Ilse Werner

Ilse Werner

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Ilse Werner, eigentlich Ilse Charlotte Still, geboren am 11. Juli 1921 in Batavia/Jakarta, Niederländisch-Indien, gestorben am 8. August 2005 in Lübeck, war eine deutsche Schauspielerin, Schlagersängerin, Synchronsprecherin und Kunstpfeiferin deutsch-niederländischer Abstammung, die ihre größten Erfolge mit Filmen aus der Zeit des Dritten Reiches feierte.

Ilse Werner: Vom Ufa-Star zur tragischen Figur – Ein Leben zwischen Erfolg und Schicksalsschlägen

Ilse Werner wurde als Ilse Charlotte Still auf Java im damaligen Niederländisch-Indien geboren. Ihr Vater Otto Still (1877-1956) war niederländischer Plantagenbesitzer und wohlhabender Exportkaufmann. Die Mutter Lilli (geb. Werner) stammte aus Offenbach am Main, wo die Eltern 1913 geheiratet hatten. Nach dem wirtschaftlichen Verlust der Plantage zog die Familie 1931 relativ verarmt nach Frankfurt am Main, wo Ilse die Schillerschule besuchte. 1936, kurz nach Beginn der Untersekunda, verließ sie das Gymnasium und zog mit ihrer Familie nach Wien. Dort besuchte sie die Schauspielschule des Max-Reinhardt-Seminars und trug fortan den Künstlernamen „Ilse Werner“.

1947 heiratete Ilse Werner in Wien den amerikanischen Journalisten John de Forest, mit dem sie anschließend nach München zog. Im Herbst 1949 ging sie mit ihm in die USA und lebte zunächst in New York, später in Danville (Kalifornien). Im Frühjahr 1952 trennte sich das Paar und Werner kehrte nach Deutschland zurück. Am 13. August 1954 heiratete Ilse Werner in zweiter Ehe den Komponisten Josef Niessen in Bad Wiessee, der sich 1966 von ihr trennte.

Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Ilse Werner zurückgezogen und verarmt in einem Lübecker Altersheim. Sie wurde von prominenten Freunden unterstützt, darunter Karl Dall und Wolfgang Völz. Am 8. August 2005 starb sie im Alter von 84 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Auf eigenen Wunsch wurde der ehemalige Ufa-Star Ilse Werner am 24. August 2005 auf dem Friedhof Goethestraße in Potsdam-Babelsberg beigesetzt.

Zwischen Ruhm und Neuanfang: Die Karriere von Ilse Werner im Film und Theater

Ilse Werner debütierte 1937 am Wiener Theater in der Josefstadt mit dem Stück Glück und erhielt ein Jahr später ihre erste Filmrolle in dem österreichischen Film Die unruhigen Mädchen, der am 11. Februar 1938 in Wien uraufgeführt wurde. Danach wurde sie von der UFA unter Vertrag genommen. Mit dem Film Wunschkonzert (1940) gelang ihr der Durchbruch und sie wurde schnell als Nachwuchsstar gefeiert.

In den Kriegsjahren boten Kinofilme eine willkommene Ablenkung vom Alltag und Werner gewann durch ihre überzeugenden Darstellungen an Popularität. Besonders erfolgreich war sie in den Filmen Die schwedische Nachtigall (1941), Wir machen Musik (1942) und Münchhausen (mit Hans Albers 1943). Ihre künstlerisch anspruchsvollste Rolle spielte sie in Helmut Käutners Große Freiheit Nr. 7 (1944). Außerdem moderierte sie während des Krieges die beliebte Fernsehsendung Wir senden Frohsinn – wir spenden Freude, die live vom Reichssportfeld in Berlin ausgestrahlt wurde. 1944 wurde sie in die Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda aufgenommen.

Nach Kriegsende erhielt Werner wegen ihrer Mitarbeit in der nationalsozialistischen Filmindustrie, ihrer Rundfunkarbeit für den Reichssender Berlin und ihrer Auftritte in der Truppenbetreuung zeitweise Berufsverbot. In dieser Zeit arbeitete sie als Synchronsprecherin und lieh ihre Stimme bekannten Schauspielerinnen wie Olivia de Havilland, Paulette Goddard und Maureen O’Hara.

Ihr Comebackversuch mit dem Film Geheimnisvolle Tiefe (1948) unter der Regie von Georg Wilhelm Pabst war künstlerisch und kommerziell wenig erfolgreich. Auch in späteren Filmen konnte sie nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen, da der von ihr verkörperte Frauentyp in der Nachkriegszeit nicht mehr gefragt war. Mit Die Herrin vom Sölderhof (1955) drehte sie ihren letzten Kinofilm, bevor sie im selben Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft annahm.

Ilse hat 1960 bei Radio Luxemburg zum ersten Mal eine Sendung moderiert. In den folgenden Jahrzehnten hat sie viele musikalische Abende bestritten, mal allein, mal mit Kollegen.

