Nina Simone

Nina Simone

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Biografie von Nina Simone – „High Priestess of Soul und die Stimme des Widerstands

Nina Simone, geboren als Eunice Kathleen Waymon am 21. Februar 1933 in Tryon, North Carolina, war eine der einflussreichsten Musikerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Karriere umfasste Jazz, Blues, Gospel, Soul, Klassik und Pop – doch sie war weit mehr als nur eine Sängerin. Simone war eine leidenschaftliche Pianistin, Komponistin und eine kompromisslose Bürgerrechtsaktivistin, deren Musik bis heute nachhallt.

Als sechstes von acht Kindern einer methodistischen Predigerin und eines vielseitig beschäftigten Vaters zeigte Eunice früh musikalisches Talent. Bereits im Alter von vier Jahren begann sie mit dem Klavierspielen – ein Jahr später gab sie mit zwölf Jahren ihr erstes klassisches Konzert. Ein prägendes Erlebnis war, als ihre Eltern bei diesem Konzert wegen der Rassentrennung ihre Plätze räumen mussten – ein Moment, der ihre spätere politische Haltung maßgeblich beeinflusste.

Ihr Musiklehrer erkannte früh ihr außergewöhnliches Talent und rief den „Eunice Waymon Fund“ ins Leben, um ihr eine musikalische Ausbildung zu ermöglichen. So konnte sie ein Studium an der renommierten Juilliard School of Music in New York aufnehmen. Doch wegen fehlender Spendengelder musste sie ihr Studium abbrechen, bevor sie ihren Traum, klassische Konzertpianistin zu werden, verwirklichen konnte. „Ich war arm und schwarz“, erzählte sie später. „Also musste ich meinen Lebensunterhalt mit Auftritten in Nachtclubs bestreiten.“

Ihr erster Job führte sie in ein Irish Pub in New Jersey, wo sie Klavier spielte und zum ersten Mal auch sang – ein Schlüsselmoment auf dem Weg ins Showbusiness. Ab 1954 nannte sie sich Nina Simone: „Nina“ – das spanische Wort für „kleines Mädchen“ – und „Simone“ nach ihrer Lieblingsschauspielerin Simone Signoret.

1957 nahm sie ihre ersten Songs auf – gemeinsam mit Bassist Jimmy Bond und Schlagzeuger Al „Tootie“ Heath für das Label Bethlehem Records. Bereits 1958 landete sie mit ihrer gefühlvollen Interpretation von George Gershwins „I Loves You, Porgy“ einen riesigen Hit, der sich über eine Million Mal verkaufte und die Top 20 der Rhythm’n’Blues-Charts erreichte. Der Erfolg des Livealbums „Nina Simone At Town Hall“ machte sie endgültig über Nacht berühmt. Ironischerweise profitierte sie selbst kaum davon: Vertragsfallen und unfaire Geschäftspraktiken raubten ihr die Früchte ihres frühen Erfolges.

Einen Wendepunkt markierte 1963 der Wechsel zu Philips Records. In nur drei Jahren veröffentlichte sie sieben bahnbrechende Alben, darunter „Nina Simone In Concert“, „Broadway-Blues-Ballads“, „Pastel Blues“ und „High Priestess Of Soul“ – letzteres gab ihr auch den bis heute legendären Spitznamen „High Priestess of Soul“. Songs wie „My Baby Just Cares For Me“, „The House of the Rising Sun“ und „I Put A Spell On You“ machten sie weltweit berühmt.

Gleichzeitig wurde ihr politisches Engagement immer deutlicher: Mit Songs wie „Mississippi Goddam!“ – geschrieben als Antwort auf das Bombenattentat auf vier schwarze Kinder in Alabama –, „To Be Young, Gifted and Black“ und „Old Jim Crow“ gab sie der Bürgerrechtsbewegung eine unverwechselbare Stimme. Auch ihr Song „Four Women“, der das Schicksal schwarzer Frauen thematisierte, wurde kontrovers diskutiert und sogar von mehreren Radiosendern boykottiert.

Simone war dabei nie eine bloße Begleiterin der Bewegung – sie war eine Kämpferin, die selbst politisches Risiko in Kauf nahm. Ihre Musik war keine bloße Unterhaltung, sondern eine Waffe gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Dabei machte sie sich nicht nur Freunde: Schwierigkeiten mit Plattenfirmen und Steuerbehörden, die sie als rassistisch motiviert empfand, häuften sich.

