Musik in der DDR

Musik in der DDR

Inhaltsverzeichnis

Musik in der DDR

Als Musik in der DDR wird die Musik bezeichnet, die in der Deutschen Demokratischen Republik zwischen 1949 und 1990 entstanden ist. Im Vergleich zur Musik der BRD war die Freiheit der Kunst weniger durch private als durch staatliche und SED-Vorgaben eingeschränkt. Dennoch versuchten viele Musiker, die bestehenden Grenzen auszuloten. Trotz staatlicher Förderung der künstlerischen Ausbildung kam es vor allem bei Rock-, Blues- und Folkmusikern sowie Liedermachern, aber auch bei Komponisten der sogenannten E-Musik zu politisch motivierten Konflikten mit der Staatsmacht.

In der Zeit der DDR zwischen 1949 und 1990 entwickelte sich eine eigene Musikkultur, die sich jedoch den Gesetzen der diktatorischen Partei- und Regierungsführung beugen musste. Die Freiheit der Kunst war durch die Vorgaben des Staates und der SED stark eingeschränkt! Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – versuchten die Musiker, die Grenzen auszuloten, um die Meinungsfreiheit zu bewahren.

Musikkultur unter Erich Honecker

Die strengen Richtlinien wurden erst gelockert, als Erich Honecker 1971 die Nachfolge Ulbrichts antrat. Junge und aufstrebende Bands wurden zwar streng überwacht, aber auch gefördert.

Mit der Zeit durften die Musiker ihre Songtexte freier gestalten und sich auch kritisch äußern. Das wurde zwar nicht unbedingt gutgeheißen, aber zumindest toleriert. Konzerte von nebenberuflichen Musikern waren jedoch nach wie vor nur mit staatlicher Genehmigung erlaubt. Hauptberufliche Musiker mit abgeschlossener Ausbildung hatten es da leichter. Mit einem Diplom durften sie öffentlich auftreten. So wurde die Musikkultur der DDR mit der Zeit immer selbstbewusster! Einige Musiktitel wurden sogar in Westdeutschland populär, wie z.B. das bekannte Lied “Über sieben Brücken musst du gehn” von Karat.

1972 erschien die Platte “Das Gewitter” von Uve Schikora und seiner Rockgruppe. Die LP gilt als erstes Rockalbum der DDR. Die neu interpretierte Musikkultur wurde gefeiert, viele weitere Rockbands entstanden. Waren die Texte zu rebellisch, wurden sie zwar zensiert, aber längst nicht mehr so streng wie zu Ulbrichts Zeiten. Trotzdem mussten die Texte immer noch erst genehmigt werden.

Dies geschah besonders bei:

  • Blues
  • E-Musik
  • Jazz
  • Popmusik
  • Rockmusik
  • Schlager

Ernste Musik (E-Musik) in der DDR

In der DDR haben zahlreiche Komponisten die zeitgenössische Musik entscheidend weiterentwickelt. Zu den bekanntesten Vertretern zählen Hanns Eisler, Paul Dessau und Günter Kochan, die entweder aus dem Exil oder aus West-Berlin in die DDR kamen. Die erste bedeutende Komposition dieser Richtung war die Festouvertüre 1948 von Ottmar Gerster, die sich thematisch mit der Revolution von 1848 auseinandersetzte. Die Musikhochschulen in Dresden, Weimar, Leipzig und Ost-Berlin prägten fortan die Ausbildung des Komponistennachwuchses.

Ab den 1950er Jahren war die Musikkultur der DDR stark vom Sozialistischen Realismus geprägt. So entstanden Werke wie die *Neuen deutschen Volkslieder* von Eisler und Becher oder das *Mansfelder Oratorium* von Ernst Hermann Meyer. Diese Werke galten als Musterbeispiele sozialistischer Musikkultur. Der „Formalismusbeschluss“ der SED von 1951 sollte sicherstellen, dass sich die Künstler an die offiziellen Vorgaben hielten. Doch nach Stalins Tod 1953 wurde die Kompositionslandschaft wieder vielfältiger, die Strenge des sozialistischen Realismus lockerte sich langsam.

Auch die klassische Musik hatte in der DDR einen hohen Stellenwert. Opernhäuser wie die Staatsoper Unter den Linden in Ost-Berlin und die Semperoper in Dresden wurden wieder aufgebaut. Besonders hervorzuheben sind die Pflege der Barockmusik und internationale Festivals, die Werke von Bach, Händel und Telemann würdigten. Zu den bedeutenden Dirigenten dieser Zeit zählen Herbert Kegel und Kurt Masur.

Die geistliche Musik fand vor allem im kirchlichen Bereich ihren Platz. Komponisten wie Rudolf Mauersberger und Herbert Collum standen fest in der Tradition. Zeitgenössische Komponisten sakraler Musik wie Rainer Kunad und Edgar Thomaschke hielten sich dagegen von politischen Vorgaben fern und schufen Werke, die oft außerhalb der Parteidoktrin standen.

In der Musikszene der DDR gab es auch fließende Übergänge zwischen Unterhaltungsmusik und E-Musik. Musiker wie Holger Biege und Bands wie electra oder Stern-Combo Meißen verbanden klassische Musik mit modernen Elementen, lösten Genregrenzen auf und bereicherten die Musiklandschaft.