In den folgenden Jahren kehrte Werner vor allem auf die Theaterbühne zurück. Besonders glänzte sie 1969/70 in ihrer Paraderolle als Anna im Musical Der König und ich“ am Stadttheater Bremerhaven. Daneben trat sie mit musikalischen Programmen auf kleineren Bühnen und in zahlreichen Fernsehshows und -serien auf.

1989 spielte sie die Rolle der Tante Ella in der ZDF-Serie Rivalen der Rennbahn. Nach weiteren Auftritten in Fernsehproduktionen drehte sie 1990 ihren letzten Kinofilm Die Hallo-Sisters mit Harald Juhnke und Gisela May, der allerdings nur im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Im Jahr 2000 war sie im Tatort: Bittere Mandeln als Großmutter des Kommissars Freddy Schenk zu sehen.

Ilse Werner war auch eine begabte Kunstpfeiferin, eine Fähigkeit, die der Komponist Werner Bochmann früh entdeckte. In den 1940er Jahren etablierte sie sich als Schlagersängerin und setzte ihr Talent auch im Musical ein. Zu ihren bekanntesten Titeln zählen Die kleine Stadt will schlafen geh’n, Wir machen Musik und Mein Herz hat heut’ Premiere. 1960 feierte sie mit dem Hit Baciare ein Comeback. Als sie den Song Sleigh Ride von Leroy Anderson aufnehmen wollte, arrangierte der Komponist Martin Böttcher den Titel innerhalb von 56 Stunden neu, da die Originalnoten nicht verfügbar waren.

Später war sie unter anderem mit einem Pfeifensolo in einer Aufnahme von Ohne Dich der Ärzte zu hören und arbeitete mit Max Raabe an der Aufnahme von Es war einmal ein Musikus. 2004 nahm sie mit dem Lisa Bassenge Trio eine Neuinterpretation von Wir machen Musik auf. Im September 2002 trat sie an der Schwerter Operettenbühne in einer Bühnenfassung von Es leuchten die Sterne auf, wo sie sowohl sang als auch pfiff.

Kinofilme mit Ilse Werner

  • 1938 Die unruhigen Mädchen (Finale)
  • 1938 Frau Sixta
  • 1938 Das Leben kann so schön sein
  • 1939 Bel Ami
  • 1939 Drei Väter um Anna
  • 1939 Fräulein
  • 1939 Ihr erstes Erlebnis
  • 1940 Bal paré
  • 1940 Wunschkonzert
  • 1941 U-Boote westwärts!
  • 1941 Die schwedische Nachtigall
  • 1942 Wir machen Musik
  • 1942 Hochzeit auf Bärenhof
  • 1943 Münchhausen
  • 1944 Große Freiheit Nr. 7
  • 1945 Das seltsame Fräulein Sylvia
  • 1945 Ein toller Tag
  • 1948 Leckerbissen (Dokumentarfilm mit
  • 1949 Geheimnisvolle Tiefe
  • 1950 Epilog – Das Geheimnis der Orplid
  • 1950 Gute Nacht, Mary
  • 1951 Königin einer Nacht
  • 1951 Mutter sein dagegen sehr!
  • 1953 Der Vogelhändler
  • 1954 Ännchen von Tharau
  • 1955 Griff nach den Sternen
  • 1955 Die Herrin vom Sölderhof
  • 1990 Die Hallo-Sisters

Fehrnsehfilme mit Ilse Werner

  • 1942 Wir spenden Freude (Unterhaltung – Fernsehsender Paul Nipkow, bis 1944)
  • 1952 Eine nette Bescherung
  • 1955 Sie können sich sehen lassen
  • 1965 Die Bräute meiner Söhne (13 Folgen)
  • 1966 Eine kleine Harmonielehre
  • 1968 Familie Musici
  • 1971 Glückspilze
  • 1979 Noch ’ne Oper
  • 1983 Haus Vaterland
  • 1987 Ein heikler Fall (Serienfolge: Die Vitrine)
  • 1989 Rivalen der Rennbahn (11 Folgen)
  • 1989 Forstinspektor Buchholz
  • 1990 Roda Roda (1 Folge)
  • 1991 Praxis Bülowbogen (Gastauftritt)
  • 1994 Briefgeheimnis
  • 1996 Neues vom Süderhof (Gastauftritt)
  • 1996 Alles wegen Robert de Niro
  • 1997 Großstadtrevier – Der G-Man
  • 1998 Hallo, Onkel Doc! – Albert (Gastauftritt in Episode 56)
  • 1998 Eine Frau mit Pfiff
  • 2000 Tatort – Bittere Mandeln
  • 2001 Für alle Fälle Stefanie (1 Folge)
  • 2003 Alfredissimo! (1 Folge)

Studioalben von Ilse Werner

  • 1965 Wir machen Musik
  • 1976 Ilse Werner
  • 1984 Gepfiffen klingt’s so
  • 1999 Ilse Werner
  • 2011 Ilse Werner – Pfeifen muß ich