Bärbel Wachholz

Bärbel Wachholz, DDR Schlagersängerin

Inhaltsverzeichnis

Bärbel Wachholz – ein Leben für die Musik

Bärbel Wachholz war eine der prägendsten Stimmen des DDR-Schlagers und gilt bis heute als Ikone der ostdeutschen Unterhaltungsmusik. Mit ihrer klaren Stimme, ihrer eleganten Bühnenpräsenz und ihrer unverkennbaren Mischung aus Gefühl und Präzision prägte sie das musikalische Lebensgefühl einer ganzen Generation. Ihre Karriere begann zwischen Fotostudio und Funkhaus und machte sie zu einer der beliebtesten Sängerinnen ihrer Zeit – mit über 40 Singles, Tourneen durch Europa und einem festen Platz in den Herzen ihrer Fans. Ihre Lieder „Damals“, „Ich hab Musik im Blut“ und „Das kann ich niemals vergessen“ sind bis heute Klassiker des deutschsprachigen Schlagers.

Musikalische Herkunft und prägende Einflüsse

Bärbel Wachholz wurde am 20. Oktober 1938 als jüngstes von drei Kindern in Angermünde geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Familie nach Eberswalde, wo sie ihre Kindheit verbrachte. Die Eltern trennten sich bald und Bärbel zog mit ihrem Vater Alfred Wachholz und dessen neuer Ehefrau nach Leuna. Ihr Vater war Schauspieler und leitete eine kleine Theatergruppe, in der die junge Bärbel früh auf der Bühne stand – unter anderem in Operetten wie Im weißen Rößl. Diese ersten Erfahrungen mit Musik und Schauspiel prägten ihr Gefühl für Ausdruck, Timing und Bühnenpräsenz nachhaltig.

Neben ihrer Ausbildung zur Fotografin nahm sie in ihrer Freizeit Gesangsunterricht und trat mit dem Tanzorchester Max Reichelt auf. Hier zeigte sich ihr außergewöhnliches Gespür für Rhythmus und Melodie, das später ihr Markenzeichen werden sollte. Ihre ersten Radioauftritte ab 1957 markierten den Beginn einer steilen Karriere, die sie aus der Provinz in die kulturelle Hauptstadt der DDR führte. Mit zunehmendem Erfolg zog sie nach Berlin, wo sie im Ortsteil Buchholz ein Haus bewohnte – ein Ort, der bis zu ihrem Tod ihr Lebensmittelpunkt blieb.

Künstlerische Entwicklung mit zentralen Meilensteinen

Der eigentliche Durchbruch gelang Wachholz 1956 beim Nachwuchswettbewerb „Die kleine Premiere“, bei dem sie aus über 2.000 Bewerberinnen den zweiten Platz belegte. Nur zwei Jahre später veröffentlichte sie ihre erste Single beim DDR-Label Amiga. 1959 folgte der große Erfolg mit dem Lied „Damals“, das zu ihrem musikalischen Markenzeichen wurde.

1958 lernte sie beim Berliner Rundfunk Armin Kämpf kennen, einen Musiker und Impresario, der zu ihrem wichtigsten Wegbegleiter werden sollte. Er gab seine Anstellung bei der Eisrevue Holiday on Ice auf, um fortan ihre Karriere zu managen. Am 9. April 1962 heirateten beide und sie führte fortan den bürgerlichen Namen Bärbel Wachholz-Kämpf, blieb künstlerisch aber unter ihrem bekannten Namen aktiv. Aus der Ehe ging 1970 ihr Sohn Stephan hervor.

Im selben Jahr errang sie beim ersten Internationalen Schlagerfestival der Ostseeländer in Rostock mit dem Titel „Das kann ich niemals vergessen“ den ersten Preis – ein Triumph, der ihre Popularität endgültig festigte. Kurz darauf wurde sie mit dem Kunstpreis der DDR ausgezeichnet.

Zwischen 1957 und 1970 nahm Bärbel Wachholz rund 40 Singles auf. 1964 veröffentlichte sie ihre erste LP „Zu Gast bei Bärbel Wachholz“, gefolgt von der posthumen Best-of-Sammlung „Das Porträt: Bärbel Wachholz“. Sie wurde zu einer der meistgespielten Sängerinnen im DDR-Rundfunk, war regelmäßiger Gast in Fernsehshows und tourte mit eigenen Bühnenshows durch das gesamte Land. Ihre Gastspiele führten sie auch ins Ausland, unter anderem nach Frankreich, Syrien, in die Niederlande und in mehrere osteuropäische Länder.