Unterhaltungsmusik in der DDR

Die Unterhaltungsmusik in der DDR befand sich in einem ständigen Spannungsfeld zwischen den Erwartungen des Publikums und den politischen Vorgaben der Regierung. Während viele Hörer westlich orientierte Musik wie Rock und Beat bevorzugten, stieß diese bei der Regierung Ulbricht auf scharfe Ablehnung. Insbesondere die Beatmusik galt als Ausdruck kapitalistischer Dekadenz und wurde häufig zensiert. Gleichzeitig versuchten Künstler, gesellschaftlich relevante Themen in ihren Texten zu verarbeiten, was jedoch stets unter der strengen Kontrolle der staatlichen Zensur stand. Trotz dieser Einschränkungen entwickelte sich eine kreative Musikszene, die den Spagat zwischen Anpassung und künstlerischem Ausdruck meisterte.

In den 1950er Jahren galten westliche Tänze wie Boogie-Woogie und Rock ’n’ Roll in der DDR als schädlicher Einfluss des Amerikanismus, der die Arbeiterklasse geistig betäuben und primitive Instinkte wecken sollte. Als Alternative wurde der Lipsi-Tanz eingeführt, doch dieser erwies sich als rein propagandistisches Konzept, das schnell an Popularität verlor. Anders verlief die Rezeption des Twist, der als harmlos angesehen wurde. So erschienen 1963 in der DDR Titel wie *Twist in der Nacht* von Manfred Krug und der *Jodel-Twist* von Susi Schuster. Nach dem 11. Plenum des ZK der SED 1965 wurde jedoch hart gegen Beatbands vorgegangen, bis ab 1970 unter Honecker junge Rockbands bewusst gefördert wurden.

Berufsmusiker benötigten in der DDR eine staatliche Spielerlaubnis, die nur nach erfolgreicher musikalischer Prüfung durch eine staatliche Kommission erteilt wurde. Ein Hochschulabschluss war von Vorteil, doch auch Musiker ohne diesen mussten die Prüfung bestehen. Politisch unerwünschte Haltungen konnten den Erhalt der Spielerlaubnis erschweren. Auch Amateurmusiker, die oft ein hohes Niveau erreichten, benötigten diese staatliche Erlaubnis. Viele von ihnen, wie die Band Badister, schafften es, ihre Musik auf dem staatlichen Label Amiga zu veröffentlichen. Am Ende der DDR existierten rund 2000 Amateurbands, deutlich mehr als die etwa 110 professionellen Gruppen.

Schlager in der DDR

Der DDR-Schlager spielte seit ihrer Gründung eine zentrale Rolle im Musikleben. Einer der wichtigsten Förderer war Heinz Quermann, der ab 1958 die beliebte Radiosendung „Schlagerrevue“ auf Radio DDR 1 moderierte. Diese Sendung lief bis 1990 wöchentlich und wurde von Siegfried Jordan redaktionell betreut. Weitere bekannte Schlagersendungen waren *Das Schlagermagazin* im Berliner Rundfunk und *Schlagerstudio* im DDR-Fernsehen. Quermann war nicht nur Moderator, sondern auch Talentsucher und entdeckte Künstler wie Regina Thoss, Frank Schöbel, Chris Doerk und Helga Hahnemann, die zu den größten Schlagerstars der DDR wurden.

Auch die Plattenfirma Amiga förderte den DDR-Schlager intensiv. In den 1950er und 1960er Jahren wurden vor allem Singles produziert, später vermehrt Langspielplatten, darunter zahlreiche Kompilationen. Die Musikproduktion im Schlagerbereich war sehr hoch, viele Interpreten blieben über Jahrzehnte populär. Zu den wichtigsten Komponisten zählten Arndt Bause, Ralf Petersen und Gerd Natschinski. Die Texte stammten oft von renommierten Autoren wie Wolfgang Brandenstein oder Kurt Demmler, die zum Teil auch in der Rockmusik aktiv waren.

Auch in der DDR-Schlagerszene spielten osteuropäische Künstler eine wichtige Rolle. Sänger wie Václav Neckář aus der Tschechoslowakei, Ivica Šerfezi aus Jugoslawien, Maryla Rodowicz aus Polen und Karel Gott, die goldene Stimme aus Prag, erlangten ebenso große Popularität wie die schwedische Sängerin Nina Lizell, die zahlreiche Schallplatten bei Amiga veröffentlichte. Die jährlichen Schlagerfestivals in Dresden und Rostock zählten zu den Höhepunkten der Schlagerszene.

Amiga veröffentlichte regelmäßig Sampler mit den größten Schlagerhits, darunter Reihen wie *Amiga-Express* und *Die großen Erfolge*. Neben Schlagern erschienen auch Langspielplatten mit Stimmungsmusik, die häufig auf Festen und Feiern gespielt wurden. Die Grenzen zwischen den Genres waren oft fließend. So sang Chris Doerk sowohl Stimmungslieder als auch Chansons, während die Uve Schikora Band Elemente des Schlagers mit Progressive Rock verband. Diese Vielfalt prägte die lebendige und facettenreiche Schlagerszene in der DDR.

