Udo Lindenberg

Udo Lindenberg

Inhaltsverzeichnis

Udo Lindenberg: Eine Ikone des deutschen Rock und seine vielseitige Karriere.

Udo Lindenberg ist eine unverwechselbare Figur in der deutschen Musiklandschaft – eine lebende Legende, deren Einfluss sich über Generationen erstreckt. Bekannt für seinen charakteristischen Hut, seine dunkle Sonnenbrille und seine rauchige Stimme, ist er weit mehr als nur ein Musiker. Lindenberg ist ein Multitalent, das sich als Sänger, Songwriter, Maler, Schauspieler und Autor einen Namen gemacht hat. Seine einzigartige Persönlichkeit und sein unkonventioneller Stil haben ihn zu einer Ikone gemacht, die bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren hat.

Sein unverwechselbarer „Nuschel-Sound“, wie er ihn selbst nennt, ist längst zu seinem Markenzeichen geworden. Dazu sagte er einmal: „Es ist ja auch ein Sound, das berühmte Nuscheln als ‚Trademark‘, also mache ich das ganz bewusst“.

Frühe Jahre und musikalische Anfänge

Udo Gerhard Lindenberg wurde am 17. Mai 1946 in Gronau in Westfalen geboren. Er wuchs als Sohn eines Installateurs mit drei Geschwistern auf, darunter der Maler Erich Lindenberg. Schon früh zeigte sich seine musikalische Begabung. Seine ersten Trommeln waren Benzinfässer. Mit 15 Jahren begann er eine Kellnerlehre in Düsseldorf und spielte abends als Schlagzeuger in Kneipen. Sein Traum war es, als Kellner auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten. Später besuchte er das Konservatorium in Münster.

In den 60er Jahren reiste er durch Europa und bis nach Libyen, wo er auf einem amerikanischen Militärstützpunkt bei Tripolis mit Jazzmusikern auftrat. Nach seiner Rückkehr studierte er Musik in Münster, spielte in verschiedenen Bands und ging 1968 nach Hamburg. Dort wurde er Schlagzeuger bei den City Preachers, der ersten Folk-Rock-Band Deutschlands.

1970 gründete er mit Peter Herbolzheimer die Band Free Orbit. Später arbeitete er mit Jazzgrößen wie Klaus Doldinger zusammen und wirkte als Schlagzeuger bei der Titelmelodie der Tatort-Reihe mit. Einige Semester studierte er an der Musikhochschule Münster. Sein erstes eigenes Album Lindenberg (1971) war noch auf Englisch und wenig erfolgreich. Der Durchbruch kam mit dem deutschsprachigen Album Andrea Doria (1973), das sich über 100.000 Mal verkaufte und seine Nische zwischen Schlager und Krautrock fand.

Durchbruch mit deutscher Rockmusik

1969 gründete Lindenberg seine erste Band Free Orbit. Der große Durchbruch gelang ihm 1973 mit dem Album Alles klar auf der Andrea Doria – seiner dritten Veröffentlichung und der ersten Zusammenarbeit mit dem neu gegründeten Panikorchester. Dieses Album machte deutsche Texte in der Rockmusik populär. Er schuf Kultfiguren wie Rudi Ratlos und Bodo Ballermann. In den folgenden Jahren veröffentlichte er zahlreiche erfolgreiche Alben und ging mit dem Panikorchester regelmäßig auf Tournee.

Entscheidend dafür war sein Bühnenwechsel vom Schlagzeug ans Mikrofon: Mit seinem charakteristischen Sprechgesang polarisierte er Publikum und Kritiker gleichermaßen. Die FAZ schrieb einmal: „Der ehemalige Jazzrock-Schlagzeuger ist eigentlich kein Sänger, und so versucht er auch gar nicht erst, den Gestus des professionellen Sängers zu übernehmen“. Diese Unangepasstheit wurde zu einem zentralen Element seines Erfolges.

Bühnenshow und Theatertournee

Besondere Aufmerksamkeit erregte seine sechste Tournee Rock Revue ’79, die unter der Regie des Theatermachers Peter Zadek entstand. Unterstützt von Musiklegende Eric Burdon war es ein multimediales Spektakel, das die Grenzen zwischen Konzert und Theater verschwimmen ließ – ganz im Sinne von Lindenbergs künstlerischer Vision.

