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Rhythm and Blues

Rhythm and Blues

Inhaltsverzeichnis

Was ist Rhythm and Blues?

Rhythm and Blues (auch Rhythm & Blues, Rhythm ’n’ Blues oder RnB) bezeichnet den in den 1940er Jahren in den USA vorherrschenden Musikstil. Diese von afroamerikanischen Künstlern geprägte Musikrichtung ist eine rhythmisch stark akzentuierte Form des Blues, aus der später der Rock ’n’ Roll – eine von Weißen gespielte und produzierte Variante des Rhythm and Blues – hervorging. Es umfasst Elemente aus Pop, Soul und teils auch Hip-Hop. Ursprünglich fasste der Begriff als Pauschalisierung beinahe jegliche Werke Schwarzer Künstlerinnen und Künstler der US-amerikanischen Musikwelt zusammen und zeigte sich damals noch als eine Form des Blues.

Entstehung und Entwicklung des Begriffs "Rhythm and Blues"

Der Begriff „Rhythm and Blues“ tauchte erstmals 1941 auf, als die amerikanische Verwertungsgesellschaft ASCAP in einen Tantiemenstreit mit US-Radiosendern verwickelt wurde. Ziel war es, den als diskriminierend empfundenen Begriff „Race Music“ zu ersetzen. 1949 benannte die Musikzeitschrift Billboard eine ihrer Hitparaden in „Rhythm and Blues“ um, ein Begriff, der von Jerry Wexler, einem Journalisten und späteren Produzenten des Plattenlabels Atlantic Records, geprägt wurde. In der amerikanischen Musikindustrie wird der Begriff bis heute als Oberbegriff für afroamerikanische Mainstream-Musik verwendet.

Die Geschichte des Rhythm and Blues

Wie der Rhythm and Blues in den 1940er Jahren entstand

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in den USA die ersten Rhythm and Blues-Bands gegründet. Die Musik der großen Big Bands der 1930er und 1940er Jahre hatte sich in Richtung Jazz weiterentwickelt. Die Radiosender spielten zunehmend Schallplatten, da sie keine teuren Big Bands mehr engagieren wollten. Dadurch verloren die Big Bands einen beträchtlichen Teil ihrer Einnahmen. An ihre Stelle traten kleinere Bands, die aus einer Rhythmusgruppe und einigen Bläsern bestanden.

Rhythm and Blues war ganz auf die Unterhaltung des Publikums ausgerichtet. Viele Bands engagierten Sänger wie Big Joe Turner. Der erste große Star des Rhythm and Blues war Louis Jordan, bekannt durch Hits wie „Caldonia“, „Saturday Night Fish Fry“ und „Choo Choo Ch’Boogie“. Seine Musik wird auch als ‚Harlem Jump‘ bezeichnet. Zweideutige Texte, wie sie Julia Lee verwendete, trugen ebenfalls zum Erfolg bei. Als Lead-Instrument setzte sich die E-Gitarre in der Tradition von T-Bone Walker gegenüber dem Klavier durch. Emphatische Saxophonsoli mit Kreischeffekten, die die Stimmung im Publikum weiter anheizen sollten, wurden ebenfalls populär, mit Künstlern wie Big Jay McNeely als extremen Vertretern dieses Stils. In den frühen 50er Jahren wurde die elektronische Orgel häufiger eingesetzt, gespielt von Musikern wie Wild Bill Davis oder Dog Bagbay.

1950er Jahre

In den 1950er Jahren änderte sich die Stellung des Rhythm and Blues durch die Vermischung mit dem Rock’n’Roll, vertreten durch Künstler wie Chuck Berry. In dieser Zeit entwickelte sich auch der Doo Wop, der ursprünglich von schwarzen Künstlern gesungen wurde. Bald entstanden gemischte und rein weiße Gruppen. Aus der Verbindung von Rhythm and Blues und Gospel entstand die Soulmusik, eine Weiterentwicklung des Rhythm and Blues. Künstler wie Ray Charles und Sam Cooke waren maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt. Die Soulmusik griff Motive und Themen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung auf und spiegelte den Kampf um gesellschaftliche Anerkennung wider.

In New Orleans entwickelte sich ein lokaler Stil, der auf einem swingenden, an Dixieland erinnernden Shuffle-Rhythmus basierte und von Künstlern wie Dave Bartholomew und Paul Gayten repräsentiert wurde. Aus diesem Milieu ging Fats Domino hervor, einer der größten schwarzen Rock’n’Roll-Stars. An der Westküste entstand der ‚Club Blues‘, geprägt durch den Pianisten und Sänger Nat King Cole und Künstler wie Cecil Gant, Roy Brown und Charles Brown, die als „Tintenfisch Sinatra“ bekannt wurden.