Beatmusik in der DDR

Vor dem Durchbruch der Beatmusik in der DDR suchte man nach Möglichkeiten, eine moderne, aber nicht zu westlich klingende Tanzmusik zu etablieren. Anfang der 1960er Jahre entstanden zahlreiche Instrumentalmusikplatten, die tanzbare, aber im Vergleich zum Westen weniger „wilde“ Musik boten. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Rundfunk-Tanzorchester. Da englischsprachige Musik von der DDR-Kulturbürokratie abgelehnt wurde und deutsche Texte für diese Art von Musik oft als ungeeignet galten, konzentrierte man sich auf Instrumentalmusik. Ein Beispiel dafür sind die Aufnahmen des Rundfunk-Tanzorchesters Leipzig, die auf Amiga veröffentlicht wurden.

Zu dieser Zeit gab es in der DDR etwa 4500 Amateurtanzkapellen, die auf Tanzveranstaltungen auftraten. Viele dieser Kapellen beschäftigten sich mit der neu aufkommenden Beatmusik, die vor allem die Jugend begeisterte. Die jungen Musiker bauten ihre Instrumente und Verstärker selbst, was zu einem einzigartigen Sound führte. Sie coverten Songs der Beatles, der Shadows und anderer amerikanischer Bands, Einflüsse von Blues und Country waren unüberhörbar. Die offizielle Reaktion folgte 1964 mit dem „Deutschlandtreffen der Musik“, bei dem Beatgruppen wie die Sputniks und die Butlers auftraten.

Ein Wendepunkt kam nach den Krawallen bei einem Rolling-Stones-Konzert 1965 in West-Berlin. Walter Ulbricht kritisierte öffentlich die Beatmusik und forderte ein Ende des Je-Je-Je. In Leipzig führten diese Angriffe zur sogenannten Leipziger Beatdemo. Trotz dieser Ablehnung stieg die Zahl der Rundfunkproduktionen zwischen 1967 und 1969 kontinuierlich an.

Jazzmusik in der DDR

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fand der Jazz vor allem durch amerikanische Musikstile wie Swing, Rhythm ’n’ Blues und Bebop seinen Weg nach Ostdeutschland. Ostdeutsche Musiker griffen diese Stile auf und reproduzierten sie. Eine wichtige Rolle spielte dabei das 1945 gegründete Radio Berlin Tanzorchester (RBT) unter der Leitung von Horst Kudritzki und Erwin Lehn. Das DDR-Label Amiga begann 1947 mit Jazzaufnahmen des RBT, das Solisten wie den berühmten Geiger Helmut Zacharias hervorbrachte.

Von besonderer Bedeutung war auch das Rundfunk-Tanzorchester Leipzig unter der Leitung von Kurt Henkels, das internationale Anerkennung erlangte. Musiker wie Rolf Kühn, der sich mit dem Bebop beschäftigte, und Fips Fleischer prägten die Jazzszene. Nach Henkels Flucht in die Bundesrepublik 1959 blieb das Orchester ein wichtiger Bestandteil der ostdeutschen Jazzlandschaft. Die 1960er Jahre brachten eine intensivere Auseinandersetzung der lokalen Musiker mit dem Jazz, der nun verstärkt als Ausdrucksform genutzt wurde.

Ein besonderes Phänomen war die Rolle des Dixielands in der DDR, der vor allem von Amateurmusikern dominiert wurde. Gruppen wie Papa Binne’s Jazz Band und die Jazz Optimisten Berlin prägten diese Szene. Obwohl Musiker wie Ruth Hohmann und Manfred Krug wichtige Beiträge leisteten, wurde Hohmann mit einem Auftrittsverbot belegt, was ihre Karriere jedoch nicht stoppte. Die wachsende Popularität führte zu einer regelrechten Renaissance dieser Musikrichtung.

Im professionellen Jazz der DDR entwickelten sich zahlreiche Stilrichtungen. Vom Mainstream-Jazz über den Free Jazz bis hin zum Jazzrock und Pop-Jazz reichte das musikalische Spektrum. Musiker wie Ernst-Ludwig Petrowsky, Ulrich Gumpert oder Günther Fischer setzten künstlerische Maßstäbe. Internationale Jazzfestivals wie das Dixieland Festival Dresden und die Internationale Jazzbühne Berlin trugen zur Verbreitung dieser Musik bei. Auch Jazzworkshops und Jazzclubs förderten die lebendige Jazzkultur in der DDR.

Bluesmusik in der DDR

In der DDR gewann der Blues schon früh an Bedeutung und fand vor allem in Jazzclubs und Fanzirkeln Anklang. Der 1959 gegründete Jazzclub Eisenach war einer der ersten, der diese Musikrichtung förderte. Er gab das Mitteilungsblatt „Die Posaune“ heraus, um die Verbreitung des Blues zu fördern. Anfangs versuchte die DDR-Kulturpolitik, den Blues als „dekadent“ zu diffamieren, doch ab den 1960er Jahren wurde die Musik offiziell anerkannt. Der Staat unterstützte sogar Künstler und Veranstalter und integrierte den Blues in den Musikunterricht der Schulen.

