Séverine

Séverine

Inhaltsverzeichnis

Séverine – zwischen französischer Chanson-Eleganz und deutschsprachigem Schlagerglanz

Séverine, mit bürgerlichem Namen Josiane Grizeau, wurde am 10. Oktober 1948 in Paris geboren und avancierte Anfang der 1970er Jahre zur unverwechselbaren Stimme zwischen Chanson und deutschem Schlager. Mit ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest 1971 für Monaco mit dem Lied „Un banc, un arbre, une rue” katapultierte sie sich in die erste Riege der europäischen Unterhaltungsmusik. Ihr Repertoire umfasste gefühlvolle Balladen, elegante Pop-Chansons und deutschsprachige Evergreens wie „Olala l’amour”, „Der Duft von Paris” oder „Sieben Tränen”.

Tourneen mit Größen wie Joe Dassin und Auftritte in der ZDF-Hitparade festigten ihren Status. Später widmete sie sich verstärkt dem Gesangsunterricht in Paris, wo sie bis heute lebt – ein Leben zwischen Bühnenlicht und musikalischer Vermittlung.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Séverine – Olala l’amour

Musikalische Herkunft und prägende Einflüsse

Aufgewachsen im Pariser Montmartre-Viertel, wurde Séverine von einer Atmosphäre geprägt, in der Kunst, Literatur und Musik eng verwoben waren. Sie studierte Romanistik und Anglistik mit dem Ziel, Lehrerin zu werden, und sang in ihrer Freizeit in Amateurbands – eine Zeit, in der sie ihre Stimme in Jazz-, Pop– und Chanson-Arrangements erprobte.

Ihre ersten Schritte im Musikgeschäft unternahm sie 1967 unter dem Pseudonym „Celine“ mit einer Singleaufnahme. Ein Jahr später stand sie als „Robbie Lorr“ im legendären Pariser Musikklub Golf Drouot auf der Bühne – einem Ort, an dem sich französische Pop- und Rockgeschichte schrieb. Dort lernte sie den Produzenten Georges Aber kennen, der ihr 1969 als Séverine einen Plattenvertrag verschaffte. Die erste Single markierte den Beginn einer Karriere, die bald internationale Resonanz finden sollte.

Künstlerische Entwicklung und zentrale Meilensteine

1970 gelang ihr mit dem französischen Titelsong zum Film Le passager de la pluie (Der aus dem Regen kam) der erste Achtungserfolg. Der große Durchbruch gelang ihr jedoch erst ein Jahr später: Beim Eurovision Song Contest 1971 in Dublin trat sie für Monaco an und gewann mit Un banc, un arbre, une rue – einer poetischen Ballade, die von Jean-Pierre Bourtayre komponiert und von Yves Dessca getextet wurde. Das Lied wurde in mehreren Sprachen aufgenommen, unter anderem als „Mach die Augen zu” auf Deutsch, und erreichte internationale Chartplatzierungen.

Nach dem Sieg tourte sie mit Joe Dassin, Sacha Distel und Michel Sardou durch Frankreich, trat 1972 beim Festival Internacional de la Canción de Viña del Mar in Chile an und wurde ins Pariser Olympia eingeladen – ein Ritterschlag für jede frankophone Sängerin.

Ab 1973 verlagerte Séverine ihren Schwerpunkt in den deutschsprachigen Raum, wo ihre Popularität aus dem Grand Prix nahtlos in eine erfolgreiche Schlagerkarriere überging. Titel wie „Olala l’amour”, „Der Duft von Paris” oder „Ja, der Eiffelturm” wurden zu Dauerbrennern. Sie war Dauergast in Unterhaltungsshows wie der ZDF-Hitparade, der Starparade oder Ein Kessel Buntes und fand auch in der musikalischen DDR ein begeistertes Publikum.

1975 nahm sie mit „Dreh dich im Kreisel der Zeit” an der deutschen Vorentscheidung zum ESC teil und erreichte Platz 7. Nach der Geburt ihres Sohnes Anthony im selben Jahr zog sie sich zeitweise aus dem Rampenlicht zurück. Dennoch moderierte sie 1977 eine Ausgabe des ZDF-Sonntagskonzerts.

Ein spätes Karrierehoch erreichte sie 1981 mit der deutschen Version des Hits „Seven Tears” der Goombay Dance Band – als „Sieben Tränen” wurde der Titel ein großer Erfolg und führte sie erneut in die ZDF-Hitparade. 1982 nahm sie ein weiteres Mal an der ESC-Vorentscheidung teil, diesmal mit dem Titel „Ich glaub an meine Träume“ (Platz 10).

In den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren veröffentlichte sie noch einige Singles, konnte jedoch nicht an ihre früheren Erfolge anknüpfen. 1999 meldete sie sich in Frankreich mit einer neuen CD zurück, die ihr im Dezember 2000 ein Konzert-Comeback in Paris bescherte.

