Saxophon

Saxophon

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Das Saxophon ist ein Blasinstrument aus der Gruppe der Einfachrohrblattinstrumente. Der Korpus dieses Instruments ist ein relativ weites und stark konisches Schallrohr von 64 bis 293 cm Länge. Im Gegensatz zur zylindrischen Klarinette unterscheiden sich alle Bauweisen des Saxophons dadurch. Das Klappensystem entspricht dem der Oboe. Das Saxophon ist ein Holzblasinstrument, obwohl sein Korpus meist aus versilbertem, vergoldetem oder lackiertem Messing besteht. Der Ton wird durch ein aufschlagendes Rohrblatt am Mundstück erzeugt.

Geschichte

Der belgische Erfinder und Instrumentenbauer Adolphe Sax erfand das Saxophon 1840 und erhielt 1846 in Frankreich das Patent Nr. 3226. Der Grund für diese Erfindung war der Mangel an gut klingenden Holzblasinstrumenten in der tiefen Lage.Sax wollte mit dem Saxophon ein Holzblasinstrument schaffen, das klanglich zwischen der warmen Klarinette und dem durchdringenden Klang der Oboe liegt.

Das erste Saxophon, das von Adolphe Sax hergestellt wurde, war ein Bassinstrument in C. Obwohl Sax das Instrument von Sopran bis Subkontrabass konzipierte, erreichte die C/F-Stimmung für Sinfonieorchester und die B/Es-Stimmung für Militärmusik nie die intendierte Bedeutung. Henri Selmer übernahm 1929 Sax‘ Pariser Werkstatt, und Saxophone von Henri Selmer Paris, insbesondere das Mark VI, erreichten Kultstatus.

Der eigentliche Ruhm des Saxophons begann erst mit dem Jazz in New Orleans. Alfred Baresel nannte es 1929 ‚das wichtigste Melodie-Instrument des Jazz‘. Das Saxophon hat sich trotz seiner ursprünglichen Bestimmung für die klassische Musik im Jazz durchgesetzt. Sein variabler Klang und großer dynamischer Umfang machen es zu einem vielseitigen Instrument.

Anders als oft angenommen, wird das Saxophon seit dem 20. Jahrhundert in vielen Genres eingesetzt, wie zum Beispiel Pop, Rock ’n‘ Roll, elektronische Musik und serielle Musik. Das Saxophon bleibt auch in der Konzert- und Tanzmusik beliebt. Viele Saxophon-Solisten haben ihre eigenen Bands gegründet.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Saxophon im Deutschen Reich als Instrument der sogenannten ‚Entarteten Musik‘ bekämpft. Die Deutsche Tonkünstler-Zeitung forderte 1929 ein Verbot, das jedoch nicht durchgesetzt wurde. Das Saxophon fand weiterhin Verwendung in Tanz- und Militärmusik. Obwohl einige NS-Ideologen die Musik als ‚Negermusik‘ betrachteten, erkannten andere ihren klanglichen Wert als Hilfsmittel an.

Aufbau

Das Saxophon erzeugt den Ton durch ein einzelnes schwingendes Rohrblatt, ähnlich wie bei der Klarinette. Es zählt daher zu den Holzblasinstrumenten und nicht, wie aufgrund des Korpusmaterials vermutet werden könnte, zu den Blechblasinstrumenten.

Das Saxophon besteht aus drei Einzelteilen: dem Mundstück mit Rohrblatt und Blattschraube (Ligatur), dem S-Bogen und dem Korpus. Einige Saxophonarten wie das Sopranino, Soprillo und manche Sopransaxophone bestehen nur aus Korpus und Mundstück.

Beim Spielen wird das Instrument meist mit einem Tragriemen um den Hals befestigt. Größere Instrumente (ab Baritonsaxophon und größer) sowie kleinere Saxophonisten können auch Rücken- oder Schultergurte verwenden. In jüngerer Zeit setzen sich diese Gurte auch vermehrt bei Tenorsaxophonisten durch, obwohl sie deren Beweglichkeit und Spieldynamik stark einschränken. Sopransaxophon und Sopraninosaxophon werden oft ohne Trageriemen gespielt. Basssaxophone und größere Instrumente werden meistens im Sitzen und auf einem Ständer gespielt, da sie für einen bloßen Gurt zu schwer sind.