Die ersten Bluesbands wie das Diana Show Quartet oder die Lunics konzentrierten sich auf britische Bluessongs. Ein Wendepunkt kam 1964, als Karlheinz Drechsel das American Folk Blues Festival in die DDR holte. Dieses Festival wurde mehrmals wiederholt und erlangte große Popularität. International bekannte Bluesmusiker wie John Mayall und Memphis Slim traten in der DDR auf. Allerdings wurden diese Konzerte oft nicht ausreichend beworben, so dass die Fans meist durch Mundpropaganda davon erfuhren.

In den 1970er Jahren entstand in der DDR die erste Generation von Bluesbands, darunter Gruppen wie Engerling, Monokel und Freygang. Daraus entwickelte sich die sogenannte „Blueserszene“, eine oppositionelle Subkultur, die um 1980 ihren Höhepunkt erreichte. In Berlin und Thüringen bildeten sich unterschiedliche musikalische Zentren, wobei sich der „Berliner Blues“ deutlich vom ursprünglicheren Thüringer Blues unterschied.

Erst in den 1980er Jahren konnten einige Bluesbands wie Engerling und Stefan Diestelmann Platten veröffentlichen. 1983 wurde das erste Bluesprojekt unter dem Namen Amiga Blues Band produziert und hatte großen Erfolg. Parallel dazu spielten Bluesmessen in Berliner Kirchen eine wichtige Rolle, da sie Jugendlichen einen Zugang zu dieser Musik abseits der staatlichen Kontrolle ermöglichten. Mit dem Aufkommen von Heavy Metal und Punk in den 1980er Jahren verblasste der Einfluss des Blues in der DDR, doch einige Bands überlebten die Wende und sind bis heute aktiv.

Rockmusik in der DDR

Um 1970 wurde die Beatmusik zunehmend rockiger und viele Bands integrierten Elemente des Progressive Rock und des Jazzrock in ihren Sound. Dies führte zu einer neuen musikalischen Vielfalt in der DDR. Um talentierte Musiker zu entdecken und zu fördern, veranstaltete der Rundfunk der DDR „Tage der offenen Tür“. Ab 1971 kam die Initiative „Rhythmus“ hinzu, die von Rundfunk, Amiga und Fernsehen getragen wurde und als Plattform für junge Musiker diente. Erste Wertungssendungen wie „Franks Beatkiste“, die „Radio DDR Tip-Parade“ und das „DT64 Musikstudio“ (später „DT Metronom“) boten Amateurmusikern die Möglichkeit, sich einem breiten Publikum zu präsentieren. Auch das Fernsehen bot mit der Sendung „Die Notenbank“ Auftrittsmöglichkeiten für talentierte Bands.

Die gezielte Förderung der Rockmusik stand in engem Zusammenhang mit der vorübergehenden Liberalisierung der DDR-Kulturpolitik Anfang der 1970er Jahre. Diese Phase begann nach dem 6. Parteitag der SED, als Erich Honecker Generalsekretär wurde. In dieser Zeit entstand das erste Rockalbum der DDR, *Das Gewitter* der Uve Schikora Combo, das Einflüsse des Progressive Rock und des Artrock aufnahm. Auch andere Bands wie Thomas Natschinski und seine Gruppe oder Panta Rhei nutzten diese Phase, um ihre ersten Alben zu veröffentlichen. Die *hallo*- und *Rhythmus*-Sampler der 1970er Jahre sind wichtige Dokumente dieser musikalischen Epoche und boten vielen Rockbands der DDR eine erste Möglichkeit, ihre Musik auf Schallplatte zu verewigen.

Dennoch war es nur wenigen Bands vergönnt, eigene LPs oder Singles zu produzieren. Viele Bands wie die Puhdys, Klaus Renft Combo, Electra-Combo, Scirocco und Lift mussten sich darauf beschränken, ihre Titel im Rundfunk zu produzieren. Westliche Musiker und Bands aus anderen sozialistischen Ländern wie Polen und Ungarn inspirierten viele DDR-Künstler. Bands wie Omega aus Ungarn oder Czesław Niemen aus Polen fanden auch in der DDR eine große Fangemeinde.

Trotz der starken Orientierung an westlichen Vorbildern entwickelte die Rockmusik in der DDR auch eigene Besonderheiten. Während im Westen deutschsprachige Rockmusik selten war, wurde im Osten eine große Vielfalt deutschsprachiger Rock- und Jazzmusiker gefördert. Die Themen der Songtexte reichten von Liebe über Lebensweisheiten bis hin zu historischen Ereignissen und Legenden. So entstanden Werke wie *Ehrlich will ich bleiben* von Karussell oder *Tritt ein in den Dom* von Electra, die den Klang von Kirchenorgeln in die Rockmusik integrierten. Die Band Bayon verband klassische Musik mit kambodschanischen Einflüssen und trug so zur musikalischen Vielfalt in der DDR bei.

Zu dieser Vielfalt trug auch das hohe musikalische Niveau vieler Bands bei, das auf einem mehrjährigen Musikstudium beruhte, das Voraussetzung für eine Zulassung als Berufsmusiker in der DDR war. Dies ermöglichte es vielen DDR-Rockbands, anspruchsvolle Werke mit klassischen Elementen zu schaffen. Gleichzeitig wurden viele Songtexte von professionellen Textern wie Kurt Demmler, Jens Gerlach und Burkhard Lasch verfasst, die wesentlich zur Popularität der Rockmusik in der DDR beitrugen.

