Fatima Hajji

Fatima Hajji, Hard Techno aus Spanien

Inhaltsverzeichnis

Fatima Hajji hat sich von einer musikbegeisterten jungen Frau aus Salamanca, die mit arabisch-afrikanischen Klängen aufwuchs und durch mitgebrachte Kassetten mit Techno-Sets fasziniert wurde, zu einer international gefragten Hard-Techno-DJane und Produzentin entwickelt. Ihre Werke zeichnen sich durch eine Mischung aus pulsierenden Kicks, tribalem Groove und kultureller Vielschichtigkeit aus. In ihrem Schaffen als DJ, Produzentin und Labelbetreiberin verbindet sie Herkunft, technische Raffinesse und ein unablässiges Lern- und Entwicklungsstreben. Der folgende Text beleuchtet ihre Herkunft, Meilensteine, Stilistik, Kollaborationen und ihr kreatives Selbstverständnis.

Fatima Hajji, geboren 1982, wuchs in Salamanca auf. In ihrem Umfeld hörte ihr Vater stets arabische Musik – von traditioneller marokkanischer Musik über algerischen Raï bis hin zu Bollywood-Songs. Sie erinnert sich: „Mein Vater hörte immer arabische Lieder … Er hatte ständig Musik laufen.“ Diese frühen Hörerlebnisse legten den Grundstein für ihr späteres Klangempfinden. Zudem kam sie durch das Hören von Radiosendungen und das Mitschneiden von Kassetten-Sets ihrer älteren Brüder bereits sehr jung mit elektronischer Musik in Berührung: „One day my brothers started bringing home tapes … I was instantly seduced by the hard groove sounds that were predominant on those techno sets.“

Musik war für sie von Anfang an keine neutrale Begleiterscheinung, sondern ein innerer Drang: „Musik macht mich glücklich; sie ist mein ganzes Leben, meine Leidenschaft. Music needs to be felt, and once you feel it inside, you need to express it and share it with others.“ Ihr musikalisches Erbe ist damit zweigeteilt: Einerseits hat sie kulturelle Wurzeln in arabischen und afrikanischen Klangwelten, andererseits war sie schon früh von harten Techno-Grooves fasziniert. Diese Dualität zeigte sich bereits in ihrer Entwicklung zur Künstlerin – nicht als passive Nachahmung, sondern als eigenständige Verknüpfung von Klangbildern.

Bereits mit zwölf Jahren mischte Fatima Hajji Kassetten mit Radiostücken, mit 16 begann sie, Kurse im Vinyl-Mixing zu besuchen, und mit 18 zog sie nach Madrid, um Musikproduktion zu erlernen: „Mit 16 suchte ich nach einem Ort, an dem ich das Vinyl-Mixing erlernen konnte. Mit 18 verließ ich meine kleine Stadt (Salamanca), um in Madrid Musikproduktion zu lernen. Mein Weg hat mich zu dem gemacht, was ich heute als Künstlerin und auch als Person bin.“

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Fatima Hajji – Sziget Festival 2025

Ihr erster großer Erfolg war der Gewinn eines DJ-Contests in Salamanca, was für sie ein emotionaler Durchbruch war, bei dem sie erstmals die Macht der Tanzfläche spürte. Es folgten Veröffentlichungen wie ihr Hard-Bootleg-Remix „Violines“, basierend auf einer Raï-Stimme von Cheb Khaled, den sie selbst als bedeutend bezeichnet, da er ihre Wurzeln und ihren späteren Hard-Techno verbindet.

In den darauffolgenden Jahren etablierte sie sich international mit Headliner-Gigs bei großen Festivals wie Awakenings, Vrknipt oder Tomorrowland sowie in Clubs wie dem Tresor Berlin. Gleichzeitig baute sie ihre Rolle als Produzentin und Kuratorin weiter aus: Ihr eigenes Label Silver M (später Strobö) diente als Plattform für neue Sounds und Talente. Sie betont selbst: „My phase of learning never ends.“ – ein Motto, das ihre Entwicklung bis heute prägt.

Jeder Schritt – vom Vinyl-Mixing zu Hause über erste Clubauftritte bis zur internationalen Tour – ist Teil einer konsequenten Reise als Künstlerin, die nicht auf kurzfristigen Erfolg abzielt, sondern auf nachhaltige Musikalität.

