Karlheinz Stockhausen

Karlheinz Stockhausen

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Karlheinz Stockhausen, geboren am 22. August 1928 in Mödrath, gestorben am 5. Dezember 2007 in Kürten-Kettenberg, gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sein Einfluss reicht weit über die klassische Musik hinaus und prägte ganze Künstlergenerationen von Joseph Beuys bis zur Techno-Szene. Stockhausen war ein Pionier der elektronischen Musik und gilt als Mitbegründer der so genannten punktuellen Musik. Seine Kompositionen sind oft komplex und experimentell, er erforschte neue Wege der Klangerzeugung und Komposition. Dabei setzte er nicht nur traditionelle Instrumente ein, sondern experimentierte auch mit elektronischen Klängen und Klangobjekten.

Seine frühen Werke sind noch eher traditionell, doch ab den 1950er Jahren wandte er sich zunehmend der seriellen Musik zu. Seine Kompositionen aus dieser Zeit wie „Kreuzspiel“ oder „Formel“ zeichnen sich durch strenge mathematische Strukturen und eine genaue Planung jedes einzelnen Tons aus. Stockhausen war ein äußerst produktiver Komponist und hat ein umfangreiches Werk hinterlassen. Seine Musik wurde oft kontrovers diskutiert, von den einen verehrt, von den anderen bekämpft. Unabhängig von der persönlichen Meinung ist jedoch unbestritten, dass Stockhausen die Musik des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt hat und sein Einfluss bis heute spürbar ist.

Karlheinz Stockhausen und sein Leben

Karlheinz Stockhausen wuchs in schwierigen Verhältnissen auf. Sein Vater, Simon Stockhausen, war Volksschullehrer und fiel im Zweiten Weltkrieg. Seine Mutter, Gertrud Stockhausen, geb. Stupp, litt unter Depressionen und fiel am 27. Mai 1941 den nationalsozialistischen Krankenmorden in der Tötungsanstalt Hadamar zum Opfer. Trotz dieser traumatischen Erfahrungen studierte Stockhausen nach dem Abitur am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bergisch Gladbach von 1947 bis 1951 Schulmusik mit Hauptfach Klavier an der Musikhochschule Köln. Daneben belegte er an der Universität Köln die Fächer Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie. Ab 1950 begann er, als Komponist neue musikalische Wege zu beschreiten und innovative Notationsformen zu entwickeln. Von 1971 bis 1977 war er Professor für Komposition an der Kölner Musikhochschule.

1951 heiratete Stockhausen Doris Andreae, mit der er vier Kinder hatte. 1967 ging er eine zweite Ehe mit der Künstlerin Mary Bauermeister ein, mit der er ebenfalls zwei Kinder hatte. Diese Ehe endete 1973. Bereits als Kind zeigte Stockhausen eine außergewöhnliche musikalische Begabung, die trotz der beengten Verhältnisse seiner Kindheit gefördert wurde. Nach dem Krieg finanzierte er sich als Musikstudent durch Engagements in der Volks- und Unterhaltungsmusik sowie im Jazz. Außerdem arbeitete er als Pianist für den Zauberkünstler Alexander Adrion, der auch Trauzeuge bei seiner ersten Hochzeit war. In dieser Zeit schrieb er Gedichte und Prosa und stand in Briefkontakt mit Hermann Hesse.

In den 1950er Jahren wandte sich Stockhausen der seriellen Musik zu, inspiriert von Olivier Messiaens „Mode de valeurs et d’intensités“. Seine frühen Kompositionen wie Chöre für Doris zeigen noch traditionelle Einflüsse, doch ab Werken wie Kreuzspiel entwickelte er die sogenannte Punktuelle Musik. Zwischen 1953 und 1998 arbeitete er intensiv mit dem Studio für Elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks zusammen und setzte 1955 mit seiner Komposition Gesang der Jünglinge neue Maßstäbe in der elektronischen Musik.

Stockhausen war nicht nur ein wegweisender Komponist, sondern auch ein gefragter Pädagoge. International bekannt wurde er durch seine elektroakustischen Kompositionen, unter anderem für die Weltausstellung Expo ’70 in Osaka. Ab 1977 widmete er sich der Vollendung seines Opernzyklus Licht, der mit 29 Stunden Aufführungsdauer die längste Oper der Musikgeschichte darstellt. Bis zu seinem Tod im Jahr 2007 arbeitete Stockhausen unermüdlich an seinen Projekten, und sein Werk hat die Musikgeschichte bis heute maßgeblich beeinflusst.

Der Beginn einer neuen Klangwelt

1952 schuf Karlheinz Stockhausen in Paris im Studio von Pierre Schaeffer seine erste konkrete Tonbandkomposition, Etude. Das Werk basiert auf den Klängen von Klaviersaiten, die er durch Geschwindigkeitsänderungen und das Zerschneiden der Bänder in kleinste Stücke bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Da diese Komposition nicht seiner Überzeugung entsprach, dass man kein bereits vorhandenes Klangmaterial verwenden sollte, hielt er sie zurück. Erst viele Jahre später, nachdem das Werk zwischenzeitlich in seinem Archiv verschwunden war, stellte er es der Öffentlichkeit vor.

Stockhausens eigentliche Reise in die Welt der elektronischen Musik begann ebenfalls 1952, als er im Kölner Studio für Elektronische Musik arbeitete. Hier entstanden die beiden Studien für Elektronische Musik, die den Grundstein für eine neue musikalische Ära legten, in der der Komponist alle Parameter der Musik vollständig kontrollieren konnte. Doch anstatt diesen rein elektronischen Weg konsequent weiterzuverfolgen, begann sich Stockhausen für die Einbeziehung realer Klänge und Interpretationen zu interessieren. Diese Entwicklung fand ihren Ausdruck in Werken wie Gesang der Jünglinge (1955/56), in dem er Aufnahmen einer menschlichen Stimme mit elektronisch erzeugten Klängen kombinierte und seriell organisierte.