Die Weltfestspiele 1973 boten vielen DDR-Bands die Möglichkeit, ihre Musik einem internationalen Publikum vorzustellen. Durch die Lockerung der staatlichen Kontrolle entstanden auch politisch engagierte Lieder, die jedoch häufig der Zensur zum Opfer fielen. Mitte der 1970er Jahre kam es zu zahlreichen Bandauflösungen, teils aus politischen, teils aus künstlerischen Gründen. So entstand aus Thomas Natschinski und seiner Band Brot & Salz, aus Panta Rhei wurde Karat, eine der erfolgreichsten Rockbands der DDR. Auch Renft, eine der rebellischsten Bands, wurde 1975 wegen ihrer kritischen Texte verboten.

Nach der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann 1976 verließen viele Musiker die DDR, darunter Mitglieder von Renft und Nina Hagen. Einige Musiker wurden inhaftiert und später in die Bundesrepublik zwangsausgesiedelt. Diese Ereignisse markierten eine Zäsur in der DDR-Rockmusik, da viele der populärsten und einflussreichsten Künstler verloren gingen. Dennoch entstanden Ende der 1970er Jahre neue Bands wie Karat und die Puhdys, die mit ihren ersten LPs große Erfolge feierten.

Anfang der 1980er Jahre wurden viele neue Titel veröffentlicht und Bands wie Silly mit Tamara Danz oder Petra Zieger & Band hatten große Erfolge. Die Veranstaltungsreihe „Rock für den Frieden“ im Palast der Republik bot zahlreichen Rockbands eine Plattform und schuf Raum für neue Songs wie „Der blaue Planet“ von Karat und „Superfrau“ von Petra Zieger. Ab Mitte der 1980er Jahre begannen einige Bands, sich stilistisch neu zu orientieren und elektronische Elemente in ihre Musik zu integrieren. So experimentierten die Puhdys mit Sprechgesang und elektronischen Klängen, kehrten aber später wieder zu ihrem ursprünglichen Rockstil zurück.

Die 1980er Jahre brachten auch eine zunehmende Politisierung der Rockmusik mit sich. Viele Bands griffen in ihren Texten gesellschaftskritische Themen auf und drückten so ihren Unmut über die Verhältnisse in der DDR aus. Punkbands wie Feeling B und Freygang spielten im Untergrund, während die offizielle Musikszene mit der „Resolution der Rockmusiker und Liedermacher“ 1989 einen entscheidenden Beitrag zum politischen Umbruch leistete. Damit trug die Rockmusik in der DDR wesentlich zur Meinungsbildung und Mobilisierung einer kritischen Jugendkultur bei.

Folkmusik in der DDR

Bis Mitte der 1970er Jahre spielten Folkmusiker – oft im Rahmen der Singbewegung – vor allem ausländische Lieder. So wurden nach dem Putsch in Chile 1973 mehrere LPs mit chilenischen Liedern produziert. Die Gruppe Bayon nahm kambodschanische Elemente in ihre Musik auf. Daneben gab es bereits Gruppen, die deutsche Volkslieder volkstümlich interpretierten. Um 1976, einige Jahre nach dem Aufkommen der Folkmusik in der Bundesrepublik Deutschland, bildeten sich auch in der DDR Gruppen, die alte Volkslieder modern arrangierten.

Im Oktober 1976 fand in Leipzig die erste Folkwerkstatt in der Geschichte der DDR statt. In der Folgezeit wurde Folkmusik sehr populär. Teilweise gab es Probleme mit der Staatsmacht, da viele Lieder politische Inhalte hatten, die auf die aktuellen Verhältnisse aufmerksam machten. Als Hauptquelle dienten die Volksliedsammlungen des Ostberliner Ethnologen Wolfgang Steinitz, der bereits 1967 verstorben war.

Ab 1979 konnten Folkbands in der DDR Langspielplatten produzieren. Die Zahl der Veröffentlichungen blieb jedoch bis 1989 gering. De Plattfööt machten unpolitische Musik und veröffentlichten drei Alben. Auch Piatkowski & Rieck aus Rostock spielten niederdeutsche Lieder. Wie die Gruppen Folkländer, Horch und Wacholder waren sie mit zwei Alben vertreten. Weitere Alben erschienen von der Gruppe Liedehrlich (mit Stephan Krawczyk), dem Folkkabarett Duo Sonnenschirm, Kurt Nolze (eigentlich Liedermacher) und der westdeutschen Folkband Liederjan.

Trotz der geringen Anzahl geförderter Bands war die Folkmusik bei jungen, zum Teil rebellischen Leuten recht populär. Noch heute findet in Thüringen mit dem Rudolstadt-Festival das bedeutendste Folkfestival Deutschlands statt. Es wurde 1991 als neue Veranstaltung etabliert, basiert aber auf dem seit 1955 am gleichen Ort stattfindenden Tanzfest mit den Schwerpunkten traditionelle Folklore und Volkslied.