Musikstil und thematische Vielfalt

Lindenbergs Musik ist geprägt von seiner rauchigen Stimme, einer schnoddrigen, fast literarischen Vortragsweise und einer Mischung aus Rock, Pop, Jazz und Blues. Immer wieder greift er gesellschaftskritische Themen auf: Umwelt, Frieden, soziale Gerechtigkeit – aber auch Außenseiterfiguren wie Rudi Ratlos oder Bodo Ballermann.

Ost-West-Konflikte und politische Symbolik

Ein zentraler Aspekt seiner Karriere war die Auseinandersetzung mit der deutschen Teilung. Mit dem Lied Sonderzug nach Pankow (1983) wandte er sich direkt an Erich Honecker – eine Provokation, die 1987 in einem legendären Moment gipfelte: Er überreichte Honecker eine Gitarre mit der Aufschrift Gitarren statt Knarren. Später schickte er ihm auch noch eine Lederjacke – und bekam eine Schalmei und einen Brief zurück, in dem Honecker schrieb, die Jacke sei „ein Symbol der Rockmusik für ein „sinnvolles Leben der Jugend ohne Krieg“. Obwohl die DDR seine geplante Tournee 1984 absagte, durfte er 1983 im Palast der Republik in Ost-Berlin auftreten – wenn auch nur unter Bewachung.

Sein lang ersehnter Auftritt in Ost-Berlin 1983 im Palast der Republik war ein Meilenstein, doch erst im Januar 1990 – nach dem Fall der Mauer – konnte Lindenberg mit seinem neuen Panikorchester erstmals durch die DDR touren. Dabei entstand das Live-Album Live in Leipzig, das auch auf Video veröffentlicht wurde. Mit der Tournee, bei der auch das Album Bunte Republik Deutschland vorgestellt wurde, erfüllte sich Lindenberg einen Lebenstraum. Schon zu DDR-Zeiten war er unter Jugendlichen ein Kultstar – wenn auch eher inoffiziell, wie viele Jeansjacken mit der Aufschrift „Udo L.“ zeigten.

1992 organisierte Lindenberg einen weiteren Sonderzug nach Pankow – als musikalischen Beitrag zum Erhalt des Jugendradios DT64. 1991 erhielt Lindenberg eine goldene Schallplatte für das Album Ich will dich haben mit Songs von Annette und Inga Humpe. Zu dieser Zeit wurde Lukas Hilbert für kurze Zeit sein musikalischer Leiter. Dessen Vater Erwin Hilbert wirkte als Texter und Studioassistent an zehn Alben mit. Lindenberg produzierte auch das erste Soloalbum von Lukas Hilbert. Erste Musikvideos wurden auf VIVA ausgestrahlt.

1996 erschien das rau produzierte Album Und ewig rauscht die Linde, ohne Dance-Elemente, aber mit einer Reunion des alten Panikorchesters auf Tournee. Weitere Projekte folgten: Belcanto, eine Mischung aus neuen und alten Songs im Stil der 1920/30er Jahre, begleitet vom Deutschen Filmorchester Babelsberg, und You can’t run away, eine Neuauflage von No Future mit Freundeskreis und 3P-Produktion.

Kunst, Film und Literatur

Seit 1996 ist Lindenberg auch als Maler tätig. Im selben Jahr fand seine erste Ausstellung statt. Weitere folgten, unter anderem 2002 in der Hamburger St. Jacobi-Kirche mit dem Werkzyklus „Die 10 Gebote“ und 2005 im Haus der Geschichte in Bonn. In der Europa Passage wurde eine nach ihm benannte Galerie eröffnet. Lindenbergs Werke sind auch in Bildbänden erschienen und hängen zum Teil im Kanzleramt. Besonders bekannt sind seine „Likörelle“ – mit Alkohol gemalte Bilder. Manchmal benutzte er auch eine Trommel, um die Farbe auf die Leinwand zu schleudern – er nannte das „Ejakulator“.

