Stephan Remmler

Stephan Remmler

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Stephan Remmler: Sound und Stimme einer Generation

Im Zentrum der Biografie von Stephan Remmler steht ein Künstler, der sich mit lakonischer Stimme, reduziertem Klang und einem feinen Gespür für absurden Humor eine eigenständige Position im deutschsprachigen Pop erarbeitet hat. Begonnen hat er mit der NDW-Band Trio, deren Minimalismus-Hit „Da Da Da“ die frühen Achtziger prägte.

Im Anschluss schlug Remmler eine Solokarriere ein, die gleichermaßen Spaß macht wie irritiert – sei es mit dem ironischen Karnevalsschlager „Alles hat ein Ende (nur die Wurst hat zwei)“ oder mit einer späteren Rückkehr ins Studio mit elektronischem Gestus. Seine musikalische Herkunft, seine Stil-Experimente und die Kollaborationen mit unterschiedlichen Künstlern zeichnen das Bild eines Musikers, der nicht nur nach Chart-Erfolg strebte, sondern klanglich und textlich eigene Wege ging.

Musikalische Herkunft und prägende Einflüsse

Stephan Remmler wurde am 25. Oktober 1946 in Witten an der Ruhr geboren. Seine Jugend im Ruhrgebiet und an der Nordsee war geprägt von einem Umfeld nach dem Krieg, in dem neue musikalische Impulse – sei es Rock ’n’ Roll oder Beatmusik – auf junge Ohren trafen. Remmler selbst spricht davon, dass ihm Elvis Presleys Stimme „Elektrizität“ bedeutete – eine frühe Affinität zu Stimme und Klang als Ausdrucksmittel.

In den 1960er Jahren spielte er mit der Beat-Band „Just Us“, die im legendären Hamburger Star-Club gastierte. Diese Phase legte den Grundstein für sein Verständnis von Live-Performance, Banddynamik und die Verbindung von deutschem Text mit internationalem Klanganspruch. Aus dem Lehramt kommend – Remmler war zeitweise Hauptschullehrer – entschied er sich Ende der 1970er Jahre, sich voll und ganz der Musik zu widmen.

Die Gründung von Trio war besonders bedeutsam, da Remmler und seine Mitstreiter eine Reduktion auf das Wesentliche wagten: Gitarre, Schlagzeug, Stimme – das war’s. Ihre Musik kam ohne bombastische Produktionen aus und setzte auf Direktheit, Ironie sowie eine Neuausrichtung von Pop in deutscher Sprache. So lässt sich Remmlers musikalische Herkunft zusammenfassen: Sie hat Beat- und Rock-Wurzeln, ist geprägt von Nachkriegs-Pop-Erfahrung und gepaart mit einem intuitiven Verhältnis zu Stimme, Klang und minimaler Angriffslust.

Künstlerische Entwicklung und zentrale Meilensteine

Der erste große Meilenstein war zweifellos der Welthit „Da Da Da – ich lieb dich nicht, du liebst mich nicht, aha, aha, aha“ (1982) mit Trio. Der Song mit seiner kindlich reduzierten Hookline, dem sparsamen Arrangement und dem eindeutig deutschen Text war gleichzeitig international erfolgreich – ein seltenes Phänomen für deutschsprachigen Pop jener Zeit. Die Band verstand sich selbst nicht als Vertreter der Neuen Deutschen Welle, sondern sprach eher von „Neue Deutsche Fröhlichkeit“.

Mit der Auflösung von Trio im Jahr 1986 begann Remmlers Solophase. Im Oktober 1986 erschien sein Debütalbum „Stephan Remmler“. Singles wie „Keine Sterne in Athen (3‑4‑5 × in einem Monat)“ und „Alles hat ein Ende (nur die Wurst hat zwei)“ waren schnelle Hits – letzterer avancierte gar zum Karnevals- und Volksfest-Hit.

In den folgenden Jahren veröffentlichte er weitere Alben wie „Lotto” (1988) mit der Single „Keine Angst hat der Papa mir gesagt”. Anfang der 1990er Jahre folgte ein Album mit Coverversionen, 1993 dann „Vamos“, mit dem er stilistisch breiter aufgestellt war. 1996 erschien „Amnesia“ mit Songs wie „Schweinekopf“, die thematisch weitaus härter und roher waren.

