Parallel dazu sang sie mit Reinhard Lakomy Kinderliederklassiker wie „Der Traumzauberbaum“ (1980).

Der Bruch – und ein neuer Anfang im Westen

1981 verließ Fischer die DDR – ihr Ehemann und ihr Komponist Bartzsch waren ihr vorausgegangen. Im Westen erschien bei WEA das Album „Staunen“. Obwohl ihre Stimme und Musikalität unverändert strahlten, konnte sie ihren Erfolg aus der DDR nicht wiederholen. 1983 nahm sie am Eurovision-Vorentscheid teil, blieb jedoch im hinteren Feld. Achtungserfolge wie „Am Abend vor dem Sturm” und „Ein Gefühl wie das Leben” festigten ihren Status als ernsthafte Interpretin. Nach der Wende kehrte sie schnell auf ostdeutsche Bühnen zurück, wo sie bis heute auf große Resonanz stößt.

Stil, Stimme und künstlerische Haltung

Veronika Fischers Stimme – ein warmer, tiefgründiger Alt mit rauem Biss – prägt ihr gesamtes Schaffen. Sie bewegt sich mühelos zwischen romantischem Liedgut, souligen Popballaden und erzählenden Chansons. Coverversionen wie „Sohn meiner Nachbarin” (1993) oder „Träumer wie wir” (1995) zeigen ihre Affinität zu poetischem Material. In ihren späteren Werken wie „Unterwegs zu mir“ (2008) und „Woher Wohin“ (2018) verdichtet sich ihre Musik zu einem gereiften, reflektierten Ausdruck von Lebensklugheit.

Kooperationen, Texte und Vermächtnis

Neben Bartzsch und Natschinski arbeitete Fischer mit Autoren wie Kurt Demmler, Werner Karma, Gerulf Pannach und zuletzt Gisela Steineckert zusammen, mit der sie auch ihre Autobiografie veröffentlichte. Diese Netzwerke spiegeln ihr tiefes Vertrauen in die Kraft des guten Liedes, das mehr will, als nur zu unterhalten: Es will berühren, bewegen und bestehen.

Songs von Veronika Fischer

  • 1974 Und wer bist du / Blues von der letzten Gelegenheit (Amiga)
  • 1975 In jener Nacht / Abendlied (Amiga)
  • 1975 Klavier im Fluß / Als ich noch ein Kind war (Amiga)
  • 1975 Auf der Wiese / Zu groß der Hut (Amiga)
  • 1976 Nein, Doktor, nein / Ich rufe dich (Amiga)
  • 1977 Sommernachtsball / Hans im Glück (Amiga)
  • 1977 … und du siehst fort / Zigarettenblues (Amiga)
  • 1978 Sommer unter Freunden / Meiner Schuhe Ausgang (Amiga)
  • 1979 Zeit für ein Kind / Der Vagabund (Amiga)
  • 1979 Weihnachten wieder daheim / Hast du einen Freund (Pool-Teldec)
  • 1981 Halt mich fest / Er weint nur, wenn’s keiner sieht (WEA)
  • 1982 Und doch bleibt ein Zaun ein Zaun / Staunen (WEA)
  • 1983 Am Abend vor dem Sturm / Partner (WEA)
  • 1983 Unendlich weit / Wir beide gegen den Wind (WEA)
  • 1984 Du willst deinen Spaß / Blumenverkäuferin (WEA)
  • 1985 Sehnsucht nach Wärme / Unter die Haut (WEA)
  • 1987 Ein Wort zuviel / Walzer (WEA)
  • 1988 Ein Gefühl wie das Leben / Wart’ auf den Zauberer (WEA)
  • 1989 Hey du / Du kannst bleiben (WEA)
  • 1989 Ich verzeih’ dir / Nummer 1 (WEA)
  • 1991 Nicht zu retten (mit Edo Zanki) / Wie geht’s weiter (WEA)
  • 1991 Sehnsucht nach dir / Wo sind die schönen Spiele hin (WEA)
  • 1993 Sehnsucht / Regentropfen (Polydor)
  • 1993 Der Sohn meiner Nachbarin / Trenchcoatmann (Polydor)
  • 1993 Was ist dabei / Es war ein Land (Polydor)
  • 1994 Ich hab’ geträumt / Niemals mehr / Mauern geh’n (Polydor)
  • 1995 Träumer wie wir / Illusionen (Polydor)
  • 1995 Verlorenes Herz / Sag dem Wind … / Weit über’s Meer (Polydor)
  • 1996 Abflug in die Stadt / Sag dem Wind … / Ich warte / Titelmelodie aus ‚Die Tote von Amelung‘ (Polydor)
  • 1996 Auf der Wiese (Neuaufnahme) / Zeit der Züge (Polydor)
  • 1997 Sonnenschein im Haar / In deiner Hand (Polydor)
  • 1997 Viel zu nah / Daß ich eine Schneeflocke wär (Neuaufnahme) (Polydor)
  • 1998 Ich muß dich seh’n / Zigaretten hol’n / Prinzen (Polydor)

Alben von Veronika Fischer

  • 1975 Veronika Fischer & Band (Amiga)
  • 1976 Veronika Fischer & Band (Amiga)
  • 1977 Sommernachtsball (Veronika Fischer. POOL-Teldec)
  • 1978 Aufstehn (Veronika Fischer & Band; Amiga)
  • 1980 Goldene Brücken (Veronika Fischer & Band; Amiga und Pool-Teldec)
  • 1981 Staunen (WEA)
  • 1983 Unendlich weit (WEA)
  • 1984 Sehnsucht nach Wärme (WEA, 1990 auch bei Convoy/Karussell)
  • 1987 Spiegelbilder (WEA)
  • 1989 Veronika Fischer (WEA)
  • 1993 Was ist dabei (Polydor)
  • 1995 Träumer (Polydor)
  • 1997 Mehr in Sicht (Polydor)
  • 1997 Das Kind & der Kater (Kindermusical) (Polydor)
  • 1999 Meine schönsten Kinderlieder (Universal)
  • 2001 Tief im Sommer (Buschfunk)
  • 2002 Live in Berlin – Jubiläumskonzert am 28. Juli 2001 mit Gästen (Buschfunk)
  • 2004 Dünnes Eis (SPV)
  • 2007 Weihnachten wieder daheim (Buschfunk)
  • 2008 Unterwegs zu mir (DA)
  • 2011 Zeitreise (Koch Universal)
  • 2018 Woher Wohin (Telamo)