Schlagzeug/Drumset

Schlagzeug

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Das Schlagzeug ist eine Kombination verschiedener Schlaginstrumente zur rhythmischen Klangerzeugung und gehört zur Gattung der Idiophone & Membranophone. Im Laufe der Geschichte entwickelte sich je nach Musikrichtung ein unterschiedlicher Bedarf an Instrumenten mit verschiedenen Anordnungs- und Aufbaumöglichkeiten, die schließlich in ihrer Gesamtheit zu einem „Schlagzeug“ zusammengefasst wurden, dessen Aufbau im Laufe der Zeit weitgehend vereinheitlicht wurde. Zum heutigen Standardset gehören eine kleine Trommel (Snare Drum), eine große Trommel (Bass Drum), meist mehrere Hänge- und Standtomtoms (Floor Tom), eine Hi-Hat, verschiedene andere Becken (Cymbals) und gelegentlich Kleinpercussion wie Holzblock, Kuhglocke oder Schellenkranz. Diese Kombination kann vom jeweiligen Musiker individuell zusammengestellt, variiert und mit Hilfe von Stativen und Befestigungsvorrichtungen entsprechend seiner Spielweise angeordnet werden.

Umgangssprachlich werden die Begriffe Schlagzeug und Drumset synonym verwendet, wissenschaftlich ist Schlagzeug ein Synonym für Percussion, den Oberbegriff für alle Schlag- und Perkussionsinstrumente im Sinfonieorchester. Schlagzeugnoten werden in der üblichen Notenschrift notiert. Zur Kennzeichnung wird der neutrale Notenschlüssel verwendet.

Geschichte

Wichtig für die Entwicklung des Schlagzeugs war die Erfindung des ersten Bassdrum-Pedals 1887 durch George R. Olney. Es folgten 1899 die Herstellung des ersten Serienprodukts durch William F. Ludwig und kulturell die „No-Drumming-Laws“ in den USA. Diese verboten den Sklaven das Spielen ihrer traditionellen Handtrommeln und führten dazu, dass die stark rhythmisch geprägte afrikanische Musikkultur mit europäischen und orientalischen Schlaginstrumenten gepflegt wurde. Das erste komplette Schlagzeug wurde 1918 von der Ludwig & Ludwig Drum Company auf den Markt gebracht.

Wie in vielen anderen Wirtschaftszweigen setzte sich auch bei der Herstellung und dem Vertrieb von Schlagzeugen die Internationalisierung und Globalisierung durch. Bis in die 1960er Jahre kamen die Spitzenprodukte vor allem aus den USA (Ludwig, Gretsch), Großbritannien (Premier) und Deutschland (Sonor, Trixon).

Ab den 1960er Jahren entstand eine zunehmende Konkurrenz durch deutlich preiswertere Produkte. Billigschlagzeuge kamen zunächst aus Japan, später aus Taiwan und Südkorea. Japan und Taiwan boten bereits in den 1970er Jahren hochwertige Produkte an (Tama, Yamaha, Pearl), die die Premium-Schlagzeuge aus den USA, Großbritannien und Deutschland vom Markt verdrängten und den traditionellen Herstellern nach und nach große Marktanteile abnahmen.

Im Laufe der 1980er Jahre wurde vor allem Taiwan immer mehr zum billigsten Hardware-Lieferanten für fast alle Schlagzeughersteller der Welt. Mit der Globalisierung ab etwa 1990 kehrten sich die internationalen Abhängigkeitsverhältnisse um: Ehemalige Spitzenproduzenten gerieten in die Abhängigkeit ehemaliger Billigproduzenten (wie z.B. Sonor in die chinesische Kapitalabhängigkeit).

Schlaginstrumentarium

Snare Drum / Kleine Trommel

Die Snare Drum, auch Kleine Trommel genannt, ist das Herzstück des Schlagzeugs und hat ihren Ursprung in der europäischen Militärmusik, wo sie sich aus verschiedenen Formen der Marsch- und Rührtrommeln entwickelt hat. Ihr Kessel, der oft aus sechs bis zehn Lagen Holz oder Metall besteht, ist auf beiden Seiten mit Fellen bespannt. Das obere, meist raue und weiß oder hellgrau beschichtete Schlagfell kontrastiert mit einem glatten, dünnen Resonanzfell auf der Unterseite.