Die Stile der Bands waren sehr unterschiedlich, so dass eine musikalische Analyse kaum möglich ist. Rhythm and Blues bezeichnete die schwarze Unterhaltungsmusik im Allgemeinen als einheitlichen Stil. Als gemeinsamer Nenner lassen sich die starke Betonung des Backbeats, ein durchgehender, meist tanzbarer Rhythmus und die Verwendung der Bluesharmonik nennen, die jedoch nicht unbedingt streng durchgehalten wird. In Jordans „Choo Choo Boogie“ wird beispielsweise im Refrain vom Bluesschema zu einem achttaktigen Schema in derselben Tonart gewechselt. Rückblickend kann diese Musik als Vorläufer des Rock’n’Roll betrachtet werden, wobei Rhythmen, Harmonien und Melodien aus dem Rhythm and Blues übernommen und mit etwas Countrymusik vermischt wurden. Der Rock’n’Roll wurde zwar schneller gespielt als der Rhythm and Blues, war aber geglättet, um massenkompatibel zu sein, insbesondere für die weiße Käuferschicht. Chuck Berry war einer der Künstler, die diesen Wandel maßgeblich vorantrieben.

1960er Jahre

In den 1960er Jahren spielte Rhythm and Blues eine zentrale Rolle in der Subkultur der Mods in England. Black Soul, R&B, Ska und Jazz waren wichtige Bestandteile dieser Bewegung. Bands wie The Who nannten ihr Programm „Maximum R&B“. In dieser Zeit entstand auch der Northern Soul, eine Subkultur, die sich auf seltene Aufnahmen von Soul und Rhythm and Blues konzentrierte.

Gegen Ende der 50er Jahre, als Rock’n’Roll nicht mehr ethnisch gebunden war, sondern für die Rebellion der Jugend gegen die Erwachsenen stand, entstand der neue Begriff Soul, der nun für Rhythm and Blues verwendet wurde. Ab 1969 änderte auch Billboard die Bezeichnung der Charts für afroamerikanische Unterhaltungsmusik in Soul. Weitere Genres wie Funk und Motown entstanden. Typische Vertreter der gitarrenorientierten schwarzen Musik in der Tradition von Bluesbands wie T-Bone Walker waren Ike und Tina Turner.

Wandel in den 1980er und 1990er Jahren

In den 1980er und 1990er Jahren erfuhr der Begriff eine Umdeutung. R&B bezeichnete nun die Verbindung von Popmusik und Soul, vertreten durch Künstler wie Michael Jackson, Whitney Houston, Mariah Carey, Lionel Richie und Prince. Ab 1982 wurde der Begriff Black Music für Soul in den Charts verwendet. In den 90er Jahren beeinflusste der Hip-Hop die schwarze Mainstream-Musik, wobei nicht zu harte Hip-Hop-Beats verwendet wurden. Hinzu kamen meist volle Keyboardklänge und der typische gospelorientierte Soulgesang, gelegentlich angereichert mit Rap. Als erster hatte Bobby Brown bereits 1989 mit „My Prerogative“ Erfolg. Andere Interpreten waren TLC, R. Kelly und Usher.

Unterschiede zwischen RnB und Soul

Rhythm and Blues und Soul sind eng miteinander verwandt, weisen jedoch einige wichtige Unterschiede auf. RnB war ursprünglich als Unterhaltungsmusik konzipiert, während Soul sich aus RnB entwickelte und stärker auf die Vermittlung von Gefühlen und Botschaften abzielte. Die Soul-Ära endete Ende der 1960er Jahre, und heute werden beide Begriffe oft synonym für schwarze Popmusik verwendet. Dies erschwert die Abgrenzung zwischen den beiden Genres, wobei Soul als Subgenre von RnB angesehen werden kann. Die Vermischung und gegenseitige Beeinflussung der Genres im Laufe der Jahrzehnte hat zu einer großen Vielfalt an Sounds geführt.

Früherer RnB lässt sich an starken Gospel-Elementen und einem kernigen Sound erkennen, was ihn dem Soul zuordnet. Heutiger RnB ist eine Mischung aus vielen Elementen und Einflüssen, und auch Soul lässt sich nicht mehr eindeutig identifizieren. Dennoch bleibt Soul charakteristisch für gefühlvolle Musik und herausragende Stimmen, auch wenn er neu interpretiert wird.

Rhythm and Blues Künstler

  • B.B. King
  • Beyoncé
  • Big Joe Turner
  • Bill Doggett
  • Billy Eckstine
  • Bobby Brown
  • Brook Benton
  • Buddy Johnson
  • Charles Brown
  • Chuck Berry
  • Dinah Washington
  • Earl Bostic
  • Ella Mae Morse
  • Etta James
  • Fats Domino
  • Hank Ballard
  • Howlin’ Wolf
  • Ike & Tina Turner
  • Janet Jackson
  • Jesse Belvin
  • Jimmy Reed
  • Jimmy Witherspoon
  • John Lee Hooker
  • Johnny Otis
  • Julia Lee
  • Lionel Hampton
  • Little Willie John
  • Louis Jordan
  • Lowell Fulson
  • Mariah Carey
  • Mary J. Blige
  • Michael Jackson
  • Muddy Waters
  • R. Kelly
  • Ray Charles
  • Roy Brown
  • Ruth Brown
  • Sam Cooke
  • The Clovers
  • The Coasters
  • The Drifters
  • The Platters
  • The Spencer Davis Group
  • The Who
  • T-Bone Walker
  • Whitney Houston

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