Conny Froboess

Conny Froboess

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Conny Froboess – der Kinderstar der 1950er Jahre

Die Musikerin und Schauspielerin Conny Froboess begann ihre öffentliche Existenz als Kinderstar im Alter von sieben Jahren mit dem eingängigen Nachkriegs-Schlager „Pack die Badehose ein“, der ihr den Weg in die deutsche Unterhaltungswelt öffnete. Im Teenageralter entwickelte sie sich mit Hits wie „Diana“ und „Zwei kleine Italiener“ zum Jugendidol, bevor sie sich vom Schlager-Kitsch verabschiedete und eine anspruchsvolle Schauspielkarriere am Theater und im Film aufbaute. Ihr Werdegang spiegelt den Wandel der deutschsprachigen Pop- und Jugendkultur der 1950er-/60er-Jahre ebenso wider wie die Entwicklung der Künstlerin vom Glitzer-Idol zur Charakterdarstellerin.

Musikalische Herkunft und prägende Einflüsse

Cornelia Froboess wurde am 28. Oktober 1943 in Wriezen an der Oder geboren und wuchs im Berliner Stadtteil Wedding auf. Ihre musikalische Frühprägung stammt unmittelbar aus dem familiären Umfeld: Ihr Vater war der Komponist und Verleger Gerhard Froboess, der bereits für sie das Lied „Pack die Badehose ein“ schrieb. Die frühe Einbindung in den repressiven Nachkriegs-Entertainment-Kontext Deutschlands bedeutete: Bühne statt Kindheit, Mikrofon statt Sandkasten – eine Einbindung, die die junge Künstlerin selbst später rückblickend kritisch sah („Meine Kindheit war schwierig“).

Musikalisch bewegte sie sich die 1,60 m große Conny zu Beginn im Umfeld des unterhaltsamen deutschen Schlager– und Showgeschäfts, das der Nachkriegsgesellschaft Hoffnung und jugendliche Leichtigkeit bot. Da ihr Vater einen Musikverlag betrieb, hatte sie frühen Zugang zu Aufnahmen und Studios, was für ihre frühe Karriere entscheidend war.

Als jugendliche Sängerin wechselte sie Mitte der 1950er Jahre zu einer an Jugend und Rock ’n’ Roll orientierten Popästhetik: Mit der Coverversion von Paul Ankas „Diana“ (1958), produziert von Nils Nobach, begann ihre Transformation vom Kinderstar zum Teenie-Idol. Dieser Schritt war zugleich symptomatisch für eine jüngere Generation von Künstlerinnen im deutschen Unterhaltungsmainstream, die auf jugendliche Direktheit und moderne Soundästhetik setzten – ein Kontrast zur traditionellen Schlagerästhetik der 1950er Jahre.

Künstlerische Entwicklung mit zentralen Meilensteinen

Die erste Phase ihrer Karriere lässt sich auf ihre Kinder- und Frühjugendzeit datieren. Mit sieben Jahren trat Froboess erstmals öffentlich auf und feierte 1951 mit „Pack die Badehose ein“ ihren Durchbruch. In den folgenden Jahren folgten weitere Singles und Filmrollen, darunter bereits 1951 ihr Leinwanddebüt in „Sündige Grenze“.

Ab 1958 begann die Teenager-Ära unter dem Namen „Conny“. Ihre Single „Diana“ erreichte in Deutschland Platz 2 der Charts. Ein weiterer markanter Erfolg (goldene Schallplatte) war 1962 ihr Titel „Zwei kleine Italiener“, mit dem sie beim Eurovision Song Contest den 6. Platz belegte und in Deutschland einen Nummer-1-Hit landete. Parallel zur Musik trat sie in zahlreichen Jugend- und Schlagerfilmen auf, beispielsweise in Wenn die Conny mit dem Peter (1958) oder Conny und Peter machen Musik (1960) mit Peter Kraus.

Doch bereits Mitte der 1960er Jahre begann ihr bewusster Rückzug aus der reinen Schlager- und Idolkultur und der Einstieg in das Schauspiel: Von 1959 bis 1963 hatte sie Schauspielunterricht in Berlin genommen. 1963 folgte das Bühnendebüt am Salzburger Landestheater. Ab 1972 gehörte sie zum Ensemble der Münchner Kammerspiele und baute sich eine Karriere als seriöse Theater- und Filmschauspielerin auf. Musikalisch datiert ihre letzte Solo-Album-Veröffentlichung oder größere Plattenveröffentlichung im Schlagerbereich etwa auf das Jahr 1967 – danach rückte das Schauspielzentrum stärker in den Vordergrund.

Stilistische Ausrichtungen, Genregrenzen und bewusste Erweiterungen

Froboess’ musikalischer Stil spiegelt einen Wandel wider: von kindlicher Leichtigkeit über jugendliche Pop-Idolisierung bis hin zu einer gestärkten Künstlerpersönlichkeit. Ihre frühen Lieder, wie „Pack die Badehose ein“, sind kindgerecht, sorglos und mit Berliner Schnauze. Sie stehen exemplarisch für die Unterhaltungs- und Aufbruchsstimmung in Deutschland unmittelbar nach dem Krieg. Die ästhetische Wirkung beruhte auf der Kombination aus unbeschwertem Klangbild, kindlicher Stimme und leichter Instrumentierung. Dieser Stil suchte bewusst keine Tiefe, sondern bot Gemütlichkeit und Jugend.

