Westbam

Westbam, DJ und Musikproduzent

Inhaltsverzeichnis

Westbam – DJ, Musiker, Visionär: Die Geschichte eines deutschen Techno-Pioniers

Westbam, bürgerlich Maximilian Lenz, wurde am 4. März 1965 in Münster geboren und ist ein deutscher Techno-DJ und Musikproduzent. Er wuchs in einem künstlerisch geprägten und antiautoritär geführten Elternhaus auf. Sein Vater, Otto Lenz, war Professor für Kunsterziehung, seine Mutter Kunstlehrerin und surrealistische Malerin. Gemeinsam mit seinen drei Geschwistern wuchs er auf einem Kotten im Münsterland auf. Schon als Schüler entdeckte er elektronische Musik in einer Projektgruppe am Pascal-Gymnasium. Nach der Schule bewarb er sich an einer Kunsthochschule, wurde jedoch nicht angenommen. 1984 zog er nach West-Berlin, wo er zunächst katholische Theologie studierte. Sein Bruder Fabian Lenz (DJ Dick) ist Mitinitiator der Mayday, seine Schwester Seraphina ist bildende Künstlerin. Heute ist Westbam verheiratet, Vater zweier Söhne und lebt in Berlin-Prenzlauer Berg.

Punk-Wurzeln und erste musikalische Schritte

Ende der 1970er Jahre begann Westbam als Frank Xerox in der Punk-Szene Münsters. Mit Andreas Bleckmann alias Sally gründete er 1979 die Band Anormal Null, später folgte Kriegsschauplatz. 1981 spielte er beim legendären Festival „Geniale Dilletanten” im Berliner Tempodrom. Neben der Musik veröffentlichte er das Punk-Fanzine Schwarz Rot Gold und brachte auf dem Kleinstlabel erste Kassetten heraus. 1983 legte er erstmals im Club Odeon auf, 1984 dann im Berliner Metropol. Seine erste Veröffentlichung „17 – This Is Not a Boris Becker Song” erschien gemeinsam mit Klaus Jankuhn unter dem Namen Cowboy Temple. Gemeinsam mit ihm, seinem Bruder Fabian, William Röttger und Sandra Molzahn gründete er später Low Spirit Recordings.

Aufstieg in Berlin und erste Techno-Erfolge

Als Westbam veröffentlichte er 1984 den Text „Was ist Record-Art?”, in dem er DJ-Techniken theoretisch fundierte. 1985 begleitete er die Band D.A.F. auf ihrer Europatournee und absolvierte in Riga seinen ersten Auftritt im Ausland. 1987 arbeitete er mit Gabi Delgado-López an der D.A.F.-Maxisingle „The Gun”. Ende der 1980er folgten erste Solotracks wie „Monkey Say, Monkey Do” und „Disco Deutschland”. 1988 repräsentierte er Deutschland bei den Olympischen Spielen in Seoul als Resident-DJ der „Kunstdisco“ des Goethe-Instituts. 1989 erschien sein erstes Konzeptalbum „The Cabinet“. 1993 landete er mit „Celebration Generation” seinen ersten großen Chart-Hit.

Loveparade und Members of Mayday

Die erste Mayday veranstaltete Westbam am 14. Dezember 1991 in Berlin-Weißensee als Rettungsaktion für den Jugendsender DT64. Obwohl der Sender eingestellt wurde, entwickelte sich die Mayday zum größten deutschen Indoor-Rave. Zusammen mit Klaus Jankuhn produzierte er als Members of Mayday Hymnen wie „Sonic Empire“, das 1997 Platz eins der Charts erreichte. Mit Jürgen Laarmann rief er 1994 die „Raving Society” aus, ein Gesellschaftsmodell, das auf Technokultur basiert. Bis 2013 prägte Westbam die künstlerische Ausrichtung der Mayday und komponierte die Hymnen. Parallel dazu war er eng mit der Loveparade verbunden und produzierte mit The Love Committee deren jährliche Hymnen.

Labelarbeit, Stilvielfalt und Kollaborationen

Mit Low Spirit und den Sublabels Electric Kingdom (Technolectro) und Fire (Rave) entwickelte Westbam neue Subgenres. Ab 1996 arbeitete er als Mr. X & Mr. Y mit Afrika Islam zusammen. 1997 veröffentlichte er sein erstes Buch Mixes, Cuts & Scratches und startete mit Afrika Bambaataa das Projekt I.F.O. mit der Maxi Agharta the City of Shamballa. 2002 erschien die Single „Oldschool, Baby” mit Nena. 2005 tourte er mit Band und präsentierte Do You Believe in the Westworld live. 2010 folgte das Dreifach-Album A Love Story 89–10.

Späte Werke und Bruch mit Mayday

Nach dem Loveparade-Unglück im Jahr 2010 sagte Westbam seinen letzten Auftritt ab und kritisierte die Veranstalter. 2013 veröffentlichte er das Album Götterstraße mit Gästen wie Richard Butler, Iggy Pop, Bernard Sumner, Inga Humpe und Hugh Cornwell. 2014 trennte er sich von Mayday und beendete die Band Members of Mayday. 2019 trat er erstmals bei Parookaville auf.

Live-Traditionen und Klassik-Crossover

Seit 1994 legt Westbam jährlich beim „X-Mas Bam” in Münster auf. 2023 wagte er bei den Salzburger Osterfestspielen mit „Westbam meets Wagner” ein außergewöhnliches Projekt: Gemeinsam mit dem Gewandhausorchester verschmolz er Werke von Richard Wagner mit elektronischen Beats.

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