In den 1960er Jahren wandelte sich Stockhausens Ansatz weiter. Die starre Struktur der vorproduzierten elektronischen Musik wurde durch die Möglichkeiten der Live-Elektronik aufgelockert. Kompositionen wie Mikrophonie I und Mixtur integrierten die Echtzeit-Verfremdung von Instrumentalklängen, wobei die Personen, die die Klangregler bedienten, zu aktiven Interpreten der Werke wurden. Die Live-Elektronik spielte in dieser Phase eine zentrale Rolle in Stockhausens Schaffen, da sie eine neue Dimension der Interaktion zwischen Mensch und Maschine ermöglichte.

Werke von Karlheinz Stockhausen

  • Kreuzspiel Nr. 1⁄7 für 6 Instrumente, 1951. Stockhausens erstes serielles Werk.
  • Kontra-Punkte Nr. 1 für 10 Instrumente, 1952/53. Stockhausens erste gedruckte Komposition.
  • Klavierstücke I–IV. Nr. 2, 1952. Entstehung der Gruppenform.
  • Studien I/II Nr. 3, 1952–1953. Elektronische Musik.
  • Klavierstücke V–X Nr. 4, 1954. Variable Form.
  • Zeitmaße Nr. 5 für 5 Holzbläser, 1955–1956. Variable Form, Zeitorganisation.
  • Gruppen Nr. 6 für 3 Orchestergruppen, 1955–1957. Raummusik, Gruppenform, Zeitorganisation – eines seiner bekanntesten Werke dieser Zeit.
  • Klavierstück XI Nr. 7, 1956. Vieldeutige Form, Aleatorik.
  • Gesang der Jünglinge Nr. 8, 1955–1956. Elektronische Musik, Religiöser Text, Raummusik, Momentform – wahrscheinlich sein bekanntestes Werk.
  • Zyklus Nr. 9 für einen Schlagzeuger, 1959. Eines der frühesten Schlagzeugsolostücke in der Neuen Musik.
  • Refrain Nr. 11 für Klavier, Vibraphon und Celesta, 1959/68. Variable Form.
  • Kontakte Nr. 12 Elektronische Komposition oder für Klavier, Schlagzeug und Tonband, 1958–1960. Zwei Versionen: Tonband allein oder Verbindung elektronischer Klänge mit Instrumentalklängen.
  • Momente Nr. 13 für Sopran, Chor und 13 Instrumente, 1962–1969/1972 Europa-Version/1998, Momentform.[47]
  • Plus-Minus Nr. 14, 1963. Konzeptkomposition; Graphik mit Anweisungen, die für eine Aufführung ausgearbeitet werden muss.
  • Mikrophonie I Nr. 15 für Tamtam und Live-Elektronik (6 Ausführende), 1964.
  • Solo Nr. 19 für ein Melodieinstrument und Live-Elektronik, 1966. Prozesskomposition eines Solisten im Dialog mit sich selbst.
  • Hymnen Nr. 22, elektronische Musik mit oder ohne 4 Solisten und/oder Orchester, 1966–1967/69. Elektronisches Monumentalwerk mit Fremdmaterial (Nationalhymnen), politische Thematik.
  • Stimmung Nr. 24 für 6 Sänger, 1968. Obertonmusik.
  • Kurzwellen Nr. 25 für drei Spieler und Live-Elektronik, 1968. Prozesskomposition mit Radiogeräten.
  • Aus den Sieben Tagen Nr. 26 für beliebiges Instrumentarium, 1968. Intuitive Musik, Textkomposition.
  • Mantra Nr. 32 für zwei Pianisten und Live-Elektronik, 1970. Die erste Formelkomposition.
  • Inori Nr. 38 für zwei Darsteller und Orchester, 1973. Gebetsgesten, didaktische Präsentation der Formel, differenzierte Behandlung der Lautstärkegrade.
  • Tierkreis Nr. 41 1⁄2 – 12 Melodien der Sternzeichen, 1974–1975. Typisch für seinen Stil der 1970er Jahre; Werke aus dem Zyklus werden häufig aufgeführt, mannigfaltige Ausarbeitungen.
  • Sirius Nr. 43 Elektronische Musik mit/ohne Instrumentalisten, 1975–1977. Multiformale Musik, erster Einsatz von Synthesizer und Sequenzer.
  • Michaels Reise um die Erde vom Donnerstag aus Licht Nr. 48 für Trompete und Ensemble, 1977–1978. Die Fernsehproduktion des WDR ist im Internet vorhanden.
  • Licht, Die sieben Tage der Woche, Oper, komponiert 1977–2003.
  • Luzifers Traum – Klavierstück XIII vom Samstag aus Licht Nr. 51, 1981.
  • Synthi-Fou – Klavierstück XV aus Dienstags-Abschied vom Dienstag aus Licht Nr. 61 2⁄3, 1990–1991. Synthesizer auf der Bühne.
  • Helikopter-Streichquartett vom Mittwoch aus Licht Nr. 69 für Streichquartett, Hubschrauber und Live-Elektronik, 1992–1993. Die vier Streicher des Quartetts sind separat in vier Hubschraubern.
  • Hoch-Zeiten vom Sonntag aus Licht Nr. 79 für Chor und Orchester, 2001–2002.
  • Klang Nr. 81–101 für Solis oder Ensembles mit/ohne Elektronik, 2004–2007, unvollendet.