Rita Pavone

Rita Pavone

Inhaltsverzeichnis

Rita Pavone: performative Persönlichkeit mit Hang zur Selbstinszenierung

Die künstlerische Stimme von Rita Pavone ist mehr als nur ein Kapitel der Popgeschichte – sie ist ein Ausdruck von jugendlichem Eigensinn, „Mosquito of Turin“-Witz und unerschütterlicher künstlerischer Neugier. Aus armen Verhältnissen im Nachkriegs-Turin stürmte sie Anfang der 1960er Jahre mit rauem Sopran und rebellischem Rock-’n’-Roll-Charme nach oben. Ihre frühen Nummer-eins-Hits „La partita di pallone” und „Cuore”, der internationale Durchbruch mit der Ed-Sullivan-Show und Übersetzungen in sieben Sprachen, ihre Rollen auf der Leinwand und ihre lebenslange Verbindung zu Teddy Reno zeichnen den Weg einer performativen Kraft nach, die Genregrenzen sprengt und mit Authentizität Respekt gewinnt.

Musikalische Herkunft und frühe Einflüsse

Rita Pavone wurde am 23. August 1945 in Turin geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf und ist eine italienische Pop– und Schlagersängerin. Ihr Vater, ein Fabrikarbeiter bei FIAT, weckte früh ihre Liebe zur Musik. Bereits mit zwei Jahren zeigte sich ihr Talent, als sie amerikanische Showgrößen wie Judy Garland, Al Jolson oder Gene Kelly imitierte. Ihr erster öffentlicher Auftritt folgte 1959 bei einer Kinderveranstaltung mit dem Song „Swanee”. Ihre Stimme – rau, direkt und ungeschliffen – war von Beginn an ungewöhnlich präsent.

Trotz ihrer Arbeit in einer Hemdenfabrik nutzte sie jede Gelegenheit, um aufzutreten: auf Studentenfesten, in Nachtclubs, bei Folklore-Gruppen oder in Theatern. Ihr Repertoire reichte von Rock ’n’ Roll bis zur italienischen Canzone (lyrische, ursprünglich einstimmige und später mehrstimmige Musikform). Sie wurde früh von Brenda Lee, Pat Boone, Jerry Lee Lewis oder Bobby Rydell beeinflusst – allesamt Künstler, die mit emotionaler Direktheit arbeiteten. Doch ihre ersten Versuche, professionelle Engagements zu bekommen, scheiterten und 1961 stand sie kurz vor dem Rückzug.

Karrieredurchbruch: Festival, Fernsehen, Frühphase

1962 kam der Wendepunkt: Pavone gewann das von Teddy Reno organisierte Nachwuchsfestival „Festival degli Sconosciuti” in Ariccia. Reno wurde fortan ihr Mentor – und später ihr Ehemann. Mit ihm schloss sie ihren ersten Vertrag bei RCA Italiana ab. Ihre Debütsingle „La partita di pallone” – ein ironisches Lied über weibliches Desinteresse am Fußball – schlug ein wie ein Blitz: Über eine Million verkaufte Exemplare, Gold-Status, Platz 1 in Italien. Auch „Amore twist” von der Rückseite wurde ein Erfolg.

Fernsehauftritte – unter anderem mit dem ebenfalls aufstrebenden Gianni Morandi – machten sie schnell zum Medienliebling. Noch im Jahr 1963 folgte das Debütalbum „Rita Pavone”, aus dem ebenfalls Hits wie „Come te non c’è nessuno” oder „Il ballo del mattone” hervorgingen. Die Mischung aus frecher Bühnenenergie, jugendlicher Unschuld und einer ungewöhnlich kratzigen Stimme wurde zu ihrem Markenzeichen.

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Rita Pavone – Bene, Bene, Bene

Rita Pavone: Der internationale Aufstieg in den USA, Deutschland, Großbritannien

1964 wagte Pavone den Sprung auf den internationalen Markt. In den USA erschien das Album „The International Teen-Age Sensation“, begleitet von einem Auftritt in der Ed Sullivan Show. Der Song Remember Me erreichte Platz 26 der Billboard Hot 100 – ein seltener Erfolg für eine nicht englischsprachige Sängerin. Noch im selben Jahr folgte das zweite US-Album Small Wonder.

Pavones Karriere verlief nie eindimensional. Bereits 1963 spielte sie ihre erste Filmrolle in Clementine Cherie. Es folgten Filme wie Rita la figlia americana (1965) oder Rita la Zanzara (1966), in denen sie stets musikalische Rollen übernahm. 1967 kam es zur Western-Persiflage „Blaue Bohnen für ein Halleluja (Little Rita nel West)” an der Seite von Terence Hill – einer ihrer bekanntesten Filme.

Künstlerische Vielseitigkeit: Film, Fernsehen, Theater

Pavones Karriere verlief nie eindimensional. Bereits 1963 spielte sie ihre erste Filmrolle in Clementine Cherie. Es folgten Filme wie Rita la figlia americana (1965) oder Rita la Zanzara (1966), in denen sie stets musikalische Rollen übernahm.