Im Gegensatz zur Klarinette überbläst das Saxophon nicht in die Duodezime, sondern – wie die Querflöte und Oboe – in die Oktave. Dies wird durch den konischen Verlauf der Schallröhre verursacht, die am Mundstück eng und am Schallbecher sehr weit ist. Auf der Rückseite des Instruments befindet sich eine Oktav- oder Überblasklappe, die mit dem Daumen betätigt wird. Diese öffnet sich automatisch in Abhängigkeit vom gespielten Ton eines von zwei kleinen Tonlöchern. Das Instrument ist grifftechnisch weitgehend mit der B-Klarinette und teilweise auch mit der modernen Querflöte verwandt.

Die am häufigsten verwendeten Saxophone sind das Alt- und das Tenorsaxophon. Sopransaxophone und Baritonsaxophone folgen, während die Varianten in den extremen Lagen seltener eingesetzt werden. Das Altsaxophon ist besonders beliebt, da es aufgrund seiner Größe, seines Preises und seines Gewichts auch als Anfängerinstrument für Kinder und Jugendliche geeignet ist. Zusätzlich ist zu beachten, dass hohe Töne mit einem leichten Ansatz und tiefe Töne mit wenig Luft gespielt werden sollten.

weitere Saxophone

Seit Anfang des 21. Jahrhunderts gibt es das Soprillo. Es ist eine noch kleinere Version des Saxophons im Vergleich zum Sopranino. Das Soprillo ist in B gestimmt und hat eine gerade Bauform. Es hat eine Applikatur bis zum hohen e, die mit normalem Fingersatz gespielt wird. Eine Besonderheit dieses Instruments ist die obere Oktavklappe, die im Mundstück eingebaut ist. Die Schallröhre des Soprillo erstreckt sich über eine Länge von 30 cm.

In derselben Zeit wurden gut spielbare Kontrabass- und Subkontrabass-Saxophone eingeführt. Diese Saxophone weisen eine leicht modifizierte Bauform auf, bei der das Hauptrohr zusätzlich gebogen ist, was die Instrumente kompakter macht. Benedikt Eppelsheim stellt in Deutschland eine modernisierte Variante dieser Saxophone, bekannt als Tubax, her. Sie besitzen kleinere Mundstücke (Bariton- oder Basssaxophonmundstücke), die die Ansprache verbessern, sowie eine engere Mensur, was zu einem geringeren Luftverbrauch und der Möglichkeit führt, längere Töne zu spielen.

Im Saxophonbau hat die Experimentierfreude zu weiteren innovativen Modellen geführt. Ein Beispiel hierfür ist das Conn-O-Sax aus den 1920er Jahren, das in gerader Form mit einem bauchigen Schallstück gebaut wurde. Diese Bauweise verleiht dem Instrument einen oboenartigen Klang. Durch das kugelartige Schallstück wird der nasale Klang eines Doppelrohrblattinstruments erreicht. Das Conn-O-Sax konnte sich trotz seiner Vorteile gegenüber dem Englischhorn nicht durchsetzen.

Die King H. N. White Company stellte ab etwa 1924 das Saxello her, ein Bb-Sopransaxophon mit zurückgebogenem Kopfende und nach vorne gebogener Spitze. Berühmt wurde es durch Jazzmusiker wie Rahsaan Roland Kirk. Kirk spielte auch das ähnliche Manzello und ein umgebautes Altsaxophon von Buescher namens Stritch.

Eine weitere interessante Entwicklung war die Herstellung von Saxophonen aus Holz, um einen weicheren Klang zu erzielen. Diese Holzsaxophone ähneln der Klarinette und dem ungarischen Tárogató. Allerdings sind sie aufgrund ihrer komplexen Instrumentenbauweise schwer herzustellen und weisen Intonationsprobleme auf.