Ein charakteristisches Merkmal ist der Schnarrteppich, eine Anordnung parallel gespannter Drähte, die entlang des Resonanzfells verläuft. Dieser Teppich wird bei jedem Schlag aktiviert, erzeugt den unverwechselbaren Ton und sorgt bei Wirbelschleppen für einen dichten, vollen Klang. Durch eine Schnarre kann der Teppich außer Funktion gesetzt werden. Die flexible Einstellung der Spannung ermöglicht eine Vielzahl von Klangfarben. Gängige Durchmesser sind 14 Zoll mit Kesseltiefen von 5,5 oder 6,5 Zoll, andere Größen sind 13 × 6,5 Zoll und 15 × 3,5 Zoll. Piccolo-Trommeln mit 8 oder 10 Zoll Durchmesser werden zunehmend als zusätzliche Snare-Instrumente eingesetzt.

Bass Drum / Große Trommel

Die Bass Drum, auch Große Trommel oder Kickdrum genannt, ist das zweite zentrale Instrument des Schlagzeugs. Ihr großer, beidseitig bespannter Holzkessel steht seitlich und wird durch klappbare Beine am vorderen Ende gestützt. Die Bedienung erfolgt über eine Fußmaschine, die mit einer Spannvorrichtung am Spannreifen befestigt wird. Ein Doppelpedal kann alternativ zum Einsatz von zwei Bassdrums verwendet werden, um das Spiel mit beiden Füßen auf einer Trommel zu ermöglichen.

Typischerweise ist das Resonanzfell an der Vorderseite gelocht, um den Nachhall zu reduzieren und eine direkte Tonabnahme mit einem Mikrofon zu ermöglichen. Zur Dämpfung werden oft Kissen oder Decken in die Trommel gelegt. Früher waren Trommeln mit einem Durchmesser von 28 oder 30 Zoll üblich, heute wird je nach Stilrichtung ein Durchmesser von 16 bis 26 Zoll bevorzugt. Die Bass Drum Rosette, eine Befestigungsschelle, die es ermöglicht, Becken und Toms auf der Trommel zu befestigen, kann je nach Vorliebe weggelassen werden, wodurch manche Schlagzeuger einen als offener und lebendiger empfundenen Klang erzielen.

Tomtoms

Tomtoms sind Trommeln, die in der Regel beidseitig mit Fellen bespannt sind und einen Durchmesser von 6 bis 18 Zoll haben. Es gibt zwei Hauptarten von Tomtoms: Hängetoms, die eine Halterung an der Bassdrum benötigen, und Standtoms, die auf eigenen Füßen auf dem Kessel stehen. Hochwertige Toms werden oft an Freischwingersystemen wie RIMS aufgehängt, um ihr volles Klangpotenzial zu entfalten. Moderne, preisgünstigere Modelle verfügen jedoch zunehmend über schwingungsneutrale Aufhängungen.

Das Verhältnis von Kesseldurchmesser zu Kesseltiefe variiert stark, wobei Standtoms oft tiefer sind als Hängetoms gleichen Durchmessers. Rototoms, eine Sonderform ohne Kessel, ermöglichen durch Drehung des Rahmens während des Spielens ein Glissando. Manche Schlagzeuger bevorzugen Toms ohne Resonanzfell (Concert-Toms) für eine klar definierte Tonhöhe. Die Anzahl der Toms in einem Set variiert je nach Musikrichtung: Pop und klassischer Jazz kommen oft mit zwei oder drei Toms aus, während Jazzrock und Heavy Metal bis zu acht Toms verwenden. Klangliche Variationen werden vor allem durch die Auswahl der Trommelfelle und deren Spannung erzielt.

Becken

Die fünf wichtigsten Beckentypen sind Hi-Hat, Ride-Becken, Crash-Becken, China-Becken, China-Becken und Splash- und Effekt-Becken. Jeder Beckentyp hat eine einzigartige Klangcharakteristik und erfüllt unterschiedliche Funktionen im Drumset. Das Ride-Becken bietet einen klaren Anschlag mit definiertem Ping und wird häufig für durchgehende Rhythmen verwendet. Die Hi-Hat ermöglicht durch Öffnen und Schließen mit dem Fuß verschiedene Sounds und spielt eine entscheidende Rolle im Rhythmus. Crash-Becken erzeugen explosive Akzente, während China-Becken einen schmutzigen, explosiven Klang erzeugen. Splash-Becken sind klein, hell und werden für kurze, lebhafte Akzente verwendet. Jeder dieser Beckentypen trägt zur Vielseitigkeit und Dynamik des Drumsets bei.

