Ramona Wulf

Ramona Wulf

Inhaltsverzeichnis

Ramona Wulf – Zwischen Schlager, Soul und Silver Convention

Ramona Wulf, 1954 in Hanau geboren, wurde in den frühen 1970er-Jahren zu einer der markantesten Stimmen des deutschen Schlagers, bevor sie als Mitglied der Silver Convention internationale Disco-Erfolge feierte. Mit einer Natürlichkeit, die in jener Ära selten war, bewegte sie sich zwischen Pop, Soul und Disco. Ihre Karriere erzählt von einer jungen Frau, die aus schwierigen Verhältnissen kam, musikalisch früh reifte und den Spagat zwischen Volksnähe und Weltbühne meisterte. Auch wenn sie sich später aus der Öffentlichkeit zurückzog, bleibt ihre Stimme Teil jener Epoche, in der deutscher Pop international zu glänzen begann.

Musikalische Herkunft und prägende Einflüsse von Ramona Wulf

Ramona, mit bürgerlichem Namen Ramona Kraft, ist die Tochter eines afroamerikanischen US-Soldaten und einer deutschen Mutter. Ihre Kindheit war geprägt von Brüchen und Neuanfängen. Sie wuchs bei Pflegeeltern auf, die ihr musikalisches Talent früh erkannten und ihr privaten Gesangsunterricht ermöglichten. Eine prägende Erinnerung aus dieser Zeit ist ein tragisches Erlebnis: Als sie 1964 in Hanau zur Schule ging, explodierte in ihrer Klasse eine Granatwerferpatrone, die ein Junge mitgebracht und fallen gelassen hatte. Ramona wurde verletzt, überstand den Unfall aber mit zwei Splittern im Knie, die entfernt werden konnten.

Schon früh suchte sie Ausdruck in Musik und auf der Bühne. 1969 wurde sie bei einem Talentwettbewerb in Frankfurt am Main entdeckt – der Startpunkt einer Karriere, die zunächst tief im deutschen Schlager verwurzelt war, sich später jedoch weit darüber hinaus entwickelte. Früh beeinflusst von Soul, Gospel und den Harmonien der Popmusik jener Zeit verband Ramona emotionale Direktheit mit einer Stimme, die Wärme und Stärke ausstrahlte.

Künstlerische Entwicklung und zentrale Meilensteine

Ihr größter Erfolg als Solosängerin kam 1971 mit dem Titel Alles, was wir woll’n auf Erden, der es bis auf Platz 8 der deutschen Charts schaffte. Zwischen 1970 und 1973 war sie regelmäßig in der ZDF-Hitparade zu Gast und wurde mit diesem Song nach Manuela die zweite Frau, die dort einen Sieg errang. Parallel dazu belegte sie bei der Bravo-Otto-Wahl mehrfach vordere Plätze (1971 Platz 5, 1972 Platz 6, 1973 Platz 9) und hatte einen Auftritt mit ihrem Hit in der Filmkomödie Tante Trude aus Buxtehude.

Nach einem letzten Schlagererfolg mit Das weiß der Himmel allein (1973) flaute der kommerzielle Erfolg ab. Mehrere Singles zwischen 1973 und 1975 fanden keine große Resonanz. Doch mit der deutschen Version von Sugar Candy Kisses deutete sich bereits ein stilistischer Wandel an: vom schlagersingenden Teenager zur selbstbewussten jungen Frau, die offener mit Popästhetik und internationalen Klängen spielte. Mit „Käm doch einmal ein Seemann” (1974) platzierte sie sich nochmals in mehreren Rundfunk-Hitparaden, bevor sich ihr künstlerischer Horizont ab 1975 deutlich erweiterte.