Mit dem Wechsel ins Teenager-Segment driftete ihr Stil in Richtung Pop und rockinspirierter Schlager. Lieder wie „Diana“, „Teenager Melodie“ und „Lippenstift am Jacket“ zeugen von stärkerem Rhythmus, jungem Sound und einer jugendlich-modernen Attitüde. Hier überschritt sie die engere Genregrenze des klassischen Schlagers und zeigte Offenheit für musikalische Elemente der Jugendkultur, was sie zu einem der ersten deutschen Jugendidole machte.

Der bewusste Bruch mit der reinen Schlagerästhetik manifestiert sich in ihrer Entscheidung, sich immer mehr auf das Schauspiel zu konzentrieren, was zugleich eine stilistische Erweiterung bedeutet: Die Sänger-Idol-Ästhetik wird abgelöst durch eine ernstere Rolle im Theater- und Filmfach, die musikalisch weniger im Vordergrund steht, aber ihre künstlerische Vielseitigkeit unterstreicht. In diesem Sinne war ihre musikalische Karriere nicht abgeschlossen, sondern abgeschichtet – als fundierter Ausgangspunkt für eine weiterreichende künstlerische Entwicklung.

Label-Zugehörigkeiten, Live-Umsetzungen, Bühnenformate, Festivals

Ihre Schallplatten erschienen vor allem im Umfeld des Labels Electrola, bei dem sie unter Vertrag stand. Die Live-Umsetzungen ihrer frühen Songs erfolgten im Rahmen größerer Rundfunk- und Showproduktionen (u. a. Auftritt im Berliner Titania-Palast) sowie Tourneen mit ihrem Vater und Showgrößen der Zeit.

Auf der Bühne wechselte sie mit dem Schauspiel ernsthaft ins Theater: Ab 1972 war sie Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele, später des Bayerischen Staatstheaters, wo sie bedeutende Frauenrollen spielte – etwa in Stücken von Brecht oder Ibsen. Im Film und Fernsehen trat sie ebenfalls regelmäßig auf – von Jugend- und Unterhaltungsfilmen der 1950er-/60er-Jahre bis zu anspruchsvollen Produktionen wie „Die Sehnsucht der Veronika Voss” (1981/82). Während ihre Hauptzeit als Sängerin vergleichsweise kurz war, war ihre Bühnen- und Filmkarriere langjährig und tiefgehend – ein Zeichen für ihre Wandlungsfähigkeit.

Zusammenarbeit mit anderen Künstlern

Froboess stand im Zentrum einer Jugend-Entertainment-Maschinerie und arbeitete mit einigen der wichtigsten Akteure dieser Ära zusammen. Besonders markant ist ihre Zusammenarbeit mit Peter Kraus. Filme wie „Wenn die Conny mit dem Peter“ (1958) oder „Conny und Peter machen Musik“ (1960) zeigen das Pop-Film-Traumpaar der deutschen 50er-Jahre. (Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)) Problematisch war dabei das Label- und Vertragskonstrukt – Kraus war bei Polydor, Froboess bei Electrola –, sodass ihre Duette oft anders abgespielt oder neu eingesungen werden mussten.

Außerdem sang sie Duette mit Kollegen wie Rex Gildo, Peter Alexander und Will Brandes. Diese Kollaborationen waren Teil der Jugend- und Teenager-Kultur der 1950er-/60er-Jahre, in der Idole gemeinsam auftraten, um Publikumserwartungen und Vermarktungsmechanismen zu bedienen. Im Rückblick darf jedoch nicht vergessen werden, dass sich Froboess von dieser Idolkultur bewusst emanzipierte und ihre weitere Zusammenarbeit stärker auf die Schauspielkunst verlegte.

Bekannte Songs von Conny Froboess

  • 1951 Pack die Badehose ein
  • 1953 Ich hab’ so lieb, so lieb
  • 1957 Diana
  • 1958 Teenager-Melodie
  • 1958 I Love You, Baby
  • 1958 Auch du hast dein Schicksal in der Hand
  • 1959 Lippenstift am Jacket
  • 1959 Little Girl
  • 1959 So geht das jede Nacht
  • 1960 Itzy Bitzy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini
  • 1960 Mein Herz, das ist ein Bilderbuch
  • 1060 Midi-Midinette
  • 1961 Lady Sunshine und Mister Moon (mit Peter Kraus)
  • 1962 Zwei kleine Italiener (ESC-Beitrag, Platz 6, Komponist: Christian Bruhn)
  • 1962 Holiday in Honolulu
  • 1963 Spiel nicht mit mir und meinem Glück
  • 1963 Das ist der Sommer von San José
  • 1964 Zwei in einer großen Stadt
  • 1966 Irgendwo auf der Welt
  • 1967 Die Liebe ist ein seltsames Spiel