Susi Schuster

Susi Schuster

Inhaltsverzeichnis

Die am 3. November 1940 in Zwickau geborene Sängerin und Liedinterpretin Susi Schuster zählt mit ihrer bemerkenswerten Erweiterung in Country und Jodel zu den markanten Stimmen der DDR-Unterhaltungsmusik. In dieser Biografie zeichnen wir ihren musikalischen Werdegang nach: von ihren Anfängen über die stilistischen Brücken zwischen volkstümlicher Musik, Twist und Country, zentrale Stationen ihrer Veröffentlichungen, genreübergreifende Annäherungen bis hin zu ihren späteren Kollaborationen nach 1990. Dabei rückt ihr kreatives Eigengewicht in den Vordergrund: Wie öffnete eine Künstlerin mit eingeübtem Gespür für Publikumsnähe und musikalische Wirkung Türen – und überschritt innere wie äußere Grenzen bewusst?

Musikalische Herkunft und prägende Einflüsse

Susi Schuster wuchs in einer musikalisch geprägten Umgebung auf: Ihr Vater war Musiklehrer und leitete das Kinderorchester der Wismut-Region in ihrer Heimatstadt Zwickau. Bereits im Alter von vier Jahren lernte sie Blockflöte, mit fünf Jahren jodelte sie – ein früh sichtbarer Hinweis auf ihr späteres Markenzeichen, der Jodelgesang. Diese frühe Praxis verband sie mit volkstümlichen Elementen einerseits und pop- bzw. entertainmentorientierten Impulsen andererseits.

In den späten 1950er Jahren wirkte sie im Männerquartett „Die vier Brummers“ mit. Schon hier zeigte sich ein Spannungsfeld zwischen traditioneller Musik und modernen Formen. Lieder wie „Siebentausend Rinder” oder ihre Version von „In the Mood” waren Zeichen dafür, dass sie nicht in starrer Konzession agierte. In der DDR-Musiklandschaft jener Zeit bedeutete das: Eine Sängerin, die sich mit volkstümlichem Jodeln, Schlager und modernem Twist vertraut machte und damit gleich mehrere Publikumsschichten erreichte.

Dieses Spannungsfeld wurde prägend: Die Technik des Jodelns verbindet eine ländlich-traditionelle Klangästhetik mit direktem, körperlichem Stimmeinsatz. Der Twist wiederum stand für die Nähe zum internationalen Beat-Feeling der frühen 1960er Jahre. Somit spannte Susi Schuster von Beginn an ein inhaltliches und stilistisches Spektrum, das sie später bewusst erweitern würde.

Künstlerische Entwicklung und zentrale Meilensteine

Der Einstieg in die öffentliche Szene gelang ihr mit dem Quartett und im Jahr 1961 mit ihrem Auftritt im Berliner Friedrichstadt-Palast in der Fernsehsendung Da lacht der Bär. Bereits 1963 erschien die Single Siebentausend Rinder / Jodel-Twist auf Amiga – ein belanglos klingender Titel, der aber exemplarisch für die Schnittmenge von volkstümlicher Erzählung („Siebentausend Rinder”) und poppiger Drehung („Jodel-Twist”) ist.

In den folgenden Jahren blieb Susi Schuster vor allem in der DDR-Unterhaltungslandschaft präsent, aber mit einem sehr eindeutigen Eigenprofil. Ihre Live-Auftritte und Tourneen mit Partnerinnen wie Leni Statz sowie ihre häufigen TV-Einladungen unterstreichen, dass sie mehr als eine Genre-Spezialistin war – sie war eine Formverkörperin.

Nach der Wende und insbesondere ab den 1990er Jahren vollzog sie eine bemerkenswerte Stil-, Genre- und Markttransformation: So nahm sie 1992 in Dänemark eine Country-CD auf. Ihr Album Country & Jodel-Lady (2000), das auf Apple Music verfügbar ist, enthält zahlreiche Songs wie „Wenn der Mond heute Nacht auf die Reise geht“, „Spiel doch Lotto, mein Schatz“ und „Kalinka, Kalinka“. Diese Entwicklung zeigt eine Künstlerin, die nicht in ihrem Genre verharrt, sondern die folkloristischen, volkstümlichen Elemente ihrer Herkunft mit einem internationalen Stil verbindet.

Live-Umsetzungen und Bühnenformate sind weniger detailliert dokumentiert. Ihre Bezeichnung als „Jodel- und Country-Lady“ macht jedoch deutlich, dass der Live-Auftritt zu ihrem Markenzeichen wurde.

Stilistische Ausrichtungen, Genregrenzen und bewusste Erweiterungen

Susi Schuster bewegt sich im Schnittfeld von Volkstümlichem, Schlager, Jodeln, Twist und Country. Diese Bandbreite macht ihren künstlerischen Reiz aus. In der DDR gehörte sie zu den wenigen, die das Jodeln bewusst in zeitgenössische Pop- und Twist-Arrangements integrierten, wodurch das „traditionelle“ Klangbild neu kontextualisiert wurde.

Später trat sie aus dem spezifisch ostdeutschen Unterhaltungsrahmen heraus und begab sich in den Country-Bereich – eine Erweiterung, die zeigt, dass Stilgrenzen für sie keine Einschränkungen darstellten. Vielmehr behandelte sie Genres als Spielwiese. Eine Jodlerin, die mit Cowboy-Hut und Gitarrensound auftritt, ist nicht alltäglich. Zudem transportiert dieser Wechsel eine persönliche Haltung: Offenheit gegenüber neuen Hörerlebnissen, die Bereitschaft zur Transformation und ein Bewusstsein für musikalische Geschichte, die weitergedacht wird.

Zugleich bleibt in ihrem Wirken eine Kontinuität spürbar: das Stimmen-Instrument, die klare Artikulation und die Publikumsnähe. Ob im kleinen volkstümlichen Saal oder im größeren Country-Setting – Susi Schuster bleibt die Hauptdarstellerin ihrer eigenen Stimme. Daraus resultiert eine ästhetische Eigenlogik: Nicht radikale Stilreinheit, sondern die Verbindung von Authentizität und Wandel steht im Vordergrund.

Label-Zugehörigkeiten, Live-Umsetzungen, besondere Kollaborationen

In der DDR veröffentlichte sie bei dem Label Amiga, etwa die Single „Siebentausend Rinder/Jodel-Twist” aus dem Jahr 1963. Nach der Wende wechselte ihr Tonträgerangebot und auch das internationale Umfeld trat stärker in den Blick. Hinweise darauf sind ihre Country-CD dänischer Produktion und das Album Country & Jodel-Lady. Live-Umsetzungen finden sich vor allem im TV- und Tourkontext der DDR-Unterhaltungskultur, beispielsweise bei der Tournee mit Leni Statz.

Was Kollaborationen angeht, zeigt die Quellenlage keine breite Liste prominenter Feature-Partnerschaften im modernen Sinne (z. B. Rap-Featurings oder Genre-Crossovers mit internationalen Stars). Dennoch sind die Tournee-Zusammenarbeit und die Einbindung in TV-Shows ein Hinweis auf ihr Netzwerk in der Unterhaltungs- und Volksmusikszene der DDR/Ostdeutschland. Dies ist ein Ansatzpunkt für weiterführende Recherchen, insbesondere im Hinblick auf die Übergangszeit nach der Wende.

Ein besonderes Format ist die Live-Single Jodel-Twist (Live), die auf Streamingdiensten verfügbar ist und zeigt, wie das Bühnenerlebnis Teil ihres künstlerischen Ausdrucks war.