Akkordeon

Akkordeon

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Das Akkordeon, auch Handharmonika, Ziehharmonika oder Schifferklavier genannt, ist ein Handzuginstrument und Tasteninstrument, das Töne durch Zug oder Druck auf einen Balg erzeugt. Es kann nicht nur einzelne Töne, sondern auch vorgegebene Akkorde erzeugen. Der Name geht auf den Wiener Instrumentenbauer Cyrill Demian zurück, der das Instrument durch das Hinzufügen von Bässen in den Akkorden verbesserte und als Akkordeon patentieren ließ. Das Akkordeon gehört zu den selbstklingenden Unterbrecher-Aerophonen und umfasst verschiedene Typen, bei denen die Klaviatur auf der rechten Seite angebracht ist. Im Gegensatz dazu haben Konzertina-Typen wie das Bandoneon keine abgewinkelte Tastatur und keine voreingestellten Akkorde.

Geschichte

In seinem Patent vom 6. Mai 1829 prägte der Wiener Cyrill Demian erstmals den Begriff “ Accordion “ für sein revolutionäres Instrument mit drei- bis fünffach gestimmten Akkorden pro Taste. Die innovative Entwicklung zeichnete sich durch eine äußerst kompakte Bauweise aus. Die einfachste Variante konnte nur mit der linken Hand gespielt werden und diente als reines Begleitinstrument.

Dieses Instrument war wechseltönig, d.h. durch Ziehen und Drücken wurden unterschiedliche Töne erzeugt, und es war diatonisch, d.h. pro Reihe konnten nur Töne bestimmter Tonleitern gespielt werden. Diese wechselnde Tonart war zu jener Zeit neu, da die großen zeitgenössischen Instrumente gleichschwebend waren. Aufgrund seiner geringen Größe und seines erschwinglichen Preises verbreitete sich das Akkordeon schnell. Pilger konnten es wegen seiner Kompaktheit sogar auf Reisen mitnehmen, was bei den großen Harmonikas nicht möglich war.

Neben Cyrill Demian bauten auch andere Instrumentenbauer in Wien ähnliche, aber größere Instrumente. Bereits 1833 sind Spielanleitungen für Melodieinstrumente dokumentiert. Bis 1856 waren in Wien etwa 120 Harmonikabauer tätig, von denen einige der bekanntesten im Artikel über die Schrammelharmonika genannt werden.

Aufbau

Balg

Der Blasebalg ist das charakteristische Element des Akkordeons. Er befindet sich zwischen den beiden Manualen und besteht aus gefalteten Lagen von Stoff, Pappe, Leder und Metall. Seine Hauptfunktion besteht darin, Druck oder Unterdruck zu erzeugen, der die Luft über die Stimmzungen leitet, deren Schwingungen den Ton erzeugen. Die Lautstärke eines Tons hängt von der Stärke des Drucks oder des Vakuums ab, da die Tasten keine Anschlagsdynamik wie beim Klavier besitzen.

Die Funktion des Blasebalgs beschränkt sich jedoch nicht auf die Lautstärkeregelung. Durch die Möglichkeit des Balgwechsels bietet er ein Artikulationsmittel, das mit dem Richtungswechsel des Geigenbogens vergleichbar ist. Ein Ton kann sowohl durch erneutes Drücken der Taste als auch durch Halten der Taste und Änderung der Zugrichtung des Balges (Bellowshakes) wiederholt werden. Der gezielte Einsatz dieser Balgtechnik prägt die spezifische Spielweise des Akkordeons.

Stimmstöcke

Der Stimmstock, ein Zusammenschluss von Kanzellen, ist das zentrale Element der Instrumentenkonstruktion. Während die Kanzellen oft direkt in den Instrumentenkorpus eingeleimt werden, sind die Stimmstöcke in der Regel verschraubt und herausnehmbar. Holz ist das vorherrschende Material, aber bei einigen Instrumenten werden auch Stimmstöcke aus Spritzgusspolymer verwendet. Der Herstellungsprozess unterscheidet sich entweder durch das Verleimen der einzelnen Kanzellenwände oder durch die Formgebung eines vorbereiteten Holzblocks mittels einer CNC-Fräsmaschine. Die Holzauswahl variiert mit einer härteren Deckplatte und einer Grundplatte, oft mit Schallöffnungen. Weit verbreitet sind auch Stimmstöcke mit integrierten Registerschiebern. Moderne Polymer-Stimmstöcke bieten Maßgenauigkeit und Klimastabilität.

