Nina Lizell

Nina Lizell

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Nina Lizell steht für die Spätsiebziger-Schlagertradition mit internationalem Charme.

Nina Lizell ist kein Pop-Phänomen von gestern, sondern eine konsequente Kulturschaffende. Sie verwebt Spätsiebziger-Schlagertradition mit internationalem Charme und lebt ihre Biografie als musikhistorisches Statement. Ihr Werdegang – vom Talentwettbewerb über Schlagermassenhits zur mehrsprachigen Brückenbauerin und die späten Comebacks – zeigt, wie Substanz im Genre Schlager entsteht: aus persönlichem Willen, künstlerischer Offenheit und der Stimme einer Frau, die nie stehen blieb, solange sie singen konnte.

Musikalische Herkunft und prägende Einflüsse

Nina Lizell wurde am 1. September 1944 in Stockholm geboren und wuchs mit dem Klang skandinavischer Volkslieder auf. Nach dem Abitur zog es sie nach London, Paris und Genf, wo sie Fremdsprachen studierte – mit dem Ziel, Stewardess zu werden. Doch ihre Stimme führte sie auf eine andere Reise. Noch während ihres Studiums begann sie zu singen – zunächst in Schweden, wo sie schnell populär wurde, dann bald auch international.

1966 nahm sie in Berlin ihre erste Schallplatte „Du gehst vorbei” auf, nachdem sie bei einem Talentwettbewerb entdeckt worden war. Ihren ersten großen Fernsehauftritt hatte sie am 26. August 1967 in der ersten Farbfernsehsendung der ARD, dem „Gala-Abend der Schallplatte“. Schon zu diesem Zeitpunkt war spürbar, dass hier keine Eintagsfliege auf der Bühne stand, sondern eine Künstlerin mit Klangfarbe und Haltung.

Biografie – Stationen einer bewegten Sängerinnenkarriere

1969 belegte Lizell beim „Goldenen Orpheus“ in Bulgarien den vierten Platz, ein Jahr später nahm sie am Deutschen Schlagerwettbewerb in Mainz teil – mit dem augenzwinkernden Titel „Ein kleiner Teufel steckt in dir“. Noch im selben Jahr landete sie mit „Rauchen im Wald ist verboten“ ihren ersten Hit in der DDR, der später in der BRD von Bonnie St. Claire gecovert wurde.

Sie war eine der wenigen Künstlerinnen, die sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR regelmäßig auftraten, beispielsweise in Formaten wie „Ein Kessel Buntes“, „ZDF-Hitparade“, „Zum Blauen Bock“ oder „Deutsche Schlager-Festspiele“. 1973 produzierte das ZDF gemeinsam mit dem Schwedischen Rundfunk eine TV-Show mit ihr: „Tak heißt Dankeschön“. Auch in Schweden hatte sie zeitweise ihre eigene Fernsehshow.

Künstlerische Entwicklung und stilistische Ausweitung

Nina Lizell war nie nur Interpretin, sondern auch Vermittlerin zwischen Klangwelten, Sprachen und Kulturen. Ihre RCA-/AMIGA-Alben aus den frühen 1970er Jahren positionierten sie zwischen massentauglichem Schlager und musikalischem Geschichtenerzählen. Ihre LP „Nina Lizell“ verkaufte sich in der DDR über 1,6 Millionen Mal – ein Rekord für eine ausländische Sängerin. Mit Lee Hazlewood nahm sie das Duett „Vem kan segla förutan vind” auf und erhielt dafür eine Goldene Schallplatte.

Lizell sang auf Schwedisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Dänisch und Norwegisch – ihre Mehrsprachigkeit war Teil ihrer künstlerischen Identität. Sie tourte durch Osteuropa, Kuba und Venezuela und begeisterte auf Galas in Deutschland, der Schweiz, Schweden und den Niederlanden.

Neuanfang, Comebacks und aktuelle Relevanz

Mitte der 1970er Jahre folgte sie ihrem Ehemann, dem isländischen Komponisten Thor Baldursson, nach Los Angeles. Nach ihrer Rückkehr nach Schweden im Jahr 1982 legte sie eine längere Studio-Pause ein, bevor sie 1996 mit neuen Titeln ein Comeback in Deutschland wagte. Ihre Maxi-CDs Sag, ich brauche dich und Mit dir zu leben landeten in den Airplay-Charts.