Liedermacher und Chansons in der DDR

Ab Mitte der 1960er Jahre entstanden in der DDR zahlreiche bekannte Liedermacher. Diese Musiker legten großen Wert auf ihre Texte und vertraten oft klare politische Positionen, die sie entweder in die Nähe der Staatsmacht brachten oder zu Oppositionellen machten. So war Hartmut König, führendes Mitglied des Oktoberklubs, nicht nur SED- und FDJ-Funktionär, sondern wurde 1989 sogar stellvertretender Minister für Kultur.

Der bekannte Liedermacher Wolf Biermann hatte dagegen von 1965 bis zu seiner Ausbürgerung 1976 Auftrittsverbot. Weitere einflussreiche Liedermacher wie Kurt Demmler, der viele Rocktexte schrieb, und Gerhard Schöne, der sich eher in kirchlichen Kreisen bewegte und auch mit Kinderliedern bekannt wurde, prägten die Musiklandschaft der DDR.

Die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 hatte weitreichende Folgen. Auch Gerulf Pannach und Christian Kunert mussten das Land verlassen, während Bettina Wegner, bekannt durch das Lied „Sind so kleine Hände“, zeitweise heimlich Konzerte gab und 1983 die DDR verließ. Stephan Krawczyk erhielt 1985 Auftrittsverbot und trat bis zu seiner Ausreise 1988 nur noch in Kirchen auf. Liedermacher wie Ingo Barz konnten ihre Werke nur im kirchlichen Rahmen aufführen, da sie keine offizielle Berufserlaubnis erhielten.

Eine wichtige Plattform für politisch engagierte Musik war das „Festival des politischen Liedes“, das von 1970 bis 1990 jährlich in Ost-Berlin stattfand. Das von der FDJ organisierte Festival zog bis zu 50.000 Besucher an und bot nicht nur DDR-konformen Liedermachern, sondern auch internationalen Künstlern eine Bühne. Es diente vielen Jugendlichen als Fenster zur Welt, da sie über die Musik Zugang zu internationalen Einflüssen erhielten.

Neben dem Festival des politischen Liedes gab es auch die „Chansontage der DDR“, die ab 1973 in Frankfurt (Oder) stattfand. Auch diese Veranstaltung bot Liedermachern und Chansonniers eine Bühne. Künstler wie Kurt Nolze, Stephan Krawczyk und Gerhard Gundermann gewannen im Laufe der Jahre wichtige Preise und wurden dadurch bekannt.

Zu den bedeutendsten Chansonniers der DDR zählten Sängerinnen wie Barbara Thalheim, Gisela May und Eva-Maria Hagen. Ihre meist deutschsprachigen Lieder spiegelten sowohl persönliche als auch politische Themen wider und sprachen ein breites Publikum an.

Hip-Hop in der DDR

Über den westdeutschen Rundfunk und das westdeutsche Fernsehen erreichte der Hip-Hop schließlich auch die DDR. In den Kinos der DDR lief 1985 der Film Beat Street, der aus Sicht der Staatsmacht das Elend in der New Yorker Bronx zeigen sollte. Der Film beeinflusste jedoch den Mode- und Musikgeschmack vieler Jugendlicher und führte zur Gründung der ersten ostdeutschen Breaking Crews. Der 2006 erschienene Dokumentarfilm „Here we come“ des Regisseurs Nico Raschick thematisierte die ostdeutsche Breaking-Szene und zeigte unter anderem umfangreiches Archivmaterial.

Ende 1987 gründete sich mit der Electric Beat Crew die erste und einzige englischsprachige Hip-Hop-Gruppe der DDR, die vor allem durch den auf dem Amiga veröffentlichten Track Here We Come bekannt wurde. Im Sommer 1988 und am 28. und 29. Juli 1989 fanden in der damaligen Tonhalle in Radebeul bei Dresden Rap-Contests mit jeweils ca. 2500 Besuchern statt. Außerdem fand im Januar 1989 auf Schloss Nickern bei Dresden ein Hip-Hop-Workshop statt, an dem über 30 Personen teilnahmen.

Musikindustrie und Plattenproduktion in der DDR

In den 1970er Jahren versuchte die DDR-Führung, die Jugend vom Westen abzulenken und mit volkseigenen Musikproduktionen zu begeistern. Bands wie die Puhdys, Karat, City und Silly wurden zu Publikumslieblingen und erlangten zum Teil auch internationale Anerkennung, vor allem in der Bundesrepublik. Ein prominentes Beispiel ist der Song „Am Fenster“ von City aus dem Jahr 1977, der auch im Westen große Erfolge feierte. Diese Erfolge ermöglichten Lizenzverträge mit westlichen Plattenfirmen und schließlich Auftritte der Bands auch im Westen.

Während diese Strategie in den 1970er Jahren noch funktionierte, stieß sie in den 1980er Jahren zunehmend an ihre Grenzen. Zwar gab es weiterhin Erfolge wie 1982 den als staatskonform eingestuften und sehr populären Song „Der blaue Planet“ von Karat, doch die Jugend orientierte sich zunehmend an westlichen Vorbildern. Popstars wie Inka Bause, Wolfgang Ziegler oder Ralf Bursy konnten zwar noch Erfolge feiern, aber die staatlich gelenkte Musikindustrie hatte immer weniger Einfluss auf die Vorlieben der Jugendlichen. Diese fanden zunehmend Gefallen an dem, was als nicht staatskonform galt, vor allem wenn es aus dem Westen kam.