Die Anordnung der Stimmplatten auf den Stimmstöcken ist je nach Instrument unterschiedlich, oft zum Diskant hin kleiner werdend. Die Befestigung erfolgt mit einer Wachsmischung oder mit Schrauben, Haken und/oder Nägeln. Für spezielle Klangfarben, wie z.B. die französische Musette-Stimmung, werden besondere Befestigungs- und Konstruktionsmethoden verwendet. Bassstimmstöcke erfordern besondere Aufmerksamkeit, vor allem bei älteren Instrumenten, bei denen hartes Wachs zu locker sitzenden Stimmplatten und damit zu Tonrissen führen kann.

Stimmplatten und Ventile

Die Klangqualität eines Akkordeons wird maßgeblich von den Stimmplatten und Ventilen beeinflusst. Diese Bauteile spielen eine entscheidende Rolle für die Klangeigenschaften in Bezug auf Lautstärke, Klangfarbe, Dynamik und Tonstabilität. In der Regel werden bei den meisten Instrumenten maschinell gefertigte Stimmplatten verwendet. Für höchste Ansprüche werden jedoch auch gerne „handgemachte Stimmplatten“ verwendet. Insbesondere bei Konzertinstrumenten und „Bajans“ sind durchgehende Stimmplatten verbreitet. Dabei werden alle Stimmzungen auf eine einzige Platte genietet oder geschraubt. Diese Bauweise hat den Vorteil einer erhöhten Stabilität und Tonfestigkeit durch die größere, weniger schwingende Masse der durchgehenden Stimmplatten. Insgesamt prägen Stimmplatten und Ventile entscheidend die akustischen Eigenschaften des Akkordeons.

Register

Sowohl auf der linken (Basspartie, Begleitseite) als auch auf der rechten Seite (Diskantseite, Melodieseite) besteht die Möglichkeit, die Klangfarben durch das Zuschalten von bis zu sechs Chören (sechs Stimmstöcke mit Stimmplatten und Zungen) mittels sogenannter Register stark zu variieren. Register werden bei diatonischen Instrumenten nur selten verwendet (Ausnahme: Cajun-Akkordeon). Ob Register angeboten werden, hängt stark vom Hersteller und der Marke ab. Sehr einfache Instrumente haben keine Register. Registerschieber dienen zum Verschließen der Tonlöcher für einzelne Stimmplattensätze.

Korpus

Die beiden Elemente des Diskants auf der rechten Seite, bestehend aus der Klaviatur (Tasten) oder Tastatur (Knöpfe), sowie der Bass auf der linken Seite mit der Bassmechanik dienen in erster Linie als mechanische Basis für die eingebauten Komponenten. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, den eingeschlossenen Luftraum gegenüber der Umgebung wirksam abzudichten, solange die Ventile (Klappen) nicht geöffnet sind. Die klanglichen Eigenschaften des Instruments werden durch die Art der Konstruktion nur begrenzt beeinflusst.

Das Innenvolumen und das verwendete Material tragen teilweise zur Klangqualität in Bezug auf Lautstärke und Klangfarbe bei. Vor allem aber sind Stabilität und Leichtigkeit des Korpus von Bedeutung. Traditionell aus Fichtenholz gefertigt, hat sich Schichtholz durchgesetzt und zu akustisch überzeugenden Ergebnissen geführt. Im Akkordeonbau kommt es darauf an, dass die Korpusteile analog zu Lautsprecherboxen minimale Schwingungen aufweisen. Diese Einzelanfertigungen aus Plexiglas erfreuen den Spieler akustisch, obwohl sie doppelt so schwer sind wie Schichtholz. Aluminium und Magnesium werden erfolgreich in Korpusteilen für Boden und Mechanik eingesetzt.

Oberflächen

Ursprünglich wurden die Oberflächen wie bei anderen Holzgegenständen behandelt, doch mit den ersten Kunststoffen kamen in den 1920er Jahren die Zelluloidbeschichtungen auf. Viele Hersteller haben diese Verfahren bereits durch eine spezielle umweltfreundliche Mehrschichtlackierung ersetzt. Der neueste Trend auch bei Konzertinstrumenten sind jedoch wieder Instrumente in Massivholzoptik mit Klarlackoberflächen. Mainline Produkte aus China und Europa werden heute meist mit abgerundeten Korpussen hergestellt. Für abgerundete Korpusse in Naturoptik ist Mehrschichtholz jedoch schlecht geeignet.

