Nicole Moudaber

Nicole Moudaber, DJ

Inhaltsverzeichnis

Nicole Moudaber: Dunkle Beats und melodisches Gespür

Die libanesisch-britische DJane und Produzentin Nicole Moudaber hat sich vom Underground-Promoter in Beirut und London zu einer weltweit anerkannten Größe in der elektronischen Musikszene entwickelt. Mit ihrem Debütalbum Believe, dem eigenen Label MOOD Records und einer wöchentlich ausgestrahlten Radioshow hat sie ihre Vision von dunkler, pulsierender Rhythmik und emotionaler Tiefe durchgesetzt. Ihr Stil verbindet perkussive Energie mit melodischem Gespür, ihre Kollaborationen reichen von Rock-Vokalistinnen bis zu Techno-Legenden. Dabei bleibt sie stets eigenständig, erweitert Genregrenzen und baut aktiv an einer Community, in der Musik nicht nur Sound, sondern Haltung ist.

Musikalische Herkunft und prägende Einflüsse

Nicole Moudaber wurde am 19. Januar 1977 in Ibadan, Nigeria, in eine libanesischstämmige Familie hineingeboren. Sie wuchs in einem von Migration, kultureller Durchmischung und politischen Spannungen geprägten Umfeld auf. In den 1990er Jahren organisierte sie in Beirut Clubnächte in einer damals kaum erschlossenen Szene. Für eine Veranstaltung wurde sie sogar kurzzeitig in Haft genommen. Diese frühen Schritte als Party-Promoterin sind keineswegs ein Nebenschauplatz:

Sie legten den Grundstein für ihr Gespür dafür, wie man Räume auflädt und eine Community formt – Erfahrungen, die sich später in ihren DJ-Sets und Produktionen manifestierten. Ihre Umzüge nach London und Ibiza brachten sie mit der internationalen Clubkultur, House und Techno in Berührung. Sie nennt keine einzelnen Vorbilder, aber der Einfluss der Detroit- und Berliner Techno-Ästhetik, gepaart mit einem weltreisenden Club-Background und einer Haltung, die Freiheit, Rhythmus und Gemeinschaft wertschätzt, ist offensichtlich.

Das Ergebnis ist keine 08/15-Clubmusik, sondern eine starke, musikalisch reflektierte Ausrichtung. Rhythmus und Tiefe, Emotion und Körperlichkeit – das sind die Werte, die sich durch ihre Werke ziehen.

Künstlerische Entwicklung und zentrale Meilensteine

Der Schritt von der Event-Promoterin zur Produzentin und DJane kam vergleichsweise spät – und doch konsequent. Ihre ersten Produktionen erschienen in den Jahren 2007–2010, unter anderem auf den Labels Azuli und Leena Music. Ein entscheidender Impuls war ihre Unterzeichnung bei Intec Digital (Label von Carl Cox) im Jahr 2009. Cox selbst bezeichnete sie als eine der unterschätztesten DJs der Szene.

2013 markiert einen wirklichen Durchbruch: Auf dem Label Drumcode erschien ihr Debütalbum Believe, das ihren Stil erstmals in längerer Form präsentierte. Im selben Jahr gründete sie ihr eigenes Label Mood Records mit dem Titeltrack In the Mood – fortan agierte sie nicht nur als Künstlerin, sondern auch als Kuratorin und Unternehmerin.

2015 folgte eine bemerkenswerte Kollaboration mit Skin (Frontfrau von Skunk Anansie) auf der EP Breed, die zeigte, dass Moodaber über technoide Clubpfade hinausgeht. Parallel dazu entstand das Event-Format „MoodRAW“ (Warehouse-Tour) und später „MoodZONE“ (Festivalbühnen), mit dem sie ihre Marke global ausdehnte.

Im Laufe der Jahre gewann ihre Radioshow „In the MOOD“ eine riesige Reichweite – sie wird in über 50 Ländern ausgestrahlt und hat Millionen Zuhörerinnen und Zuhörer. Diese Tiefe und Breite in Produktion, Performance und Plattform macht sie zu einer der prägenden Persönlichkeiten im Techno-Kosmos.