In den 1950er Jahren wagte die Firma Grafton eine Neuheit und produzierte eine Serie von Saxophonen aus Kunststoff, die durch Musiker wie Ornette Coleman und Charlie Parker bekannt wurden. Seit 2010 gibt es das Kunststoffsaxophon wieder, dank des Vibratosax der thailändischen Firma Vibrato.

Die Technik zur Abdeckung der Tonlöcher wurde ebenfalls überarbeitet. Heute werden moderne Kunststoffmaterialien verwendet, während hohle Metallklappen mit lederbezogenen Filzpolstern nach wie vor üblich sind. Die Silikonpolster des Vibratosax sind ein Beispiel dafür. Sie sind flexibel und direkt am Hebel aufgehängt, was zu selbstnivellierenden Klappen führt und den Wartungsaufwand deutlich reduziert.

Ein interessantes Instrument in dieser Vielfalt ist das Taschensaxophon. Obwohl es aufgrund seines Namens und Klangs als eine Saxophonform betrachtet werden kann, stellt es in Bezug auf die charakteristischen Eigenschaften eher ein Mittelding zwischen Klarinette und Flöte dar.

Ton bzw. Klangerzeugung

Ein Rohrblatt aus der Schilfart Arundo donax wird mit einer Klammer an der Unterseite eines Schnabelmundstücks befestigt. Die Luft des Bläsers versetzt das Rohrblatt in Schwingungen, die die Luftsäule im Saxophon zum Schwingen bringen. Mundstücke mit weiter Bahn erfordern weiche Blätter (Stärken: 1-2 1/2), während Mundstücke mit enger Bahn härtere Blätter benötigen (Stärken: 3-5). Saxophone überblasen in die 2. Oktave und nicht, wie Klarinetten, in die 3. Oktave.

Spieltechnik

Der richtige Sitz des Mundstücks ist entscheidend für einen präzisen Ansatz beim Saxophonspiel. Traditionell wird das Mundstück so gehalten, dass die oberen Schneidezähne auf der schrägen Fläche aufliegen. Beim klassischen Ansatz, vergleichbar mit dem der Klarinette, zieht der Spieler die Unterlippe leicht nach innen über die unteren Zähne und drückt sie gegen das Blatt. Beim modernen Ansatz hingegen wird die Unterlippe nach außen gewölbt, ohne dass die Zähne das Blatt berühren. Dieser Ansatz erzeugt einen härteren Ton. Vor dem Spiel wird das Blatt auf beiden Seiten befeuchtet, um die Ansprache zu erleichtern.

Die linke Hand steuert hauptsächlich die oberen Klappen des Saxophons. Der Daumen ruht auf einer speziellen Daumenplatte und stabilisiert den oberen Teil des Instruments. Bei Bedarf kann er die darüber liegende Oktavklappe betätigen, um das Überblasen zu unterstützen. Die rechte Hand steuert dagegen hauptsächlich die unteren Klappen. Der Daumen dieser Hand hält das Instrument in der Mitte, während die anderen Finger jeweils eine Klappe bedienen. Der Zeigefinger der oberen Hand bedient zusätzlich die kleine B-Klappe und die Flageolet-Klappe. Die kleinen Finger beider Hände bedienen jeweils zwei bzw. vier Klappen, die mit Rollen verbunden sind, um einen reibungslosen Klappenwechsel zu ermöglichen.

Sowohl für den normalen Tonumfang als auch für den Altissimo-Bereich gibt es spezielle Fingersatztabellen, die dem Saxophonisten eine genaue Orientierung bei der Griffwahl bieten.

Instrument des Jahres 2019

Das Saxophon wurde von den Landesmusikräten zum Instrument des Jahres 2019 gewählt. Die Bedeutung und Vielseitigkeit des Saxophons werden mit dieser besonderen Auszeichnung gewürdigt.