Zupfidiophone

Aktualisiert am: 26/06/2024

Was sind Zupfidiophone?

Zupfidiophone sind eine Gruppe von Musikinstrumenten, die nach der Systematik von Hornbostel-Sachs zu den Idiophonen gehören. Das bedeutet, dass sie durch Zupfen an einseitig befestigten elastischen Plättchen, den sogenannten Zungen, zum Klingen gebracht werden. Diese Instrumente faszinieren durch ihre Klangvielfalt und ihre einzigartige Spielweise. Die Bezeichnung Zupfmusik ist veraltet.

Funktionsweise und Aufbau

Zupfidiophone werden durch das Zupfen an einseitig befestigten Lamellen zum Schwingen gebracht. Diese Lamellen, auch Zungen genannt, bestehen meist aus Metall, Holz oder Bambus und können in verschiedenen Formen und Größen hergestellt werden. Ihre Vielfalt in Material und Form trägt wesentlich zur klanglichen Vielfalt dieser Instrumentengruppe bei.

Einteilung der Zupfidiophone im Überblick

Lamellophone

Lamellophone sind Musikinstrumente mit mehreren Lamellen, die auf einem Brett oder Resonanzkasten befestigt sind, wobei jede Lamelle einen Ton erzeugt. Diese Instrumente wurden in Afrika südlich der Sahara entwickelt und haben sich dort in einer großen Formenvielfalt verbreitet. Durch den transatlantischen Sklavenhandel gelangten afrikanische Musik und Lamellophone nach Südamerika. Außerhalb Afrikas sind mehrzönige Lamellophone traditionell nicht verbreitet.

Bekannte regionale Bauformen sind die mbira dza vadzimu der Shona in Simbabwe, die Kalimba in Malawi und Sambia, die likembe in Kongo und Angola sowie die marimbula in der Karibik. Die Lamellen sind bei den meisten Instrumenten aus Metall, es gibt aber auch zahlreiche Lamellophone mit Lamellen aus dem Blattstiel von Raphiapalmen und Bambus, wie z.B. das timbrh in Kamerun.

Eine interessante Schweizer Erfindung ist die Spieluhr, ein mechanisches Musikinstrument, das ebenfalls zu den Zupfinstrumenten gehört. Hier werden die Zungen über eine rotierende Walze gezupft.

Maultrommeln

Maultrommeln besitzen keinen Resonanzkörper, sondern sind meist nur mit einer Zunge ausgestattet, die in einem Rahmen oder Bügel schwingt. Der Spieler nimmt die Maultrommel in den geöffneten Mund und drückt sie gegen die Zähne oder hält sie mit den Lippen fest, wobei er Form und Größe des Mundraumes verändert, um den Klang zu verstärken und zu modulieren.

Susap ist der Name eines in der Musik Neuguineas weit verbreiteten mundverstärkten Zupfinstruments aus Bambus. Eine Sonderform ist die chinesische Kouxian mit fünf Lamellen, aber ohne Rahmen, die wegen der Schallverstärkung durch die Mundhöhle ebenfalls zu den Maultrommeln gezählt wird.

Klangvielfalt und kulturelle Bedeutung

Der Klang von Zupfinstrumenten kann je nach Material, Form und Größe der Zunge sowie Spieltechnik sehr unterschiedlich sein. Diese Instrumente sind in vielen Kulturen der Welt verbreitet und werden sowohl solistisch als auch im Ensemble eingesetzt. Ihre lange Geschichte, die bis in die Frühzeit der Menschheit zurückreicht, zeugt von ihrer kulturellen Bedeutung und ihrem musikalischen Wert.