Stilistische Ausrichtungen, Genregrenzen und bewusste Erweiterungen

Musikalisch bewegt sich Moudaber an der Kreuzung von Techno, Tech House und House-Elementen – doch diese Etiketten greifen zu kurz. Ihre Produktionen und Sets zeichnen sich durch eine perkussive Motorik, eine oftmals dunkle Grundstimmung und ein gleichzeitig melodisches Gespür aus. So schreibt DJ Mag etwa: „I don’t follow trends … I just do it from the heart.“ Die Tracks ihrer Anfangszeit waren oft kürzer und clubtauglicher, doch im Laufe der Jahre verlagerten sich Form, Struktur und Tiefgang: längere Arrangements, dramatische Spannungsbögen und eine Balance zwischen Energie und Atmosphäre. Ein Beispiel dafür: Nummern wie „I Know Where I’ve Been” oder „Lumière Tamisée” zeigen eine stärkere Melodieführung und introspektive Momente.

Doch Moudaber bleibt keine Traditionalistin: Ihre Kollaboration mit Skin, Remixe für Moby, Einflüsse aus House/Deep-Tech oder gar Dub-Elemente belegen, dass sie bewusst Grenzen aufbricht. In ihren Live-Sets kommen diese Elemente zusammen. Sie erzählt Geschichten mit Klang – vom frühen Aufbau über perkussive Fahrt bis zu ekstatischen Drops oder hypnotischen Grooves. Ihre Musik ist gleichermaßen körperlich wie emotional, clubtauglich wie bewusst.

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Mehr Informationen

Label-Zugehörigkeiten, Live-Umsetzungen, besondere Kollaborationen und Festivals

Die Label-Historie von Moudaber zeigt ein breites Spektrum: Neben ihren frühen Veröffentlichungen auf Azuli und Leena Music gehörten wichtige Stationen Intec Digital (Carl Cox) und Drumcode. Mit der Gründung von Mood Records im Jahr 2013 übernahm sie die Rolle der Kuratorin. Über das Label wurden nicht nur ihre eigenen Veröffentlichungen, sondern auch die von Künstlern wie Carlo Lio, Marino Canal und Pan-Pot veröffentlicht.

Live tritt Moudaber weltweit auf: Clubs wie DC10 (Ibiza) und Fabric (London) sowie Festivals wie Electric Daisy Carnival, Day Trip, Tomorrowland und Movement Detroit stehen im Tourkalender. Ihre „MoodZONE“-Bühne auf dem EDC-Festival bzw. Survival in Las Vegas zeigt ihren Einfluss, der über Clubnächte hinausreicht.

Bei den Kollaborationen stapelt sich das Who’s Who: Carl Cox, Jamie Jones, Ida Engberg, Moby, Skin – und Remixes von Alcatraz’ „Give Me Luv“, die auf Beatport ganz oben landeten. Diese Partnerschaften zeigen nicht nur die Breite ihrer Relevanz, sondern auch ihre Fähigkeit, Brücken zwischen Subgenres und zwischen Club- und Popmusik zu schlagen, ohne ihren Underground-Kern zu verlieren.

Zusammenarbeit mit anderen Künstlern

Kooperationen sind für Moudaber kein Beiwerk, sondern integraler Bestandteil ihres kreativen Selbstverständnisses. Ihre EP Breed mit Skin etwa verbindet Rock-Attitüde mit Techno-Ästhetik – ein Statement gegen Genre-Schubladen. Tracks wie Pepper Shake (mit Jamie Jones) zeigen ihre empathische Seite für House und Day-Party-Vibes und bilden einen Kontrast zur nächtlichen Techno-Härte. Darüber hinaus ist die Freundschaft und musikalische Verbindung mit Mentorfigur Carl Cox zentral: Er war ein früher Unterstützer, der ihnen den Weg in die Szene öffnete.

Und bei Moods Label-Veröffentlichungen wird der Blick immer weiter geöffnet. Der Fokus liegt nicht nur auf etablierten Namen, sondern auch auf Nachwuchstalenten – eine Möglichkeit, ihr Erbe weiterzugeben und Bewegung zu schaffen. In der Summe kollaboriert Moudaber nicht aus Marketinggedanken, sondern aus musikalischem Antrieb, aus Neugierde, Respekt und der Lust auf Klang und Raum.