Anfisa Letyago

Anfisa Letyago

Inhaltsverzeichnis

Anfisa Letyago – Die stromführende Techno-Kunst zwischen Mittelmeer und Mythos

Von der rauen Weite Sibiriens zur elektrisierenden Energie Neapels: Anfisa Letyago ist längst mehr als ein Geheimtipp. Mit ihren Club-Roots, ihrer Liebe zu Vinyl und ihrer ideenreichen Studioarbeit hat sie sich nicht nur als DJ, sondern als echte Künstlerpersönlichkeit etabliert. Ihr Sound ist groovy, mitunter melodisch, doch niemals ohne die kompromisslose Wucht ihrer Techno-Ästhetik – eine Verwebung von Tiefgang und Tanzbarkeit, die sowohl Szene-Kenner als auch neugierige Musikliebhaber fesselt.

Anfisa hat sich aus dem sibirisch-neapolitanischen Vinyldunst zur internationalen Techno-Künstlerin erhoben. Durch echte Musikvision, kompromisslose Studioarbeit und die scheinbar mühelose Verbindung von Underground-Techno und poppigen Elementen hat sie eine musikalische Identität erschaffen, die fachlich wie emotional überzeugt. Ihre Biografie ist geprägt von Momenten, die größer sind als Tracks – seien es Begegnungen mit Carl Cox und Moby, der Schritt zur eigenen Stimme oder das Erblühen ihres AV-Konzepts „Partenope“.

Anfisa wurde 1990 im sibirischen Russland geboren und fand mit 18 Jahren ihr zweites Zuhause in Neapel – einer Stadt der heißen Farben, rauchigen Kultur und rhythmischen Lebensfreude. Ihre Kindheit war geprägt von Italo-Disco, Rock und Punk – Vinyl stand von Anfang an im Zentrum, dank ihrer Großmutter und ihres Vaters, der Gitarre spielte und die Dramatik von Rockveranstaltungen ins Haus brachte. Schon früh formte sich ihr Anspruch, Musik nicht nur zu hören, sondern in jeder Faser zu fühlen.

Erste Schritte: Vom Clubgänger zur Vinyl-Sammlerin

In den neapolitanischen Clubs entwickelte sie ein Gespür für das DJ-Handwerk: das Lesen der Crowd, die Wahl des richtigen Moments. Bis 2009 war sie Stammgast und bald Selector – sie hörte mit. Das Sammeln von Platten blieb dabei kein Hobby, sondern wurde zum Studium der Klangästhetik. Bis 2015 war der Schritt ins Studio unabwendbar: erste Produktionen, unzählige Nächte am Deck, das Wachsen ihrer Identität zwischen analogem Groove und elektronischer Präzision.

Künstlerische Meilensteine von Anfisa Letyago

Anfisa Letyagos künstlerischer Werdegang ist geprägt von einer Reihe markanter Meilensteine, die ihre Entwicklung von einer ambitionierten Club-DJane zu einer international gefeierten Produzentin und Labelbetreiberin verdeutlichen. Ihren ersten größeren Durchbruch erzielte sie 2016 mit dem energiegeladenen House-Track „Stop Talking“, den sie in Kooperation mit Leroy Styles auf Spinnin’ Records veröffentlichte – ein Schritt, der ihren Übergang von der Clubszene ins internationale Rampenlicht markierte.

Ein weiterer Wendepunkt folgte 2018, als sie beim DJ-Camp in Sizilien Carl Cox traf. Sie übergab ihm einen USB-Stick mit eigenen Produktionen – und Cox war so begeistert, dass er ihre Tracks in seinen Sets spielte. Kurz darauf veröffentlichte sie die EPs „So Good” und „Hypnotic” auf dessen Label Intec Digital. Carl Cox selbst bezeichnete sie als „Offenbarung des Jahres“, was ihre Reputation in der Szene massiv stärkte.