Stilistische Ausrichtungen und Genregrenzen

Séverines Gesangsstil ist eine elegante Synthese aus französischem Chanson, Pop-Ballade und deutschsprachigem Schlager. Ihre Stimme hat ein warmes, leicht raues Timbre, das Emotionen transportiert, ohne in Pathos zu verfallen. In den 1970er-Jahren brachte sie den melodischen Charme der Pariser Chansons in die deutsche Unterhaltungsmusik und schlug damit eine kulturelle Brücke, die ihr einen besonderen Platz im Musikgedächtnis sicherte.

Während sich andere Schlagersängerinnen klar in der leichten Muse verorteten, bewahrte Séverine in ihren Liedern stets eine Note französischer Lyrik, selbst in gefälligeren Produktionen wie „Was wird aus einer verlorenen Liebe” oder „Du bist für mich der größte Schatz”. Diese Mischung machte sie auch für internationale Festivals attraktiv.

Label-Zugehörigkeiten, Live-Umsetzungen und Bühnenformate

Ihre ersten Veröffentlichungen erschienen bei Philips, später folgten Produktionen bei Ariola und in den 1980er-Jahren auch bei Sony Music. Ihre Live-Auftritte reichten von intimen Club-Konzerten in Paris über große Hallen in Deutschland bis hin zu internationalen Festivalbühnen.

Legendär sind ihre TV-Auftritte geblieben: von der ZDF-Hitparade über Disco bis hin zu Gastspielen in Ein Kessel Buntes. Diese Bühnenformate stellten nicht nur ihre musikalische Wandlungsfähigkeit, sondern auch ihre charmante Bühnenpräsenz unter Beweis.

Besondere Kollaborationen und Zusammenarbeit mit anderen Künstlern

Künstlerisch prägten die Kooperationen mit Georges Aber in der Frühphase und Jack White in den 1980ern ihre Karriere. Während Aber ihr den Weg ins französische Musikbusiness ebnete, verhalf White ihr zu einem späten Chart-Comeback. Ihre Tourneen mit Joe Dassin, Sacha Distel und Michel Sardou waren Begegnungen auf Augenhöhe: Séverine teilte sich mit diesen Größen die Bühne, ohne dabei in deren Schatten zu stehen.

Spätere Jahre und musikalisches Erbe

Seit 2002 gibt Séverine dreimal pro Woche Gesangsunterricht an einer Musikschule in Paris. Sie lebt mit ihrem Sohn Anthony im 18. Arrondissement, unweit des Montmartre, und hat ihre Stimme nun vor allem in den Dienst der nächsten Musikgeneration gestellt.

Ihr Erbe liegt nicht nur in den Plattenrillen ihrer Hits, sondern auch in der kulturellen Verbindung zwischen französischer Chansontradition und deutschem Schlager. „Un banc, un arbre, une rue” bleibt bis heute ein Symbol für poetische Popmusik – und für eine Künstlerin, die es verstand, nationale Grenzen musikalisch aufzulösen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Séverine – Un Banc, Un Arbre, Un Rue

Songs von Séverine

  • 1969 Le passager de la pluie
  • 1969 La la mélodie
  • 1970 C’est la vie
  • 1070 Sympathie
  • 1971 Un banc, un arbre, une rue
  • 1971 Mach die Augen zu (und wünsch dir einen Traum)
  • 1971 Ja der Eiffelturm
  • 1971 Vivre pour moi
  • 1971 J’ai besoin de Soleil
  • 1971 Comme un appel
  • 1972 Olala l’amour
  • 1972 Der Duft von Paris
  • 1972 Il bat 100000 fois par jour
  • 1972 Là où tu n’es pas
  • 1972 Monsieur le Général
  • 1972 Mon tendre Amour
  • 1973 Ich zeig’ dir mein Paris
  • 1973 Il faut chanter la vie
  • 1973 Jetzt geht die Party richtig los
  • 1974 Was wird aus einer verlorenen Liebe
  • 1974 Vergessen heißt verloren sein
  • 1975 Du bist für mich der größte Schatz
  • 1975 Dreh dich im Kreisel der Zeit
  • 1976 Heißer als Feuer
  • 1976 Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß
  • 1977 Achtung – hier kommt ein Mensch, der gerne küßt
  • 1978 Moulin Rouge
  • 1979 Du gehst vorbei
  • 1981 Sieben Tränen
  • 1982 Sie kam aus Frankreich
  • 1982 Ich glaub’ an meine Träume
  • 1982 So ein Sommersonnentag
  • 1983 Solitaire
  • 1983 Und am Morgen geht die Sonne auf
  • 1986 Nur wir beide allein
  • 1986 Jeder neue Tag
  • 1987 Träume einer Sommernacht
  • 1988 Die Frau im Schatten
  • 1991 Einer für alle – alle für einen
  • 1995 Mit jeder Stunde
  • 2003 Nur wenn Menschen sich versteh’n

Alben von Séverine

  • 1971 Grand Prix für Severine
  • 1972 Der Duft von Paris
  • 1974 Verlorene Liebe
  • 1983 Sie kam aus Frankreich
  • 2007 … und wünsch dir einen Traum (3-CD-Box)