In der TV-Serie „Il giornalino di Gian Burrasca” brillierte sie als singende Schauspielerin. Die Musik stammte unter anderem von Luis Bacalov und Nino Rota, der Titelsong „Viva la pappa col pomodoro” wurde 1965 zum Hit. Die Zusammenarbeit mit der Regisseurin Lina Wertmüller prägte sie tief – Pavone nannte sie später ihre „künstlerische Mutter“. Es war diese Mischung aus Pop, Theater und Fernsehspiel, die ihre besondere Stellung im italienischen Showbusiness festigte.

In den 1970er-Jahren wechselte sie verstärkt auf die Theaterbühne. Produktionen wie Due sul pianerottolo oder Risate in salotto mit Größen wie Erminio Macario und Piero Mazzarella zeigten ihre Vielseitigkeit auch jenseits der Musik.

Musikalische Ausrichtungen und Hitformeln

Stilistisch war Pavone nie auf ein Genre festgelegt. Ihr Werk changierte zwischen Beatmusik, Rock ’n’ Roll, Balladen, Teenager-Schlager und italienischem Popdrama. Mit Cosa importa del mondo, Datemi un martello oder Gira, Gira (einem Four-Tops-Cover) bediente sie den internationalen Trend, ohne ihre Sprache oder Herkunft zu verleugnen.

Später experimentierte sie mit Kinderliedern (unter eigenem Label Ritaland), Covers amerikanischer Jazz- und Swingklassiker (Album Masters, 2013) und wurde mit My Name Is Potato (1977) sogar noch einmal zur Chart-Kuriosität.

Rückzug, Skandal, Neubeginn

1968 heiratete sie nach Jahren einer heimlichen Beziehung ihren Entdecker Teddy Reno. Das sorgte für Aufsehen: Reno war 20 Jahre älter und zu diesem Zeitpunkt noch offiziell verheiratet, was im katholisch geprägten Italien einen Skandal auslöste. Dennoch hielt die Ehe. Gemeinsam zogen sie zwei Söhne groß.

Pavone zog sich zunächst zurück, veröffentlichte sporadisch neue Musik („Arrivederci Hans”, „Bene Bene Bene”), nahm am Sanremo-Festival (1969–1972) teil und arbeitete mit Claudio Baglioni zusammen. 1972 veröffentlichte sie Bonjour la France – ihr Versuch, auch den frankophonen Markt zu erschließen.

1979 nahm sie sogar am Vorentscheid zum Eurovision Song Contest für die Schweiz teil, belegte jedoch nur Platz vier mit dem Lied Dieci cuori.

Späte Jahre: Rückkehr auf die Bühne

Auch nach ihrem Rückzug blieb Pavone nie vollständig aus dem Rampenlicht verschwunden. 1992 feierte sie ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum mit dem Livealbum Rita Is Magic, 1995 erschien die dreisprachige Kompilation Ritorna Rita Pavone. Ihre 1997 erschienene Autobiografie Nel mio piccolo gewährte Einblick in ein Leben zwischen Glanz und persönlichem Ringen.

2005 kündigte sie ihren Rückzug aus dem Showbusiness an, kehrte jedoch mit Masters (2013), einem Tribut an Fred Astaire, Frank Sinatra und Ray Charles, zurück. 2017 erhielt sie den Sonderpreis für ihr Lebenswerk beim Sanremo-Festival. 2018 tourte sie durch Brasilien, 2019 wurde sie Jurorin bei Sanremo Young und 2020 trat sie mit dem Lied „Niente (Resilienza 74)” nochmals beim Sanremo-Wettbewerb an. Das dazugehörige Album RaRità erschien wenig später – eine musikalische Selbstreflexion voller Altersmut und klarem Sounddesign.

Kollaborationen und Vermächtnis

Ihre Duette – etwa mit Paul Anka (Kiddy Kiddy Kiss Me), Franco Simone (Ballando sul prato), Cristiano Malgioglio oder in Remixen von Planet Funk – zeigen ihre Bereitschaft, sich künstlerisch zu öffnen. Viele ihrer späteren Werke kombinieren Retroklänge mit zeitgenössischer Elektronik und zeigen sie als gereifte, aber neugierige Künstlerin.

Ihr Werk ist bis heute präsent – in digitalen Compilations, auf Vinyl-Neuauflagen, bei nostalgischen TV-Abenden und nicht zuletzt als Symbol für eine Ära, in der sich Popmusik und Fernsehen gegenseitig befeuerten.

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Rita Pavone – Datemi un martello

Bekannte Songs von Rita Pavone

  • 1962 La partita di pallone
  • 1963 Cuore
  • 1963 Il ballo del mattone
  • 1963 Come te non c’è nessuno
  • 1963 Wenn ich ein Junge wär
  • 1964 Datemi un martello
  • 1964 Mein Jack, der ist zwei Meter groß
  • 1964 Peppino aus Turin
  • 1965 Ich frag meinen Papa
  • 1965 Lui
  • 1965 Stasera con te
  • 1965 Viva la pappa col pomodoro
  • 1967 Gira gira
  • 1967 Pippo non lo sa
  • 1965 Kiddy Kiddy Kiss Me
  • 1968 Arrivederci Hans
  • 1969 Bene Bene Bene
  • 1969 Zucchero
  • 1977 My Name Is Potato

Alben von Rita Pavone

  • 1964 Rita Pavone
  • 1965 Gian Burrasca
  • 1966 Stasera Rita
  • 1966 La “vostra” Rita
  • 1967 Ci vuole poco…
  • 2013 Masters