2019 setzte sie diesen Aufwärtstrend mit der EP Bright Lights auf Nervous Records fort und bewies ihr Gespür für die Balance zwischen House-Melodien und technoider Wucht. Internationale Festivalauftritte – darunter Ultra, Tomorrowland, Watergate, Lovefest und Crobar – verhalfen ihr zu globaler Sichtbarkeit und machten sie endgültig zu einer festen Größe der elektronischen Musikszene.

Im Jahr 2021 gründete Anfisa ihr eigenes Label NSDA, benannt nach der geheimnisvollen Insel Nisida bei Neapel. Mit den Veröffentlichungen Listen und Nisida schlug sie musikalisch eine introspektivere Richtung ein, geprägt von tieferem Groove und einem nuancierten, persönlichen Klangbild – ein Schritt hin zu einer künstlerisch noch eigenständigeren Identität.

Genreästhetik und bewusste Erweiterung

Groovy Techno ist ihr Kern: kein stumpfes Dröhnen, sondern ein pulsierender Rhythmus, der oft von melodischem House-Einfluss durchzogen ist. In den letzten Jahren entwickelten sich zunehmend acid-lastige, pop-artige und tranceartige Elemente, die sich in „Rosso Profondo“ (2022) und „Origami“ (2024) hören lassen. Hier etabliert sie ihre eigene Stimme als Instrument. Ihre Sets bleiben emotional, nie kopflastig, stets tanzbar und zugleich auf der Suche nach atmosphärischer Tiefe.

Live- und AV-Inszenierung: Partenope und visuelle Mythologie

Mit „Partenope” betritt Anfisa das Terrain multimedialer Performance: ein audiovisuelles Projekt, das sie mit der digitalen Künstlerin Giusy Amoroso (Marigoldff) umsetzte, in dem eine Unterwasser-Mythologie Neapels Gestalt annimmt. Sie selbst erscheint in 3D, zusammen mit ihrer Katze Leo – ein ästhetisches Heimspiel zwischen Klang, Fantasie und Herkunft.

Zusammenarbeit

  • Carl Cox – ihr Mentor – öffnete ihr die Türen zu Intec-Releases und begleitete sie bis in die Festival-Booth.
  • Moby – von Remix bis Co-Produktion bei „You & Me“ – verankert sie zwischen Underground und Mainstream.
  • DJ Pierre, Radioslave, Pan-Pot: Ihre Remix-Arbeiten zeigen ihre stilistische Bandbreite von Acid-House bis Minimal Techno.
  • Calibre, DJ Seinfeld, DJ Tennis – im NSDA-Kosmos: Szene-Beliebtheit trifft auf künstlerische Versiertheit.

Anfisa Letyago als Labelchefin und Szene-Förderin

NSDA steht nicht nur für ihr eigenes Musiklabel, sondern ist auch eine Plattform für junge Künstler mit ihrer eigenen Vision. Der Name Nisida, eine Insel aus der griechischen Mythologie, symbolisiert das: unerreichbar, atmosphärisch, ein bisschen strange – ganz wie Anfisa selbst. Durch ihre Labelarbeit vernetzt sie Emerging Artists mit etablierten Acts und schafft einen sinnlichen Techno-Horizont jenseits des Mainstreams.

Anfisa Letyago: Techno mit künstlerischem Anspruch

Anfisa Letyago ist mehr als DJ oder Produzentin – sie ist Klangarchitektin, Storytellerin und Kuratorin einer eigenen Welt. Das Meer, das Vinyl und die Halbinsel Kampanien sind Koordinaten ihres Œuvres. Sie verbindet Emotion mit präziser Kraft, Tradition mit Innovation und Feminismus mit Respekt in einer männerdominierten Szene. Sie steht exemplarisch für eine neue Generation, die nicht nur auf die Tanzfläche abzielt, sondern ein künstlerisches Statement setzt – mit Stimme, Label, AV-Shows und einer musealen Verbindung zum Ort ihrer Inspiration.

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