Hi-Hat

Die Hi-Hat, ein Beckenpaar, das mit einem Fußpedal bedient wird, ermöglicht durch Öffnen und Schließen mit dem linken Fuß verschiedene Sounds. Geschlossen klingt sie leise wie eine Cabasa, halboffen erzeugt sie einen raueren Klang, offen ähnelt sie einem lauten Crash-Becken. Es wird oft als klangliche Alternative zum Ride-Becken verwendet.

Ride-Becken

Das Ride-Becken, typischerweise 16 bis 24 Zoll groß, bietet verschiedene Anschlagsmöglichkeiten. Es kann einen definierten „Ping“ mit Grundrauschen erzeugen. Die Kuppe erzeugt einen klaren Glockenton, der Randanschlag erhöht den Obertonanteil. Sonderformen wie Sizzle-Rides mit Nieten oder Flat-Rides ohne Kuppe bieten Variationsmöglichkeiten. Häufige Verwendung für rhythmische Figuren.

Crash-Becken

Crash-Becken (Crash Cymbals) sind im Vergleich zu Ride-Becken in der Regel dünner und kleiner (ca. 13 bis 20 Zoll Durchmesser) und durch ihre Verarbeitung auf einen deutlich höheren Anteil an „weißem Rauschen“ ausgelegt. Ihr Klang ist eher geräuschhaft. Sie werden daher oft für Akzente oder (z.B. mit Filzschlägeln) für anschwellende Crescendo-Effekte verwendet. Je nach Größe, Form und Materialstärke klingen verschiedene Crash-Becken unterschiedlich lange nach.

China-Becken

Das China-Becken, auch „Chinesisches Becken“ genannt, unterscheidet sich in seiner kulturell bedingten Form deutlich von den anderen Beckentypen. Die Kuppe ist oft zylindrisch oder kegelförmig abgeschnitten, mit einem deutlich nach oben gebogenen Rand. Mit einem Durchmesser von 14 bis 24 Zoll erzeugt es einen kürzeren, „schmutzigeren“ Klang, ähnlich einem Crash-Becken. Es wird für explosive Akzente oder Staccato-Figuren und im Metal als Akzent oder Ersatz für Hi-Hat und Ride verwendet. Größere China Becken mit Sizzle werden auch im Jazz und in der Big Band Musik als Ride-Becken eingesetzt.

Splash- und Effekt-Becken

Splash-Becken, vergleichbar mit Crash-Becken, sind mit einem Durchmesser von ca. 6 bis 12 Zoll deutlich kleiner. Ihr Klangcharakter ist hell, spritzig und verklingt kaum, was sie ideal für kurze, brillante Akzente macht. Musiker wie Stewart Copeland und Manu Katché haben die Verwendung von Splash-Becken maßgeblich geprägt. Daneben gibt es verschiedene Effektbecken mit speziellen Formen, Löchern oder Schellen, die die Kreativität der Beckenhersteller widerspiegeln. Unter Namen wie „Cups“, „Bells“, „Stacks“, „Mini-Chinas“ oder „Jingle-Hats“ erweitern sie das Klangspektrum des Schlagzeugs auf vielfältige Weise.

Spieltechnik

Die Hauptfunktion des Schlagzeugs in einer Band besteht darin, einen Grundrhythmus zu erzeugen, der die Band trägt und zusammen mit den anderen Instrumenten der Rhythmusgruppe (Bass und Keyboard) den tragenden Groove bildet. Dazu bedient sich der Schlagzeuger in der Regel einer festen Abfolge von Schlägen, die er ständig wiederholt. Grundlage des tragenden Rhythmus ist dabei der Wechsel zwischen dem tiefen Klang der Bassdrum, dem hohen Klang der Snaredrum und dem metallischen, durchgehenden Puls der Hi-Hat oder des Ride-Beckens.

