ISO-Prinzip

musiknerd

Inhaltsverzeichnis

Was ist das ISO-Prinzip?

Das ISO-Prinzip, auch Isoprinzip genannt, stammt aus der Musiktherapie und beschreibt, wie Musik gezielt Emotionen beeinflussen kann. Der Begriff wurde von Schwabe (1978) in der Medienpsychologie geprägt. Es besagt, dass Menschen Musik auswählen, die ihrer momentanen Stimmung entspricht (Schaub 1981). Traurige Menschen hören oft melancholische Musik, während fröhliche Menschen fröhliche Klänge wählen. Der momentane Gemütszustand beeinflusst also die Musikpräferenzen erheblich (Gembris 2005).

Einfluss von Kontext und Situation

Studien zeigen, dass sowohl persönliche als auch situative Faktoren die Musikauswahl bestimmen. Tätigkeiten wie Hausarbeit, Autofahren oder ein romantisches Abendessen beeinflussen, welche Musik als passend empfunden wird. Schaub (1981) untersuchte den Zusammenhang zwischen Stimmung und Musikauswahl. Er teilte die Versuchspersonen in verschiedene Gefühlszustände ein: Freude, Trauer, Ärger und Gelassenheit. Seine Ergebnisse zeigten, dass traurige Personen seltener fröhliche Musik hörten. Dennoch wählten einige bewusst fröhliche Musik, was die Allgemeingültigkeit des ISO-Prinzips in Frage stellt (siehe Mood-Management-Theorie). Vorderer & Schramm (2002) bestätigten jedoch weitgehend, dass fröhliche Menschen fröhliche Musik bevorzugen und viele traurige Menschen traurige Musik hören.

Persönliche Emotionen und Musikauswahl

Behne (1986) ergänzte, dass nur Menschen, die mit ihrem momentanen emotionalen Zustand zufrieden sind, Musik nach dem ISO-Prinzip auswählen. Er unterschied zwischen erwünschten und unerwünschten Stimmungen. Mayer und Gaschke nannten dieses Phänomen Metaemotionen – die bewusste Wahrnehmung und Regulation eigener Gefühle durch Musik (Schramm).

Unterschiede nach Alter

Schramm & Vorderer (2002) fanden heraus, dass das Alter bei der Musikwahl eine Rolle spielt. Während Jugendliche und Erwachsene mittleren Alters bei positiven Emotionen ähnliche Musikpräferenzen haben, gibt es bei negativen Emotionen große Unterschiede. Jugendliche nutzen Musik häufig, um ihre Gefühle zu verarbeiten oder zu verstärken. Ältere Menschen hören bei negativen Emotionen, insbesondere bei Ärger, seltener Musik oder wählen gezielt aufheiternde Klänge. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Musikpräferenzen im Laufe des Lebens verändern (Gembris 2005).

Individuelle Musikwahl

Nicht nur verschiedene Menschen wählen trotz ähnlicher Stimmung unterschiedliche Musik, auch ein und dieselbe Person wählt in der gleichen Stimmung nicht immer die gleiche Musik. Die Wahl hängt von verschiedenen Faktoren ab: Stimmung, Persönlichkeit (z.B. Geschlecht, Bildung, Alter) und äußeren Einflüssen.

ISO-Prinzip und Ausgleichsprinzip

Das ISO-Prinzip besagt, dass Menschen Musik hören, die ihrer momentanen Stimmung entspricht. Studien zeigen jedoch, dass dies nicht immer der Fall ist. Manchmal kommt das Kompensationsprinzip zum Tragen: Menschen wählen Musik bewusst aus, um ihre Stimmung zu verändern. In positiven Situationen wie Freude oder Romantik bevorzugen sie meist stimmungskongruente Musik. Bei monotonen Tätigkeiten wird oft kontrastierende Musik verwendet, um die Langeweile zu überbrücken. Bei Trauer oder Ärger variiert das Verhalten: Die einen verstärken ihre Emotionen mit passender Musik (ISO-Prinzip), die anderen hellen ihre Stimmung mit gegensätzlicher Musik auf (Kompensationsprinzip).