In den 1980er Jahren geriet die DDR-Führung in eine Legitimationskrise. Der Versuch, den Kulturbetrieb zu kontrollieren, bröckelte, als sich reisefähige Bands im Westen eigene Privatstudios einrichteten und die neuen technischen Möglichkeiten für sich nutzten. Häufig stellten sie die Studios und das Equipment auch nachfolgenden Bands zur Verfügung, so dass eine regelrechte Grauzone entstand, in der sich die Musikszene unabhängig vom Staat entwickelte. Gleichzeitig entstanden neue Berufe wie der des Managers, der sich um die wachsenden Medienaktivitäten der Bands kümmerte – ebenfalls außerhalb staatlicher Kontrolle.

Die Jugendlichen fanden immer wieder kreative Wege, sich mit den neuesten Trends und Musikstücken aus dem Westen zu versorgen. Besonders beliebt waren Westpakete mit Schallplatten westlicher Bands. Wer Freunde oder Verwandte im Westen hatte, ließ sie sich schicken oder schmuggelte sie nach Besuchen über die Grenze. Auch Live-Mitschnitte auf Kassetten und Tonbändern kursierten im Untergrund. Auch das Radio spielte eine zentrale Rolle, denn über westliche Sender wie RIAS oder Radio Luxemburg konnte man die neuesten Hits hören. Diese Musik wurde dann in den Jugendzimmern gespielt, gefeiert und oft illegal verbreitet.

Auch der Staat konnte den Einfluss westlicher Musik nicht ignorieren und versuchte, diesem Trend durch den offiziellen Vertrieb von Musik entgegenzuwirken. Das DDR-Plattenlabel AMIGA, das vor allem für Rock- und Popmusik zuständig war, begann in den 1980er Jahren, verstärkt Lizenzverträge für Westmusik abzuschließen. Obwohl nur als politisch unbedenklich eingestufte Lieder veröffentlicht wurden, war dies ein Versuch der Staatsführung, die Kontrolle über die Jugendkultur zu behalten. Unter der Führung von Erich Honecker wollte man so den wachsenden Unmut über die kulturellen Restriktionen dämpfen und die Jugendlichen ruhig stellen.

Durch diese Lizenzverträge kamen auch die DDR-Bürger in den Genuss von Musik weltbekannter Bands wie den Rolling Stones, Queen, Deep Purple oder Udo Lindenberg. Allerdings wurden die Alben selten originalgetreu veröffentlicht. Vielmehr handelte es sich häufig um Zusammenstellungen verschiedener Alben, die den Zensurvorschriften der DDR angepasst wurden. Zu vergleichsweise günstigen Preisen von 4,60 Mark für Singles und 16,10 Mark für Langspielplatten konnten diese dann erworben werden.

Trotz dieser Zugeständnisse blieb die Begeisterung der Jugendlichen für westliche Musik ungebrochen. Die Faszination der Freiheit, die mit dieser Musik verbunden war, konnte von der DDR-Führung nicht vollständig kontrolliert oder eingedämmt werden. Die offiziell verkauften Schallplatten waren oft nur ein schwacher Ersatz für das, was die Jugendlichen über Schmuggel oder Radio bekamen.

Letztlich erwies sich der Versuch der SED, die kulturellen Präferenzen der Jugend zu steuern, als zum Scheitern verurteilt. Die Musikszene, offiziell wie im Untergrund, entwickelte sich zunehmend unabhängig von staatlichen Vorgaben. Westliche Einflüsse prägten die Jugendkultur maßgeblich, und die Versuche der DDR-Führung, durch Eigenproduktionen oder kontrollierte Lizenzvergaben ein Gegengewicht zu schaffen, konnten den Drang nach Freiheit und Weltoffenheit nicht aufhalten.

Radio in der DDR

Die Rundfunkanstalten der DDR waren Anfang der 1980er Jahre zunächst noch sehr wichtig für die Verbreitung staatskonformer Musik, da sie im Gegensatz zur Bundesrepublik mit ihren Rundfunkstudios auch Produktionsstätten waren, die allerdings ebenfalls den Vorgaben des Rundfunkrates folgen mussten. Eine Mauer gegen die Rezeption westlicher Medien ließ sich jedoch nicht errichten.

Mit dem ersten explizit für Jugendliche gegründeten Radiosender DT 64 (DeutschlandTreffen64), der ab 1964 zunächst als Programm des Berliner Rundfunks die Jugendlichen auch mit internationaler Musik versorgte, wurden sie ab 1986 von dem dann eigenständigen Sender mit Charts aus der Bundesrepublik, aber auch aus den USA und Großbritannien beliefert. Besonders beliebt bei jungen Erwachsenen war die Sendung Duett – Musik für den Rekorder, die es ermöglichte, aktuelle Schallplatten, die der Sender spielte, zum Teil in voller Länge mitzuschneiden. Die Radiosendung Parocktikum machte es sich zur Aufgabe, explizit Musik der »anderen Bands« zu spielen.