In ihrem Stil bewegt sich Fatima Hajji im Zentrum des Hard Techno: schnelle BPMs, harte Kicks und unbarmherzige Energie. Doch ihre Musik ist kein reines Klischee der Szene, sondern tief verwurzelt in kulturellen und ästhetischen Reflexionen. Sie selbst sagt, dass ihre Identität einen großen Einfluss auf ihre Kreativität hat – sie mische „a huge variety of sounds … everything that I like without any prejudices”. Ich mag einige dieser Sounds, weil sie mich an gute Momente in meinem Leben erinnern.“

Ihr Ansatz besteht darin, die rohe Energie des Hard Techno mit Elementen tribalischer Grooves, arabischer Klangfarben und melodischer Spannungsbögen zu verbinden. In einem Interview erläutert sie, wie sie ihre Sets aufbaut: „Wenn ich einen Track mit einem rhythmischen Bass habe, mische ich ihn mit einem anderen ohne einen ähnlichen rhythmischen Bass, sodass die Noten sich nicht gegenseitig beeinflussen, sondern alle erblühen und zur Geltung kommen können.“ Damit zeigt sie, dass ihre DJ-Arbeit nicht nur auf Adrenalin setzt, sondern auch auf Klangbalance, dramaturgische Gestaltung und das bewusste Spiel mit Raum und Klang. Es geht ihr nicht einfach darum, „draufzuhauen“, sondern sie legt Wert auf einen bewussten Klangbogen.

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Fatima Hajji – Seismic Dance Event 7.0

Gleichzeitig begrüßt sie technologische Entwicklungen – vom Vinyl zur digitalen Arbeitsweise mit CDJs und schließlich USB und Softwaretools: „Der Übergang von Vinyl zu digital war ein drastischer Wandel. Aber wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, gibt es mehr Möglichkeiten zu arbeiten und eine riesige Auswahl an Sounds.“ Diese Offenheit gegenüber Werkzeugen zeigt, dass ihre Erweiterungen nicht stilistisch erzwungen sind, sondern organische Konsequenzen ihres Klangverlangens – und damit authentisch.

Fatima Hajji veröffentlichte unter anderem über Silver M – eine Plattform, bei der es ihr weniger um Namen als um den Klang geht: „… it is just the sound that counts. I just listen and trust my ears.“ Gleichzeitig machte sie Remixes, EPs und Releases, etwa bei Octopus Recordings oder in Kooperation mit Factory 93.

Live präsentiert sie sich als Vollprofi mit Sets in Clubs wie der Fabrik in Madrid oder dem Tresor in Berlin sowie auf großen Festivals. Sie verfügt über die Präsenz und Ausdauer (über 120 Gigs pro Jahr) eines erfahrenen Tour-Acts. Ihre Live-Performance zeigt, wie sie den Übergang von Studioklang zu Tanzflächenmomenten schafft und wie ihr Sound im Raum wirkt – nicht nur durch Lautstärke, sondern durch Gestaltung und Kontext.

Fatima Hajji sieht sich nicht isoliert, sondern als Teil einer Szene – und zugleich als Impulsgeberin. Sie gibt zu, dass sie keine direkten Vorbilder hatte, als sie startete: „When I started, I had no role models.“ Doch später würdigte sie etwa Monika Kruse oder Miss Djax als Künstlerinnen, die Wege geöffnet haben. In diesem Netzwerk aus Kollegen, Remixpartnern und Label-Kontakten entsteht eine kreative Dynamik.

Zudem spricht sie von ihrem Anspruch, ihre eigene Stimme zu finden: „Ich habe immer versucht, meinen eigenen Sound zu finden. Mir war es immer wichtiger, mein eigenes Ding zu machen, als jemanden zu imitieren.“ Diese Haltung zeigt, dass ihre Kooperationen und Kollaborationen nicht auf Trend-Adaption abzielen, sondern auf Klang-Identität und Gestaltung. In ihrer Funktion als Labelbetreiberin fördert sie wiederum neue Stimmen, wodurch sich ihre Rolle von Performerin zu Mentorin erweitert.