Neben dieser Grundfunktion wird mit zunehmender Komplexität der Musik ein weiterer Aspekt immer wichtiger: Das Schlagzeug baut Verzierungen ein, akzentuiert und betont Passagen durch Effekte und Verfremdungen wie rhythmische Fills. Hier kommen meist Crash-Becken oder andere Effektbecken zum Einsatz. Auch der Einsatz von Wirbel und Rudimenten auf der kleinen Trommel zielt auf diesen Effekt ab. Höhepunkt der Verzierung und Akzentuierung ist das Schlagzeugsolo, bei dem die anderen Instrumente der Band in den Hintergrund treten.

Instrument des Jahres 2022

Das Schlagzeug wurde von den Landesmusikräten zum Instrument des Jahres 2022 gewählt. Diese besondere Auszeichnung ist eine Würdigung der Bedeutung und Vielseitigkeit des Schlagzeugs sowie seiner herausragenden Rolle in der Musik.

Liste von Schlagzeughersteller

  • Al Jackson, Jr.
  • Benny Benjamin
  • Buddy Rich
  • Charlie Watts
  • Dave Grohl
  • Ginger Baker
  • John Bonham
  • Keith Moon
  • Neil Peart
  • Ringo Starr
  • Stewart Copeland

Liste von Schlagzeughersteller

  • Akai
  • DW Drums
  • Gretsch
  • Ludwig
  • Mapex
  • Pearl
  • PDP (Prodigy by Pearl)
  • Roland
  • Sonor
  • Tama
  • Yamaha

Kosten eines Schlagzeugs

Der Preis eines Schlagzeugs kann stark variieren und hängt von vielen Faktoren ab, die vor dem Kauf berücksichtigt werden sollten. Vor allem die Qualität des Sets spielt eine große Rolle. Für Anfänger gibt es bereits sehr günstige Einsteigersets, während professionelle Sets bekannter Marken deutlich teurer sind. Man sollte sich also fragen, für welchen Zweck das Schlagzeug gedacht ist. Wer langfristig spielen möchte, sollte sich eher für ein Mittelklasse- oder Profi-Set entscheiden.

Ein weiterer Punkt, der den Preis beeinflusst, ist die Größe und Anzahl der Trommeln. Je mehr Trommeln, Becken und zusätzliche Hardware wie Ständer und Fußmaschinen in einem Set enthalten sind, desto höher ist der Preis. Insbesondere bei großen Drumsets für Fortgeschrittene kann die Anzahl der Komponenten den Preis in die Höhe treiben.

Auch das verwendete Material spielt eine wichtige Rolle. Trommeln aus hochwertigen Hölzern wie Ahorn oder Birke klingen oft besser und kosten entsprechend mehr als Sets aus Acryl oder billigeren Holzarten. Auch Schlagzeuge aus Metall, die oft einen besonderen Klang haben, sind teurer.

Nicht zuletzt bestimmt die Marke den Preis. Bekannte Namen wie DW, Pearl oder Yamaha stehen für Qualität, die sich auch im Preis widerspiegelt. Günstigere Alternativen gibt es zwar von No-Name-Herstellern, diese können aber in Sachen Klang und Haltbarkeit oft nicht mithalten.

Ein weiterer Kostenfaktor ist die zusätzliche Hardware. Ein komplettes Set besteht nicht nur aus Trommeln und Becken, sondern auch aus Ständern, Fußmaschinen und anderen wichtigen Teilen. Diese erhöhen den Gesamtpreis des Sets, sind aber für ein vollständiges Spielerlebnis unerlässlich.

Wenn du dir einen Überblick verschaffen möchtest, was ein Schlagzeug kosten kann, kannst du dich an folgenden groben Preisspannen orientieren: Ein einfaches Einsteigerset bekommst du schon ab etwa 300 Euro. Für ein solides Set mittlerer Qualität solltest du zwischen 500 und 1500 Euro einplanen. Wenn du ein professionelles Set von einem renommierten Hersteller haben möchtest, kannst du schnell mehrere tausend Euro oder mehr ausgeben.

Denke auch an Zusatzkosten wie Becken, die oft separat verkauft werden und schnell teuer werden können. Ein guter Schlagzeugstuhl und ein Teppich zum Schutz des Bodens sind ebenfalls empfehlenswert. Wenn du Anfänger bist, kann es sich lohnen, in Schlagzeugunterricht zu investieren, um schneller Fortschritte zu machen.