Ton bzw. Klangerzeugung

Der Klang eines Akkordeons ist das Ergebnis eines raffinierten Zusammenspiels verschiedener Bauteile und Mechanismen. Im Diskant ermöglichen bis zu fünf Chöre eine breite Tonpalette, während das Verdeck mit Jalousie oder Sektionen den Klang gezielt formt. Die Integration des Cassotto variiert den Ausdruck. Darüber hinaus hat die Qualität der Dichtungen und Klappen einen Einfluss auf die Dichtheit und Geräuschlosigkeit, wobei Teflon und Kugelgelenke weit verbreitet sind. Die Bedürfnisse der Spielerinnen und Spieler im Diskantbereich sind unterschiedlich. Daher sind der Tastendruck und der Tastenhub individuell verschieden. Ein Vergleich verschiedener Instrumente ist empfehlenswert, wobei sich die Sensibilität für Unterschiede oft erst mit der Erfahrung entwickelt.

Die Basskonstruktion des Akkordeons zeigt ähnliche Variationen wie der Diskant und beeinflusst den erzeugten Klang maßgeblich. Hier kommen verschiedene Einbaumöglichkeiten zum Tragen, wobei Helikon- oder Bariton-Stimmplatten für Vielseitigkeit sorgen. Der Einsatz eines verlängerten Luftkanals im Stimmstock verbessert nicht nur die Ansprache, sondern auch die gesamte Klangqualität. Einige Hersteller setzen innovative Maßstäbe, indem sie Stimmplatten in zwei Etagen in den Bass integrieren, was zu hervorragenden Ergebnissen führt. Diese klangliche Raffinesse stellt jedoch eine Herausforderung dar und spiegelt die ständige Suche nach dem perfekten Akkordeonklang wider.

Spieltechnik

So vielfältig wie die Spieltechniken auf dem Akkordeon sind, so vielfältig sind auch die klanglichen Möglichkeiten dieses faszinierenden Instruments.. Im Diskant erfolgt das Tastenspiel über die Klaviatur oder Knöpfe, wobei der Spieler Melodien und Akkorde geschickt kombiniert. Das Balgspiel mit seinen Vor- und Rückbewegungen verleiht dem Spiel eine einzigartige Dynamik. Durch geschickte Registerwechsel wählt der Musiker verschiedene Klangfarben, die das akustische Spektrum erweitern. Im Bassbereich ermöglichen die Knöpfe oder Tasten des Bassregisters das Spielen von Akkorden und Basslinien.

Fortgeschrittene Akkordeonisten nutzen spezielle Techniken wie Bendings und Glissandi, um ihre musikalische Interpretation zu verfeinern. Diese Vielfalt an Spieltechniken bietet nicht nur kreative Möglichkeiten, sondern ermöglicht es den Musikern auch, ihren individuellen Ausdruck in den unterschiedlichsten Genres von traditioneller Volksmusik bis hin zu zeitgenössischen Stilen zu finden.

Hersteller

Die „HARMONA AKKORDEON GMBH“ mit dem Markennamen „Weltmeister“ hat sich als bedeutender deutscher Akkordeonhersteller etabliert. Als älteste Akkordeonfabrik der Welt, seit ca. 1852, hat sie ihre Wurzeln im VEB Klingenthaler Harmonikawerke und wurde nach der Wiedervereinigung revitalisiert. Mit einer beeindruckenden Fertigungstiefe von bis zu 95 % werden hier Akkordeons in Deutschland entwickelt und hergestellt, was die herausragende Qualität der Instrumente unterstreicht (siehe auch: Geschichte des Akkordeonbaus in Klingenthal).

Das „Supita“, ein international anerkanntes Meisterinstrument, ist in seiner aktuellen Version als „Supita II“ weltweit gefragt. Ihre Variantenvielfalt macht sie für den Orchestereinsatz ebenso attraktiv wie für solistische Auftritte und Studioaufnahmen. Neben der „HARMONA AKKORDEON GMBH“ tragen in Deutschland Handwerksbetriebe wie Öllerer, Schneeberg und Hartenhauer maßgeblich zur Herstellung einer beachtlichen Anzahl hochwertiger Akkordeons bei.