Also jener, die im Gegensatz zu den bis dahin öffentlich zu hörenden DDR-Rockbands unter anderem auch subversive Titel mit offener oder versteckter Systemkritik im Repertoire hatten. Stilistisch waren diese Bands unterschiedlichen Musikrichtungen zuzuordnen. Feeling B, Die Firma, Schleimkeim, Blackout oder auch Die Vision waren Vertreter der so genannten „anderen Bands“ aus dem Osten. Die Radiosender spielten diese und auch die populären Sounds von New Wave, Indierock, Heavy Metal, Elektro sowie Punk und die ersten Hip-Hop-Interpreten aus dem Westen. Besonders populäre westliche Künstler dieser Zeit waren Duran Duran, Alphaville, Depeche Mode, Sex Pistols, Kool and the Gang und viele andere.

Subkulturen in der DDR

Subkulturen in der DDR waren Ausdruck von Unangepasstheit und oft politisch kritisch gegenüber dem System. Trotz staatlicher Überwachung durch die Stasi konnten sich Bewegungen wie Punks, Skins, Grufties oder Heavys entwickeln, die sich durch auffällige Kleidung, Frisuren und alternativen Musikgeschmack von der offiziellen DDR-Kultur distanzierten. Der Versuch der Stasi, diese Gruppen zu kontrollieren und zu kategorisieren, scheiterte zunehmend.

Ab den 1980er Jahren verlor der DDR-Staat an Kontrolle und das Klassifizierungssystem, das die offizielle Auftrittserlaubnis für Musiker und Bands regelte (die so genannte „Pappe“), wurde zunehmend obsolet. Die Kriterien stammten aus den 1960er Jahren und konnten die neue Musik- und Subkultur nicht mehr erfassen. Einige Bands, wie z.B. Wutanfall, weigerten sich bewusst, sich diesen Tests zu unterziehen, während andere, wie z.B. Airtramp, versuchten, das System zu umgehen, indem sie ihre Auftrittsgenehmigung in liberaleren Verwaltungsbezirken beantragten.

Die evangelische Kirche spielte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Subkulturen in der DDR. Als einzige vom Staat unabhängige Institution bot sie oppositionellen Jugendlichen, darunter Punks und Friedensaktivisten, einen geschützten Raum für Austausch und Zusammenhalt. Mit Unterstützung liberaler Pfarrer wie Walter Schilling und Rainer Eppelmann sowie der »Offenen Arbeit« konnten Jugendliche trotz staatlicher Repressionen Veranstaltungen wie Blues- und Punkkonzerte besuchen.

Zwischen 1979 und 1987 fanden so genannte Bluesmessen statt, die zunächst 250, später Tausende Jugendliche anzogen. Diese Messen verbanden alternative Musik mit Predigten und boten Raum für nonkonforme Jugendkulturen. 1981 fand in Thüringen das erste offizielle Punkkonzert unter kirchlicher Schirmherrschaft statt. Auch die Veranstaltung »Jugend 86« brachte Jugendliche verschiedener Bewegungen ohne Ausgrenzung zusammen und schuf so ein Forum für kulturelle Vielfalt und politischen Diskurs.

FDJ und Rockmusik in der DDR

In den 1980er Jahren versuchte die FDJ mit politischen Konzerten wie „Rock für den Frieden“ das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen. Diese Konzertreihe, die von 1982 bis 1987 im Palast der Republik stattfand, bot DDR-Bands aus den Genres Pop, Rock, Hardrock und Blues eine Plattform. Trotz der Popularität dieser Veranstaltungen, bei denen 1987 bis zu 65 Bands auftraten und sogar Live-Schallplatten über AMIGA veröffentlicht wurden, konnten sie das Bedürfnis der Jugendlichen nach westlicher Musik nicht vollständig befriedigen.

Dies zeigte sich deutlich beim „Concert for Berlin“ 1987, als Ostberliner Jugendliche am Brandenburger Tor versuchten, die Musik von David Bowie und anderen Weststars zu hören. Ihre Protestrufe nach dem Mauerfall führten zu Ausschreitungen und 187 Festnahmen. Um weiteren Unruhen vorzubeugen, organisierte die SED daraufhin Konzerte von Weststars wie Barclay James Harvest, Bob Dylan und Tom Petty auf der Treptower Festwiese.

Die Bemühungen der FDJ, die Jugend durch solche Veranstaltungen für die Politik der SED zu gewinnen, wurden intensiviert. Westliche Künstler wie James Brown und Bryan Adams traten auf, um den Anschein einer weltoffenen DDR zu erwecken. Legendär wurde das Bruce-Springsteen-Konzert 1988 in Ost-Berlin, bei dem sich der Sänger offen für mehr Freiheit aussprach.

Der Fall der Mauer führte schließlich am 12. November 1989 zum ersten deutsch-deutschen Rockkonzert, bei dem Udo Lindenberg, BAP, Die Toten Hosen und viele andere Stars die Ostberliner willkommen hießen.

Bekannte Musiker der DDR

  • Achim Mentzel
  • Bärbel Wachholz
  • Butlers
  • City
  • Die Prinzen
  • Die Skeptiker
  • Dritte Wahl
  • Frank Schöbel
  • Freygang
  • Hans-Jürgen Meyer
  • Helga Breuer
  • Helga Hahnemann
  • Inka Bause
  • Karat
  • Karussel
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