1974, desillusioniert und verbittert über die Zustände in den USA, verließ sie ihr Heimatland: „Wie könnte ich, eine Schwarze, in den USA glücklich sein?“ Ihre Flucht führte sie um den halben Globus – Stationen waren unter anderem Liberia, Barbados, die Schweiz, Frankreich, Belgien, England und Holland. Ihre Exil-Erfahrungen verarbeitete sie 1982 in dem Album „Fodder On My Wings“. Besonders in Europa, etwa im legendären Ronnie Scott’s Jazz Club in London, fand sie eine neue künstlerische Heimat. Dort entstand 1987 auch ein gefeiertes Livealbum.

1989 übernahm sie im Musical „The Iron Man“ von Pete Townshend die Rolle eines riesigen Drachens – eine temperamentvolle Parallele zu ihrer eigenen Persönlichkeit. Ihr aufbrausendes Temperament zeigte sich auch privat: 1995 schoss sie mit einer Druckluftpistole auf ein Nachbarskind und später auch auf einen Plattenfirmenmanager, den sie des Betrugs verdächtigte.

1992 veröffentlichte sie ihre Autobiografie „I Put A Spell On You“ (deutsch: „Meine schwarze Seele“) und erhielt 1999 den „Lifetime Achievement Music Award“ in Dublin. Trotz aller Skandale blieb sie eine gefeierte Künstlerin und trat bis ins hohe Alter auf renommierten Festivals wie dem Thessalonica Jazz Festival und dem Guinness Blues Festival auf.

Am 21. April 2003 starb Nina Simone im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung in ihrem Haus bei Marseille. Ihr bewegtes Leben endete leise – ein Kontrast zu der intensiven Leidenschaft, die sie Zeit ihres Lebens in ihre Musik gelegt hatte. Ihre Tochter Lisa Celeste, die unter dem Künstlernamen „Simone“ auftritt, führt ihr musikalisches Erbe am Broadway weiter.

Ihr Einfluss aber bleibt unvergänglich: Künstler wie David Bowie, Jeff Buckley, Feist, Mary J. Blige und viele andere haben ihre Songs gecovert oder gesamplet. Meshell Ndegeocello widmete ihr 2012 ein ganzes Tribute-Album, und 2014 ehrten internationale Stars auf „Round Nina: A Tribute To Nina Simone“ ihr Werk. Das 2016 erschienene Biopic „Nina“ sorgte zwar wegen der Besetzung der Hauptrolle für Kontroversen, unterstrich aber dennoch, wie stark Nina Simones Vermächtnis auch im neuen Jahrtausend weiterlebt.

Singles von Nina Simone

  • 1959 I Loves You, Porgy
  • 1959 My Baby Just Cares for Me
  • 1962 I Got It Bad And That Ain’t Good
  • 1964 Don’t Let Me Be Misunderstood
  • 1964 Mississippi Goddam
  • 1965 Feeling Good
  • 1965 I Put a Spell on You
  • 1965 Sinnerman
  • 1967 I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free
  • 1969 To Be Young, Gifted and Black
  • 1971 Here Comes The Sun
  • 1978 Baltimore

Studioalben von Nina Simone

  • 1959 Little Girl Blue
  • 1959 The Amazing Nina Simone
  • 1959 Nina Simone at Town Hall (Live-Album)
  • 1060 Nina Simone at Newport (Live-Album)
  • 1961 Forbidden Fruit (Live-Album)
  • 1962 Nina at the Village Gate (Live-Album)
  • 1962 Nina Simone Sings Ellington
  • 1963 Nina Simone at Carnegie Hall
  • 1964 Folksy Nina (Live-Album)
  • 1964 Nina Simone in Concert(Live-Album)
  • 1964 Broadway-Blues-Ballads (Live-Album)
  • 1965 I Put a Spell on You (Live-Album)
  • 1965 Pastel Blues
  • 1966 Let it All Out (Studio und Live-Album)
  • 1966 Wild Is the Wind
  • 1967 Silk & Soul
  • 1967 High Priestess of Soul
  • 1967 Nina Simone Sings the Blues
  • 1969 ’Nuff Said!
  • 1969 Nina Simone and Piano
  • 1969 To Love Somebody
  • 1970 Black Gold (Live-Album)
  • 1971 Here Comes the Sun
  • 1972 Emergency Ward (Studio und Live-Album)
  • 1974 It Is Finished (Live-Album)
  • 1978 Baltimore
  • 1982 Fodder on My Wings
  • 1985 Nina’s Back
  • 1985 Live & Kickin (Live-Album)
  • 1987 Let It Be Me (Live-Album)
  • 1987 Live at Ronnie Scott’s (Live-Album)
  • 1993 A Single Woman