Nach einer längeren Pause meldete er sich 2006 mit dem Album „1,2,3,4 …“ zurück, das er u. a. mit seinem Sohn Cecil und mit Beteiligung moderner Acts wie Deichkind oder Seeed produzierte – ein verspielter Schritt in Richtung Zukunft.

Live-Umsetzungen seiner Karriere sind vergleichsweise rar, da Remmler viel im Studio arbeitete und sich zunehmend privat zurückzog. Dennoch bleiben die genannten Alben, Singles und stilistischen Wendungen zentrale Meilensteine seiner Entwicklung.

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Stephan Remmler – Keine Sterne in Athen

Stilistische Ausrichtungen, Genregrenzen und bewusste Erweiterungen

Stilistisch bewegt sich Stephan Remmler zwischen Minimal-Pop, Schlager-Ästhetik, New Wave, Kindergarten-Ironie und später einem elektronischen bzw. rockigen Fundament. Mit Trio setzte er auf das Weniger: reduziertes Instrumentarium, klare Struktur, ironischer Text. Diese Form von Pop war provokativ im Kontext der frühen Achtziger: Sie war komprimiert, laut und dennoch fast beiläufig.

Seine Solokarriere nahm mit dem Erstling eine Wendung in Richtung Unterhaltungsmusik mit Schlager- und Volksmusiknoten („Unter einer kleinen Decke in der Nacht“, siehe Albumsteckbrief). Doch dies verstand Remmler nicht als Rückschritt, sondern als Auseinandersetzung mit dem Alltäglichen, mit Sprache, Humor und Trinkliedern, gewürzt mit Ironie. Spätere Alben zeigen eine bewusste Erweiterung: rockiger, härter, elektronischer, bis hin zur Einbindung von Rappern und modernen Produzenten bei „1,2,3,4…“.

Diese Vielschichtigkeit lässt sich als künstlerische Haltung lesen. Remmler vermeidet klare Grenzziehungen zwischen Genres, indem er „Unterhaltungs-Schlager“ bewusst mit minimalistischem Pop und ironischem Duktus verbindet. Seine Songs handeln von Alltagsbeobachtungen, kleinen Katastrophen und ironischen Perspektiven, nicht von Hochglanz-Romantik. Textlich bleibt er dabei versiert. Beobachtend, oft lakonisch, selten pathetisch.

Label-Zugehörigkeiten, Live-Formate, Kollaborationen

Remmler war sowohl Mitglied großer Labels (z. B. Phonogram/Mercury) als auch – später – des kleinen Labels it.sounds. Bei Trio war der Produzent und Mentor Klaus Voormann beteiligt, eine Musiker- und Produzentenlegende.

Kollaborationen sind bei Remmler praxisnah: Er arbeitete mit seinem Sohn Cecil bei „1,2,3,4…“, lud Acts wie Deichkind, Seeed und Thomas D. ein. Bei Trio war die Band ein Trio mit Remmler, dem Gitarristen Krawinkel und dem Schlagzeuger Behrens – eine transparente Dreierkonstellation, die genau jene Reibung erzeugte, die ihren Hit „Da Da Da“ möglich machte.

Live-Formate: Trio war live präsent und tourte unter anderem in den USA und Kanada. Remmler selbst fokussierte sich später eher auf die Studioarbeit und unternahm seltener Tourneen. Eine Wiedervereinigung von Trio blieb aus, auch weil die musikalischen Vorstellungen auseinandergingen.

Songs von Stephan Remmler

  • 1986 Keine Sterne in Athen (3-4-5 × in einem Monat)
  • 1987 Alles hat ein Ende (nur die Wurst hat zwei)
  • 1987 Vogel der Nacht
  • 1988 Keine Angst hat der Papa mir gesagt (Keine Angst hat die Mama mir gesagt
  • 1988 Oben auf’m Berg (Das Wunder aufm Berg)
  • 1989 Einer ist immer der Loser (Einer muß immer verlieren)
  • 1992 BittebitteBarbarella
  • 1993 Blank
  • 1993 Bananaboat
  • 1984 Feuerwerk (als „Stephan & Nina“ (Angela Smecca))

Alben von Stephan Remmler

  • 1986 Stephan Remmler
  • 1988 Lotto
  • 1990 10 Jahre bei der Stange
  • 1991 Projekt F – Auf der Suche nach dem Schatz der verlorenen Gefühle.
  • 1993 Vamos
  • 1994 HÜH (Live)
  • 1996 Amnesia
  • 2006 1, 2, 3, 4 …