Stilistische Ausrichtungen und Genregrenzen von Ramona Wulf

1975 trat Ramona der Formation Silver Convention bei, gemeinsam mit Penny McLean und Linda G. Thompson. Die Gruppe wurde zum Synonym des Munich Sound, jener von Michael Kunze und Sylvester Levay geprägten deutschen Disco-Welle. Mit Welthits wie „Fly, Robin, Fly” und „Get Up and Boogie” gelang ihnen der Sprung an die Spitze der US-Charts – als zweite deutsche Formation nach Bert Kaempfert. Ramona war das einzige ständige Mitglied der Band und prägte deren Klangbild entscheidend mit.

1977 trat Silver Convention mit dem Lied „Telegram” beim Eurovision Song Contest (ESC) für die Bundesrepublik Deutschland an und erreichte Platz 8.
Nach der Auflösung der Gruppe im Jahr 1979 versuchte Ramona erneut, solo Fuß zu fassen. Sie veröffentlichte mehrere Singles und Alben, darunter „Natural Woman” (1977) und „Shake What Yo’ Mama Give Ya” (1980). Besonders ihre Coverversion von „Flashdance – Tanz im Feuer” (1983) fand Beachtung und erreichte Platz 35 der deutschen Airplay-Charts. Auch wenn die ganz großen Erfolge ausblieben, zeigte Ramona Wulf eine bemerkenswerte künstlerische Vielseitigkeit zwischen Schlager, Pop und Disco mit einer Stimme, die sowohl Nähe als auch Energie transportieren konnte.

Label-Zugehörigkeiten, Live-Umsetzungen und Kollaborationen

Ramona veröffentlichte ihre Platten bei Philips und Jupiter Records, häufig in Zusammenarbeit mit den Produzenten Michael Kunze und Sylvester Levay, die den unverwechselbaren Munich Sound formten. Während der Silver-Convention-Zeit war sie Teil eines professionellen Studioprojekts, das orchestrale Disco-Arrangements und Chöre in die Clubs der Welt brachte. Ihre Bühnenpräsenz wurde zunächst durch Fernsehauftritte – etwa in der ZDF-Hitparade – geprägt, später durch internationale Live-Formate mit Silver Convention. Nach den 1980er-Jahren zog sie sich zunehmend aus der Musikszene zurück und konzentrierte sich auf ihr Privatleben.

Zusammenarbeit & Wirkung

Ramona Wulf war nie nur Interpretin, sondern eine Stimme mit Wiedererkennungswert, die die Grenzen zwischen deutschem Schlager und internationalem Disco-Pop verschob. Durch ihre Zusammenarbeit mit Michael Kunze und Sylvester Levay wurde sie Teil der kreativen Szene Münchens, die den deutschen Pop globalisierte. Ihr Wirken steht für eine Generation von Sängerinnen, die sich aus der Schlagerkonvention lösten und dennoch ihre Emotionalität bewahrten – sie schlug eine musikalische Brücke zwischen Publikumsliebling und Trendsetterin.

Aktueller Status und Nachklang

Heute lebt Ramona Wulf mit ihrem Mann und drei Kindern in Berlin, engagiert sich in ihrer örtlichen katholischen Pfarrei und tritt nur noch gelegentlich bei Galas oder in Talkshows auf. 2010 schloss sie erfolgreich eine Ausbildung zur Heilpraktikerin ab. Auch wenn ihre musikalische Karriere längst abgeschlossen ist, bleibt ihr Name eng verbunden mit einer Ära, in der deutscher Pop, Soul und Disco aufeinandertrafen – und eine Sängerin aus Hanau zur Stimme einer musikalischen Zeitenwende wurde.

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Mehr Informationen
Ramona Wulf – Alles was wir woll’n auf Erden

Alben von Ramona Wulf

  • 1971 Alles was wir woll’n auf Erden
  • 1973 Ihre großen Erfolge
  • 1977 Natural Woman
  • 1978 Parlez-moi d´amour
  • 1980 Shake What Yo’ Mama Give Ya
  • 1986 Strip to the Heart
  • 1988 Mood to Mood