Mit Atlantic Affairs präsentierte Lindenberg 2002 eine Revue, in der er Lieder deutscher Exilanten interpretierte. Gäste waren unter anderem Yvonne Catterfeld, die Prinzen und Helge Schneider. Die Show führte ihn auch nach China. 2003 erschien Panikpräsident mit Neuaufnahmen seiner Klassiker – unter anderem im Duett mit Nena und Peter Maffay. 2004 folgte die Tournee Aufmarsch der Giganten zu seinem 30-jährigen Bühnenjubiläum mit Nina Hagen und Eric Burdon.

Außerdem erschienen eine DVD und seine Autobiografie Panikpräsident, in der er unter anderem verrät, warum er seit den 1980er Jahren immer einen Hut trägt. 2006 feierte er seinen 60. Geburtstag und erhielt die 1Live-Krone für sein Lebenswerk. Bei der Preisverleihung trat er gemeinsam mit Silbermond, Max Herre und Jan Delay auf. Für die Jubiläumsausgabe von Meyers Großes Taschenlexikon illustrierte er alle 25 Buchrücken – das Gesamtbild nennt er Die Menschenfamilie.

Seine künstlerische Vielseitigkeit zeigte sich auch in Filmen wie Panische Zeiten, Super, 7 Zwerge, mehreren Autobiographien (El Panico, Udo, Panikpräsident) und Fernsehauftritten, darunter Gastrollen im Tatort.

Stiftung und soziales Engagement

2006 gründete Udo Lindenberg die Udo Lindenberg Stiftung. Sie fördert nicht nur soziale Projekte in Afrika und junge Musiktalente, sondern setzt sich auch für kulturelle Bildung und die moderne Rezeption des Werks von Hermann Hesse ein – ein ungewöhnlicher, aber passender Brückenschlag zwischen Pop und Philosophie. Seit 2015 ist er Greenpeace-Botschafter für den Schutz der Arktis. 2020 rief er in einem Video zur Kritik an Missständen in der Fleischindustrie auf.

Comeback, Ehrungen und späte Erfolge

2008 gelang Lindenberg ein sensationelles Comeback: Das von Andreas Herbig produzierte Album Stark wie Zwei, an dem unter anderem Annette Humpe, Jan Delay, Silbermond und Till Brönner.

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Mehr Informationen
Udo Lindenberg & Apache 207 – Komet

Bekannte Songs von Udo Lindenberg

  • 1973 Cello
  • 1973 Alles klar auf der Andrea Doria
  • 1982 Wozu sind Kriege da?
  • 1983 Sonderzug nach Pankow
  • 1986 Horizont
  • 1987 Ich lieb‘ dich überhaupt nicht mehr
  • 1991 Ein Herz kann man nicht reparieren
  • 2008 Mein Ding
  • 2016 Durch die schweren Zeiten
  • 2018 Wir ziehen in den Frieden
  • 2021 Wieder genauso
  • 2023 Komet (mit Apache 207)

Studioalben von Udo Lindenberg

  • 1971 Lindenberg
  • 1972 Daumen im Wind
  • 1973 Alles klar auf der Andrea Doria
  • 1974 Ball Pompös
  • 1975 Votan Wahnwitz
  • 1976 Galaxo Gang – Das sind die Herrn vom andern Stern
  • 1976 Sister King Kong
  • 1977 Panische Nächte
  • 1978 Lindenbergs Rock-Revue
  • 1978 Dröhnland Symphonie
  • 1979 Der Detektiv – Rock Revue 2
  • 1980 Panische Zeiten
  • 1981 Udopia
  • 1982 Keule
  • 1983 Odyssee
  • 1984 Götterhämmerung
  • 1985 Sündenknall
  • 1985 Radio Eriwahn präsentiert Udo Lindenberg + Panikorchester
  • 1986 Phönix
  • 1987 Feuerland
  • 1988 Hermine
  • 1988 CasaNova
  • 1989 Bunte Republik Deutschland
  • 1991 Ich will dich haben
  • 1991 Gustav
  • 1992 Panik-Panther
  • 1993 Benjamin
  • 1995 Kosmos
  • 1996 Und ewig rauscht die Linde
  • 1998 Zeitmaschine
  • 2000 Der Exzessor
  • 2002 Atlantic Affairs
  • 2008 Stark wie Zwei
  • 2016 Stärker als die Zeit