Stilistische Ausrichtungen, Genregrenzen und bewusste Erweiterungen

Musikalisch bewegte sich Wachholz zwischen Tanz-, Show- und Unterhaltungsschlager, stets getragen von einem professionellen Anspruch, der über einfache Heiterkeit hinausging. Ihre Lieder verbanden Zugänglichkeit mit Ausdruckskraft – sie waren charmant, aber nie belanglos. Songs wie „Ich hab Musik im Blut” oder „Einmal wieder Tango mit dir tanzen” offenbaren ihr Talent, Emotion und Eleganz in Balance zu bringen.

Stilistisch öffnete sie den Schlager für Big-Band-Arrangements, lateinamerikanische Rhythmen und chansonhafte Interpretationen. Gerade diese stilistische Offenheit machte sie zu einer Grenzgängerin zwischen traditionellem DDR-Schlager und internationaler Unterhaltung. Die Stärke ihrer klaren und zugleich warm timbrierten Stimme ließ selbst leichte Melodien zu musikalischen Miniaturen werden, die einen bleibenden Eindruck hinterließen.

Label-Zugehörigkeiten und Live-Umsetzungen

Ihre Karriere war eng mit dem DDR-Label Amiga verbunden, bei dem fast alle ihre Veröffentlichungen erschienen. Durch Kooperationen mit westdeutschen Partnern – etwa der Koproduktion von „Damals“ über Amiga und Fontana – überschritt sie bereits früh symbolisch die innerdeutschen Grenzen.

In den 1960er-Jahren reiste sie mit ihrem Ehemann und Manager Armin Kämpf durch Europa und präsentierte aufwendig inszenierte Bühnenshows mit Orchesterbegleitung. Diese Verbindung von Musik und Theater, von Glamour und Nähe, machte sie zu einer Ausnahmekünstlerin des sozialistischen Kulturlebens.

Auch nach ihrem Tod blieb ihr Erbe lebendig: Tribute-Projekte wie „Das Bärbel-Wachholz-Schlagerfest“ oder die gleichnamigen Veranstaltungen in Angermünde ehren ihre Musik bis heute und halten den Klang einer Ära lebendig, die durch ihre Stimme geprägt wurde.

Zusammenarbeit mit anderen Künstlern

Bärbel Wachholz war in der DDR-Musikszene gut vernetzt. Sie trat gemeinsam mit Künstlern wie Peter Wieland, Frank Schöbel oder Dagmar Frederic auf und nahm an Gemeinschaftsprojekten teil, die die Vielfalt der DDR-Unterhaltungskultur widerspiegelten. Ein besonderes Ereignis war das von Frank Schöbel initiierte Projekt „Alt wie die Welt“, bei dem Wachholz 1984 zusammen mit über 400 Sängerinnen und Sängern auftrat – eine Art Vermächtnis, nur wenige Monate vor ihrem Tod.

Wachholz litt seit 1970 an Diabetes mellitus und kämpfte lange mit gesundheitlichen Problemen. Dennoch stand sie bis Anfang 1984 auf der Bühne, zuletzt in Heinz Quermanns Fernsehshow „Spiel mir eine alte Melodie“. Am 13. November 1984 starb sie im Alter von nur 46 Jahren in Berlin-Buchholz, nachdem sie ihre Insulintherapie ausgesetzt hatte. Ihre Beisetzung auf dem Friedhof ihres Wohnorts wurde zu einem bewegenden Abschied, bei dem zahlreiche Prominente und Fans anwesend waren. 2007 fand ihr Ehemann Armin Kämpf an ihrer Seite seine letzte Ruhestätte.

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Mehr Informationen
Bärbel Wachholz – Sole, Sole

Songs von Bärbel Wachholz

  • 1958 Das wünsch ich mir
  • 1958 Ich steige dir aufs Dach
  • 1959 Damals
  • 1959 Liebling, dieser Tag war wunderschön
  • 1959 Zwei junge Herzen (mit Armin Kämpf)
  • 1960 Weil er ein Seemann war…
  • 1961 Ein Traum, ein Traum
  • 1961 Treu sein
  • 1961 Das kann ich niemals vergessen
  • 1963 Ich tanz den Charleston mit dir (mit Armin Kämpf)
  • 1964 Sole, Sole

Alben von Bärbel Wachholz

  • 1965 Zu Gast bei Bärbel Wachholz
  • 1985 Das Portrait: Bärbel Wachholz
  • 1997 Ich hab Musik im Blut
  • 2008 Ein Leben für die Musik
  • 2008 Ich steige dir aufs Dach
  • 2009 Einmal wieder Tango mit dir tanzen