Anlässlich ihres 70. Geburtstags kehrte sie mit neuen Songs, Fernsehauftritten und dem Mini-Weihnachtsalbum „Jul, jul, strålande jul“ erneut zurück. 2017 feierte sie ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum in der MDR-Show „Musik für Sie“, in der sie auch den Titel „Dankeschön“ vorstellte. 2019 veröffentlichte sie die Single „Wunder gibt es doch” sowie das Jubiläumsalbum zum 75. Geburtstag. Ein Jahr später wurde sie im Rahmen der Sendung „50 Jahre ZDF-Hitparade“ mit dem smago! Award geehrt.

Songs von Nina Lizell

  • 1966 Du gehst vorbei
  • 1967 Ananas
  • 1967 Wenn dich keiner mehr versteht
  • 1967 Du gehst vorbei/Leer sind die Straßen
  • 1967 Jetzt oder nie/ Wer nicht auf die Liebe warten kann
  • 1968 Man nehme/Sonnenschein und Regen
  • 1968 So ist die Welt/Du hast den Zug verpasst
  • 1969 … küssen tu ich lieber
  • 1969 Aller Anfang ist schwer (mit Britt Kersten)
  • 1969 Fahr mit mir Auto
  • 1969 Im Lexikon steht nichts von dir/Graf Bobby
  • 1969 Im Schlaraffenland/Mein erster Kuss
  • 1969 Rauchen im Wald
  • 1969 Typisch Mann/Der rote Lampion
  • 1970 Aber du lachst aus Liebe/Rede nicht immer nur vom Wetter
  • 1970 Das ist das Schöne an Opapa/Du bist keine Träne wert
  • 1970 Ein kleiner Teufel/Der Himmel Nr. 7
  • 1970 Küss, küss, küss/Love ist die Liebe
  • 1971 Nikedom/Er kommt heute Abend zu mir
  • 1972 Aloha-oe/Mama, die wird mir schon verzeih’n
  • 1972 Die Farben meiner Liebe/Sand lag am Meeresstrand
  • 1972 In the middle of the road/Venezuela
  • 1972 Mach doch kein Geheimnis draus/Wenns nur Mädchen gäb
  • 1972 Salto, Salto/Hallo
  • 1972 Tanz mit mir/Es regnet Rosen
  • 1973 Bonjour Tristesse/Lerne mich zu lieben
  • 1973 Der Mann mit dem Panamahut/Das möcht ich noch einmal erleben
  • 1973 Himmel und Erde/Na, was hab ich gesagt
  • 1973 Und am Abend/Ich hab ein Herz für dich
  • 1974 Erinnerung an ihn/Komm’ mein Schatz
  • 1975 Eins, zwei drei/ Ich kann dir nur Liebe geben
  • 1975 Lass mich bitte nicht warten/Miteinander sucht man Träume
  • 1976 Ich wünsch mir ein Kind/Aber dann kam er
  • 1977 Und du willst gehen/Hans, mach die Türe auf
  • 1996 Ich hab´ein Herz voller Liebe
  • 1997 Piri Piri
  • 1999 Mit dir zu leben
  • 1999 Sag‘ ich brauche dich
  • 2000 Du bist die süßeste Versuchung
  • 2000 Trotzdem ist es Liebe
  • 2000 Wenn du mich brauchst
  • 2001 Du hast so ganz nebenbei meine Seele berührt
  • 2002 Ich träum noch manchmal von Dir
  • 2002 Immer wieder
  • 2003 Bel Ami/ Damals als der Regen kam
  • 2003 Du bist mehr für mich
  • 2004 Die Mädchen von San Cristobal
  • 2005 Kannst du mir treu sein
  • 2008 Mindestens haltbar
  • 2009 Schenk mir deine Träume heut’ Nacht
  • 2014 Bleib bei mir, wenn der Sommer gehtr)
  • 2014 Jul, jul, strålande jul (Christmas, Christmas, glorious Christmas / Weihnachten, strahlende Weihnachten)
  • 2015 Ich träum von Korfu
  • 2017 Dankeschön
  • 2019 Wunder gibt es doch

Alben von Nina Lizell

  • 1971 Nina Lizell (RCA)
  • 1971 Tanzparty mit Nina Lizell (Golden 12)
  • 1973 Nina Lizell (Amiga)
  • 1974 Nina Lizell (Cam Scandinavia)
  • 2009 Musik ist mein Leben (Amiga)
  • 2000 Trotzdem ist es Liebe (da -Music)
  • 2001 Meine großen Erfolge (bellaphon)
  • 2002 Äntligen är jag på väg tillbaka! (LMV)
  • 2006 40 år med er / vilken underbara år ! (LMV)
  • 2016 Schlagerlegenden (Cala Millor)
  • 2017 Dankeschön (Jubiläums CD zum 50. Bühnenjubiläum in Deutschland) / (Dos Santos Entertainment)
  • 2019 Jubiläum (Dos Santos Entertainment)